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53. Jahrza«g. ZK S«4. vei«,«,e»ü»r »c«rt«I,»drc. t«r vre«, de» d«c läqltch ,i»«c. m»ll,«rZutraaun,i»n Sonn. »»« Montaoei, nur «Imnall I.dO MI , »urch outlO«r»,»«om. millionte ».L «I. Sri einmaliger Zu stellung durch dl« Post »üli.l°anevestellgeld>. Vl» den Leiern »on Vre«d»n u. Umgebung am Vag« »ortzer zu- geftellien Sldend-Au«. gaben erhalle» die au», wariigen vestetzer mir der Morgen. ilu«gab» »uiammen »ugestellr. Nachdruck nur mll dkul. luder Quellenangab« l,Tr«»d. Nachr.-» »u. lästig. — Unuerlangi« »anuikrivte werden nicht auidmoahrl. Lclegramm-Adresse: Nachricht«« rre-de». ^enisprrcker Hl » 20KS « ASSI. Somttag» 25. Mi 1909. Druck und Verlag von tiepsch 5c Reicbardt in Dresden. Ullvd-Okovolaile !io. 600. Liarslverknuk lirvlilleii. Ktwrrttr. Anzeigen-Tarif digungen bis nach«:» 3 Uhr. Sonntags,»ur Martenstrahe 38 von N bis Uhr Di« em^paUi.ie Grundzeile <ca. V Silben) 2ü Ps.. yamilien Hachnclnr.l vno Dresden 20 V, : Geschäfts Anzeigen aus der Pnontscite Heile 30 Pf.; sie ziveispalline Zeile a Deztiette 00 ^s. -- In Nummert» »lach Tonn " Feiertagen die einsnailige Otrnnd> »eile 3VP,'.. auf Privat leite SO Pf., Fannlieii- Nachrickten a. Dresden djc Grund »eile'L Pf. - 'Auswärtige 'Aiijtrage nur gegen Vorausbe zahlung. — Jedes Ves legbiau Lojirt w Pj. Hauptgeschäfts it eile: Maricnstraste 4i>. VIvsoLt «L L«vliv8 gleizzver Mmzeliilieii ^ Usdsn ZVoltvutt ^- ------» ^ II»Mz»t-IV1«avvI»A« bei Fl. !il<< Iiaulkor DM" ItepLiitureo »Iler «Mel»« in eixener »kvttcitrtt. Zlacherstn «vor»»» »vo ^kakc»ta c»r»sk2»rg«2r. LöiMs u. miläkstk killöi loilöttö- --- — Leifea! 6utbmgnn'5 LovIMa parküwiki't. 2u Iiadkn in all. kinLolil. 6k8Lllg.kt.6N. VoUsILuaisv »Vi8v-1usrü8tull8eu u« «VNLV, ^Itinurlil — Ikutllinii, nn«t ?ir>rr< r ,j<>. ertrSo Lefov. Mutmaßliche Witterung: Etwas kühler, veränderlich. Das Zarenpaar trifft mit seinen Kindern am Diens tag aus Schloß Hemmelmark in der Eckernsörder Bucht, dem Sommersihe des Prinzen Heinrich, ein. Der Main-Neckar-Bahnhof in Darmstadt steht in Flammen. Admiral Baue de Lapeyrsre hat das Portefeuille des Marlneministers und General Brun das des Kriegsministers tm neuen Kabinett Briand übernommen. Der Herzog von Connaught ist von seinem Posten als Oberbefehlshaber der Mittelmeerstreitkräste zurückgetreten. Die russische Regierung hat Harting pensioniert; er will nach Amerika übersiedeln. Seit dem Beginn der L h o l e r a e p id e m i e in Riga sind 43 Erkrankungen und 20 Todesfälle zu verzeichnen. Der Mg NM Ufvleml! rum Oruher Eine erhebende Feier im Reiche des Geistes gibt der kommenden Woche das Gepräge; eine Feier» an der mit unserem Sachsenlande zugleich Alldeutschland innigen An teil nimmt und die auch für die gesamte gebildete Welt des Anstandes ein hervorragendes Ereignis bildet. Für die Leipziger Landesuniversität vollendet sich am 2. Dezem ber 1000 im Kreislauf der Jahre ein halbes Jahrtausend. An dem genannten Tage vor 500 Jahren war es, als im Thomaskloster zu Leipzig in feierlicher Form die Er öffnung der neuen Pslcgstättc deutscher Geistcskultur statt fand, die in stetem Aufschwünge die deutsche Wissenschast nachhaltig befruchten und ihr auf viele» Gebieten führend voraufchreitcn sollte, au Ehren und Erfolge» reich und ungeschwächt bis in die Gegenwart hinein, wo sie, der Zahl der Studenten nach an dritter Stelle unter den Univer sitäten des Reiches stehend, ciucn unangefochtenen akade mischen Ruf genießt und von weit und breit die Musen- söhnc hcrbcizieht, um sie mit der Milch ihrer Weisheit zu säugen und ihnen die Hallen der wissenschastlichci, Er kenntnis zu öffnen. Die Vorqänge, die vor 500 Jahren zu der Gründung der Leipziger Landesuniversität führten, sind mit einer eigenartigen historischen Romantik iiinwobcn und wurzeln