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Tageblatt r Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstendrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. I — » — her .Kohenfieln-Ernjllhaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Ak. 1-25, durch die Posl bezogen (außer Bestellgeld) Mk.1.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Beslellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanslalten und die Landbriefträger entgegen. Als Extra beilage erhallen die Abonnenten jeden Sonntag dos .Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr sür die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwiher Tageblatt" Ausnahme. 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Liegen die Verhältnisse in der Blockpolitik jm allgemeinen, zu der ja namentlich auch die steichLfinanzreform gehört, immer noch recht unklar, o weist die Kolonialpolitik nicht nur klare Ziele, andern auch erfreuliche Erfolge auf. Vor Jahre-, rist beriet der neue Reichstag, in dem sich eine wtionale Mehrheit zusammengefunden hatte, die olonialen NachtragSetatS und die Vorlage über ne Errichtung eine» selbständigen ReichSkolontal- amte«. Beide Forderungen wurden im Laufe weniger Wochen bewilligt. DaS RtichSkolonialamt, mit dem Staatssekretär Dernburg an der Spitze, vollendet demnächst da» erste Jahr seines Bestehens. Gegenwärtig verhandelt die Budgetkommisfion des Reichstag» über den Kolonialetat, der in einigen Lagen da» Plenum beschäftigen soll. DaS alles rückt die koloniale Frage in den Vordergrund des öffentlichen Interesses. Wir haben schon gesagt, daß eS ein freund liche» Bild ist, da» uns die Entwicklung der Kolonialpolitik in dem letztvergangenen Jahre bietet. Erfreulich zunächst in dem, wa» ihm jetzt fehlt und waS früher einen so breiten Raum in seinem Rahmen einnahm: die Kolonialfkandale. Bei der diesjährigen Kolonialdebatte in der Budget kommisfion haben auch die unerbittlichsten Kritiker keine Gelegenheit gefunden, über Vergehen von Kolonialbeamten und dergleichen Dinge Klage zu führen. In dem Vierteljahrhundert Kolonialge- schichte, da» hinter un» liegt, haben die sogenannten Skandalöse fast stet» die Hauptrolle in den parla mentarischen Debatten gespielt. DaS ist eine Wandlung zum Bessern, die nicht unbeachtet bleiben kann und für die dem Staatssekretär Dernburg volle Anerkennung gebührt. Lieser Mangel an Unannehmlichkeiten ist indessen nur die eine Seite deS erfreulichen Fortschritts unserer kolonialpolitischen Entwickelung; eS schließen sich daran positive und zum Teil recht bemerkens werte Erfolge an. Der Gedanke Dernburgs, einen Teil der Schutztruppe in Südwestafrika durch Pioniere zu ersetzen, die im Augenblicke der Ge fahr sofort marschbereit sein, im übrigen aber den Bau der wichtigsten Eisenbahnen fortsetzen können, muß alS ein durchaus glücklicher bezeichnet werden. Dieselbe Zensur gebührt der Politik der Staats sekretärs in Deutsch-Ostafrika. Wie er die Frage der Negerbehandlung in dem von ihm selbstbereisten ostafrikanischen Schutzgebiete gelöst wissen will, hat die Zustimmung der Vertreter aller Parteien in der Budgetkommisfion deS Reichstag» gefunden Al» weitblickender Kaufmann legt Herr Dernburg keinen Wert auf die schnelle Erzielung von Ge winn, die un» noch dazu in