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«.-ch««» «r.« «ontag. w. -rbruar isso Der Papst gegen Moskau Ein Aufruf an die christliche Welt Nom, 9. Februar. Der Papst hat an seinen General- Vikar von Rom Kardinal Pomptls ein Schreiben gerichtet, tn dem er sich a u s das schärsste gegen die religionsfeind- lichen Ausschreitungen tn Sowjetrußiand auöspricht. Ties be trübt sei er durch die gotteslästerlichen Verbrechen, die ch täglich wiederholten und gegen Gott und gegen die Seele er zahllosen Völker Rußlands gerichtet seien. Der Papst erinnert daran, daß er sich bemüht habe, die im Jahre 1922 «us der Konferenz von Genua versammelten Mächte zu einer Erklärung zu veranlassen, daß nämlich als Voraussetzung kür die Anerkennung der Sowjetregierung die Achtung der Ge- visjenssreihett, die Freiheit der Ausübung beS Glauben« und -lc Achtung der Gitter der Kirche verlangt werbe. Seiber jkicn diese drei Punkte weltlichen Interessen geopfert worden, die tm übrigen besser gewahrt worden wären, wenn die einzelnen Regierungen vor allem die Rechte Gottes im Luge gehabt hatten. Die gotteslästerliche Ruchlosigkeit wende sich nicht nur gegen die Geistlichkeit, sondern auch gegen die Jugend, deren Unwissenheit mißbraucht werde. Statt daß man ihr Wissenschaft und Kultur vermittle, wurde ihre Seele mit schändlichen materialistische» Verirrungen angcfiillt. Gegen diese Ausschreitungen habe der Papst sich schon tu verschiedenen Enzykliken gewandt und sei darin unterstützt worden durch die orientalische Svnderkomm.ssion sür Nustland und das Institut für orientalische Studien. Zum Zwecke der bestmöglichsten Slihne Hab« der Papst nun beschlossen, am IS. März tn der Petersktrche auf den Apostelgräbern «ine Sithnemesse zu zelebrieren -um Wöhle der vielen Seelen, die so harten Prüfungen auögesetzt worden seien, und für das Seelenheil des russischen Volkes. Indem der Papst den Kardinalvikar ersucht, die notwendigen Vorbereitungen für diese Messe zu treffen, spricht er zum Schluffe die Erwartung auü, daß ganz Rom. alle Katholiken und Überhaupt die ganze christliche Welt sich seinem Gcbcl anschlicßen werden. Der „Po polo Romano* schreibt dazu: Hier handele es sich nicht nur um eine religiöse Frage oder um eine Idee, sondern cs handele sich darum, einen Sreuzzug der Kult»» «u beginnen gegen die Barbarei der Sowjets, um ein gan- zesbcdrllcktes Volk vor dem Ruin und dem Martyrium zu retten, das von einem Nudel wtlder Tiere gequält wird, das täglich vor dcu Augen der Welt Tausende von Per sonen beraubt, geißelt, schändet, zerstört und mordet, aus Blut- und Gelddurst. London» S. Febr. Der Appell beS Papste» an die ganze Welt, den Ehristenvcrfolgungcn in Sowjctrußland ein Ende zu machen, wird tn der englischen Oefsentlichkett überall stark beachtet. Der größte Teil der Presse gibt dem Appell volle Unterstützung, tn einem anderen Terl werden namentlich aus politischen Gründen Bedenken ge äußert. Wie Mika» den Freispruch lm MerweWn- Wschervrozetz miszuwerten lucht Lowno, 0. Februar. Der Freispruch tm Berliner Tschcrwonzenfälschcrprozcß hat tn Moskauer politischen Kreisen großes Aufsehen erregt. Daö Außenkommtssa- riat der Sowjetunion beabsichtigt, diplomatische Schritte in Berlin zu unternehmen, da „Sie Angeklagten den Prozeß dazu benutzt haben, um sowjetfeindliche Propa ganda zu treiben*. Der Freispruch