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Montag Nr IW 8. Fulius 18ä4 SM Dcutfche Allgemein« Zeitung. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» N-berbltck. Deutschland. kvom Main. Die Beratungen über Spaniens Zukunft. — München. Die italienischen Verschwörungen- -----München. Nach richten aue Ingolstadt und aus Athen- Karlsruhe. Die zweite Kammer über die Gehalte der BolkSschullehrer.— Excesse in Heidelberg. — Die braunschweigische Lotterie. Frentzen. 8 Kerlin. Hr. v. Patcw. Das Briefgeheimniß in Frankreich. Die Großfürstin Alexandra. Staatsrath Faber. Prinz Waldemar. Der König. ** Vertin. ^Verordnungen in Betreff der Maßregeln gegen den Pauperismus. — Eine Potsdamer Geschichte. Deflerreich. -f Wien. Die entwichenen Marineoffiziere. Der Konsul in Serbien. Die Albanesen- k Wien- Hr- v. Holbein. Hr. Deinhardstein. Hr. v. Czapka. Spanien. * Paris- Die Gerüchte. Carlistische Geistliche. «rotzdritannien. ve. Wolff. Ostindien. Frankreich. Deputirtenkammer: Der Dotationsartikel, -f Paris. Der Ausgang der italienischen Flüchtlinge. Haiti. Handstreich gegen LabaSco- * Havre. Der Proceß Donon-Cadot. Weigien. Anwerbungen für Marokko. lFtatien. -HÄom. Der König von Baiern. Die preußische Gesandtschaftß- kapelle- — Schicksal der Expedition des jungen Italiens. Griechenland. s-Äthen. Verordnungen. Rundschreiben an die Bezirks gouverneure. Nordamerika. * Neuyork. Der Lractat mit dem Zollverein. Konsul Mark. Die Präsidentenwahl. — Die Lejasfrage. Personalnachrichten. -Kandel und Industrie. "Aus Preussen. Das Gesetz in Bezug des Suchens von Waarenbestellungen. * Aachen. Der Verkehr der Rheinischen Eisenbahn. *Konn. Die Bonn-Kölner Eisenbahn. * Presburg. Die Ungarische Centraleisenbahn. * Weimar. Actienspeculationen- s Leipzig. Die Lufteisenbahn- — Bmndschädenversicherungcn in Kaden. — Weinsteuer. Der Eisenzoll — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris. Deputirtenkammer. Ankündigungen. Deutschland. Main, 3. Jul. Mit den mannichfachen Muthmaßungen, welche in öffentlichen Blättern über die Motive verlauten, die der Beru fung sämmtlicher Mitglieder des spanischen Cabinets nach Barcelona zum Grunde liegen möchten, stimmen privatbriefliche Mitthcilungen, die man hier aus Paris von gewöhnlich wohlunterrichteter Seite erhalten hat, nicht überein. Sic bezeichnen als hauptsächlichen Gegenstand der Confc- renz der Minister in Barcelona diejenigen Provositioncn, welche jüngst von Seiten des Gefangenen von Bourges dem Lord Aberdeen durch offi- ciöse Vermittelung einer toryistischen Notabilität Übermacht worden, und die auf eine Ausgleichung der Ansprüche deS Jnfanten Don Carlos mit tels einer Vermählung des ältesten Sohnes desselben, des Prinzen von Asturien, mit Isabella II. gerichtet sind. Wie es heißt, beobachtet der britische Botschafter, der dem Hofe nach der Hauptstadt Cataloniens ge folgt ist(?), bei den diesfälligen Verhandlungen des spanischen Cabinets eine durchaus neutrale Haltung, während der Repräsentant Frankreichs, Graf Bresson, eine besondere Theilnahme bethätigt. Es würde allein schon die ser Umstand genügen, um alle Zweifel hinsichtlich des Ausgangs zu He ven , welchen jene Frage bei den Berathungen des spanischen Cabinets er halten dürfte. Das von Don Carlos in Anregung gebrachte Vermäh- lungsproject und vornehmlich die Bedingungen, in