Volltext Seite (XML)
Adorker Wochenblatt. Mittheil« «gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Botengekegenhcit» 2S Ngr. Io. Mittwoch, den 9. April 1851, Tagesgeschichte. Den „Hamb. Nachr." schreibt man aus Dresden vom 1. April: Mil dem heutigen Tage kann man die hiesigen Conferenzen zur Feststellung einer Verfas sung für Deutschland in diesem Sinne als vollstän dig gescheitert betrachten. Von Seiten Preußens hat man die Hoffnung aufgegeben, hier etwas Neues entstehen zu sehen. Graf Alvenslebcn hat es dieser Tage den Bevollmächtigten in unofficieller Weise an- gedeutet, daß Preußen sich dahin entschieden habe, nun mehr den alten Bundestag in seiner ursprünglichen Ferm wieder zusammcntrctcn zu lassen. Lu diesem Zweck hat die preußische Negierung unterm 27. v. M. «in Circuiarschreiben an sammtliche ihr verbündete Re» gierungcn erlassen, worin sie dieselben zur sofortigen Ernennung eines Bundestagsgesandtcn auffordert, der sich schon in der nächsten Zeit an den Sitz des ehe maligen, jetzt wiedererstandenen Bundestags zu bege ben habe. Die Motive dieser plötzlichen Metamor phose der preußischen Politik werden in der Note da hin entwickelt, daß trotz aller Anstrengungen Preußens, etwas Günstiges bei den Dresdener Conferenzen zu Stande zu bringen, trotz der ernstlichsten Bestrebungen und aufrichtigsten Bemühungen ein Erfolg nicht in Aussicht gestellt werden könne. Obwohl nun die Un terhandlungen noch fvrlgeführl werden sollten, so fle he doch eine Einigung, auf die in Dresden entworfe nen Vorschläge so wie auf andere Plane hin, nicht im Bereich der Wahrscheinlichkeit, da die Hindernisse zu niannichfacher und gewichtiger Natur seien, um sol chen Erwartungen noch länger Raum zu geben. Da nun aber die Verhältnisse drängten und Deutschland nicht noch länger ohne ein Centralorgan sein könne, indem sowohl die äußeren Verhältnisse wie die inner» Angefegeuheiren die schleunige Einsetzung eines solchen als unabweisliche Pflicht und Nothwendigkeil erheisch ten, ein anderer Ausweg aber nicht vorhanden fei, so halte Preußen diesen Weg nicht nur für den geeignet sten, sondern auch als durch die Verhältnisse geboten und für den ersprießlichsten für Deutschland. Die Dresdener Conferenzen sollen ihren ungehemmten Fort gang Haden und das dort gewonnene Material soll bei der Reorganisation deö Bundes in Frankfurt be nutzt werden, so weit solches den Verhältnissen ange« messen und so weil es die Genehmigung der Regier ungen erhalten wird. Dem Vernehmen nach soll «S der Wunsch Preußens sein, daß schon zum 15. d. M. die Bundesversammlung wieder vollzählig sei. Hier ist man der Ansicht, daß zwar noch einige formelle Schwie rigkeiten von Oesterreich und vornämlich von Baiern werden erhoben werden, jedoch lediglich zu dem Zweck, um die Inkonsequenz Preußens recht grell hcrvortreten zu lassen und es so in der öffentlichen Meinung des Auslandes und Inlandes noch mehr zu discred'tiren, andererseits aber auch um Revange zu nehmen für di« frühere Opposition Preußens gegen denselben Antrag Seiten Oesterreichs und seiner Verbündeten. Mit der hiesigen Versammlung wird eS ähnlich gehen wie mit dem Erfurter Parlament, dessen Bera- thungen man auch für die Zukunft benutzen wollte. Von jetzt an haben die Dresdner Verhandlungen alle und jede Bedeutung verloren und das Material wird wohl zu den vielen andern Verfassungs und Gesetz vorschlägen der letzten Jahre in die Archive gelegt werden. Ein höchst wichtiger Punkt ist der, daß gleichzeitig mit dem Vorgehen Preußens auf diesem Wege das Projekt des Eintritts des österreichischen Gesammtstaa- tcs in den Bund von dieser Seite aufgegeben worden ist. Allein ganz abgesehen hiervon, kann ich Ihnen die zuverlässige Mittheilung machen, daß jenes Pro jekt des Gesammteintritts an den sehr entschie denen Aeußerungen der beiden Gesandten von Frank reich und England, und ganz besonders des Lord Cowley „als gänzlich gescheitert zu betrach ten ist" und Oesterreich sich jetzt nur noch bemüht, durch allmähliches Einlenken bei den Unterhandlungen seinen Rückzug möglichst zu maskiren. Die „Kreuzzeitung" gicbt eine ähnliche Nachricht und fügt hinzu, daß außerdem die preußische Regie rung auch der österreichischen in einer Note mitgetheilt habe, „daß sie, da die Verhandlungen über die fernere Organisation der Bundescenlralgcwalt sich so sehr in die Länge zögen und Deutschland einer solchen kaum länger entbehren könnte, sich entschlossen hab«, den Bundestag zu beschicken." irr,