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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860729
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860729
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-29
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdarllon und Lrpeditioa Johaunesgasse 8. Sprechkundru der Nrdartwin Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. tzl!> »ie »Nt««,», N»«N«n»I,r vl-nulcri»«« »ich« fich tu Itkt»c«i«» nicht ««rdlutiuh. Annahme her sür hie ntchttsslsend« Nummer hestimmten Inserate an Wochentagen h>» 3 Uhr Nachmittag«, a» Latin- uu» Arittagru srütz bi» '/,9 Uhr. 2» den /Malen für Ins.-)lnnahme: Ltta Ale»»», Universliätsstrasse 1. LoniS Lösche, Kaihariuenstr. 23, p. n»r bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage Äboiinrmrnlsprris viertelj. 4'/, Ml'.. incl. Brmqcrlodn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jode eiuz-lne Nunimcr 20 Ps. Blegexkinvlar 10 Ps. Gel'ünrrn >ür Extrabeilagen ti» Tageblatt. Formal geinlji) ohiic Posibesörderung SO Mk. Mit Pvstbesörderung M Mk. Inserate (-gespaltene Petitzeile 20 Ps. Gröstrre Schriften laut uni. Preiover-eichiust Tabellarischer u.Zissrrniatz nach höhcrmTaris Krclamen unter dem Rcdaciions strich die 4qespa!i. Zeile SO Ps., vor den Familie n Nachrichten die Vgeipalienc Zeile 40 Ps. Inserate sind steis an die t-r-rditiail zu lenden. — Rannt! wird nicht gegeben. Zahlung i>r»eouuwr»uüc> oder durch Post- nachnahmc. 210. Donnerstag den 29. Juli 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekanlltmaihlm-. Di« Herstellung eine« hölzerne» Stege- läng eine» Theilet de« Eutritzsch - Schvnefelver EommunicationSweaeS bei dem „Parlhcnschlößchen" bei Altschöneseld soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Verwaltung, NathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14. au- und können daselbst ringesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Auf schrift: „Steg a« PartheuschlS-che»" versehen ebenvaseldit und zwar di» zum S. August d. I. Nach mittag- 5 Uhr einzureicheu. Der Ralh behält sich da- Recht vor, siimmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 19. Juli 185«. DeS -kat-S der Stadt Leipzig Sttatzenbau-Deputation. Manntmaihlms. Der dieljährlae Odstanhang im hiesigen Kammergut-wehricht »nd auf den zur hiesigen Königlichen Saline gehörtgea GrundstÜckea am rechten User der Saale soll Donnerst«», den S. Anguft tz». I»., Vormtttag» tv Uhr im hiesigen GalzamtSgedinde metstbietead verkauft werden. Die Bedingungen hierzu werdrn im Termine selbst bekannt gemacht, können jedoch auch vorher in unserer Registrator ein- gesehen werden. - - > Dürrenberg, den Lt. Aull 1886. »hntvltches Gal»««t. Nichtamtlicher Thetl. Die Armeefrage in Ungarn. * Der bekannte politisch-militairische Zwischenfall, welcher in Pest durch den General Zan-kh veranlaßt worden, bat in Ungarn ganz plötzlich die Armeesrage in den Vordergrund de« politischen Interesse- gerückt und zu einer ganzen Reihe bedenklicher Meinungsäußerungen und Kund gebungen geführt, welche wieder einmal den Beweis gelieserl haben, wie wenig zuverlässig die Grundlagen de- österreichisch ungarischen Staat-duali-mu- für die Existenzbedingungen der Gcsammtmonarchic genannt werden können. Tie Armeesrage ist inveß in Ungarn nicht erst durch den oben erwähnten Zwischenfall neu entstanden, sondern sie ist schon alten Datum-, aber bisher von den leitenden Kreisen Ungarn- mit einer gewissen diplomatischen Vorsicht und Klugheit der öffentlichrn DiScussiou entzogen worden. Die IaiiSky-Angelegenhcit