Verwickelung mit den Eingeborenen bringen würde, sondern er richtet sein Augenmerk darauf, die Bedürfnisse und die Kaufkraft der etwa zehn Millionen Neger zählen den Einwohnerschaft de» Schutzgebiete- zu ver mehren und zu steigern, um in den Eingeborenen wertvolle Abnehmer der deutschen Jndustrirprodukte zu erziehen. Seine Politik geht vornehmlich darauf hinaus, in den Eingeborenen Vertrauen zu der deutschen Schutzherrschaft zu erwecken und ihnen die Erkenntnis beizubringen, daß eS ihr eigener Vorteil ist, wenn sie Hand in Hand mit den Lettern der deutschen Koloniolverwaltung arbeiten. Der Staatssekretär verkennt nicht die Schwierigkeit der Aufgabe, eine jahrtausendlange Gewohnheit zu korrigieren; aber daß er sich auf dem rechten Wege mit seinen Maßnahmen befindet und daß eS in mancherlei Beziehungen ein neuer Weg ist, den er betreten hat und mit der ihm eignen Zähig keit verfolgt, da» muß ihm der Neid lassen. Kultur nach Afrika! da» ist Dernburg- Devise. Den besten Kultursörderer erblickt der Staatssekretär in Eisenbahnen. Ec hat mit dieser Ansicht die Mehrheit der deutschen Volksvertretung für sich, da» konnte man schon auS den KommisstonSver- Handlungen ersehen. Als guter Kaufmann und Rechenmeister sorgt der Staatssekretär auch dafür, daß sich die Kolonialbahnen, die er baut, rentieren und ihr Anlagekapital in absehbarer Zeit amorti sieren. Die ReichSzuschüsse für die einzelnen Schutz gebiete haben durchweg abgenommen, während die Erträge au- ihnen beständig steigen. DaS Kolo- nialwesen, da» bi» vor kurzem noch eia rechte» Sorgen- und Schmerzenskind sür das Reich ge wesen ist, hat unter der Leitung des neuen Staatssekretärs nach jeder Richtung hin einen so erfreulichen Aufschwung genommen, daß wir nur wünschen können, daß diese Entwickelung sich von Dauer erweisen möge. Dann wird unser deutsches Vaterland an seinen Kolonien einmal seine Helle Freude haben. Tagedgeschichte. Sine Spende de» Kaiser» für die Neber« schwemmte« tu Malaga. Kaiser Wilhelm hat für die Ueberschwemmten in Malaga 10000 Franc» überwiesen, die laut einer Mitteilung der in Barcelona erscheinenden .Vanguardia" der deutsche Konsul in Malaga dem Gouverneur für die Notleidenden überreicht hat. Politische Besprechunge« beim Kaiser. Der Kaiser hatte am Montag vormittag eine Besprechung mit dem Staatssekretär deS Auswär tigen und danach mit dem Reich-kanzler. Der Amtsantritt deS neue« Schatzsekretär». Der neue Staatssekretär deS Reichsschatzamts, Gtaatsminister Sydow, übernahm am Montag seine Dienstgeschäfte. Herzog Albert Württemberg, bisher kommandierender General deS 11. Armee korps in Kassel, wurde zum kommandierenden General deS 13. (württembergischen) Armeekorps ernannt. Fürst Het«rich XXIV. Reu» ä. L., der vor 12 Jahren zugunsten seine» SohneS sich von der Regierung zurückzog und seitdem in Dres den lebt, ist schwer erkrankt. Der Fürst steht im 76. Lebensjahre. Er gehört zu den letzten noch lebenden BundeSsürsten, die an der Kaiserprokla mation in Versailles teilnahme«. Der Großherzog bau Meckleuburg-Schweri« ist nach überstandener Influenza an Masern erkrankt. Der KrankheitSverlauf ist nach dem ärztlichen Be richt normal, ohne Komplikationen. Grnßherzog Friedrich Franz IV., der Schwager deS deutschen Kronprinzen, ist am v. April 1882 geboren, wird also 