in der heute wieder „euansgelebten Feindschaft der tschechi schen Bcvölkcrunq Böhmens gegen die Deutschen. Die Tschechen stellten damals für die Leitung der Prager Uni versität nationale Forderungen aus, die ihnen das Ueber- gcwicht sichern sollten und zu deren Erzwingung sic sich der schwersten Gewalttätigkeiten gegen die deutschen Be- sncher der Universität schuldig machten. Tie Verhältnisse wurden schließlich für die Deutschen dermaßen unerträglich, daß sic beschlossen, der ungastlichen ulnm water dauernd den Rücken zu kehren. So sah denn die böhmische Landes hauptstadt in den Maicntage» des Jahres 1400 ein gar selt sames Schauspiel. An die 2000 Studenten und Magister deutscher Nationalität zogen von hinnen, um auf deutschem Boden eine Stätte zu suchen, die ihnen nicht den Zwang aufcrlegte, fortgesetzt «egen nationale Unduldsamkeit aus der Kriegsmacht zu sichen. In Deutschland angelangt, blieb die Schar der fahrenden Schüler nicht geschlossen, sonder» zerstreute sich nach verschiedenen Richtungen. Nur ein kleinerer Teil, gegen 360 Studenten und 40 Magister, wandte sich der Markgrafschaft Meißen zu und fand bei den Markgrafen Friedrich und Wilhelm bereitwillige und verständnisvolle Unterstützung, so daß bereits wenige Monate später die neue Leipziger Landesuniversität ins Leben treten konnte. Heute steht die Erinnerung an scnc Zeit in den Leben den wieder auf. Wir sehen sic vor uns in leiblicher Ge stalt, die wackeren Studenten und Magister deutscher Natio- nabität, wie sie dröhnenden Schrittes, wehrhaft und markig, von echt germanischer Art, dahinzogen, ein Bild unge brochener Kraft, der kein Feind ctivas anhaben kaikn, die aber auch nicht ihr Bestes im nutzlosen, ewigen Hader mit einem minderwertigen Feinde vergeuden will. Wir fühlen ihre Freude mit, als sie in Leipzig wohlgeborgen waren, und vor unserem Geiste entrollt sich das groteske Lebe» und Treiben in der nunmehrigen Musenstadt, mit de» rauhen und urwüchsigen Sitten des alten Studententnms, wie eS uns Zochariä in seinem „Renommisten" in satiri scher Form und Magister Laukhard in seinen Memoiren in «uoeschminkter historischer Beleuchtung fesselnd schildert. Tabei galt die Leipziger Stndeiitenschast zumeist als eine Vertreterin des „feineren Tons", obwohl auch in Leipzig genug tolle Sachen vorkanpen und die flotten Burschen, „die vom breiten Stein nicht wankten und nicht wichen", manche hitzigen Kämpfe «mit „Schn sc er knechten" und Bäckergesellen, mit Pedellen, Nachtwächter» und Stadtsolbaten anssührte». Daß aber die Leipziger Studentenschaft daneben auch nicht des Studiums vergaß, sondern emsig der Wissenschaft ob lag, beweist zur Genüge die rasch auistcigcnde Bedeutung der Leipziger Universität, die in der nächsten Zeit nach ihrer Gründung nicht bloß der allgemeine geistige Kulturträger für ganz Nvrddcutschland wurde, sondern in gleichem Sinne auch Schlesien, Polen und die skandinavischen Länder be fruchtete. Eine neue Eniwickluugsperivde setzte auch für die Uni versität Leipzig, wie für das gesamte deutsche Geistesleben, mit dem Aufblühen des Humanismus ein, der durch das Verlegen des Schwergewichts aus die ästhetische Erfassung der antileu Kultnripett die Herrschaft der alten, ganz aus eine einseitige kirchlich-dogmatische Auffassung zugeschuittc- nen, mönchisch-scholastischen Gelehrsamkeit brach und den Weg für die Reformation ebnete, die erst recht eigentlich die geistige Befreierin der deutschen Wissenschaft wurde. Im Sommer 1510 fand in Leipzig die berühmte theologische Disputation zwischen Luther, Karlstadt und Dr. Eck statt, in deren Verfolg die Uni-versität von heftigen konfessionellen Kämpfen hcimgesncht wurde, die zunächst einen längeren Riedergang ihrer wissenschaftlichen Bedeutung verursachten. Als abev 20 Jahre später die Reformation