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n n ir e r Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pst, unter „Eingesandt" mit 20 Pst berechnet. Zwönitz und Umgegend. Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 53^ Sonnabend, de« 14. Oktober I87K. 1. Jahrg. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. AbonncmentspreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pst prsonuweranäo. AttMM für Bekanntmachung. Der II. Termin der diesjährigen Gewerbe- und Personalsteuer, sowie der Beitrag zur Handels- und Gewerbekammer, pro 3 Pfennige von jeder vollen Mark Gewerbesteuer, ist den IS. Oetober L. v. fällig und längstens bis SS. Oetober a. 6. an unsere Stadt-Steuer-Einnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt executivische Beitreibung. Zwönitz, am il. Ociober 1876. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Die WaffenstiklstandSfrage hat einigermaßen eine greifbare Gestalt angenommen, wenigstens ist dies aus folgenden von gestern ergangenen Meldungen ersichtlich. Zunächst veröffentlicht die„Age»ce Havas" folgendes Telegramm aus Constantincpel vom 10. d. Abends: In dem heute stattgehabteu außerordentlichen Ministerrath fand der Vorschlag auf Abschluß eines Waffenstillstandes zuerst einen lebhaften Widerstand. Schließlich wurde in Erwägung, daß der beantragte Waffenstillstand auf die Dauer von sechs Wochen, wegen der kurzen Zeitdauer, große Gefahren für die Türkei, für den unwahrscheinlichen Fall des Scheiterns der Friedensverhandlnngen, mit sich bringen müßte, beschlossen, den Mächten die Bedingungen mitzutheilen, unter welchen die Pforte sich bereit erkläre, einen Waffenstillstand von 5 oder 6 Monaten ab,»schließen. Ein solcher Waffenstillstand würde nach Ansicht der Pforte einen dreifachen Vortheil haben: Erstens würde die Pforte in dem er wähnten Zeitraum die Möglichkeit haben, den überreizten Fanatismus ihrer muselmännischen Unterthanen zu beruhigen; zweitens würde sie nicht in die Lage komme» können, die Feindseligkeiten zu einem Zeit punkte wieder aufzunehmen, in welchem die Jahreszeit die militärischen Operationen erschwert; drittens würde es in der Zwischenzeit leichter sein, ein Einvernehmen über die Friedensbedingungcn und die allge meinen Reformen herzustellen, welche für daö gesammte Reichsgebiet zu erlassen wären. Morgen fall die Miltheilung über die Bereit willigkeit der Pforte zur Bewilligung eines fünf- oder sechSmonatlichen Waffenstillstandes den BotschÄjcr» der Mächte miigetheilt werden. Das Telegramm.der „Agence HavaS" fügt hinzu, daß man in Con- stantinopel die Annahme der Bedingungen der Pforte für wahrschein lich halte. Ferner meldet das „Neuter'sche Bureau" aus Belgrad vom 11. October, Nachmittags: Der serbische Ministerrath hat beschlossen, einen regelrechten Waffenstillstand anzunehmen, sovalv der bezügliche Antrag durch die Consuln der Mächte an die serbische Regierung gelangt. Etwas hiermit in Widerspruch stehen weitere Telegramme über fortgesetzte Feindseligkeiten; auch handelt eS sich noch um etwaige Hin- terthüren, die sich die osmanische Verschlagenheit etwa offen halten möchte und die bei der immer mehr hervortretenden Entschiedenheit Rußlands ebensowohl ein Scheitern als einen Erfolg der angebahnten Verhandlungen einschlicßen können, denn der von den Türken vorgc» schlagene Waffenstillstand in der Dauer von sechs Monaten hat doch allemal für dieselbe den zunächst liegenden Vortheil, daß er ihr über die Unbequemlichkeiten eines WinterscldzugeS hinweghilst. Welchen Eindruck das auf die stark mit russischen Elementen versetzte serbische Armee machen wird, ist außerdem noch die Frage. Zur Illustration der Situation mögen noch folgende Mittheilungen anderer Blätter dienen. Petersburg, 9. Oktober. Russische Freiwillige meldeten auS