26 Jahre alt. Hohenau-Lyuor. Nach einem Gerücht soll daS ehrengerichtliche Verfahren gegen den Grafen Hohenau bereit» ab geschlossen sein und mit der Entfernung au» dem Osfizierstande geendet haben. Die „Berl. Ztg." erfährt au« bester Quelle, daß diese Nachricht nicht den Tatsachen entspricht, sondern ihnen weit vorauSeilt. — Graf Lynar befindet sich zurzeit auf dem erbetenen Urlaub, der ihm zur Ordnung seiner Privatangelegenheiten bewilligt worden ist. Die I ^jährige Gefängnisstrafe wird er in der Straf anstalt Tegel bei Berlin verbüßen. AuS Leutsch-Südweßafrika wird berichtet, daß der Erlaß deS Gouverneurs über die Aufhebung der Kriegsgefangenschaft der Herero nicht in Kraft getreten ist, da in der letzten Zeit zu viele Herero entlaufen sind. Der noch aufsässige Hottentottenführer Simon Copper, gegen den Deutsche und Engländer gemeinsam vorgehen wollen, hat wieder von sich hören lassen. Nach der „Südwestafr. Ztg." haben seine Leute eine Abteilung der Bohrkolonne Süd beim Morgen grauen im Lager überfallen und beschossen. Einige Weiße sind dabei verwundet worden. Leider war eine sofortige energische Verfolgung nicht möglich, da den Angegriffenen keine Pferde zur Verfügung standen. Wegen einer Karikatur de» Zaren nach Sibirien verbannt Ein schreckliche« Schicksal hat einen jungen, erst 2b Jahre alten Münchener Künstler betroffen, der sich in Petersburg gegen ein fürstliches Honorar dazu verleiten lt«ß, eine Karikatur des Zaren sür eine nihilistische Flugschrift anzufertigen. Er wurde ermittelt und zu Ibjähriger Zwangsarbeit in einer Silbermine Sibiriens verurteilt, eine Strafe, die einem Todesurteil gleichkommt. Er war ein Kari katurenzeichner von Ruf, der in der deutschen Kolonie in Petersburg und Moskau die glänzendste Aufnahme gesunden hatte und mit Aufträgen über häuft war. Fraukreich. In der gestrigen Sitzung der französischen Kammer beantwortete Minister Pichon die Marokko- inteipellation Jams- dahin, daß Frankreichs Ver halten viel zu dem internationalen Einverständnis beigetragen habe, während Jaurös zahlreiche Interpellationen in der Kammer leicht Verwickelungen hätten herbeisühren können. Italien. Das Urteil gegen Nast lautet auf 11 Monate 20 Tage Gefängnis und Unfähigkeit zur Beklei dung öffentlicher Aemter für die Dauer von vier Jahren. Lombardo wurde au« Mangel an Be weisen freigesprochen. Rußland. Die russische Regierung betreibt die Wiederher stellung der im Kriege mit Japan vernichteten Flotte auf- eifrigste. Sowohl der Ministerpräsident Stolypin wie der Minister deS Auswärtigen, Iswolski, wiesen in einer Geheimsitzung der Reichs- vertetdigungSkommission, der auch der Finanzminister Korowzew beiwohnte, nachdrücklich auf die Not wendigkeit einer starken russischen Flotte und Armee hin. Daß die russischen Flottenforderungen die Zustimmung der Reichsduma erhalten werden, ist nicht zu bezweifeln. Die etwa noch bestehende OpposttionSlust wird vor der drohenden Auslösung wie Butter in der Sonne zerschmelzen. — An den Beratungen der LandeSverteidigungSkommisfion war noch interessant, daß der Ministerpräsident Stoly pin die Lage im fernen Osten al« günstig bezeich nete und die Erklärung abgab, daß auf dem Balkan wegen de» österreichisch-ungarischen Sandschakbah«. Projekte« Komplikationen nicht zu befürchten