könne „nicht ohne Folgen für die deutsch russischen Beziehungen" bleiben, da in diesem kralle nach Ansicht der Sowjetregierung gewöhnliche Ver brecher aus politischen Gründen l!) freigesprochcn seien. tivisierung der Landwirtschaft durchzufahren. Sie haben außerdem einen Propaganbaseldzug gegen die deutschen Pfarrer eröffnet und verlangen die sofortige Entfernung der Geistlichen wie auch die Schließung sämtlicher kirchlicher Einrichtungen. Kutjepoff Spuren tn Berlin? Zwei Pariser Kriminalbeamte in Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei Berlin, S. Februar. DaS Schicksal de« t» Pari» «nter rätselhasteu Umständen verschwundenen Generals Kntjeuoff beschäftigt nunmehr auch die Berliner Polizei. Zwei französische Polizeibeamte sind am Sonnabend in Berlin ein» getrossen, um gemeinsam mit der Abteilung lä «eitere Er, mittlungen vorzunchmen, da gewisse Spuren »»zwei« deutig nach Berlin weisen. Gftlan-ischer Besuch tn Warschau Warschau, 9. Febr. Der estländtsche StaatSäkteste Dr. Strandmann ist heute hier etngetroffen. Aus polnischem Ge biet reiste er tm Sou Verzug de« Staatspräsidenten. Die Bahnhöfe, die der Zug des Staat-ältesten berührt, sind in den estländischen Karben geschmückt. In Wilna wurde längerer Aufenthalt genommen, und -war wurde Strand- maun von den Vertretern der Behörden, des Militärs und der Geistlichkeit aller Konfessionen begrüßt. In der Antwort an die Begrüßungsansprache des Wilnaer Woiwoden betonte Straudmann. daß das Wtlnaer Land dem polnischen Volk hervorragende Minner, wie Mickiewtcz und Pil- sudskt, geschenkt habe. In Warschau hatten sich zum Empfang Strandmann« am Bahnhof die höchste» Würdenträger mit dem Staatspräsidenten und der gesamten Regie rung an der Spitze etngefunden. Ein Milttärspalier stand vom Bahnhof bis zum Schloß, wo Strandmann Wohnung genommen hat. Die gesamte polnische Presse begrüßt den estländischen Staatsältesten Dr. Strandmann tn begeisterten Worten. Das Blatt des RegterungSblocks, „Gazeta Pol - s k a" betont, daß das Ziel der polnischen Politik an der Ost see nur der Baltische Bund sein könne, ein Gedanke, wie er im März 1922 aus der Warschauer Tagung der baltischen Staaten entstanden sei. Die christltchdcmokratische „RzeczpoSpoltta" weist darauf hin, daß beide Staaten von Deutschland und von Ruß land bedroht seien. Deutschland soll weiter «opfern* Ha«delSminister Swiatkowski über de« Pole«»ertrag Warschau, 9. Febr. Der polnische Handel-minister Kwiatkowskt erklärte gestern tm Sejm, daß sich Polen gegenwärtig in einer überaus schweren wirtschaftlichen Lage befinde. De: gegenwärtig tn Vorbereitung befindliche deutsch-polnische Handelsvertrag schaffe einen Uebcrgangszustand, der beide Völker davon überzeugen werbe, daß die Regelung der Handelsbeziehungen eine gegen seitige Entspannung bringen könne. ES müsse damit ge rechnet werden, baß bei weiteren Verhandlungen Deutsch land es sür möglich halten werbe, die polnischen landwirt schaftlichen Forderungen tn weiterem Maße zu berücksichtigen. Abgeordneter Paul Levt gestorben Berlin» 9. Febr. iEigene Dr a h t m e l d u n g.) Der sozialdemokratische Rcichstagsabgevrdnete Dr. Paul Levt, Vertreter des Wahlkreises Ehemnttz, ist tn der Nacht zum Sonnabend tm Alter von 4«! Jahren gestorben. Dr. Levi litt an einer Grippe, die sich zur Lungenentzündung entwickelt hatte. Im Fieberwahn