in Sachsen triumphierte, begann auch für die Leipziger Universität eine neue Periode des Aufschwunges. Nun waren erst alle Bedingungen erfüllt, unter denen die sächsische Landes- »niversität das Banner deutscher Wissenickiaft in voller Geistesfreihoit sieghaft zu entfalten und ihrer hohen natio nalen Aufgaben ohne Hemmung gerecht zu werden ver mochte. Das, die deutschen Universitäten einen anSgc- iproclnm nationale» Charakter tragen und unbeschadet aller internationalen Gemeinsamkeit der wisscnschastlichxn For schung im nationalcrzieherischen Sinne auf die studierende vaterländische Jugend einwirken müssen, ist ein unumstöß- licl>es Axiom. Gewiß ist die freie Forschung ein Palladium der Wisseusclxist, das nicht angetastct werden darf. Der Forscher darf durch nichts behindert sein, ans dem von ihm nach gemisscnk-aficr Uebcrzcugung als wahr Erkannten die äußersten Konseguc'^zen zu ziehen. Anders aber steht cs mit der Freiheit der Lehre. Sie ist unweigerlich an die nationalen und ethischen Rücksichten gebunden, deren sich auch die größten Forscher, auch die unbestrittenen Äorrwhäen der Wissenickiaft bei der Ausübung ihres Lehr amtes nicht entschlagcn dürfen, und kann, wie jede Frei heit, nur in der weisen Selvstbeschränkung innerhalb der gekennzeichneten Schranken wahrhaft segensreiche Früchte zeitigen. In dieser Erkenntnis sind glücklicherweise deutsche Professoren und Studenten eins. Deutschlands studierende Jugend ist in ihrer überwältigenden Mehrheit von treuer und hingehender natio naler Gesinnung erfüllt und di« deutschen Professoren wisse» ihrer Pflicht, das nationale Prinzip hochzuhalten, in vorbildlicher W c i s e z u g e n üg e n. So braucht uns denn keine nieder- drückende Sorge um unseren akademischen lstachwnchs zu beschleichen. Es lebt noch der alte gute Geist an den deut schen Hochschulen, der sich an Kant und Fichte erhebt und erbaut und sich den Wahlspruch erkoren hat: „Ans Vater land. ans teure, schließ Dich an! Das halte fest mit Deinem ganzen Herzen!" Eine solche akademische Jugend ist die beste Gewähr unserer nationalen Zukunft, und in ihrer Heranbildung erfüllen die deutschen Universitäten neben Ihren wissenschaftlichen Ausgaben zugleich eine vaterlän dische Pflicht von unschätzbarem Werte. Die Bedeutung eines tatkräftigen und fruchtbaren nationalen Idealismus alS Produkt der akademischen Bil dung und Erziehung hat im Vorjahre Prinz Heinrich von Preußen bei der Feier von Kaisers Geburtstag im Kreise der Kieler Studentenschaft in einer damals vicl- bcmerktcn Rede betont. Er sagte u. a.: „Schaue ich in Ihre lebenslustigen Gesichter, so drängt sich mir die Frage aus: „Wie wir- sich die Zukunft durch Sie gestalten?" Deutsch land ist groß geworden durch die Bürger, die in ihm ge boren wurden, die cs hat ausivachscn sehen, nicht zum min desten durch die studierende Jugend. Darum lassen Sie sich stets, wenn Sie das Lied „Deutschland, Deutschland über alle-" singen, daran gemahnen, daß daö Vaterland Männer braucht, die zu seinem Schutze nicht nur mit Krieg-masfcn, sondern auch mit geistigen Waffen tämpsen können. Was aus Ihnen auch werden mag und welche Wege Sie auch gehen mögen, lassen Sieden Egoismus nicht au s- kommen, sondern trachten Sic danach, mit den geistige» Wafscn, die Ihnen die Universität in die Hand gibt, nicht allein zu Ihrem eigenen Nutzen zu wirken, sondern zum Wohle des ganzen deutschen Vaterlandes." In solchem Geiste die akademischen Bürger hcranzubilden, dazu ist die Leipziger Universität, an deren Wiege schon der deutsch- nationale Gedanke Pate gestanden hat und über die de; Gewittersturm der großen Völkerschlacht im Reirciniigs- jahre 1813 hinweggebranst ist, mit in vorderster Reihe be rufe». Wir brauchen nur den Blick 100 Jahre rückwärts zu wenden, um zu erkennen, welchen