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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831107
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-11
- Tag 1883-11-07
-
Monat
1883-11
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urtirtirn «nd Lrvrdilio« Johannetgasse 33. Hyrrchkun-rn -rr Ledactu»«: Bormiitag« 10—12 Uhr. LachmilmgS 5—8 Uhr. l -. Stz» l»r tzte »LchM««»»»e ^ üeftiwmtrn Anserate «, »,che»t«,r« bis 8 Uhr Nachwtttags, anSonn-uud Festtagen früh dis V,» Uhr. 3» de« Filiale« für Ins.-Annahmn vtt» Me«». Uatv-rMätsftraße 21, L»»t1 Äsche, LachonaeaftQchr 18, p. «ur dis '/,S Uhr 311. Amtlicher Thetl. Mlmntmechml-, Fest;«g zur Lutherfeier betreffend. Die Reichs- und Staatsbehörde«, die Universität, oie Geistlichkeit und die Hkircheavorstaade, sowie die sonstigen zur Belheiligung bei dem am 10. November statt findenden Festzuge besoaderS eiageiadenea Behörde« und Personen erhalten die Pr»Gra»u»e und Fest» zeiche« vom «aS zugesandt. Dagegen werden alle übrige« a«ge»»elde1r« Thetl. nehxrer an dem Fcstzuge, insbesondere die Lehrerschaft, Z«««agea und andere Corporatioae«, Gesellschaften unv freie Derei«igu«gea hiermit ersucht, die Pr», araarnre und Festzetche« Donnerstag, den 8. dlefeS Mo«atS, zwischen Barwtttaaö LL Uhr und Nachmittag- 2 Uhr aus dem Ratyhanse, Zimmer Nr. t«, durch Beaus, tragt« abhole« zu lassen und sodann für die Bertheilung ^n ihre Mitglieder selbst zu sorgen. Die Zugordnuug wird am 8. diese« Monat« der, öffentlich! werden. Leipzig, den K. November 1S83. DaS Fest-Comitö. Or. Georgi. KipMtr.TGMaü Anzeiger. Lrga« sSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mittwoch den 7. November 1883. Nichtamtlicher Thetl. Auflage I8.LV0. Ad-Nktmr,lt»prri» oienei,. 4'/, incl. Bringerloda 5 Mt., durch die Post bezogt» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilagen «dne Poftbeiörderung 30 Mt. «U Poftdesorderuug <18 Mk. Insrrntr Sgespaltene Petitzeile 80 Pf. Grdhnr Schristeo lam imsrrnn Preis- verzeicknih. Labrllartscher a. Ziffern,-« »ach höher« Darif. Kttimmn unter dem Nedartioaskrich die Spaltzeile öO Ps. guierme sind stet« an die Expedition zu ,'endra. — Rabatt wird nichi gegeben. Zahlung pnmouweeanilo oder durch Post, nachuaome. 77. Jahrgang. Vekanlltmaihllng. Unter Bezugnahme auf Puuct lll 8»d 5 de« veröffent lichten allgemeinen Programm- zur Lutherfrier bringen «vir nachstehendes Programm für die am LS. November stattfindendeu freie« Dersammlungea zur Kenntuiß. Leipzig, am 0. November 1883. DaS Festcomitö. 1)r. Georgi. Programm. Beginn der Versammlungen Abend« 8 Uhr. Einlaß r/,8 Uhr. Krystallpalast: 1) Am Tyeatcrsaale. Capelle de« 108. Regiments. Gesangverein Phönix. Redner: Domherr Prof. vr. Luthardt: Luther und die Kirche. Rector Pros. vr. Vogel: Luther und die Schule. Pastor Pank: Luther und da« Hau«. S) Am rottzen Saale: Capelle von Büchner. Universität« - Sängerverein Paulu«. Redner: Rector Pros. Richter: Luther auf der Wartburg. Schulraih vr. Hempel: Die deutsche Wohnstube im Lichte der Lutherseier. Coasistorialrath vr. Baur: Luther und da« deutsche Lied. 3) Am Parterresaal«: Capelle von Büchner. Gesangverein Concordia. Redner: Consistorialrath vr. Fricke: Luther in Worin«. ArchidiaconuS vr. Hartung: Luther unv der Reichstag zu Augsburg. Diaconu« Vr. vonCriegern: Luther und sein