hat sie aber ganz plötzlich wirver an geregt und in ganz Ungarn geradezu zu einer brennende» TageSsrage gemacht. Diese Stimmung und Agitation haben besonder» der Unabhängigkeit-Partei eine Bedeutung im Lande verliehe», welche der gegenwärtigen ungarischen Regierung, deren erbitterter Gegner gerade die äußerste Linke ist. unmöglich erwünscht sein kann. Die Führer der Un abhängigkeit-Partei haben nämlich seit dem Zustandekommen de» österreichisch-ungarischen Au-gleichc- stet- behauptet, daß der sogenannte DualiSmuS ein unmögliche» staatliche- Ziritler- ding sei, welche» keine Zukunft haben könne. Der zwischen Ungarn und Oesterreich geschaffene Duali<mu». führen die Unversöhnlichen weiter au-, Werse die einfachsten logischen Grundbedingungen eine» jeden SlaatSwesen» in Ungarn über den Hausen und führe die Nation zum Spotte der übrige» verständigen Welt geradezu am Narrenseile. „WaS ist denn da- sür ein Staat", fragen die Unversöhnlichen, „welcher keine Vertretung nach außen, keine auswärtige Politik und keine Armee hat? Nun, ein solche- Unding ist Ungar» ge worden, aber wir wiederholen eS, diese lächerliche, demüthi- gende Stellung Le» Landes kan» unmöglich von Dauer sein." Als sich in Ofen der Zwischenfall JanSky ereignet«, da riefen alle Organe der Unabhängigkeit-Partei mit Stentor stimme: »Seht, so mußte eS kommen! Die fremde Solva- teSka, die nur als Polizeimacht Oesterreich- in unserem Laude steht, darf sich «dreisten, erklärte Feinde der ungarischen Nation al» Helden zu feiern, um dadurch da» Andenken un sere- ruhmvollen, unvergeßlichen Freiheit-Heere» zu be schimpfen!' — Diese und ähnliche Auslastungen verfehlten auf den heißblütigen ungarischen Nationalcharakter nicht ihre Wirkung. Selbst in den Kreisen der gemäßigten Parteien Ungarn- war die Entrüstung über jenen Zwischenfall eine große, ja sogar die ungarische Regierung glaubte sich darüber ereifern und in ihre» Prcßorgancn mißbilligende Erklärungen über die IanSky-Affaire abgeden zu müssen. Seither bemüht man sich sichtlich, die Verhältnisse einiger maßen zu klären, besonder- bezüglich der Armeesrage, die noch immer da- öffentliche Interesse beschäftigt und wohl noch längere Zeit im Vordergrund der ungarischen Tages politik verbleiben dürste. Auch die Stellung der verschiedenen Parteien zur Armeesrage ist jetzt etwa» deutlicher al» bl»hcr zu erkennen. Da liegt zunächst eine Kundgebung de» „Nemzet" vor, also jene- Organ», welche- mit dem Minister-Präsidenten v. TiSza in unmittelbarer Fühlung steht. Da» genannte hochofficivsr Blatt verweist in einem längeren Artikel darauf, daß die Möglichkeit kriegerischer Ueberraschungen sowohl im Osten al- im Westen unseres Welttbeile» in Betracht gezogen werden müßte, weSholb die österreichisch-ungarische Monarchie daran zu denken habe, sich auf alle Ereignisse vvrzubereiten. Bei dieser Gelegenheit wenvet sich „Nemzet" i» ziemlich scharfer Weise gegen eine „gewisse auswärtige officöse Presse", welche ihrem Lrse- publieum sortwäbrcild eiiizurede» versucht, daß die ganze Weltlage eine überaus friedliche sei und auch gar nicht gestört werden könne, weil der Frieden sehr mächtige, ganz Europa beeinflussende Schirm- und Schutzherrrn bade. Da» ungarische Blatt glaubt aber, daß diese fortwährenden Frieden-illvsionen nicht allein den Thattachen nicht entsprechen, sondern geradezu geeignet sind, der Bevölkerung rin« ganz falsche Auffassung I der Weltlage beizubringea und so eine Art „politischer I Kriedensidiotrn" zu «ziehen. «In dem politisch geschultrn I und scharfblickenden Ungarn", meint „Nemzet", „findet eine solche einfällige Beschwichtigungspolitik allerdings einen Eingang, wr-halb wir nur wiederholen können, daß wir weise thun, un- aus alle Ereignisse, die plötzlich Hereinbrechen könnten, gehörig vorzubcrciten." — Au» diesem Grunde tritt da» Organ de- ungarischen Minister- Präsidenten auch sür da- gute Einvernehmen zwischen der Nation und der Armee rin, welche- für eine elwaige ! riegerische Eventualität von höchster Wichtigkeit sei. Daraus ann man auf die gegenwärtige Haltung der ungarischen Regierung immerhin einen Schluß ziehen und da überdies der ungarische Minister-Präsident seiner Mehrheit im Reichs tage sich« ist, so dürfte dort vorläufig die leidige Armee rage von der Tagesordnung wohl als abgesetzt zu be trachte» sein. WaS die gemäßigte Opposition unter der Führung deS Grasen Apponyi betrifft, so hat dieselbe ebenfalls erklärt, daß ir sich an keinen Agitationen gegen die Armee mehr bctheilige» welle. Allerdings nimmt diese Oppositionsgruppe diesen Standpunct nicht ohne Vorbehalt ein; vielmehr steckt dahinter ein wohlberechncle» Manöver. Die gemäßigte Opposition will nämlich durch ihre Erklärung der Armee und den maß gebenden Wiener Kreisen gegenüber als loyal erscheinen, um desto energischer gegen vaS Eabinet TiSza auslretcn zu können. So versichert die Partei des Grasen Apponyi auch, sie taste VaS Verfügung-recht deS obersten Kriegsherr» in keiner Weise an, aber sie werde die jüngsten militairischen Personal-Ver änderungen dein specisisch ungarischen Slankpuncte auS im Reichstage zum Gegenstände einer Aclion gegen Herrn v. TiSza machen, welchen sie zur Verantwortung ziehen wolle. So wird also die Armccfrage nur »och al- ei» politische- Hilfs mittel zum Sturze des CabinelS TiSza zu benutzen versucht. Um schließlich nochmals auf die Unabhängigkeit-Partei oder äußerste Linke zu kommen, so setzt diese allerviiig» ihren Kampf gegen die Armee fort. Sie hat sogar znm Zwecke ihr« Agitation für den 1. August eine allgemeine Volks versammlung nach Pest einderuseii. die jedenfalls kaum ohne große» Lärm verlausen dürfte. Im Reichstage selbst ist aber diese Partei viel zu gering vertretrn, um in ihren, Sinne die Armeefrage nochmal» vor das Hau- zu bringen, wes halb dieselbe im Wesentlichen wohl als erledigt betrachtet werden kann. Leipzig, 29. Juli 1886. * Der.Deutsche Reichsanzeiger' widmet dem verstorbenen General Frhrn. Karl Georg Gustav v. Willisen folgenden Nachruf: An den Folgen einer längeren und schweren Krankheit ist am Sonnabend, den 24. Juli, der Gouverneur von Berlin, General der Cavallerie Frhr. Karl Georg Gustav von Willisen, iM 68 Lebensjahre a»S dem irdische» Dasein geschieden. In dem Berewigie» hat die Armee den Verlust eine- ihrer ausgezeichnetsten Neit-r Oificlcre zu beklagen, der mit ausopsernder Hingebung an die Pslichien de- Berufe- eine hervorragende Begabung sür die Führung der Cavallerie und snr d>e Erziehung und Heranbildung dieser Waffe zu dem Niveau höchster kriegerischer Leistung-, sälngkeit vereinigte. Wiederbolt mit der Leitung größerer Retter»Abiheilungen und inik der Abhaltung größerer Cavallerie- Manövcr betraut, wußte der Heimgegangene den von ihm beskhligien Truvpen den Geist frischer, timt,ästiger Jnst alive ein- »»hauchen und sie mit den schwierigsten Ausgaben, die der Reiterei aus dem Heuligen Schlachiselte gestellt sind, veriraut z» machen. Dabei war General von Willisen ein Ossi irr von umsassender all gemeiner Bildung und hoch bewandert und erfahren in alle» Zweige» de» milstairischen Wissen«. Sehr bald schon