gewaltigen, tiescin- grcisenden Umschwung auch sür die deutsche Wissenschast' und ihr Ansehen in der Welt die Erstarkung des ngtionalcn Prinzips im Gefolge gehabt hat. Im Jahre 1800 stand Deutschland im Zeichen seiner tiefsten Erniedrigung, und die 400jährige Gedenkfeier dör^Leipziger Landesuniversität ging fast spurlos an den Zeitgenossen vorüber. Heute, im Glanze der Kaisermacht des geeinten Deutschland, die auch Sie Stellung des Königreichs Sachsen als hervorragendes Glied des Reiches wesentlich herausgehoben hat, ist die Leipziger Jubelfeier ein Ereignis, das die ganze Welt be wegt. Das heutige Sachsen ist mit seiner mustergültigen, ans tiefster Ueberzeugung entfließenden und durch die Lehren geschichtlicher Irrtümcr doppelt fest gekitteten Reichstreuc eine zuverlässige Bürgschaft dafür, daß die Leipziger Pflegstätte deutscher Gcisteskultnr allezeit mit den übrigen deutschen Hochschulen in der Förderung eines echten nationalen Sinnes aus allen Gebieten ihrer Bctäti- guna wetteifern und nie vergessen wird, daß die Wurzel krast der deutschen Wissenschaft in dem fruchtbaren Acker boden des dcutschnativiialen Gedankens ruht. So möge denn unserer Landesuniversität, ans die heute der Soniicn- glcmz einer 500jährige» gewaltigen Vergangenheit her- niedcrstrahlt, noch eine unabsehbare, ruhmreiche Zukunft bcschieden sein! Möge sie noch den fernsten Geschlechtern der Enkel den Geist echter Wissenschaftlichtcit und eines nationalen und ethischen Idealismus cinhanchen, wie er das natürliche Erbteil des Germanentums ist und der deutschen Kulturmissivn in aller Welt seinen Stempel ans drückt! Mit diesem Wunsche verbinden wir die Gewiß heit, daß stets das Wort König Albcrts uneingeschränkte Gültigkeit behalten wird: „Die Universität Leipzig ist ein kostbarer Edelstein in meiner Königskronc". Vivat, klarest, eresoat ^.Iina Hatsr Tipsisnsis! Neuerte vrahtmeldungen vom 24. Juli. Das neue Kabinett Briand in Frankreich. Paris. Admiral Bonä de Lapenrerc hat das Portefeuille des M a r i n e m i n i st c r s und General Brun das des K r i eg s m i n i st e r s übernommen. Sarraut ist zum Unterstaatssckrctär im Äriegsministcrium und Ehöron zum Untersiaatssckrctär im Marincministe- rium ernannt worden. Die Minister und Unterstants- sekrctär« traten heute vormittag 11 Uhr zu einer Sitzung im Justizministerium zusammen. Paris. iPriv.-Tel.) Als wesentliche Punkte sei nes Programms bezeichnet Briand die Vorberei tung der nächstjährigen Wahlen und die Erledigung des Budgets. Die kurze Frist bis zu den Wahlen laßt sür weitere Aufgabe» schwerlich Raum. Das Budget wird aus Caillaux' Entwurf basieren, einige Ersparnisse erstreben und an Stelle neuer Stenern einen Ausgleich durch kurz fristige Obligationscmisstvnen suchen. Die Beendigung der Arbeiterbesoldungsvvrlagc im Senat ist ein Haupt punkt des Programms, Briand selbst, Anhänger -er Wahl- rcform, wird daraus jedoch keine Vertrauensfrage machen. Caillanx' Entwurf der Einkommensteuer soll im Senat wesentliche Aendcrlingcii erfahre». Die Wiederanstcllnng entlassener Postbeamten weist das Kabinett nicht mit dem schroffen „Niemals" Caillanx' zurück, sondern wird die Möglichkeit später von Fall zu Fall prüfen. Znm Fall Harting. Petersburg, sPriv.-Tel.l Harting wurde, nach dem er eine längere Unterredung mit deni Gehilfen des Ministers des Innern Korlow gehabt, mit 5000 Rubeln, die ihm halbjährig ausgezahlt werden, pensioniert. Gleich zeitig wurde ihm ferne Beförderung zum Wirklichen Staats rat in Aussicht gestellt. Harting erklärte, daß er Rußland für immer verlassen und nach Amerika übersiedeln werde. Berlin. <Priv.-Tel.s D«s Zarcnpaar mit seinen Kindern wird am kommende» Dienstag auf Schloß Hemmclmark in der Eckernfördcr Bucht, dem Sommer sitze des Prinzen Heinrich, cinlresfen. Der GrotzHerzog