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Montag, 143. 21. August 1848 V«t. Ur W Dresdner Journal. ZU bezirhra. , . «»er gesp-lrene» Zeile S Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für daS Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittags angenommen. Inhalt. Das Bad Elster.— Tagesgeschichte: Dresden: Kommunalgardenverein; Städtischer Verein. Oschatz: Kirchenbau. Aus dem Doiztlande: Einweihung der Gewerbschule. Berlin. Breslau. Hamburg. Kiel. Apenrade. Braunschweig. Frankfurt. Wien. Mai land. Rom. Paris. — Landwirtyschaftliches. — Feuilleton. — Geschäftekalender. — Ortskalender. — Angrkom- mene Reisende. Das Bad Elster. (Aue dem Briefe eines Kurgastes.) Ich gebe Ihnen nachstehenden Bericht über diese-, gewiß sehr beachtenSwerthe sächsische Bad, und bemerke dabei nur, daß derselbe, weil von einem Laien in der Chemie und Heilkunde abgefaßt, ohne all» wissenschaftlichen Bemerkungen über den Gehalt und die Wirkung de- dortigen Mineralwassers bleiben muß. Das Bad befindet sich etwa 10 Minuten vor Elster. Die drei ganz nahe bei einander liegenden Quellen entspringen nahe an dem Fuße einer östlich davon sich von Elster bis Mühlhausen ziehenden Hügelreihe, welche mit Wald bewachsen und ziemlich hoch ist. Nörd lich und südlich davon sind sehr fruchtbare Wiesen, und im Westen eine Thalmündung und ein sich sanft abdachender Hügel, auf welchem die Kirche von Elster und der Gottesacker eine sehr malerische Ansicht dar bieten. Die Quellen sind in Granit gefaßt, aber zur Zeit noch nicht überbaut, so daß sie vor dem Regenwasser nur durch darüber gelegte Holzdecken geschützt werden können. Der Abfall jener 3 Quellen fließt in ein gemeinschaftliches Bassin, aus welchem die Bäder ihr Wasser bekommen. Für diese giebt es ein neues Badehaus mit 7 Wannen, welche- ganz nahe an jenem Bassin steht, und ein altes hinter jenem, welches nur 3 Behälter für Moorbäder enthält. Der Moor wird etwa eine Viertelstunde weit davon oberhalb des Bades im Elsterthale gegraben, und da in der Nähe des Bades das Elster thal noch mehrere Sauerbrunnen hat, so ist derselbe schon in seinem ursprünglichen Lager reichlich mit mineralischen Substanzen geschwän gert. Das warme Wasser zu den Bädern wird durch einen sehens- werthen Dampfapparat geheizt. Zur Promenade pflegen die Bade gäste früh beim Trinken theils einen gebahnten Damm, der in der Nähe an dem alten und neuen Elsterbette hin aufgeführt ist, theils die Chausseen, die nach dem 10 Minuten entfernten Gerichtshause und nach Adorf führen, zu benutzen. Bei schlechtem Wetter dient ihnen hierzu eine von Holz in Tyrolermanier aufgeführte Kolonnade. Ein übler Umstand ist dabei freilich, daß von den in Osten sich hin ziehenden hohen Bergen aufgehalten, die Sonne früh erst gegen 6 Uhr den Platz an den Quellen bescheinen kann, daher es bis zu dieser Zeit gewöhnlich empfindlich kühl bleibt, so daß die Badegäste genöthigt sind, die sonnige, aber staubige Chaussee zu suchen. Diesem Uebelstande könnte aber zum Theil abgeholfen werden, wenn die auf der entgegen gesetzten sanft ansteigenden Anhöhe liegenden Felder vom Staate, der da- Bad übernommen hat, angekauft und daselbst Promenaden an gelegt würden. Auch wird bald Manche- geschehen, um noch einige andere Uebelstände zu beseitigen. E- wird ein neues größere- Bade- haus errichtet und der