welche dasselbe einge kleidet ist, und durch deren Annahme die ganze, durch den vieljährigen, blutigen Successionskrieg ins Dasein gerufene politische Gestaltung des spanischen Königreichs wieder in Frage kommen würde, haben, wie man versichert, weder in Paris noch an dem spanischen Hof einen Anklang ge sunden, welcher selbst in dem Falle wesentlicher Modifikationen der ge machten Anträge irgend Erfolg verspräche, auf den überhaupt schon aus dem Grunde wenig gerechnet werden M können scheint, weil man in dem Vcrgleichsversuche des Hofes von Bourges nunmehr ein eignes fac- tischeS Emgeständniß desselben sehen zu dürfen glaubt, daß es ihm an allen anderweitigen Mitteln zur Geltendmachung seiner Ansprüche fortan gänzlich gebricht. Zudem kann selbst die anscheinend neutrale Haltung, welche das Cabinct von St. James in Bezug aus die erwähnten Propo sitionen des Don Carlos anzunehmen für passend erachtet hat, die Ansicht nicht beseitigen, daß ein Eingehen auf dieselben dem englischen Interesse gute Früchte tragen würde. Die Konferenz der Minister in Barcelona dürfte demnach das jedenfalls wichtige Ergebniß haben, daß die Vermäh- lungSfrage klarer gestellt und die definitive Beseitigung einer Candidatur, welche mit der öffentlichen Meinung in Spanien so wenig im Einklänge steht, wesentlich zur Beruhigung und Aussöhnung der Gemüther beitragen wird, die seither schon in dem bloßen Bestehen grade dieses Projects einen Anhaltepunkt zu ernsten Besorgnissen für die Zukunft und zu einem ängstlichen Hinblick auf die Dispositionen der gegenwärtigen Gewalthaber fanden. - - München, 2. Jul. Während noch immer nur Gerüchte über die eigentlichen Absichten und die etwa erlangten ersten Erfolge der von Korfu nach der süditalienischen Küste abgcaangencn italienischen Flücht linge verlauten, hat man hier durch Briefe aus den adriatischen See städten die bestimmtesten Angaben über neue im Kirchenstaate stattgefun dene Verhaftungen. Ausdrücklich wird zugefügt, daß sich diese Verhaf tungen von Personen aus den gebildeten Ständen nicht auf die meuteri schen Vorgänge im verwichcncn Jahre beziehen und also etwa als nach trägliche Strafmaßrcgcln betrachtet werden müssen, sondern daß sie durch die Entdeckung neu beabsichtigter Attentate gegen die öffentliche Ord nung veranlaßt worden sind. Constatircn diese Verhaftungen auf der ei nen Seite die gegebene Nothwcndigkeit für die päpstliche Regierung, sich Derer zu erwehren, welche sich gedrungen fühlen, gegen sic zu conspiriren, so kann man sich kaum des Wünsches enthalten, es möchte dieselbe Re gierung auch auf der andern Seite thatsächlich den Beweis liefern, daß es ihr wirklich seit Jahren und bis auf die neueste Zeit Ernst gewesen ist, dem Geiste der Unruhe und Auflehnung gegen sie nicht blos durch rächende Strenge, sondern auch durch öffentliche Fortschritte zum Bessern in den verschiedenen VerwaltungSzwcigen entgegenzutreten. Eine, freilich gc- g'kN den Willen der Regierung, aber doch trotz aller polizeilichen Wach samkeit in sehr zahlreichen Exemplaren verbreitete, angeblich von Malta herstammende Flugschrift hat den Zweck, die Bewohner deS Kirchenstaats zu überreden, eben jener Ernst sei keineswegs bis jetzt wahrzunehmen ge wesen, vielmehr in Allem Alles beim Alten geblieben. Die Schrift ent hält übrigens dem Vernehmen nach etwas Neues