Fürstenhaus. Director vr. Pfalz: Luther iu seiner Bedeutung für Schule und HauS. Bet Bonorand: Capelle de« 107. Regiments. Leipziger Lehrer-Gesangverein. Redner: Pastor vr. Ever«: Lutber als Prediger. Diaconu« vr. Suppe: Luther al« Seelsorger Direktor Albert Richter: Luther in seiner Bedeutung für die Familie Da« ausführliche Programm für jede einzelne Versammlung kommt an dem betreffenden Locale zur Verkeilung. Der Eintritt ist frei. — Gabe« für die Lather- ktrche t« Leipzig können am Eingänge niedergelegt «erden An die Herren Wrictsvorseher und Psieger. Da« Unterzeichnete Armendirectorium ist darauf aufmerk sam gemacht worden, daß eine Abhaltung der Distrikts Versammlungen am nächsten Freitage, al« dem Vorabende de« Lulberseste«, zu einer Beschlußunfähigkeit vieler Berfamm, lungeu führen dürfte. E« ergeht daher hierdurch da« Er suchen an die in Frage kommenden Distrikte, ihre Versamm lung statt am Freitag bereits am Donnerstag Abend in den gewohnten Localen, welche fiimmtlich zur Ver fügung stehen, abhalten zu wollen. Leipzig, den 6. November 1883. DaS Äraren Direktorin«. Ludwig-Wolf. Submission. Die Lieferung des im Jahre 1884 für die Provinzial-Lbouffeen zu Umbemten re. erforderlich werdende» Bedarf« au Kopspslafter- steiuea: 1) Artern-Merseburg-Leipzig Etat. 38.323—.88,7 886 Tubikm. frei Valmhes Merseburg oder Teutschenlhal zu liefern, 3) «eite,>sels-Leipzig Skat. 13,0-13,7 6S8 C-bikm. stet Bahn. Huf Martranstäsi zu liefern, 3) Zeitz-Aenselmitz «tat. 3,5—4,0 426 Cubikm. stet Bahnho Zeitz zu liefern. ist zu vergeben. Schriftliche, mit bezüglicher Aufschrift versehene und den Bedingungen entsprechet« Offerten nebst Probesteiue» find bi« zum 1b. November er., Morgens 10 Uhr, a» »ich «tuzureichen. Die Lieferungsbedingungen liegen in meinem Burruu — Benditzstrate Nr. 7 — zur Einsicht au«, könne» auch gegen Erstattung der Kosten abschriftlich bezogen werden. Weiße» skls, den 5. November 188.8. Ser La«de»-Va»iasp«etor. Ruse. In der Zeit vom 2l. bi« mit 31. Oktober 1883 erlangten da» hiesige Bürgerrecht: Angerman», Earl Alben, Ellastrmetstrr; Arnald, Lermanu, Prodnctrnhündler; kSarttzet» Lhristtan Friedrich, Restaurateur; lAaner, Earl Friedrich Ludwig, Buchbiodermeister; Bcmmana, Heinrich Eduard Volckniar, Schießbuden.Inhaber: Bennewitz, Friedrich August, Schutzmann; Berger, vr. zur., Johann Carl Wilhelm, Referendar; Bernhardt, Johann Georg, Kaufmann; Beyer, Hugo Alexander, Geometer; Birkel, Gustav Aböls Richard, Handlungscommt«; Braner, August Theodor William, Londitor; Brauer, Emil Gustav, Stereotypeur; Brehme, Ludwig Theodor Moritz, Turnlehrer; Burat» Carl Lugen, Buchdrucker; Der«» Wilhelm Carl August, Graveur; Titlrtch, vr. zur., Rudolf Bernhard August, Berichts-Assessor; Dörsfrl, vr. weck., Ernst Felix, prakt. Arzt; Dörwald, Wilhelm Heinrich Bernhard, Buchbinder; Talge, Franz Louis, Instrumentenmacher; Talge, Hermann August Otto, Expedient; 8rbc, Otto Georg Robert, Steuerbeamter; Fischer, Gustav Ferdinand, Hausmann; Flrck, Johann Friedrich, Markihclfer; Frenzel, Friedrich Albill, Sccretair bei der Etadtsteuer-Einnahme: Frahbrrger, Gustav Hermann, Schlosser; Blaff, Ferdinand Robert OScar, Buchdrucker; sitronkun;. Heinrich Herbert, Siadiorchester-MÜglied; Gürtler. Friedrich Carl Bruno. Privatmann; Hcinemann, Otto, Postsecreiair; kinicke, Gustav