Raum, auf dem die Quellen sich befinden, über baut, die an dem Badeplah oben und unten angrenzenden Wiesen aber zu Promenaden und Parkanlagen umgestaltet werden. Die drei Bruunen, welche jetzt benutzt werden und die Trink-, Gas- und Augenquelle heißen, sind allerdings an Geschmack verschieden, und jedenfalls auch an Gehalt. Doch ist in allen mehr oder weniger Eisen, kohlensaures GaS und etwa- Bittersalz. Die sogenannte Trinkquelle ähnelt am meisten dem FranzenSbrunnen bei Eger; doch soll sich da- Gas des Elsterbrunnens weniger schnell entwickeln, aber auch weniger schnell verfliegen und daher dem Körper sich mehr mit theilen. Man muß sich namentlich im Anfänge der Kur hüten, allzu schnell die Becker hinter einander folgen zu lassen und überhaupt zu viel zu trinken; ich habe bei Mehrern, die diese Vorsicht vernach lässigten, bemerkt, daß ihnen das GaS zum Kopfe stieg und große Unbehaglichkeit verursachte. Auch konnte eine nervenschwache Dame anfang- ungemischtes Mineralwasser nicht einmal beim Bade ver tragen, sondern mußte einen Theil Elsterwasser hinzunehmen, weil ihr jenes zu stark war. Schon diese Erfahrungen deuten darauf hin, daß in dem Elsterbrunnen keine geringe Kraft sei. Diese hat sich aber auch bei mehrern Badegästen recht sichtbar in ihren Wirkungen bewährt. Der Pastor Niedner in Langenchursdorf hat bereits in der Leipziger Zeitung unter dem 6. August die heilsame Kraft gepriesen, welche da- Elsterbad an ihm gezeigt, nachdem ein früheres Nervenfieber eine große Schwäche und Reizbarkeit der Nerven zurückgelaffen hatte; aber noch auffallender zeigten sich die Wirkungen an einem andern Badegaste, gleichfalls einem Geistlichen. Dieser war ebenfalls in Folge eines Nervenfiebers zu Pfingsten ganz kontrakt, und namentlich an den Füßen gelähmt, hingekommen. Als ich 14 Tage darauf ihn zum ersten Male sah, konnte er bereit- einige Schritte, jedoch noch mühsam am Stocke gehen, und wieder drei Wochen später, nachdem er namentlich ganze Moorbäder gebraucht, ging er von seiner Woh nung aus in das über 10 Minuten entfernte Bad und zurück ohne eine andere Hilfe als die seine- Stockes, während er vorher stet- dahin gefahren werden mußte. Hoffentlich wird er daselbst seine völlige Genesung finden. Ich selbst auch bin mit den Wirkungen de- Bade recht wohl zufrieden und würde es wahrscheinlich noch mehr sein kön nen, wenn ich dem Rathe des BrunnenarzteS hätte folgen und noch 8 bis 14 Tage länger es benutzen können. Nach den Erfah rungen, welche ich gemacht habe, scheint der Elsterbrunnen überhaupt namentlich auf die Nerven stärkend und beruhigend zu wirken, und die Moorbäder mögen besonder- bei Gicht und Lähmung vortreffliche Dienste thun. — Für alle Fälle, wo man während des Aufenthalts in Elster ärztlichen RatheS und ärztlicher Hilfe bedarf, kann man sich an den dortigen Brunnenarzt, Herrn vr. Flechsig, einen sehr geschickten und gefälligen Arzt, wenden, welcher überhaupt da- ganze Institut, sowie da- ganze Badeleben überwacht, namentlich auch die Diät der Badegäste. Diese muß allerdings eine strenge sein, wenn sie die Wir kung des Wasser- eher unterstützen al- hemmen soll, und die dortigen Speisewirthe haben daher hierüber Instruktionen erhalten. DaS Direktorium der Anstalt hat sogar für Diejenigen, welche ein GlaS Wein trinken dürfen und wollen, dafür gesorgt, daß sie reinen und