hat er sich durch ein Fenster seiner Wohnung am Lützowuser herausgcstürzt. Der Sturz mar tödlich. Dr. Levi war noch jüngst im JornS-Prozeß als Verteidiger des beklagten Redakteurs B o r n st e t n her- vorgctrelen. Als Politiker hat der Verstorbene immer der radikalen Richtung angehört. Dr. Levt war Kommunist, dann Unabhängiger, um sich bei der Verschmelzung der Unabhän gigen mit der Mehrhettssozialdcmokratie wieder der Sozial, demokratischen Partei anzuschlicßen. Prime de River» gründet eine mm Partei Paris, 9. Febr. General Primo de Rivera hat an die Mitglieder der aufgelösten Nationalversammlung ein Pro gramm gerichtet, tn dem die Organisierung einer politische« Partei angekündtgt wirb, deren Führung die ehemalige« Minister der Diktatur übernehmen würden. Diese Partei werde sich an den Wahlen beteiligen, um die Dik tatur im Parlament zu verteidigen. Der Sftmarkmverein gegen de« Poienvertcag BerN», v. Febr. Der deutsche Ostmarkenverei» veranstaltete am Svnntagmittag eine Kundgebung gegen da« deutsch-polnische Liquidattonsabkommen. Nach kurzer Er öffnungsansprache des Vorsitzenden, Staat-minister a. L Dr. v. Richter, hielt Univ.-Prof. Dr. preyer, Königsberg s7N. d. R.) einen Bortrag über: „DaS deutsch-polnische Liquidations abkommen tm Lichte der Politik BiSmarckS." An der Hand eines geschichtlichen Ucberblicks wies er nach, daß Bismarck von den ersten Anfängen seiner Politik an die große Gefahr erkannt und bekämpft hat, die Preußen-Deutsch land von einem selbständigen Polen droht. Wer eine an nehmbare Versühnung der beiden Länder erstrebe oder auch nur für möglich halte, der habe aus der Geschichte nicht- gelernt. Nach Bismarcks Worten werde Polen nur dann auf hören, ein Feind Deutschlands zu sein, wenn es alle dt« Länder besitze, die, wie Ostpreußen und Teile Pommern« und Schlesiens, Deutschland nicht entbehren könne, wenn e« sich nicht selbst aufgcben wolle. Wie recht Bismarck mit dieser Ansicht gehabt habe, zeigten die Aeußerungen einflußreicher polnischer Persönlichkeiten in Wort und Schrift, die da» Imperialistische Ziel Polens, erst Danzig und Litauen und später Ostpreußen einzuverleibcn, klar erkennen ließen. Darum forderte der Redner: Zurück z«m richtig »erstandene« BiSmarckl Da» heiße vor allen Dingen: Wiederaufnahme der Ostorientterung. Dazu gehöre vor allen Dingen die Durchringung des ganzen deutschen Volkes mit dem Ge danken, daß ein Paktieren mit Polen nicht mög lich sei. Natürlich sei die Wiedererlangung der uns ge raubten Gebiete nicht heute oder morgen möglich, aber wir müßten alles vermeiden, was irgendwie die Stellung Polen stärken könnte. Dahin gehörte aber in erster Linie da» LiqutdationSabkommen und der in Aussicht stehende deutsch-polnische Handelsvertrag. Deutschland dürfe sich unter keinen Umstanden um geringfügiger Vorteil« willen die sich in Zukunft bietenden nationalen Möglichkeiten verbauen. Die Schicksalsfrage des deutschen Osten bilde auch dte Schicksalsfrage des ganzen deutschen Vaterlandes. Die Zurückgewinnung de« Korridor« fei 1 die «nnmgängliche Voraussetzung für die Bildung 1 des dritten Reiches. Ein „BallWtk Bund" unter Mrung Polens? Stalin kündigt das Ente der individuellen BaurriuvirtMakt an Bier Kinder von eine« Autobu« überfahre». In Aker bet Oslo gerieten vier Kinder, die mit einem Schlitten zur Schule fuhren, unter einen Autobu«. Sie