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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120709020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912070902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912070902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-09
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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WpMcrTagMM «el.-^nschl. 14 692 lUachtauschlu») 14 69» 14 894 Handelszeitung. t Ullgemein« Deutich« ikredtt» SaNKK0Nt0:j D.utsche°"«knk!''Filiale Ue.-.lg 1 Dep.-Kass« Grimm. Steinweg L Poftschecktont» Leipji, 8W. Amtsblatt des Rates und des Volizeiarntes der Stadt Leipzig. Lnzeigen Preis f»r Inserat» au» L»tp«ta und Umgebung bi, Ispaltig« P«titt»il« APs-di« Neklame- ,«U« 1 Mb »an au»wärt» SV Ps, N«klam«n Ü20 Mk. Inserat« von Behörden im amt- ltchen Teil die Petit«»!« SV M., G«schäft»anz«igen mit Platzoorschrifte» im Preis» erhöht Nadan nach Taril. «eilagegedühr Gesamt auflage 5 Mk. p Tausend «rkl. Postgebühr. Teildetlag« höher. F«st«r^»l,» «ufträg» können nicht ,urück- gezogen «erd«n. Für da» Erscheinen an veftimmten Togen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Bnietgen. Annahm«: Iodan«»g»ss« d«t sämtlich«» Filialen u. allen Annoncen» Etvedition«n de» In» und Au»lande». Drnä und Verl», ,«» Fischer L Kürste» Inhaber: Paul Kürst,». gkdattion »nd Leschült.ftell«: Iohannirgass« L Haupt-Filiat« Dri.deu: See,trage «. l ileiephon «S2D. Nr. 346 Dienstag, üen s. Juli lSI2. 106. Zatzrgsng. Die vorliegenoe Ausgabe umfaßt 10 Setten. Oss Dlüstiglte. * Kaiser Wilhelm tritt heute seine Noro- land reise an. (S. Hof- und Personalnachr.) * Zn Tanger ist es zu Raufereien zwischen französischen und spanischen Soldaten gekommen. (S. den des. Art.) * Vom Landgericht Darmstadt wurde der Redak teur Hirsch in neuer Verhanolung wegen Beleidi gung der Polizeiassistentin Frau Dr. Schapiro und des Mainzer Beigeordneten Berndt zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. (S. Eerichtssaal.) * Bei einer Grubenkatastroph« in der eng lischen Grafschaft Park wurden 100 Bergleute verschüttet. (S. Letzte Dep.) Nm Sie krsnzüsilch-ltallenilche Keunülchskt mutz es, so wird uns aus Rom geschrieben, dock) schlechter bestellt sein, als die Veranstalter der Leonardo-da-Vinci-Feier in Paris glauben machen wollten. Fast um die gleiche Stunde, da der Zar den Kaiser Wilhelm willkommen hietz^ priesen an der Pariser Sorbonne Minister, Botschafter und Depu tierte und sonstige gefeierte Grützen der lateinischen Zunge den Wert der franco-italienischen Freundschaft. Rach außen hin machte die Veranstaltung den-Ein druck des Improvisierten. Aus den gequälten Reden sprach nicht das Herz zum Herzen. Man merkte bei allem zu stark die Absicht und ward verstimmt . . . So zu lesen in einem nationalistischen Organ in Rom. Deutlicher und ungezwungener spricht sich der Ab geordnete Lirmeni in einem Artikel „Worte und Taten" in der Turiner „Stampa", dem Organ de» Ministerpräsidenten Giolitti, über die Tragweite der Feier aus. Er hält die ganze Veranstaltung für völlig verfehlt und gibt sie der Lächerlichkeit preis, indem er einen ehemaligen Minister (es kann sich nur um den Vorgänger Giolittis, Herrn Luzzatti, in diesem Falle handeln!) folgendes sagen lägt: „Um den großen Schaden, den Herr Poincarö angerichtet hat, wieder gutzumachen, bedarf es etwas anders als schöner Reden. Poincarä läßt nicht einmal zu, daß er geirrt hat. Aber seinen «rohen Fehler kennen