nach seiner Beförderung »um Oisicier im damaligen 7. Kürassier-Regiment 1838 zum Be such der Allgemeinen Kriegsschule comniandirt, und daraus zum Brigade-Adjutanten ernannt, trat der Verstorbene 1855 i» den Seneralstab ei», dem er mit kurzen Unterbrechungen bi- zum Jabre 1866 in verschiedenen Dienststellungen angrhörle. — Im April 1866 an die Spitze de- Neumärkischen Tragoner-Regiment- berufen, führte er die unler seiner Leitung trefflich geschulte Truppe im preußisch- österreichischen und im deutsch-sranzösische» Kriege von 1870/71 und übernahm dann noch währeud oer Dau-r des letztere» Feldzuge- die Führung der 28. Cavallcrie-Briqade zu Karlsruhe. I» den beiden Kriegen vo» 1866 und von 1870/71 erwarb General, von Willisen mehrere nur sür Auszeichnung vor dem Feinde gewährte Dekorationen. Im Jahre l8?1 zum General-Major befördert, commaiidirte er 1874 bei den Herbstmanöver» die Cavallcrie-Division de- XV. Armee korps und 18?5 die combinlrte Lavallerie-D Vision bei Könitz. Im December 1875 mit der Führung der 28. Division beauftragt, und ein Jahr später, unter Auirücken zur Gencrol-LeuIenanlS.Charge, zum Commandeur dieser Division ernannt, verpflanzte er in diesen Stellungen die Traditionen des allpreußischcn Dienstes aus die ihm unterstellten Truppentheile dcS Badischen Armeekorps und legte damit da- Fundament zur gründlichen taktischen Ausbildung derselben. Im Jahre 1882 «folgte die Ernennung des Generals zum Gouver- neur von Berlin, in welcher Stellung er 1884 zum General der Cavallerie avancirte. Sein Name wird als derjenige eines Osficier», der mit glänzender Begabung nie versiegende Hingabe an den Dienst verband, im Andenken der Armee stets in hohen Ehren gehalten werden. * Unter dem Titel „Sachliche Fehler" brachte der „Bayerische Kurier" eine» Leitartikel, den die München« „Allgemeine Zeitung" um deswillen in seinem ganzen Wort laute mitlheitt, weil er eine Antwort an die ullramontane Hetzpresse enthalte, deren Ursprung von dieser nicht ver kannt werde» würde — eine Antwort also, die dieser Presse gegenüber deutlicher und überzeugender erscheinen müsse, als Alle», WaS die „Allgemeine Zeitung", sonst au» guten Quellen geschöpft, ihrerseits aufstcllen könnte. Der qu. Leitartikel lautete: „In einer Polemik gegen die „Allgemeine Zeitung" bemerkt die „Germania" in ihrem gestrigen Blatte: „Angeführt habrn wir nur Beweise für Einzeliekler; sür Fehler in der Sache haben wir noch keine Beweise angesührt, sondern nur gesagt, dieser sachliche Fehler besteh« darin, daß einige katholische Blätter zu sehr an die Lutz'ichrn Aktenstücke »u glauben anfingea und daher der Stelle im Schreiben des Prinz-Regenten Luitpold eine Unterlage gäben, die weit über Das binausgehr. was wir und die immense Mebrhett der katholischen Presse, und zwar gestützt aus Das, was die Grundsätze der Kirche zuließen, annähmen. Diesen sachlichen Fehler bat z. B. der „Bayerische Kurier" gemacht." — Wir müssen uns gegen diesen Vorwurf ganz enischiedrn verwahren. Wir haben von „Lntzilchen" Aclenslückrn nie geivrochen, wir haben vo» dem Vorhandensein „Lutz,scher" Arlenstücke nie etwa- gewußt und wissen von solchen heute noch nichts, wohl aber wisse» wir. daß von Seite des heiligen Stuhle« Aktenstücke vorliegen, welche die Zufriedenheit de« heiligen Stuhles mit den kirchlichen Zuständen in Bayern in dem von un- näher piäcisirteii Umfange roiistaliren. Um endlich dem Wirrwarr de- ew ge» Hm und Wider ei» Ende zu machen, haben wir den Art kel der ..Germania" mit drin oben eitirten Passus an einer Zielte ia Vorlage