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s s und die r Amtsblatt der «tzl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand Preil vierteljShrl. LS Ngr. Inserate werden die gespalten» Zeile oder deren I Raum mit 8 Pf. berechnet. TO I Sonntag, den 8. Juni M rau. Geneutz. waltM. Lhnese i glück- herftillt untere» Loche, ir B«- ik, die it« w ru, Schm der kuzn >niß uns«« m schöoßn t Trost pi uit Blom e begleitet»^ gröber ft am Enk ltniß- Hm lichtet ikLge e dm t »ov M. es- lßs. ! schänke» «ft ireuudei er- amf itzsch mit che alle bteu.W r ewM he wohl« htiw- üi t gerehm !wkmü> erwieiwe I l872. ilie Loch »dero. Erscheint i. Freiberg jed. Wochen«. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werdm bi« V. 11 U. ff» nächste Nr. angm. Tagesgeschichte. Berlin, 30. Mai. Wie die „N.-Z." meldet, hat Se. Mas. der Kaiser am Dienstag bei der .Familientafel dem Kronprinzen von Italien die Verleihung des Ordens pour ls merite an Se. M«j den König Victor Emanuel und an ihn selbst mitgetheilt. Der Kronprinz des deutschen Reiches hat dann später dem Kron prinzen Humbert die Ordeusdecorationen selbst überbracht. Dem Vernehmen nach gedenken der Kronprinz und die Kronprinzessin vqn Italien bis zum 6 Juni in Berlin zu verbleiben, um sich dann zum Besuche der Königlichen Familie nach Dresden zu begeben. — Der Kaiser und König begab, sich gestern nach den Exer- cierplatze an der Tempelhofer Chaussee und nahm daselbst den Truppen der Berliner Garnison , in Gegenwart des Kronprinzen von Italien, sowie der königlichen Prinzen und Ptinzessinen, die Frühjahrsparade ab. — Eine auffällige und für die Weltstellung unseres StaateS — wie die „Mont.-Ztg." bemerkt — sehn be- merkenSwerthe Erscheinung ist eS, daß die am hiesigen Hofe be- glaubigte Diplomatie in osstciellen, wie in gesellschaftlichen Be ziehungen sich der deutschen Sprache zu bedienen bemüht ist. Mm» hört in der hohe» Gesellschaft wenig mehr französisch sprechen. — 31. Mai. Der Reichstag, nahm in erster Md-Weiter Lesung den LaSker'schen Antrag, betreffend dis' Ausdehnung der ReichScompctenz auf die gesammte CivilrechtSgesetzgebung mit großer Majorität an, wobei der württembergische Minister Miltnacht seine bezügliche Aeußerung in der vorigen Sitzung dahin richtig stellte, daß er die Mitwirkung der übrigen Bundesstaaten schon bei der ersten Conception der neuen Gesetze als wünschenSwerth bezeichnet habe. Die Postverträge mit Portugal und Oesterreich Ungarn wurde» in dritter Lesung unverändert angenommen: Auf Anfrage erklärte der Generalpostdirector Stephan, daß ein neuer Postvertrag mit Rußland in den nächsten Tagen vorgelegt werde. Der Gesetzent wurf betreffend die französische Kriegsentschädigung, wurde an eine Commission verwiesen, und die zweite Berathung des Etats über die Eingangszölle ohne Debatte erledigt. — Die Berufung des Abgeordnetenhauses steht, wie die „Kr.-Z." hört, in der zweiten Hälfte der nächsten Woche bevor. - Die Conferenz über das Volks-Schulwesen, welche der Kultus minister 0r. Falk einberusen will, ist zum 11. Juni in Aussicht ge nommen. — Delegirte sämmtlicher Berliner Gewerbe und Gewerke, so wohl der Arbeitgeber als der Arbeitnehmer, sowohl zünftiger als freier Gewerbe, sind behufs Berathung über Errichtung gewerblicher Schiedsgerichte geladen, am 4. Juni im Bürgersaale des neuen RathhauseS zu erscheinen. — In den Artilleriewerkstätten Spandaus ist man jetzt sehr lebhast beschäftigt, die eroberten französischen Festungsgeschütze, die sich in bunter Musterkarte von Ludwig LIV. bis Napoleon Hl. vorfinden, in Vierundzwanzig-Pfünder umzugießen, welche künftig die deutschen Reichsfestungen im Kriegsfälle vertheidigen helfen werden. — Soeben brmgt uns der Telegraph die Trauerkunde von dem Tode Friedrich Gerstäcksrs. Er starb heute, am 31. Mai, früh Morgen- in Braunschweig, seinem letzten Aufenthaltsorte, nach kurzem Unwohlsein. So ist ein alter, in den Jünglings- und Mannesjahren fast rastloser Wanderer und Fahrer über Land und Meer endlich zum letzten Male und in den letzten Hafen der Ruhe eingelausen — vielleicht die einzige Fahrt, von welcher er nichts zu erzählen hat und mit deren Schilderung er Niemandem ergötze» wird. Er brachte