Rudolf, Kaufmann; ennig, Johann Friedrich, Kaulmann: rrrmanu, Georg Moritz Friedrich. Kaufmann; cftler, Friedrich Reinhold, Bäckermeister; Hüttner, Franz Arno, Amtsrichter; Kühne. Larl Albert, Lehrer; Lahl, Friedrich Albin, Steindruck»; Lenk, Gustav, Kaufmann; Lifting, Hermann Alexander Richard, Maschinensabrikant; Mangclsdurs, Friedr. Ernst, Bote bei der Kgl.Kreishauplmanoschaft; Portaszrwic«, Hilarion Anton, Postsecreiair; Nötzer, Leopold Maximilian, Schrisrgießer. Anmeldung zur Lirchenvorsieher-Wahl in der Nicolai-Parochle. Für die aus dem Nicolai-Kirchen-Borstande mit Ende d. I. au» cheidenden 7 Mitglieder soll demnächst durch die Kirchengemeinde eine Neuwahl stattfinden. Stimmberechtigt sind nach dem Gesetz alle iu der Nicolaiparochie wot>nl>asien. selbstständigen, nobcscholtenen, verheirat Heien wie uuverheiraiheten Männer evangelisch. lutherischen Betenntnisses welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben und welche» nicht in Folge von Taus, oder Trauverweigerung, oder aus anderen Gründen die Stimmberechligung und Wählbarkett entzogen ist. Wer sein Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl ausüben will, hat sich gesetzlicher Vorschrift zufolge zunächst mündlich oder schriftlich dazu anzumeldeu. Diese Anweldungen werden Montag Sen 12. November, Dienstag Sen 18. November und Mittwoch den 14. November d. A.*> an jedem dieser Tage Vormittags von 11 bis Nachmittag- 3 Uhr in der Sakristei der Nteolaiklrche entgegen genommen; bei schriftlichen Anmeldungen, welche während dieser Tage, sowie schon vorder auch in den Amtswohnungen des Pastor Pauk und des ArchidiaconuS O. Gräfe abgegeben werden können, ist Vor- und Zuname, Stand oder Bewerbe, Jahr und Tag der Geburt, sowie Wohnung deS sich Anmeldeudcn genau anzugeben. Wir fordern unsere Gemeinde auf, sich an der bevorstehenden >hl, deren Tag später bekannt gemacht werden wird, zahlreich zu betbeiligen, und deshalb die Anmeldung dazu, welche i» der an- gegebenen Weise längstens bis zum 14. November Nachmittags 3 Uhr geschehen muß, nicht verabsäumen zu wollen. Wir bemerken noch, daß in die Ricolaikirch« der östliche und nördliche Thetl der Stadt und Vorstadt eingepsarrt ist, soweit er von folgenden zu ihr gehörigen Straßen und Strecken begrenzt wird: Thalstraße von Nr. 1—5 nnd von Nr. 2SK—32, Linden- und Roßstrnße, Nürnberger Straße 1—23 und von 52—83, Roßplatz von Nr. 10 an, An der 1 Bürgerschule, llniversilütsstraße, Magazin- »sie, Ncumarkt, Grnnmaische Straße von Nr. 1 an, Naschmarkt, -alzgäßchen, Reichsstraße, Brühl von Rr. 18—68, Parkstrabt, Bahnhofstraße von 1—12, Wintergartenstrabe nebst den neu- angelegten Straßen, Dolz-, Plato- uud Slephanstraße (von der Hospitalstraße bis zur Seeburgstraße). Leipzig, den 1. November 1883. Der ltirchrnv-rstanb z» St. Nicolai. Pauk. ^ In gestriger Nummer war Irrthümlich schon der 6. November als Aumeldungstermia festgesetzt. Durch erfolgte Recognition hat sich die unter dem 30. vorigen Monats von uns erlassene Bekanntmachung, die Auf findung eine« männlichen Leichnam« in der Nähe deS Zvllner- denkmal« betreffend, erledigt. Leipzig, am 3. November 1883. DaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschncider. vr. Berger. Die über den Kaufmann Herrn Heinrich Christian Frietzrich Schmidt von hier eingelettete