gebracht, welche in engster und ununterbrochener 8 iblung »it der^uigeu geistliche» Behörde steht, deren Informationen i> diesem Fall« uuausechtbar sind und durch keine Dementi» irgend einer Zeitung oder eines trlegravbischen Bureaus erschüttert werdrn könne,» W>r denken, d e ,.G,ri»a»>a" wird uns verstehen. Von jener Stelle ist uns nun Nachstehendes zugegangen: „Aus Grund ganz aulhentischer Insoriuationr» sind wir in der Lage, »u erkläre», daß Sk. Heiligkeil der Papst selbst wiederholt seine Befriedigung über die Verhältnisse in Bayern im Allgemeinen in unzweideutiger Weise ausgesprochen hat. CS geschah dies i» den letzten Jahren und nicht mit Bezug aus die principielle Stellung von Staat »nd Kirche >» Bayern, sondern mit Bezug aus die thaisüchlich bestehenden Verhältnisse, wie sie sich >» der jüngste» Zeit gestaltet haben. Daß der heilige Vater seine Be friedigung über diese Verhältnisse »amentlich i»> Vergleich mit de» Verhältnissen der katholische» Kirche i» anderen Länder» aus- spreche» konnte, bedarf für Den, der die Lage mit vormiheils- freiem Auge beurtdeili, keines näheren Beweises. Wessen Ver dienst diese bessere Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse in Bayer» ist, darüber Hai sich der heilige Vater nicht ausgesprochen, und wir stimmen vollständig Jenen bei, welche diese- Verdienst der katholisch-bayerischen Majorität der Abgeordnetenkammer i» erster Reihe vindiciren. Gleichwohl sind wir nicht abgeneigt, einen Theil de« Verdienstes auch den Männern, weicht a» der Spitze der Regierung Bayerns stehe», zuzilerkcnnen, da ja von ihrer Seite ein vielfaches thalsächliches, wenn auch nicht princiviclles Emlcnke» und Eittgegenkommen staltsindeii mußte, um zur jetzigen Lage zu gelangen. Dieses Entgegenkommen vo» Seile des Frhr». v. Lutz wurde auch während der Session des letzten Landtages von der Kammermajorität constatirt und anerkannt. Wir erinnern, daß gerade die Berathunge» über das Custusbudgrt in der letzten Session in der ruhigsten Weise verlause» sind. Ob wohl d,e Majorilät einen neuen Tullnsrescrculen sich erkoren halte, über dessen grundsätzliche Stellung und Energie nirgends rin Zweisel besteht, so hatte doch auch dieser keine Gelegenheit und Veranlassung, eine besondere Klage über die Haltung der Negie rung vorzubringen. Die princiviellrn Differenzen, welche zwilchen Kirche und Staat in Bayern auf Grund der zweiten BcrsassnngS- beilagc bestehen, werden sür keine Kammer und keine» Minister in absehbarer Zeit beseitigt werden können, weil eS hierzu einer Verfassungsänderung bedürfte. Darüber sind sich die Siams- regierung und die Volksvertretung ebenso wie der Epstkoval Bayern- vollständig klar. Es kann sich, so lange die »weite Vor- sassungSbeilage bestellt, immer nur uni eine wohlwollende Aus. sassuiig und Beurthciluiig von Seite der teilenden Minister handln. Einer solchen ivoblwollende» Bcurtheiluiig der Bedürft nisse und der Rechte der Kirche bat eine frühere seindsclige Hal tung i» den jüngsten Jahre» Platz gemacht. Die- und nicht mehr tst »in heiligen Batrr constattrt worden, und nur dies und nicht meksr konnte und wollte ohne Zweisel auch von Sr. k. Hoheit dem Prinz-Regenten coiistaiirt werden." So unsere durchaus unanfechtbare Quelle. Und nun erlauben wir uu« au die „Germania" die Frage, wo und wann der „Bayerische Kurier" etwa- Andere- gesagt hat. Freilich, an da« Vorhandensein der „Actenstücke" hat er geglaubt, aber seit wann ist es denn ei» „sachlicher Fehler", an die Wabrheii zu glaube»? Wir halten es umgekehrt sür einen Fehler, die Wahrheit