die Herrschaften und beklagen ihn m ihrer Bittzelle. Das sind da einige französische Politiker, die, entsetzt über die Konsequenzen in den Beziehungen zwischen den beiden Staaten, fetzt wünschen, daß auf beiden Seiten etwas geschähe, den früheren Zustand wieder herzustellen." Auf die Frage Cirmenis, ob der Minister an das Gelingen des Versuchs glaube, ant wortet dieser: „Nein, daran glaube ich nicht, weil der von Poincar« angerichtete Schaden zu enorm und das zur Abwendung des Schadens gewählte Mittel zu platonisch ist. Ich habe meinen Freunden in Frankreich ge schrieben: „Wir Italiener halten die Augen offen. Worte genügen nicht, auch wenn sie noch so schön und beredt sind. Wir wollen Taten sehen." Nach dieser seltsamen Einleitung beschäftigte sich Lirmeni mit der Rede Poincarüs und findet es höchst sonderbar, daß der <zestredner es wagte, Leonardo da Vinci als halben Italiener und halben Fran.zosen hinzustellen, und es fertig brachte, in einem kleinen Schlutzsätzchcn dem Zweck der Feier durch einen vagen Hinweis auf die Ver wandtschaft der beiden Nationen gerecht zu werden." Das ist herzlich wenig für einen Mann, der in seiner Vergangenheit keinerlei Verdienst gegenüber Italien aufzuweiscn hat, der dagegen auf seinem Gewissen die Zerstörung einer Arbeit hat, die über 1» Jahre lang gedauert hat, um die beiden söge- nannten (!!) i^chwesternationen wieder anzunähern. Er hat allerdings ein Wort gefunden, das aber überaus ironisch scheint und auch ist. Derselbe Mann, der die französisch-italienischen Bande zer stört hat, bringt es fertig, diese Bande „unver brüchlich" zu nennen." Unseligerweise taucht gerade in diesem Augenblick die Meldung auf, daß Frankreich für die Beschlag nahme der Dampfer „Manouba , „Carthage" und „Tavignan", die zu den bekannten Zwischenfällen im letzten Januar führten, jetzt zwei Millionen Franken als Entschädigung von Italien fordert. Dieser Um stand ist natürlich nicht geeignet, Oel auf die erregten Wogen zu gießen. Mit schlecht verhehltem Mißver gnügen wird die Nachricht kommentiert, daß das „Dcrsöhnungskomitee" eine ähnliche Feier wie am 4. Juli an der Sorbonne am 14. Juli in Rom (wo der sattsam bekannte Botschafter Varröre der Leiter des Unternehmens ist) und am 15. Juli in Grenoble veranstalten wird. Gleichzeitig fügen aber die Blätter die Notiz hinzu, daß die von französischer Seite an der tunesischen Grenze organisierte Kriegs konterbande sich abermals in höchst lästiger Weise für Italien bemerkbar zu machen beginnt. Wie man sieht, steht das Geschäft der Freundschaft nach wie vor hinderlich im Wege. LsnüLsreile ües Königs im Bezirk Zwickau. Dresden, 9. Juli. Für die Landesreise des Königs im Regierungs bezirke Zwickau in den Tagen vom 22. bis 24. August 1012 ist folgende» vorläufiges Programm auf gestellt worden: Am erstenTage trifft der König über Bahnhof Zwickau, wo der Kreishauptmann und der Amts» Hauptmann sich melden, und über Werdau— Wünschendorf auf Bahnhof Lieb schwitz ein. Auf dem Platze vor dem Bahnhöfe huldigen dem Könige die Gemeindevertretungen, Vereine und Schulkinder sämtlicher Enklaven der Amtshauptmannschaft Zwickau. Darauf erfolgt die Weiterfahrt nach Elster berg, wo die Ankunft für 11 Uhr vormittags vorge sehen ist. Vom Bahnhof begibt sich der König im Kraft wagen zum Marktplatz, wo ihn der Stadtgemeindß» rat, die Militär-, Schützen- und Turnvereine sowie die Eemeinderüte der Ortschaften des Amtsgerichts bezirks Elsterberg begrüßen. Darauf begibt sich der