wohl die Reiselust als angeboren schon mit auf die Welt, al» er den 16. Mai 1816 in Hamburg das Licht der selben erblickte. Denn er war der Sohn eine- fahrenden Jünger- der Musen, des einmal sehr beliebt gewesenen Sängers Fr. Ger stäcker; und waS ihm daran noch fehlte, daS ergänzte frühste Ge wöhnung, indem er schon als Knabe den Vater häufig auf seinen Kunstreisen begleitete. So wollte ihm der enge Raum der Lehr- stätte zum Kaufmannsstande nicht behagen; ihm steckte die weite Welt, vor Allem Amerika im Kopfe, und nur, um für das Leben jenseits des OceanS recht vorbereitet zu sein, erlernte er einige Jahre die Oeconomie. Kaum 21 Jahre alt eilte er an das andere Gestade und durchwanderte, nachdem ihm in New-Jork Taschen und Reisebündel leicht gemacht waren sechs Jahre lang die sämmt- lichen Staaten Nordamerikas, nur immer bald als Farmer , bald als Heizer und Matrose auf Dampfschiffen, bald als Handwerker, bald als Holzhauer, bald endlich als Gastwirth so lange arbeitend, bis er wieder Geld zur Weiterreise und zur Fortsetzung de» oft wildesten, abenteuerlichsten Jägerlebens verdient hattet Dennoch sättigte sich auch dieser unbändige Trieb, die Sehnsucht^ckrch der Heimath führte ihn 1843 zum ersten Male wieder nach Deutsch land zurück. Und nun entwickelte sich — was ja schon nach dem altoy, Lied: „Wenn Jemand rc." eng zusammengehört — da« zweit« Talmst in ihm, daS de« frischesten, lebendigsten , spannendsten Er- zählst Wem schlüge von damals her nicht noch in der Erinnerung da- vollwüchstge Knaben- oder da« gerade schwellende Jüngling-Herz, wem er M Gerftäcknr'S«- „Streif- und Jagdzüge," oder ,an die „Regulatoren in ArkansaS", oder au die „Flußpiraten des Missi- sippi", die „Misfifippibilder", welche in schneller Reihenfolge bi« 1848 erschienen, zurückoenkt Kaum aber auch hatte er seine Skizzen mappe auSgeleert, da triebS ihn wieder hinaus, jetzt schon auch ge drängt vom Großverleger Cotta, ja unterstützt durchs Reichmini- sterium von damals, nämlich vom Jahre 1849. Diesmal galt es den Urwäldern, den Riesenströmen, den PampaS Südamerika's, dem ebenso abepteuer- wie goldreicheo Kalifornien, dem weiten -„stillen" Meere und seinen Inselgruppen, endlich Australien und den auf der zweiten Heimreise gelegen Ländern. Und was hat er da Alles erlebt! Und waS hat er, in Leipzig sich wieder an den Schreibtisch setzend, dann Alles erzählt — nein gemalt und wie leuchten die Farben, wie springen uns die Gestalten entgegen! Wir müssen, um für heute unseren Lesern nur eine kurze Skizze des reich bewegten, nun abgeschloffenen Lebens schnell zu geben, uns für später die weitere Ausführung Vorbehalten. In schnell über fliegender Erinnerung sehen wir ihn später selbst als hoheitlichen Retsegenofseu durch libyschen Sand und auf des Nils Rücken den geheimnißvoll sprudelnden Quellen des alt-geschichtljchen Stromes entgegenwandern, natürlich soweit dies eben herzoglich - gothaisch aogäoglich war. Und immer noch wieder fluthete aus seiner Feder der Strom der Erzählung, wenn auch in immer enger gerahmten Ufern; auch im Vaterlande noch wechselte er verschiedene Male die Stätte immer nur zeitweiligen Bleibens, bis zuletzt Mund, Hand, Fuß und Feder stillstand heute zu Braunschweig dem kaum SechS- undsunszigjährigen Von Dem aus, das nicht mit der gebrochene» Gestalt in das Grab hinabfinkt, wird es noch lange in die deutsch» Kinder- und Jugendwelt rauschen von Muth fordernder Präriejagd, von grausigem Urwaldsabenteuer, von gefahrvoller Meerfahrt und — von der HerzenSerquickung der Heimkehr und de« Feierabend-, dessen letzten Töne nun auch für ihn ausgeklungen find. (B^Atz.) Koblenz, 28. Mai. Während der gestrigen Verhandlung'ge gen den Religionslehrer Betn;oth Md Boppard wegen öffentlicher Beleidigung der excommunicirten Professoren vr. Knodt und Rein ken« hielten sich vor dem SttzMgSsadl, sowie auf der Straße große Menschenhaufen auf, deren Haltung in Bezug aus Herrn Knodt nichts Gute« erwarten ließ. Letzterer (Herr Prof. Reinkens war nicht bei der GerichtSperhgndlung) beging die Unvorsichtigkeit, gleich nach Vertagung de- ProcesseS und Angesichts der drohenden Menge da- GerichtSgchäude zu verlassen. Dem» schon beim Heraustreten