verdunkeln und Thalsachen, die ja unbequem sein möge», zu ignoriren. Wir wieder holen, was wir schon einmal gesagt, daß wir überzeugt sind von der Wahrheit de- Spruches: „Die Wahrheit wird Euch frei machen."" Hiermit «achtel die Münchener .Allgemeine Zeitung' ihrerseits die Frage über die vaticanische» Buten sür erledigt; sie habe keine Veranlassung, diesem Gegenstand, der schließlich nur mehr ein Streit um Worte geworden, eine Bedeutung von allgemeiner Tragweite zuzucrkcnne», die er nicht besitze. * lieber neue Forderungen zum Antrag Hammer stein schreibt mau: „Nicht mehr eine sechs-, sondern eine vierjährige Dauer sür die Gcncralsyiiode, nicht mehr ministc- ricllc» Placet der Kircheiigcsctze, sondern Gegenzeichnung bloS deS geistlichen Ministers und dcS Obcrk>rchcnrall)S-Präsidc„tcii bei direckem Berkclir der Geueralsyiivde mit dem Könige; EinsvruchSrccht des Generalsynodc-BorstandcS gegen die Er nennung vo» Mitglieder» dcS Ober-KirchenratbS; Mitwirkung dieses Vorstandes bei Besetzung der theologischen Professuren; Einspruchsrecht der Proviiiziatsyiiodcn gegen die Ernennung von General-Superintendenten: dasselbe Recht sür dieselbe Körperschaft bei Anstellung von Lehrer» höherer Schulen, und endlich BorschlagSrccht der Proviiizialsyiioden bei Besetzung geistlicher Stellen in den königlichen Consistorieir — man sieht, eS ist eine ganze Menge von Forderungen, welche die evangelische Hierarchie zur Durchführung dcS Antrags Hammerstein ausstcllt. Bon den Gemeinden ist in den sieden Puncten keine Rebe, sondern einzig und allein soll di« Macht der synodalen Körper erweitert werde». Man denke nur, wie eS aus de» preußische» Universitäten der alten Provinzen und aus unseren Gymnasien ausiehci, würde, wenn ei» Ministerium sich fände, da- diesen Forderungen gerecht würde! Mit deS Königs HoheitSrechlcn wäre eS eben so dahin, wie mit dem Einfluß der Regierung aus die Ver waltung. DaS Ansinnen unserer Papisten ist so stark, daß man fragen möchte, ob nicht ein Spaßvogel dahinter steckt, der zur Blosstellung deS Antrages Hammerstein die sieben Puncte ersonnen hat. Bon de» künftigen Bischöfe» mit einem Erzbischof an der Spitze ist nicht die Rebe. Nu», daraus würden die Herren auch »och zurückkommen. denn allzu bescheiden, wie man sicht, sind sie nicht. Es braucht sich Jeder nur klar zu mache», waö Alles in den siebe» Puncten an Verringerung der Krön- und Regierung-rechte steckt, um üb« die Wünsche der orthodoxen Reformer der evangelischen Kirche herzlich zu lachen. Die Gemeinden existiren für die hierarchischen Herren nicht, nun, „nd des halb werden die Gemeinden auch um die Pastorale» Naivi täten sich nicht bekümmern. Aber Act genommen muß davon werden, WaS sich die Hintermänner der Hammerstein und Kleist-Retzow unler größer« „Freiheit der evaiigelischen Kirche" verstellen." * AuS Aurick, 23. Juli, wird der „Weserzeiiung" ge schrieben: „Aus der Tagesordnung der heutigen Slraskainmer- sitzung stand die Verhandlung gegen den früheren Marine- lngenieur Bernhard Denninghosf auS Wilhelms haven. Dieser Fall erregte auS dem Grunde mehr als gewöhnliche» Intercsie, weil er zusammcnhing mit der Strafsache gegen den kürzlich vom Reichsgericht in Leipzig zu lO Jahren Zuchthaus verurtheilten dänischen Capitaiii Sarauw. In Folge in jenem Proceß mit Beschlag belegter Schriftstücke wurde nämlich Denninghosf verhaftet und ihm Anfang» die Annahme einer Aufforderung zum Lantesverrath zur Last gelegt. Für diese Anklage war jedoch kein Nachweis beizubringen gewesen, »nd deshalb wurde beule »ur wider ihn verhandelt, weil