Monarch zu Fuß nach der Kirche, wo ein Empfang durch die Geistlichkeit und den Kirchenvorstand erfolgt, um sie zu besichtigen. Daran schließt sich eine Besichtigung der Burgruine Lobdaberg, wo Schul kinder aufgestellt sind. Nach der Rückkehr zum Kirch platze begibt sich der König im Kraftwagen nach Reichenbach über Kleingera, Netzschkau und Mylau. Um 12,30 Uhr erfolgt die Ankunft auf dem Marktplatz in Reichenbach, wo wieder eine Be grüßung der städtischen Vertretungen und der Spitzen der Behörden erfolgt. Nach einer Ruhepause gibt die Stadt ein Frühstück im Rathaus, an das sich die Be sichtigung einer im Rathause veranstalteten Aus stellung von Industrieerzeugnisten der Stadt Reichen bach anschließt. Nach Besuchen der „Schönen Aus sicht", der Elektrizitätswerke, des Stadtparkes und der Webschule erfolgt mit Kraftwagen die Abfahrt nach Friesen, dem ersten Nachtquartier. Am zweiten Tage begibt sich der König im Kraftwagen über Reick^nbach, Mylau, Netzschkau und Limpsch sowie Neudörfel nach Altjocketa, von wo der König eine anderthalbstündige Fußwanderung durch das Triebtal bis zur Barthmühle unter nimmt. Daran schließt sich eine Fahrt im Kraft wagen über Trieb, Steinsdorf und Kauschwitz nach Schn ecken grün zur Besichtigung der dortigen Arbeitertolonie. Um 12 Uhr trifft dann der König im Kraftwagen inLeubnitz ein. Nach einer Ruhe pause und einem Frühstück ini dortigen Schlosse wird, die Fahrt über Dcmeusel und vchönberg nach Mühltroff fortgesetzt, wo eine Begrüßung durch den Stadtgemeinderat stattfindet, wobei die Vereine und Schulkinder Aufstellung genommen haben. Die weitere Fahrt über Oberpirr, Unterpirk und Ober reichenau bringt in Pausa wiederum eine Be> grüßung durch den Stadtgemeinderat, die Vereine und Schulkinder sowie die benachbarten Gemeinde räte. Sodann begibt sich der König über Ober reichenau. Unterpirk, Oberpirk, Mehltheuer und Syrau nach Blauen, woselbst er im Hotel .^Wettiner Hof Wohnung nimmt. Nach einer Ruhepause erfolgt beim Amtshauptmann Dr. Meh - nert das Mittagessen. Der dritte Tag bringt früh die Abfahrt von Plauen, wieder im Kraftwagen, über Bergen und Falkenstcin nach Rautenkranz, wo Spiele der Jugendpflege in der Amtshauptmannschaft Auerbach vorgesehen sind. Dann geht es weiter über Sachsen grund bis zur Abzweigstelle des nach dem großen Kranichsee führenden Knüppeldamms. Von hier aus besichtigt der König das Hochmoor und begibt sich sodann weiter im Kraftwagen durch das Gebiet der bei Weiterswiese geplanten Talsperre nach Carlsfeld, wo Gemeinde und Vereine huldigen und di« Kirche sowie die Witzschbachregulierung und eine Ausstellung von Elasfabrikaten besichtigt werden. Di« weitere Fahrt im Kraftwagen führt über die Sommerfrischen Wildenthal und Steinbach nach Johanngeorgenstadt, wo im Hotel de Taxe nach einxr kurzen Ruhepause das Mittagessen ein genommen wird. Daraus folgt die Besichtigung einer Ausstellung von Industriegeaenständen, wonach die Stadtgemeinde, Vereine, Bergleute usw. auf dem Marktplatze huldigen. Di« Weiterfahrt erfolgt über Breitenhof und Antonsthal, wo ein kurzer Gang durch die Pavierfabrik vorgenommen wird, nach Erla, wo nach einer Huldigung der Gutsherrschaft und der Gemeinden Bermsgrün und Erandorf sowie der Vereine und Werksarbeiter eine Besichtigung des Eisenwerkes vorgesehen ist. Schließlich begibt sich der König über Schwarzenberg nach Bahnhof Aue, wo Kreishauptmann und Amtshauptmann sich ab melden. Um 4 Uhr reist der Monarch von hier aus über Lößnitz—Themnitz