Vormundschaft ist wieder auf. gehoben worden, was in Folge gestellten Antrags hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig, den 5. November 1883. Königliches Amtsgericht, Abthell««, V. Seettv« 1. Mannsseld. Gtz. Auction. M»«tag. dr» 12. Nobrmber 1888, 10 Uhr vormittag», solle« im Grundstücke Brtmmatfcher Stet«»«» Nr.8 allhier di« »nm Coacurf« des BnchbindrrS Norit» IGw« gehörigen Gegenstände, alS: 1 Drahihesiniaschine, 1 große Watte, 4 Beichneidemaschinen, 1 Pockpresfe, 1 «bpreßmaschine, 1 Pavpscheere, 5 Vergoldepressen, 1 davon neu, 1 R»n!»»achemafchine, 1 Einsätze- und 1 Goldkedr- Maschine, 1 Partie Gold- und bchworzdrnck sowie diverse Relief drnckplattrn. Rabniensätz-. Ecken, Rück-n nnd Fileien, Schriften, lateinisch, deutsch, gothisch u. s. w., sowie ferner 1 Geldschrank, 1 Partie Achat und Lhagrin-Papier, 3 Ltr Leim, Pappen, Heft laden, ArbeNstasein, Regale, 33 Stück Preßen, 3 Handwagen und »erfchiedene andere Gegenstände öffentlich aa den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlunr versteigert werden. Leipzig, den 5. November 1883. Lhterboch, Gerichtsvollzieher. Lin panslavijttsches Programm. seine inner- und ^«ere ThaNü'ett eme^ v.er, herau-zugeben, deren erste« ^ ^ ttsesellsckast^ nun wirklich hervorgeganqen, hat ihre Rolle gänz ich bie germamsche ist trotz ihre« scheinbaren reich dem Zusammenbr Europa« regt sich eine gewaltige der Memand zu widerstehen vermag. ftaatticher Veränderungen geschaften habe, so niüsien solck auch im übrigen Europa solgen. biS l Mission vollständig erfüllt sei , Die Geschichle lebr , ganze Völker verschwinden müssen, »m anderen Platz z machen. Eine solche Umwälzung bereite sich gegenioarl.g n Europa vor. gegen welch- es keinen Widerstand gebe. Die Slaven seien dazu bestimmt, diesen VeriüagunaSproceß durch- zusühren. der im Osten bereit« thalsächttcb begonnen habe. Da« ganze alle Europa kurchzittere sortwähr.dd -m poM'schcö Erdbeben und die Fe,„de des Slav-nlhums ahnen d.e Ge ahr. der sie nicht zu entgehen vermögen. Zumal l«' Deutstt a, b der arößte Feind des Slaveulhums, bemüht, allerlei Mittel ausfindig zu machen, um den AuSbruch de« große» euro päischen Bölkerkampse« zu verhindern oder mmdesten« auszu- schicben. aber die slaviftbe Frage dränge aus allen Puncten ihrer Lösung entgegen. Unter allen slavffchen Slammen, im Norden. Süden. Osten und Westen Europa«, herrsche Be- wequng. welche daraus abziele. dem slavffchen Volkssiamine, dem zahlreichsten und unverdorbensten unsere« Welttkette«. jene SlcÜung und Machteniwickelung »u verschaffen. d»e ibm gebühren. Die Bewegung und die Ziele gewisser kleinerer Stämme bedürfen zwar im Interesse de« Ganzen noch der Klärung unv einer einheitlichen Leitung, aber b,e,e werbe sich in, -nt»Le>'-nden Augenblicke von selbst ergeben, weck alle Stämme berufen sind, an dem großen Regeneration«, und BcsreiungStverke Theil zu nehmen. Interessant ist. wie sich die „Mittheilungeu der Peters burger slavffchen Gesellschaft" über die „neue Cultur enlwickclung" äußern, welche von der Eigenart der slavffchen Bervegung nicht zu trennen sei. Die Zustände, heißt e«. welche sich in Westeuropa herausgebilvet, haben zu einer völligen Versumpfung de« Volksleben- und seiner Tbätigkeit geführt. Die westeuropäischen Staatensystcme stützen sich nur ausschließlich aus materielle