Deligrad hierher, daß falls Serbien einen längeren Waffenstillstand abschließen sollte, sämmtliche russische Freiwillige bei der Armee Tscher- najeffS nach Bulgarien sich begeben würden, um die Befreiung des Landes auf eigne Faust durchzuschen. Die russischen Freiwilligen betrachten einen eventuellen Waffenstillstand nicht auch für sie bindend. Die Kalmuktn im Don-Gebiete haben hundert Pferde für die serbische Armee geschenkt. DaS Zemstvo des KreStzher Kreises gab aus seinem Ncservefonv 100,000 Rubel zur Ausrüstung von Freiwilligen nach Serbien. Pest, 10. Oktober. AuS Belgrad vom 9. Oktober wird officiell gemeldet: Um allen diplomatischen Vexationen zu entgehen, wird Fürst Milan nächstens nach Deligrad reisen. Belgrad, 5. Oktober. Fürst Milan hat dem General Tscher^ najeff den Befehl ertheilt, bis auf Weiteres jede Offensive einzustellen. Der Waffenstillstand soll bis zum gänzlichen Friedensschluß in Aus sicht sein; wenn jedoch die Bemühungen der drei Kaisermächte scheitern sollte», so ist Serbien entschlossen, den Krieg bis aufs äußerste fort zuführen. Sollte die Türkei während der jetzt beschlossenen Waffen ruhe dieselbe so wie das vorige Mal nicht respectireii, so wird Tscher- najeff so wie alle anderen Truppenführcr stets bereit sein, den Kampf aufzunehmen. Der russische General Nowoseleff führt das Commando der Jbar-Armee mit denselben ausgedehnten Vollmachten, die Tscher- najeff bei der Morawa-Armee hat. Russische Freiwillige kommen noch immer in großer Anzahl. Die Zahl der russischen Aerzte bei der serbischen Armee ist bis auf 102 angewachsen. Außerdem giebt es in Serbien jetzt 114 russische Chirurgengehilfen. Berlin, 12. Oclbr. Laut eben erfolgten Aushangs am Kam- mergerichtöbret ist Graf Arnim wegen LandeSverraths und wegen Beleidigung des Kaisers und deS Fürsten Bismarck zu fünf Jahren Zuchtbaus verurthcilt worden. / Berlin. Die „Post" schreibt: Betreffs des Ankaufs der Thüringischen Eisenbahn durch den Preußischen Staat, waren letzthin Gerüchte verbreitet, daß die Verhandlungen sich zu zerschlagen schienen. Es entbehren diese Gerüchte jedweder Begründung. So entnehmen wir auch heule der „Th. K.", daß die Verhandlung und zwar nicht nur mit der Thüringischen Bahngesellschaft guwn Fortgang nehmen, lieber die Modalitäten des Ankaufs ist allerdings zur Zeit noch nichts zu melden. Berlin. Der „St.'A." schreibt: Die beiden Abteilungen des Strafsenats des k. Obertribunals vereinigten sich gestern zu einer Plenarverhandlung, in welcher die Frage zur Entscheidung gelangte: „Kann dem verantwortlichen Redakteur einer periodische» Druckschrift, welcher in Gemäßheit des Z 20,2 des Neichspreßgesetzeü vom 7. Mai 1874 wegen eines darin aufgenommenen strafbaren Artikels als Thäter zur Untersuchung gezogen ist, der Einwand zu Statten kommen, daß er das Vorhandensein eines ThatumstandeS nicht gekannt habe, welcher zum gesetzlichen Thatbestande der znr Anklage gestellten straf baren Handlung gehört?" (H 59 des Str.-G.-B.) Der Gerichtshof bejahte diese Frage. Eisenach. Die beiden Raubmörder, Schuhmacher Otto, 21 Jahre aU, und der Weißgerber und Handarbeiter Gottschalk, 29 Jahre alt, beide aus Arnstadt gebürtig, welche am 5. N arz d. I. gegen Mitternacht den Schuhmachergesellen Rausch aus Petriroda in der Nähe von Arnstadt auf barbarische Weise mit Steinschlägen ermordet und beraubt, nachdem sie vorher in mehreren Wirthschaften mit dem selben gezecht und ihn dann in eine abgelegene Gegend gelockt hatten, sind am 3. Oktober in Eisenach von den Geschworenen einstimmig für schuldig erklärt und vom Gerichtshöfe darauf zum Tode verur- theilt worden. Darmstadt, II. Octbr. Die zweite Kammer ist auf den 18. d. M. einberufen werden. Hauptberathungögegenslaud der ersten Sitzung ist ein Gesetzentwurf wegen der Erhöhung der Lehrergehalte.