nach Dresden zurück. Die Manarchlltemmruhen in Portugal. Obgleich die portugiesische Regierung nach wie vor versichert, daß es ihr leicht gelingen werde, den Monarchistenaufstand im Norden Portugals zu er sticken, lauten doch die Nachrichten privater Korre spondenten außerordentlich beunruhigend. Zn den Grenzgegenoen haben die spanischen Behörden eine strenge Ueberwachung angeoronel. Wie aus Tuy gemeldet wird, halten sich die Royalisten noch in der Umgegend von Valen<,a do Minho auf und beab sichtigen, sich mit den Kolonnen Paiva Conceiros und Almeidas zu vereinigen. Die Verbindungen zwischen Valen(.-a und Oporto sind wiederhergestellt. Aushebung der konstitutionellen Garantie«. Lissabon, 9. Zuli. In Valenqa wurden im Minho di« Leichen mehrerer Royalisten aufgefischt. Di« Stadt und die Verwaltung im Bezirk von Vianna do Castello wurden einem Kom mandanten unterstellt, nachdem die konstitutionellen Garantien aufgehoben' sind. Die kranzüMcken Maroklm- largen. Aus Fez werden über oie Niederlage des Roghi folgende Einzelheiten gemeldet: General Eouraud wurde durch Kundschafter benachrichtigt, daß der Roghi entschlossen sei, jedes Zusammentreffen mit den französischen Truppen zu vermeiden, und im Begriff sei, sich in das Gebirge zurückzuzieheu. Darauf zog General Gouraud um 10 Uhr abends mit ungefähr 3000 Mann, einer Batterie Schnellfeuergeschützen und zwei Gebirgs batterien zum Angriff aus. Nach einem schnellen Nachtmarsche kam er am frühen Morgen vor sas Lager der Rebellen bei Dechor Ali. Beim Mor gengrauen begann der Kampf. Es gelang dem Feind, mehrere Male di« Offensiv« zu ergreif««, schließlich wurde er aber zurückgeworfen. Dec Roghi flüchtete sich auf spanisches Gebiet. Der Feind ließ 54 Leichen zurück. Ebenso wurden zahl- reiche Gewehre und Munition sowie das ganze Zeltlager de» Roghi erbeutet. Auf französischer Seite wurden drei Mann getötet, 20 verwundet. Ein spanisch-frsirrösifcher Zwischenfall in Tanger. Aus Tanger wird gemeldet: Zwischen Matrosen des spanischen Kreuzers „Re, gina Regente" und Matrosen des französischen Kreu zers »Du Lhayla" kam es auf der Straße zu einer großen Rauferei. Spanische Zivilisten ergriffen für ihre Landsleute Partei, und die Franzosen muß ten sich bis in die Nähe der Kirche zurückziehen, von wo sie unter Führung eines Offizier» an Bord zurück kehrten. Ein französischer Matrose wurde durch einen Messerstich ziemlich schwer verletzt. O Das Eelbbuch üb«r Marokko. Marokko, 9. Juli. Einer Blättermeloung zufolge ist die erneute Verzögerung, die die Veröffentlichung des Eelbbuchs über die marokkanische Angelegenheit erfahren hat, dadurch verursacht worden, daß Pi chon und Eruppi gestern den Wunsch äußerten, einige von Kühling zu Kühling. 28) Roman von Erich Ebenstein. l'yachLru,! ecrlwten.) Montellis Lippen waren bläulich und die Augen lagen tic: in den Höhlen wie bei einem Schwer- kranten. So verließ er das Zimmer. Meta setzte sich auf die Chaiselongue, denn die Beine waren ihr plötzlich sonderbar schwach geworden. Sie hatte das deutliche Gefühl, als ob etwas Schreck liches über ihrem Haupte schwerbte. Dann stand sie wieder auf und schritt halb be wußtlos langsam die Zimmerreihe durch, die ihre Wohnung bildete. Es war etwas Traumhaftes in ihrem Tun, und doch etwas Sicheres. Die Augen starr auf ein unsichtbares Ziel geheftet, ging sie vor wärts, gleich einer Nachtwandlerin. Ueber all dem dunklen, verworrenen Wust von Gefühlen stand klar ein einziger Gedanke: „Ich muß wissen, weshalb