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Dienstag. Nr. 71. 10. September 1872. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt fiir die Herichts-Aemter «nd Stadträthe zu Dippoldiswalde uud Krauenstein. verantwortlichrr Redatteur: Cart Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährl. 18'/- Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spaltm-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 9. September. Wie uns gütigst mit- getheilt wird, soll in den ersten Tagen des October allhier eine Diöcesan-Versammlung abgehalten werden. Die derselben zur Berathung vorzulegenden Gegenstände werden die Neugestaltung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat, die Einrichtung von Kindergottesdiensten und die Einrichtung einer kirchlich-nationalen Erinnerungsfeier betreffen. Bekannt lich wird die Diöcesan - Versammlung von den Mitgliedern der Kirchenvorstände gebildet; es haben als Zuhörer jedoch auch andere Personen, freilich ohne Stimmrecht, Zutritt. Die nähere öffentliche Bekanntmachung wird seinerzeit erfolgen. — Wie wir hören, hofft das Comitee des hier abge haltenen Sängerfestes, nach der vorläufigen Zusammen stellung der Rechnung, ohne einen aus der Gaukasse zu ge währenden Zuschuß alle Ausgaben decken zu können, ein Resultat, was denn auch nach dieser Seite hin dem Feste die allerseits erhaltene lobende Anerkennung sichert. - Frauenstein. (Zur Eisenbahnfrage.) Wenn in letzterer Zeit mehrfach Nachrichten hierher gelangt sind, welche die Besorgniß zu erregen geeignet, daß man bei Fest stellung des Tractes der Freiberg-Duxer Eisenbahn die Linie über Frauen st ein aufgeben und ihr die Linie durch das Muldenthal substituiren werde, so scheint uns der in der letzten Nummer ds. Bl. zu lesende Artikel von der sächsisch-böhmischen Grenze, so siegesgewiß er auch auf tritt, eher dazu angethan, diese Besorgniß zu mindern, als zu verstärken, da der Einsender schwerlich erst noch den Hebel der Presse für die Muldenthallinie in Bewegung zu setzen sich angetrieben gefunden haben würde, wenn seine Annahme, daß diese Linie „ohne allen Zweifel" zur Ausführung gelangen werde, auf mehr als bloßer subjektiver Ansicht beruhte. Ja, es dünkt uns der Umstand, daß der Verfasser des Artikels das Gespenst der Schneestürme zu citiren sich gedrungen fühlt, um es gegen die Linie Frauenstein in's Treffen zu führen, ein bedenkliches Anzeichen zu sein, daß man sich gegnerischerseits trotz der angeblich günstigen Steigungsver hältnisse, welche die Nivellirungsarbeiten im Muldenthale er geben haben sollen und welche, wenn es damit seine Richtig keit, bei der viel größeren Länge der Linie auch gar nichts so Auffallendes sein würden, in Betreff der vermeint lichen technischen und volkswirthschaftlichen Vorzüge des ver- theidigten Tractes denn doch nicht recht sicher zu fühlen scheint. Dieses Gespenst selbst aber, welches der für das Muldenthal plaidirende „Gebirgsbewohner" herbeizieht, um die zu treffende Entscheidung zu beeinflussen, und welches er — diese Anerkennung ist ihm nicht zu versagen — recht leidlich aufzuputzen verstanden, vermag uns an der Hoffnung, daß man die Linie über Frauenstein — oder richtiger, die Gimlitzthallinie — festhalten werde, ebensowenig irre zu machen, wie wir glauben, daß man sich an maaßgebender Stelle durch dasselbe schrecken lassen werde. Dann klingt eS auch ganz schauerlich und haarsträubend, wenn man von „drei und vier Tage" lang anhaltenden, noch dazu „häufig" vorkommenden CommunicationSstörungen durch „hohe und fest zusammengetriebene Schneemassen" auf unserer Hochlage liest, so daß man sich ob dieser „Thatsachen" — die freilich mit unseren Erfahrungen gar wenig Harmoniken, indem wir namentlich, was die Hochliegenden Straßentracte anlangt, im Widerspruche damit immer gefunden, daß der Wind den Schnee von diesen weg- und in die Vertiefungen weht — fast darüber wundern möchte, warum nicht längst schon sämmtliche Be wohnerschaft Frauensteins nach den „geschützten" Gefilden Holzhau's übergesiedelt ist, wo man von „Schneewehen" und „Schneegestöber" nur durch Hörensagen Kunde hat; so vermeinen wir, doch wohl voraussetzen zu dürfen, daß die Sachverständigen, durch welche die Direktion der Leipzig- Dresdener Eisenbahngesellschaft die dem beabsichtigten Bahn bau förderlichste Linie ermitteln läßt, nicht erst der Aufklärung durch einen „Gebirgsbewohner" darüber bedürfen werden, wie sie die in den Gebirgsgegenden obwaltenden Witterungsver hältnisse in Absicht auf die Legung einer Bahn zu beurtheilen haben. Glücklicherweise ist die hier fragliche Bahn nicht die erste Gebirgsbahn, die gebaut wird; es stehen vielmehr Er fahrungen zu Gebote, welche jedenfalls weiter reichen, als diejenigen, auf die sich ein Laie berufen kann, mag er auch im Gebirge heimisch und noch so oft „in die Nothwendigkeit versetzt gewesen sein, Schneestürmen Trotz bieten zu müssen." Wir vertrauen daher, daß die Männer, in deren Händen die Angelegenheit wesentlich ruht, die Vorzüge und Schatten seiten der beiden Lahnlinien in der hier fraglichen Beziehung ohne unsere Beihilfe so gut, wie ohne die Beihilfe anderer „Gebirgsbewohner" zu würdigen und festzustellen im Stande sein werden, hoffen aber auch zugleich, daß sich ihnen hierbei das vorgeführte Schneegespenst als ein höchst unschuldiges Schreckbild erweisen werde, um so zuversichtlicher, als ja auch die Gimlitzlinie bis über Frauenstein hinaus im Thale läuft und nicht nur in diesem, sondern auch da, wo sie die Höhe erreicht, durch Waldungen führt, welche der Bahn den jen seits für so unerläßlich gehaltenen Schutz zu bieten im Stande sind. -s- Altenberg. Die Bewegung, welche neuerdings in das Weißeritzthalbahn-Project gekommen, und nament lich die Frage, welche Richtungslinie die Bahn von Schmiedeberg ab nach der LandeSgrenze einschlagen werde, beschäftigt natürlich auch hier die Gemüther sehr leb haft. ES ist selbstverständlich, daß hier besonder« der Wunsch zu Tage tritt, die Bahn und bezüglich eine Bahnstation mög-