seien. Ueber die jüngsten Verhaftungen von Revo lutionären in Petertburg wird der „Franks. Ztg." berichtet: ES wurden in nahezu 40 Wohnungen Haussuchungen vorgenommen und 32 Personen verhaftet. Revolutionäre Aufrufe, Waffen, Spreng, stoffe und Dokumente, die auf revolutionäre Pläne deuten, wurden gesunden. Man sagt, daß al« nächste« Attentat die Ermordung de» Petersburger Ttadthauptmann- geplant war. Aussehen erregt die Verhaftung des Millionär» Meschkow, der auf der Wolga SO Dampfer besitzt; mit ihm wurden seine Gattin und seine Schwägerin verhaftet. In der Nähe deS Hotels d'Europe, dem da» Ge bäude der AdelSversammlung, in dem der Re chS- rat tagt, gegenüberliegt, beobachteten die Gcheim- polizisten ein anständig gekleidetes junge« Mädchen, das in Begleitung eine« jungen Manne« auf und ab ging. Al« sie sich beobachtet fühlten, entfernte sich da» Mädchen. Al- e« verfolgt wurde, schoß e-, ohne zu treffen. Nach einem vergeblichen Selbstmordversuch veihaftet und untrisucht, fand man Patronen und Dynamit in ihre« Muff Der ebenfalls verhaftete junge Mann erklärte, eine Bombe auf der Brust zu tragen. Mit großer Vorsicht wurde sie ihm abgenommen. Ebenso wurde auf der Sadowajastraße ein junge- Mädchen ver haftet, daS auf der Treppe deS Polizeilokal» den begleitenden Schutzmann durch einen Schuß schwer verlchte. Jm Stadtteil Wassili Ostroj verwundete ein junger Mann zwei ihn verfolgende Schutzleute. Auf der Moiskajastraße wurden zwei junge L.ute beobachtet. Nach der Verhaftung fand man bei dem einen eine Bombe. Die Haussuchung bei dem anderen — einem Italiener — förderte Revolvrr zutage. Bei dem Personal eine- Warenlager» fand man Koffer mit Sprengstoffen. Sächsischer Landtag, i Zweite Kammer. Dresde«, 24. Febr. Die Kammer beriet heute über drei Kapitel des Etats. Für Kap. 31, all- gemeine Regierungs- und Verwaltungsangelegen heiten, werden 108280 Mk. bewilligt, wobei Abg. Rentsch-Kamenz eine Reihe Wünsche in bezug auf die Landvermessung äußert und besonder- für die neueingestellte jährliche Unterstützung von 15000 Mk. für den Ausschuß zur Pflege heimat- lichcr Kunst und Bauweise dankt. Hierauf bewilligt die Kammer einstimmig die Ausgaben mit 108280 Mark. Kapitel 47, Gendarmerieauftalt. Abg. Andrä-Braunsdorf (kons.) erstattet den Bericht. Die Einnahmen find mit 35200 Mark, die Ausgaben mit 1243 39S Mark, darunter S800 Mark künftig wegfallend, eingestellt. Der Zuschuß erhöht sich gegen den Voretat um 137 079 Mk. Infolge Regelung des Gehalts nach den Dienst- alterSstufen find 40761 Mk. nicht in Ansatz gestellt. DaS Gendarmeriepersonal soll künftig mit Mehr- ladepistolen ausgerüstet werden, ohne daß daS Obergewehr deshalb abgeschaffl werden sollte. Die Regierung glaubt, das Obergewehr werde bei der Landgendarmerie niemals entbehrt werden können, sondern bleibe immer die Waffe, mit welcher allein auf größere Entfernungen ein sicherer Schuß abgegeben werden soll. ES ist eine Stellen vermehrung um 1 Wirtschaftsinspektor und 18 Landgendarmrn in Aussicht genommen, die eine Besoldung von 26601 Mk. erfordern. Von diesen 18 Landgendarmen soll je einer den amlShaupt- mannschaftlichen Bezirken Kamenz, Zittau, Marien, berg, Dippoldiswalde, DreSden-Allstadt, Dresden- Neustadt, Grimma, Oschatz, Rochlitz und Schwarzen- berg und je zwei den