ihn die Anwesenheit des Prinzen in solchen Schrecken versetzt!" Meta stand in dem kleinen Musiksalon, der ihre Wohnung von der des Prinzen trennte. Mechanisch legte sie die Hand auf den Drücker der Tür. Er gab nicht nach. Richtig — die Tür war ja immer verschlossen. Die feste Doppeltür — versperrt von hüben und drüben — kein Laut drang durch ihr eichenes Gefüge. Meta wandte sich nach dem Korridor. Dort würde sie wohl hineinkönnen. Es fiel ihr gar nicht ein, zu horchen. Ganz gerade und ehrlich wollte sie eintreten und den Prinzen fragen: Was wollen Sie von meinem Mann? Der Prinz würde nicht lügen. Von ihm würde sie endlich die Wahrheit hören. Nun stand sie wirklich an der Tür zu des Prinzen Arbeitsgemach. Kein Laut aucb hier. Waren sie denn nicht drinnen? Warum schwiegen sie? Oder flüsterten sie nur? Sie drückte die Tür auf. Das Zimmer war nur mäßig hell. Der Tag draußen ging schon zur Neige. Ein olivgrüner Teppich bedeckte den ganzen Fußboden. Bücher, schränke standen an den Wänden, links am Fenster «in großer Schreibtisch mit mattsilberner Garnitur. Auf «inem Stuhl daneben saß der fremde Mann, der mit dem Prinzen gekommen war. Er sah ziemlich vulgär aus. Sein scharfes Profil mit dem gekrausten Haar darüber hob sich scharf von dem lichten Hintergrund des Fensters ab. Es glich dem eines Wolfes. An der Kante des Tisches, der die Mitte des Zimmers einnahm, lehnte der Prinz und vor ihm stand Montelli. Sein« Haltung war schlapp und un sicher. Meta sah alles wie im Traum. Jetzt hörte sie Worte. Der Prinz sprach — Montelli antwortete — leise — zögernd — sie wollte weitergehen, aber das Blut stockte ihr plötzlich in den Adern und Funken begannen vor ihren Augen zu tanzen. Instinktiv klammerte sie sich an die Falten der Portiere. Nie mand bemerkte sie. denn die beiden Männer dort in der Mitte des Zimmers waren ganz mit sich be schäftigt. „Wollen Sie mir nun erklären, Herr von Mon- telli, wieso mein Name als Gutsteher auf diesen Schuldschein kommt?" sagte der Prinz. „Herr Rosen tal behauptet, daß Sie ihm den Schein ausgestellt haben und der andere Gutsteher — ein Herr Milamo- witz — die Echtheit meiner Unterschrift garantiert hat. Wer ist dieser Wilamowitz?" Montelli schwieg. „So antworten Sie doch!" „Er ist ein . . . Freund von mir." „Wo ist er? Herr Rosental sagt, er sei unauf findbar. Das machte ihn stutziq — so wandte er sich an mich, da die Zinsen ausblieb«n. Was haben Sie darauf zu sagen?" „. . . Nichts." „Das heißt. Sie gestehen zu. meinen Namen ein fach gefälscht zu haben? Oder tat es Ihr Helfers helfer?" „Nein." Montelli hob plötzlich den Kopf. „Hoheit, gestatten Sie mir eine Unterredung unter vier Augen ... ich gestehe zu, daß es unüberlegt war, aber da ich Grund hatte, anzunehmen, daß meine Frau bald in den Besitz reichlicher Mittel kommt —" „Ich muß bitten, Ihre Gemahlin dabei ganz au» dem Spiele zu lasten —" „Und doch —" Montellis Stimme sank zum Flüsterton — „werden Hoheit um ihretwillen v'e Sache nicht auf di« Spitze treiben. Ich werde den Schaden gut machen, meine Frau wird Euer Hoheit selbst -" Von der Türe her erklang ein dumpfer Schrei. Die beiden Männer fuhren erschrecken zusammen. Herr Rosental am Schreibtisch hoo neugierig den Kopf und spähte in das Dunkel. Er könnt? nur eine schlanke weiße Gestalt sehen. Dann stand der Prinz mit zwei Schritten neben Meta, die ihn mit irrem Blick wie einen Fremden anstarrte. Auch Montelli war an Metas Seite geeilt. Sie klammerte sich taumelnd noch immer an die