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Dienstag. «r 1«. 4. Februar 1868. MWeißerih-Zettung.H Amts- und Anzeigk-Klatt -er Königliche« Gerichts-Aemter »ad Sta-trüthe zu Dippoldiswalde vvd /rauevfleiv. Verantwortlicher ke-acteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Eine Petition in Militärangelegenheiten. Mit der Vergrößerung des stehenden Heeres war natürlich auch eine Vennehrung der Garnisonorte oder eine Erhöhung der bisher bestandenen Garnisonen verbunden. Wie bekannt, haben sich deshalb seiner Zeit gar viele Orte in mehrfachen Petitionen bei der Regierung um Zutheilung einer Garnison beworben, indem sie, allerdings in merkwürdiger Verkennung der Verhältnisse, von einer solchen, wer weiß welche großen Vortheile erwarteten. In Angelegenheiten, von denen die Mehrzahl eine Verbesserung materieller Verhältnisse hofft, wird es der Minorität schwer, zu Worte zu kommen, und es ist nicht eher ans eine Aenderung der vorgefaßten Meinungen zu rechnen, als bis die Thatsachen sprechen. Derartige Thatsachen liegen aber jetzt bereits in Menge vor, und wir be richten deswegen um so eher von einer in dieser An gelegenheit der hohen Ständeversammlung unterm 4. Januar d. Js. überreichten Petition, als es auch bei uns noch Manche geben mag, die mit neidischen Blicken auf die Städte sehen, die so glücklich (?) ge wesen sind, eine stehende Garnison zu erhalten. Der Stadtrath von Großenhain, wo bekanntlich eine Garnison von 2 Schwadronen ihren Sitz hat, hatte sich bereits am 17. Januar 1868 in einer Im mediateingabe an Se. Maj. den König gewendet und darin um eine Versetzung der Stadt in die erste Ser visklasse verwendet, da die Stadt nach der vorigen Volkszählung eine Einwohnerzahl von 10,024, ein schließlich des Militärs, erreicht habe. Er ist jedoch abfällig beschieden worden, da bei der Anwendung von 120 der Allerhöchsten Verordnung vom 30. No vember 1867 in die Einwohnerzahl einer Garnison stadt die Militärs nicht mit einzurechnen seien. Da rauf ist nun bereits unterm 21. Januar die erwähnte Petition der Ständeversammlung überreicht worden, 'n welcher es unter Anderem heißt: „Die durch die Allerhöchste Verordnung vom 30. November 1867 herbeigeführte bedeutende Ab minderung der bisher üblich gewesenen Servissätze für „gemeine Soldaten und Dienstpferde" haben in allen Garnisonorten, in welchen das Militär nicht in fiskalischen Kasernen untergebracht sei, die größte Aufregung unter den Quartierträgern hervor gerufen und hätten auch die Großenhainer Quartier träger bereits in einer schriftlichen Eingabe die be stimmteste Erklärung abgegeben, daß sie, selbst wenn Großenhain in die 1. Servisklaffe versetzt werden solle, das Militär nicht länger behalten könnten und ihnen der Stadtrath dasselbe baldmöglichst abnehmen möge. Jedenfalls seien in anderen Garnisonorten ähnliche Erklärungen abgegeben worden. Dadurch würden die Behörden in die Nothwendigkeit versetzt, entweder Zwangseinquartierungen vorzunehmen oder die Quartierträger aus der Stadtkaffe zu entschädigen, was z. B. der Stadt Großenhain eine jährliche Aus gabe von 3000 Thlrn., der kleinen Stadt Radeberg eine Ausgabe von jährl. 1200 Thlrn. verursachen würde. Die Opfer, welche eine Garnisonstadt ohnedies durch Herstellung von Exercierplätzen, Schießständen, Reithäusern, Hospitälern u. s. w. zu bringen habe, und wofür sie nur geringe, und im Falle längeren Ausmarsches gar keine Vergütung erhalte, seien ohne dies schon so bedeutend, daß der von anderer Seite betonte Nutzen, der ohnedies nur Einzelnen zu Gute komme, gar nicht in Betracht zu ziehen sei, der Ver- theuerung der Lebensmittel und Wohnungsmiethen gar nicht zu gedenken. Die Hohe Ständeversammlung solle nur, so lange die Angelegenheit nicht vom norddeutschen Bunde, vor dessen Forum sie offenbar gehöre, geordnet sei, ver mittelnd eingreifen und der Regierung ein Nachpostulat zum Budget des Kriegsministeriums vorlegen, wodurch die Differenz zwischen den früheren und jetzigen Ser vissätzen für gemeine Soldaten und Militär dienstpferde auf die Staatskaffe mit übernommen werde." Diese Petition ist vön Großenhain zugleich im ausdrücklich erhaltenen Auftrage der Stadträthe zu Pirna, Radeberg, Mesa, Oschatz, Rochlitz, Geithain, Laußigk, Pegau, Borna, Döbeln, Roßwein an die Ständeversammlung abgegeben worden, und zweifeln wir nicht einen Augenblick, daß unter den petitioniren- den Städten auch Dippoldiswalde mit zu finden sein würde, falls die Bemühungen eines Theils unserer Bürgerschaft, Garnison zu erhalten, von Erfolg be gleitet gewesen wären. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, 3. Febr. Der Sturm in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, der besonders auch, wie aus den nachstehenden Berichten aus Alten berg, Frauenstein und Dresden hervorgeht, dort arg wüthete, hat bei uns an Dächern und Feueröfsen viel fachen Schaden angerichtet. Heute bei noch heftigem Winde Thauwetter und Regen. — Aus Johnsbach wird uns mitgetheilt, daß am Sonnabend einer dort dienenden Magd beim Futter schneiden die eine Hand fast vom Arme abgeschnitten worden ist, so daß nach ärztlicher Meinung die Ampu tation nicht zu umgehen sein wird.