Jnlereffen, sic werden nur von einer verschwindend kleinen Minderheit geleitet, die, außerhalb de« Volke« siebend, nur aus ihre eigenen Bvrtheile bedacht ist. Unter solchen Umständen ist das Volk zu einer willen- und thallosen Masse geworden, die sich gedrückt und mühsam dahinschleppt und, ohne jeden idealen Schwung, keine höbere Ausgabe mehr zu erfüllen im Stande ist Da« slavischeVolksclemeiil. indem baSLeben in seiner Ursprüng lichkeit frisch pulsirl und fortwährend zu Thatcn im Interesse der ganzen Gemeinschaft drängt, hat sich in seiner unge brochenen Juaendkraft den entnervenden Zuständen, wie sie im Westen herrschen, niemal« unterwerfen wollen. Der slavische Volksaeist faßt die Begriffe Staat und Cultur in ganz anderer Weise auf. wie e« seitens der westlichen Völker geschieht. Für die slavffchen Völker ist der Staat vor Allem nur die große Gemeinde, an deren Emhorblühcn und Wohl ergehen alle Glieder derselben gleichmäßig mitzuwirkcn haben; unter Cultur verstehen die Slaven nicht wie die urtheil«- und gedankenlosen westlichen Völker einen äußeren Schein, eine glänzende Firnißschicht, sondern innere menschliche Tugenden. Die westeuropäische Cultur, heißt e« Weiler, rückt immer anausballsamer dem Abgrunde z», der auch Rom, den ersten Cullurstaat der Welt, in seiner Entartung ver- fchlunqen hat. Diese sonderbaren aber gewiß bezeichnenden Ausführungen de« ersten Hesle« der „Mittheilungen der Petersburger slaviscken Gesellschaft", welche, wie man sieht, ein förm liche« panslavistffche« Programm enthalten, beweism deutlich die Absichten unv Ziele der russischen Panslavisten und ihrer Verbündeten. Diese Aeußerungen werden selbstver ständlich von der Petersburger und Moskauer panslavislischen Presse überau« sympathisch begrüßt und zumal ist c« die „Nowoje Wrcmja". welche dieselben der Beachtung und Würdigung der slavffchen Patrioten inner- und außer halb Rußland« empfiehlt. Da« genannte Petersburger Blatt knüpft daran auch noch seine eigenen Betrachtungen, die freilich mit den gerade in der Jllngstzeit au« Rußland gemeldeten friedlichen Anschauungen der Weltlage nicht sehr »m Einklänge stehen. „Unsere Slavcnsreunde", heißt e« da, „sind unerschütterlich den Grundsätzen drrn. aus welche sich ^russische Etaat-gebSude stützt und haben nicht« mit den Nihilisten gemein, deren erklärte Gegner sic seit je gewesen Die Elavcnsrntnde werden immer skr die selbstständige sind. Volksthümlichkeit de« russischen Stamme« eintreten, der seine Cultur nicht von außen empfangen, sondern nur von innen heran« entwickeln kann. Die Slavenfreunve glauben fest an den historischen Berus Rußland«, der darin besteht, sämmt. liche slavische Stämme von ibren fremden Bedrückern zu und ihr Volk-lhum sowie ihre staatliche Un- adhängigkeit zu beschützen. Diese Ausgabe iß Raßl.nd klar vorgeze,cbnet un» e« muß dieselbe ersüllen. wenn e« seinen eigenen nationalen und staatlichen Zwecke» entsprechen will. Der Anfang zur Durchführung dieser großen Aufgabe ,st bereit« in Osteuropa gemacht m,» wenn sich der Fortsetznng der Mission Rußland« auch manche Hindernisse entgegen zu Nellen scheinen, so darf e« davor nicht zurück, weichen Wo hätte e«". schlißt die .Nowoje Dremja- .einer großen Id« je«.,« an «vnlichan Sem,ern gefehlt? Di« Gegner de« Slaventhum« sind zwar scheinbar zahlreich