amtShaupimannschafilichen Bezirken Annaberg, Pirna, Auerbach und Oclsnitz zugeteilt werden. Immerhin kommen dann in Sachsen nach Abrechnung der Städte mit revidierter Glädteordnung auf den einzelnen Gendarm rund 6000 Einwohner und rund 34 Quadratkilometer Flächenraum, Abg. Kletnhempel-Wilkau (natl.): Für die Vermehrung der Gendarmen werde ich stimmen. Ihre Tätigkeit ist nervenzerrüttend, besonder- die Ü berwachung von Versammlungen. Ich bitte die Regierung, der Landgendarmerie in bezug auf Urlauberteilung in Zukunft möglichst entgegen zukommen. Staat-minister vr. Graf vv« Hoheuthal: Wir können in Sachsen auf unsere Landgendarmerie stolz sein. Die Urlaubsfrage ist durch Verordnung von 1906 dahin geregelt worden, daß die Kreis- gendarmen 14 Tage, die Odergendarme» 10 Tage, die übrigen Gendarmen 5—8 Tage Urlaub je nach dem Dienstalter erhalten. Auch ist bereit» eine au»sührliche Verordnung an die Krei-Hauptwann- schäften ergangen, daß die Gendarmen nur au», nahmsweise zu NerwaltungSgeschäften verwendet werden, und er werde Verletzungen dieser Ver ordnung entschieden rügen Diese Klagen werden in Zukunft verstummen. ES ist bis jetzt noch nicht möglich gewesen, den Gendarmen Bekleidung-gelb zu bewilligen, die Regierung ist aber den Wünschen der Gendarmerie dadurch entgegengekommen, daß sie da- Maximalgehalt um 100 Mark erhöht hat. Abg. Merkel-Mylau (nall): Die Vermehrung der Gendarmen wäre nicht erforderlich gewesen, wenn ste nicht ihrer ansänglichen Bestimmung zu sehr entzogen würden. Die Gendarmerie ist mit Berichlerftattung für die Amtshauptmannschaften und Bezirk-auSschüffe zu sehr belastet Der Gendarm auf dem Lande ist für die Amtshauplmannschaft ein Mädchen für alle». Damit wird die Autonomie der Gemeinden immer mehr beschnitten. Die Re ferate tn den Bezirksausschüssen werden fast nur noch von den juristischen Mitgliedern erstattet und die Informationen durch G-ndarmen eingeholt. Es steht den Gendarmen nicht an, Vorschläge für allerlei Wahlen und Ehrenämter zu machen. Staalsminister Or. Graf vo« Hvhe«thal: T« entspricht nicht meinen Intentionen, wenn die Referate nur von den Juristen erstattet werden, ich wünsche vielmehr, daß ste soviel als möglich von den gewählten Mitgliedern übernommen werden. Gerade darin erblicke ich einen großen Segen der Selbstverwaltung, daß die BezirkSauSschußmitglieder Gelegenheit bekommen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. (Bravo!) Abg. Günther-Plauen (freis. VlkSp ): In be- zug auf Ueberwachung der öffentlichen Versamm lungen durch die Gendarmerie wird viel zu viel getan. Da könnte an Tagegeldern und Reise- Vergütungen viel gespart werden. Wir werden gegen die Ausgaben diese« Kapitels stimmen, weil wir die Mehrausgaben für eine Vermehrung der Gendarmerie nicht bewilligen könne». Gtaatsminister vr. Graf vv» Hoheuthal er- widert dem Vorredner, eil sei Ansichtssache, ob die Gendarmen zu viel zur Beaufsichtigung von Ver sammlungen verwendet werden. Bei der Kontrolle der Maße und Gewichte werden sie meist von der OrtSbehörde besonders verlangt. Abg. Goldstet«-Zwickau (Loz.) wendet sich speziell gegen die Abkommandierung von Gendarmen zu Manöver« und Streiks. Gegen eine solche habe sich im vorigen Landtage gerade der jetzige Bericht erstatter Abg. Andrä ausgesprochen. Er bestreite,