er Geschäftsgeheimnisse, welche ihm als Beamter zugänglich gewesen, gegen Zahlung von Geld a» fremde Personen offenbart habe. Es wurde ihm nämlich zur Last gelegt, daß er dem Cahitain Sarauw gegen Entgelt über lie ihm als Ingenieur bei der Haseiibaucommisswn be kannten neue» Einrichtungen in Wilhelmshaven berichtet habe und dadurch dem derurtbeilten Sarauw behilflich gewesen sei, seine Mittheilungen Uber wichtige Militair- und Marine- Verhältnisse de» deutsche» Reiche- dem DermittclungSburcau i» Paris cinzuseiircn. Da der Staatsanwalt da» allgemeine Staatöintcresse für gefährdet hielt, wenn die Details der An klage vor der Orffcullichkeit verhandelt würden, so fand die Verhandlung bei geschlossenen Thüren statt. Das Resultat der Verhallt luiigen war, daß der Angeklagte kostenlos frei- gesprochen und sofort seiner Haft entlassen wurde." * Am 18. August wird der Großberzog von Baden in Straß bürg eintrcssen, um als General-Iiispcctor d.s 15. Armcecoips den Hcrbstübuugen de» letzteren bis zuni Schlüsse der Kaisermanöver aiizuwohnrn. Als im I. 1870 Freiherr von Mantcuffel zum Statthalter ernannt wurde, so chrcibt inan aus Straßbnrg, drohten in Folge eines gegebenen Falles Nangstrciligkeiten zwischen diesem und dem Großherzog auszubreche». die aber Letzterer klug zu verhüten wußte. Um Aeliiilichem vorzubengen, ernannte der Kaiser de» Fürsten zum Gcuerat-Jiispcclor de» 15. ArineecorpS; der Großherzvg ver mied eS jedoch seit dem Jahre 1870 trotzdem, Straßburg zu besuchen, so ost ihn seine militairischcu Pflichten auch nach Elsaß-Lothringen führten, und der Statthalter hat ihn während seiner Anwesenheit im Lande nie persönlich begrüßt. * Herr Professor Vr. Ludwig Büchner in Darm- stad t sendet unü die folgende Zuschrift: Darmstadt. 26. Juli 1886. Veeehrliche Redaktion deS „Lt'pjüier Taqcdlatls und Anzeigers" ersuche i» Bezug aus den in Nr. 204 aus der Berliner „Post" wiedergegebcne» und mir jetzt erst zu Gesicht gekommene» Artikel über nie,» Auslrclen in Paris im Interesse der Wahrheit und Gerechtigkeit um gesällige Ausnahme folgender Erklärungen: 1) Ich habe mich nicht zu dem sranzösiichen Nationalsest, welche- am 14. Juli staiisand, sondern aus Einladung de- EomnSS zur Enthüllung drS Diderot-Denkmals, welche am 13. Juli statt- sand, begeben. 2) Ich habe den Franzosen nicht die Huldigungen ihrer deutschen Gesiniiuiigsgkiiossen und Verbündeten (?), sondern nur den FesttheÜ- nehnier» de» Ausdruck der Sympathie der deutschen Jreibcnkcr sür das Diderot-Fest dargebracht. 3) Meine ganze Rede ist von einer Anzahl deutscher Zeitungen i» schmählichster Entstellung wicdergcgedcn und sind daraus ganz unoegiündete Urlh ile gebaut worden. Die einzig aulhentüche Wieder- gäbe dcr sranzösisch gesprochenen Worle in deutscher Sprache, sür die ich cinstehe, bestndet sich i» der „Wiener Allgemeinen Zeitung" vom 14. Juli. Nr. 2200. Ergebrust Pros. L. Büchner. Wir bemerken zu vorstehend« Erklärung deö Herrn Prosessor Büchner, daß wir außer dem Artikel der „Post" i» dieser Angelegenheit überhaupt nichts veröffentlicht haben. Die Redaktion dcS „Leipziger Tageblatt»". * In Klausen bürg hat zwischen einem Schuldirektor und dein Schiiliiispcctor ein Zweikampf stattgesittiren, in welchem der Inspektor tövltich verletzt wurde. Anlaß war eine Beleidigung der Frau de» DircclorS. * Tic Vorarbeiten bezüglich der sür die Aufhebung dcS Triester Freihafens »ölhigen Investirungen nnv Neubauten sind so weil gediehe», daß die commissioiiclie» Ver handlungen im Handelsministerium mit Beginn August nach erfolgter