Rußland noch zögert, da« große well! erschütternde Wort au«zufprechen." — Im ähnlichen Sinne äußern sich auch die Moskauer Blätter über da« panslavistffche Programm. Wenn man e« nun auch mit diesem vorläufig nicht sehr ernst zu nehmen braucht, so dürste cs sich aus mancherlei Gründen doch empschlen, dasselbe mcht ganz un beachtet zu lassen. Leipzig, 7. November 1883. * Au« Berlin wird un« vom Montag geschrieben: „Sc. Majestät der Kaiser befindet sich, seit er nach der Rückkehr von der Sommersrische wieder in Berlin rcsidirt, in erwünschtestem Wohlbefinden und hat, obgleich wir seit mehreren Wochen andauernd nebliges, naßkaltes Wetter habe», noch über keine Unpäßlichkeit geklagt. Mtt seiner bekannte» Püncttichkeit kommt der im siebeiiiiiidacklzigstcii Lebensjahre sichende fürstliche Greis allen Negenlcnpflichie» »ach. ein hohe« Muster seinem Erlauchten Sohne und Enkel, hört nicht nur vie regelmäßigen Vorträge, sondern nimmt auch an allen Tagesereignisse» den lebhaftesten Antheil. An der Luthcr- seier, welche die Siadt in der Nicolai-Kirche veranstaltet, nach welcher sich die Mitglieder des Magistrats in scierlichein Zuge vom Ralhhavse au« begebe», wird der Kaiser mit säliinittichen hier anwesenden Mitgliedern de« kaiserliche» Hause« Theil nehmen. Dem gestern hier eingekrosieneil österreichischen Kronprinz-„paare wu»te sowohl von Seilen des Hofe« wie von der Einwohnerschaft Berlins der herzlichste Empfang bereitet. Der Kaiser hatte es sich nicht nehmen lassen, seine hohen Gäste selbst aus dem Anhalter Bahnhöfe zu empfangen und zu begrüßen. Der Besuch des Erzherzog» Rudolf und der Erzherzogin Stefanie erscheint besonder« alö eine Erividerung aus die Anwesenheit deS Prinzen und der Prinzessin Wilbelm bei den Hochzeitö- feierlichkeilen de» kronprinztichen Paare« in Wien. Größere Festlichkeiten finden nicht statt. Heute mar ein größeres Diner im kaiserlichen PalaiS veranstaltet, morgen begeben sich die hoben Gäste zur Jagd nach dem Grunewalt, am Mittwoch nach Potsdam, wo sie vom ersten Garde-Regi ment zu Fuß die Einladung zum Dejeuner angenommen haben. Am 10. d. reist Erzherzog Rudolf mit feiner Ge mahlin wieder nach Wien zurück. Kronprinz Rudolf war bekanntlich bereit« wiederholt in Berlin, und der Frenndschast, die ihn mit dem Prinzen Wilhelm ver bindet, der herzlicken Zuneigung, deren er sich von Seiten unseres Kaiser« uud de« Kronprinzen erfreut, entspricht die ausrichtige Theilnahmc und Hochachtung, welche die Bevölke rung Berlin« dem erlauchten Kaisersohne cntgegenbringt. Das inniqe Terbältniß zwischen Deutschland und Oesterreich läßt den Besuch de« Kronprinzen Rudolf stet« al« ein freudige« Ercigniß erscheinen, welche« nicht allein im KönigSschlosse, sondern auch von dem Volke al« solches empfunden wird. Die Kronprinzessin Stephanie, welche zum ersten Male in Berlins Mauern weilt — eine österreichische Kronprinzessin ist in Preußens Hauptstadt vordem überhaupt noch nicht ge wesen — hat aus Alle, die sie zu Gesicht bekommen, eine» sehr sympathischen Eindruck gemacht. Fürst Bismarck erfreut sich Nachrichten zufolge, welche an« Fricdrich-ruh hierhergelangt, de« zufriedenstellendsten Wohlsein«. An den Landtag« - Verhandlnngen ge denkt der Reichskanzler, wie >n früheren Jahren, auch diesmal sich nicht zu betheiligen, dagegen nimmt er an der