nicht, selbst in der dringenden Mahnung an die sämmtlichcn italienischen Fürsten nicht, aus allen Nationen der Halbinsel eine einzige zu biiben, einig und stark nicht durch Unterwerfung unter eine einzige Regierung, sondern dukch Gründung eines Staatcnbundcs, welcher die Eifersucht banne und die Binnengrenzen möglichst verschwinden mache. Statt dieser (seit 1816 oft angeregten) einzigen Rettungsmaßregel zu huldigen und zu deren Ver wirklichung wenigstens vorbereitende Schritte zu thun, hätten sich die ver schiedenen italienischen Regierungen aber bis jetzt nur unter einander zu einigen und zu verständigen gewußt, wenn es gegolten habe, politische Flüchtlinge gemeinsam zu verfolgen oder etwanige, sich über mehre Staa ten ausdchnende Spuren von Verschwörungen auszukundschaften. Da dem Verfasser diese italienischen Verschwörungen nichts sind, als vollkom men gerechtfertigte Versuche, dem Volke zur vorenthaltenen Gerechtigkeit zu verhelfen, so wird man es natürlich finden, daß ihm die von den Re gierungen zu Neapel und zu Rom gemeinschaftlich betriebenen Verfol- gungsmaßrcgcln eben so sehr ein tiefschmcrzenvcr Dorn im Auge find als der österreichische Schutzdonncrkcil, welcher den Conspirirendcn im Kirchen staate von der lombardischen Grenze her droht. Immerhin kann man aber nur wieder auf den oben ausgesprochenen Wunsch zurückkommcn, eS möch ten die beunruhigten italienischen Regierungen endlich mit Ernst anfangcn, der Revolution reformirend entgegenzutrctcn. — München, 3. Jul. Seit diesem Morgen trägt man sich hier allgemein mit höchst Küstern Gerüchten aus Ingolstadt. Es soll die Nachricht von einer dort entstandenen Feuersbrunst durch einen Expressen cingcgangen sein. Wenn sich das Unglück wirklich zugetragen, woran ich bei der Unbestimmtheit der Angaben noch zweifle, dann soll hoffentlich Alles, was man sonst bezüglich der Veranlassung desselben vernimmt, ent weder ganz unbegründet oder doch übertrieben sein. Die Dinge lauten ganz griechisch: erst revoltiren und dann durch immer größern Frevel eine Amne stie ertrotzen! Bis diesen Abend werden wir wol das Nähere erfahren. Daß die Spannung, mit welcher man einer Aufklärung entgegensieht, keine geringe ist, lässt sich denken. — Gestern aus Athen hierher ge langte Briefe lauten nicht ganz so traurig, wie man den ihnen voraus- gceilten Gerüchten nach befurchten mußte, aber immer noch übel genug. Die Ankunft Theodor Grivaö' im Piräus wird übereinstimmend dem Einflüsse der HH. Piscatory und Lyons beigemessen, auf deren Thätiqkeit wiederum die dringenden Mahnungen Sir Stratford Canning's von Konstan tinopel aus und des türkischen Gesandten in Äthen cingewirkt haben sol len. Wahrscheinlich wird diese Angabe allerdings auch dadurch, daß GrivaS, nachdem Maurokordalos die ihlN zugesichcrte Verzeihung nicht in Erfüllung bringen wollte, vor dessen Rache sicher gestellt, das heißt auf ein französisches Kriegsschiff gebracht worden ist. Nach einer einzel nen brieflichen Angabe wäre er nicht auf ein Schiff gebracht, sondern nach Syra überaefuhrt und dort unter den speciellen Schutz des franzö sischen Konsuls Rougous gestellt worden, desselben Konsuls, dessen innige Beziehungen zu Kolettis früher oft erwähnt worden sind. In den gleich zeitig eingetrosscncn griechischen Zeitungen sieht man sich vergeblich nach Aufklärungen um.