Rückkehr VeS HofrathS I)r. Bazant von seinem Urlaube beginnen werke». Tie Pläne sür die Hascn-Ne»- unv Umbauten sür die HangardS und Lagerhäuser sind bereits angcserligt und vervielfältigt, und zwar proponiUe die mit dem Studium der Bvrarbeitcn betraute Com Mission die Anlage von 20 Lagerhäuser», theilS ein-, thcilS zweistöckig, und von l7 Hangards mit einem Belegraiim von 250,000 Quadratmeter». Außerdem wird ein Bassin sür Petroleum und ein Bassin sür Holz, letztere» mit einem Bclegraum von 100,000 Quadratmeter», beantragt. Da die Aushebung dcS Tnetter Freihafens, resp. die Ei»bezichu»g de» Stadtgebietes von Triest in daö Zollgebiet mit Ende l880 perfect sein soll, so werden — wie das Wiener „Fremvenblatl" weidet — Lie Verhandlungen uu Handelsministerium elivaü beschleunigt werden, damil in der parlamentarischen Herbstscssion die Gcsetzesvorlagc cingcbracht werden kan». * Nach Triest er Telegrammen haben bei Niz manie wo die Cholera heftig austritt, die Bauern ein Gasthaus, worin sich eine ärztliche Commission befand, gestürmt, weil sie »leinte», daß kiese die Kranken vergifte. Grudarmerie mußte die Aerzlc schützen. * Die Unordnungen, welche aus Amsterdam sig- nalisirt wiirven, und denen das zu wiederholten Malen er forderlich gewordene nachdrückliche Einschreiten der bewaffneten Macht einen recht ernsten Charakter auszuprägen geeignet ist. fallen sowohl dcr Zeit als dem Ort nach so eng mit Len anarchistischen Wühlereien jenseits der belgischen Grenze zusammen, daß dcr Verdacht, dieselbe» Ursache» möchten hier wie dort an Hervorbringung derselben Wir kungen lbälig sei», mindestens ein sehr »abe liegender genannt werden muß. ES gereicht dieser Annahme wesentlich zur Stütze, daß anarchistische Anfrnbrnpostcl vor einiger Zei:, wie im Haag, so auch in Amsterdam anwesend waren, öffentlich auslrate», von ihren Gesinnungsgenossen in der üblichen demonstrativen Meise gefeiert wurden und wie wir hinzuzu- jn' ii nnS erlauben, ihren persönlichen Einfluß wohl kaum zur Abscbwächung dcS ElasscnhasseS, den dcr Anarchismus systematisch in den niedere» Volksschichten gegen die höheren schürt, gellend gemacht habe» dürsten. ES fällt in tee Thnt schwer, an einen Pöbelexceß gewöhnlichen Kaliber- zu glaube», wenn inan die aus den Barrikadcnbau bezüglichen Angaben der Amsterdamer Depeschen i» Anschlag bringt und sich sagt, wie hochgradig dcr die Ruhestörer beseelende Fanatismus sei» mußte, um zu wiederholten Zusammenstöße» mir den Truppen zu führen, bei denen die Ausrührer natürlich len Kürzere» ziehe» mußten. In Le» telegraphische» Berichten ist von 8—10 Todien alS Minimum dcS den Ausrührern bei gebrachten Verluste« die Rede. Von den eigeutlichen Schuldigen. denintcUectucllenUrheberu de- ganze» Krawall» wird wohlkaui» einer unter den Opfern sein. Diese» Gelichter pflegt, wenn die Sache ernst wird, immer nach der Devise: »Weit davon ist gut vorm Schuß", zu verfahre». Man hat noch nie ge sehen, daß einer von den anarchistischen Hetzern seine eigene Haut zu Markte getragen hätte: dcr erbärmliche Feig ling Most ist lypisch sür sie alle. Den einen Zweck aber mögen die Anstisler deS Amsterdamer Straßenkampsrs freilich «reicht habrn: durch da» nothwendig gewordene Blu:- vergießen den Haß. die Entsienidung zwischen den einzelnen Elaste» der Bevölkerung noch weiter biß zur Unversöhnlich keil zu steigern. Denn da« ist ja eingestandenermaßen die Taktik de» modernen Anarchismus, durch Arrangirung der artig« kleiner „vorpostcngescchte" den Krieg All« gegen Alle
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