Ausarbeitung der socialpvlitischen Entwürfe dauernd den regsten Anthei! und beabsichtigt, jedenfalls auch bei den Debatten im Reichstage anwesend zu sein. In leitenden Kreisen ist man der Ansicht, daß sich ein Neben- einantertagen von Reichstag und Landtag, trotz der späteren Einberufung de« letzteren, diesmal sehr wohl wird vermeiden lassen. Man war mit der energischen Leitung der Geschäfte durch den Präsidenten v. Köller das vorige Mal recht zu frieden, und sollen dem Abgeordnetenhaus diesmal gleich nach seinem Zusainnientreten genügende Vorlagen zugehen, damit eS sofort die Arbeiten beginnen kann, bereit« am 21. dürste Herr v. Scholz seine ElatSrede halten und am 22. die Generaldebatte beginnen. Im Reichstage wird mit Bestimmt heit eine Vorlage wegen Vermehrung der Artillerie erwartet; es steht fest, daß der KriegSministcr. General Bronsart v. Cchellendorf, von dieser Nolhwendigkeit über zeugt ist und sowobl Se. Majestät als auch Graf Molttc auf seiner Seite hat. Auch der Genercilquartiermcisler Graf Waldersec, sowie der Ches der Admiralität v. Caxrivi sollen durchaus aus dem Stankpuncte de« KriegSmiiiisters stehen. Am 13. finden die Stichwahlen für die Berliner Stadtverordnetenversammlung stall. Ter Ausfall der Wahlen ist ganz und gar nicht abzusehen, er hängt be sonders davon ab, ob eine weit stärkere Belbeiligung statt findet, al« da« vorige Mal, wa« trotz ver rührigen Agilation der anliliberalen Parteien doch schwerlich zu erwarten ist. Wahrscheinlich ist e«, daß die Forischritilcr in den meisten Bezirken unterliegen, und wir noch mehrere Bürgcrpartciler und Socialveniokralen in die Cominunalverlrelung bekomme», da c« seslsleht, daß, wenn sich Socialtemokralcn und Fort schrittler gegenübcrsichen, die Anliscmitcn durchweg für die ersteren stimmen werben. Jedenfalls werden auch einige weitere Eitze den Antiliberalen wenig nützen, von praküscber Bedeutung dürste die neue Constiluirnng der Versammlung überhaupt nicht sein. Daß sich aber die Dorialdcmokraten in Berlin noch sehr stark fühlen, gebt immerhin au« der Thatsache hervor, daß eS weder dem Fortschritt noch der Bürgerparlei gelungen ist, die „Arbeiter" zu sich herüber zu ziehen. E« mar eine Probe, welche sich die staat«erhaltendrn Parteien für die Zukunst und be sonder« für die im nächsten Jahre bevorstehenven ReichSkags- wahlen xur Lehre »nd Warnung kicne» lassen sollien. Doch haben wir wenig Hoffnung daraus, und so ist e« keinc-wcg« unwahrscheinlich, daß im nächsten Jahre in Berlin im Osten »nd Norden zwei Eociaidemokraten gewählt werden. Fürst BiSmarck hat sich über die letzicn Dablvvrgänge eingehentcn Bericht erstatten lassen und soll e« besonder« devanert haben, daß dce Bürgerpartei sich von Ver Stöckersschen antisemitischen Richtung zu sehr beeinflußen ließ, da anderensall« wohl eher auch Nichisortschrittlcr gewählt werten wären. Wie aber die Dinge lagen, da für den besonnenen Mäkler e« kein Dritte« gab, er nur zwischen dem radikalen Antisemiten und den, Fortschrittler zu wählen halte, war er säst gezwungen, lich für den Letzteren zu entscheiden, zumal von diesen die Wahlagitation in Berlin «it einer onerkennenswerthen Mäßigung betrieben worden war, ganz im Gogensatz zn den Männern der Bürgerpartei und den Socialdemokraten."
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