Falten der Portiere, es sah aus, als würde sie im nächsten Augenblick zusammenbrechcn. Montelli wollte sie stützen, aber sie wich vor ihm zurück, und in ihre auf den Prinzen gerichteten Augen trat ein leidenschaftliches Flehen. Ganz deutlich verstand er, was ihre Seel« schrie: Habe doch Barmherzigkeit! Sage mir, ob ich recht gehört habe? Zn Joachim von Rcinspergs Blick kam eine selt same Weichheit. Alles, was er an Liebe, Hoch achtung und Mitleid für diese Frau empfand, spiegelte sich darin. Sanft ergriff er ihre Hand und wollte sie tiefer in das Zimmer hcreinfiihren. Aber Montelli, d«r das stumme Mienenspiel der beiden sah, trat, von wilder Eifersucht erfaßt, dazwischen. Er wußte, daß das, was sie jetzt erfahren würde, sie für ewig von ihm trennen mußte. „Meta", keuchte er heiser, „komm — du hast hier nichts zu suchen!" Sie sah seine funkelnden Augen drohend und be schwörend auf sich gerichtet und wich zum zweitenmal vor ihm zurück. Der Prinz warf ihm «inen verächtlichen Blick zu. „Enden wir die peinliche Szene!" sagte er kalt. „Entfernen Sie sich!" Und so jeden Widerstand ausschließend war d«r Ton seiner Stimme, daß Montelli. ohn« eine Silbe zu erwidern, mit unsicheren Schritten das Gemach verließ. Er fühlte, daß das Verhängnis über ihn Herein brack. und wagte nicht mehr, sich dagegen aufzulehnen. Reinsperg warf Rosental «inen nicht mißzuver- stehenden Blick zu. worauf dieser Montelli eilig folgte. Der Prinz schloß die Tür ab und führte Meta zu der Thaiselonguc, di« neben dem Kamin stand. Dann zündete er schweigend die Hängelampe an, denn es war inzwischen völlig dunkel in dem Ge mach geworden. Meta hatte mit übermenschlicher Gewalt die Schwäche, die sie zu übermannen drohte, niederge kämpft. Unter der ruhigen Fürsorge des Prinzen, besten Gesicht nun einen tiefernsten Ausdruck trug, fühlte sie sich einigermaßen geborgen. Als er sich nun ihr gegenüber auf einen Stuhl niederließ, hob sie bittend die Hände. „Die Wahrheit, Hoheit — sagen Sie mir die ganze Wahrheit!" Er blickte sie mitleidig an. „Sie haben sie bereits gehört, gnädige Frau. Er bat meinen Namen gefälscht, um leichter Geld zu bekommen. Es war ihm nicht genug, daß ich ihn schon einmal schonte ... um Ihretwillen! Obwohl ich sonst keine Nachsicht habe mit Leuten, die ihr Ehrenwort brechen." Meta hob erschreckt den Kopf. „Schon einmal . . . schont« . . .?" „Sie wußten nichts davon, gnädige Frau — natürlich! Ich aber erhielt schon damals beim Wiener Derby die unzweifelhaften Beweise, daß er trotz seines mir gegebenen Ehrenwortes hohe Sum men auf „Aram" gesetzt hatte. Wenn ich mir selbst hätte getreu bleiben wollen, hätte ich ihn sofort ent lasten müssen. Ich tat es nicht. Ich redete ihm bloß ins Gewissen und er versprach mir Besserung . . „Und dann . . ." Di« Zunge klebte Meta am Gaumen, kaum daß sie die zwei Worte herausbrachte. „Dann kam, was ich im stillen gefürchtet hatte: Er setzte, vermutlich um sich mit einem Schlage von meiner ihm lästigen Vormundschaft freizumachen, abermals hohe Summen auf unsere Pferd«. Dies mal schien uns ja der Sieg wirklich sicher — nur daß man bei jeder Art von Spiel doch zuletzt immer aus da» Glück angewiesen ist. „Aram" stolperte drei Längen vor dem Ziel. Auch „Kitty" und „Holda" wurden geschlagen. Montelli hatte alle» verloren.. ." Meta preßte die Hände verzweifelt ineinander. „Dazu also diese ungeheuren Summen!" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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