wurden sämt lich getötet. Nach den Ausführungen des Redner« nahm die Ver sammlung einstimmig eine Entschließung an, worin gegen das deutsch-polnische LiqutdationSabkommen schärfster Wider spruch erhoben wird. kowno, 9. Februar. Nach Moskauer Meldungen sprach Stalin in einer Parteiversammlung über die Lage im Dorf. Er erklärte, die Abschaffung der individuellen Bauern- Wirtschaft habe einen derartigen Umfang angenommen, baß die Negierung nicht gewillt tst, der individuellen Vauernwtrt- schuft Unterstützung angcdethcn zu lassen. Stalin gab der An- sicht Ausdruck, daß die individuelle Bauernwirtschaft als Wirtschaftosaktor 1939/81 zu bestehen aufhören werde. Die Rede Stalins bedeutet einen weiteren Ruck nach links sowie eine wettere Abschaffung der Privilegien des PrivatkavltalS. die durch Lenin im Jahre 1929 durch die Ein- siihrung der neuen Wirtschaftspolitik sNepj ge schaffen worden waren. Ein trutscher Lehrer in vtesta verurteilt Moska«, 9. Februar. DaS Sowjetgericht in Odessa hat den deutschst immtgen Lehrer Karl Peters zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, weil er mehreren Schülern Religionsunterricht erteilt hat. Nach Verbüßung der Strafe soll Peters nach Sibirien verbannt werden. In der Wolgadeutschen Republik sind au- Lenin grad Ü29 russische Kommunisten etngetrosseu, um dte Kollek- Schober wte-er tn Wien Wien, 19. Febr. Bundeskanzler Schober tst mit den Herren seiner Begleitung auf der Rückreise von Rom Sonntag früh tn Graz eingetrosfen, wo ihm ein feierlicher Empfang bereitet wurde. Am Nachmittag wurde er im Beisein des UnterrtchtSmtntsterS zum Ehrendoktor der Grazer Universität feierlich promoviert. Nach der Promotion trat der Bundeskanzler mit den Ministern die Fahrt nach Wien an, wo er nach sechstägiger Abwesenheit gegen 19 Uhr abends eintraf. Auch in Wien wurde dem Bundeskanzler troy der späten Abendstunde ein herzlicher Empfang bereitet. * Bei dem Verlassen Italien» hat Schober an Mussolini ein AbschtedStelegramm gerichtet, tn dem er dem italienischen Ministerpräsidenten bittet, dem KönigSpaar seinen Dank für die Aufnahme tn Italien zu übermitteln und Mussolini persönlich für die ihm bewiesene große Herzlichkeit bankt. Der Aufenthalt in Rom werbe ihm unvergeßlich bleiben, um so mehr, als dieser Tag eine neue Aera tn den ttalientsch-ösierretchifcheu Beziehungen etngelettet habe. « Lote bet einem Autounglück Pari«, 9. Febr. Ein furchtbare» Automobilunglück, deal sechs Menschenleben -um Opfer fielen, ereignete sich am Sonnabendabend tn der Nähe von Reims. Kurz vor 29 Uhr kam ein Kraftwagen tn schneller Fahrt an eine Bahn überführung, deren Schranken geschlossen waren. DaS Auto mobil durchbrach die Schranke und wollte gerade das Glet« überfahren» als ein v - Zug aus Paris mit 89 Kilometer! Geschwindigkeit heranbrauste. ES erfolgte ein furchtbarer Zusammenstoß, bei dem das Auto viele Meter wett fort gerissen und vollkommen zerstört wurde. Die Wagcninsasse«, zwei Männer, zwei Frauen und zwei Kinder, wurden dabei tn Stücke gerissen. Die Leichen der Kinder fand man in einer Entfernung von 59 bi» 79 Meter, während die beiden furchtbar zerstückelten Leichen der Frauen 199 Meter fort- geschleudert worden waren. Die Poltzetbeamten der um liegende» Ortschaften sammelten die Ueberreste der Opfer und bahrten sie tn dem Wartesaal de« nächsten Bahnhöfe« aut.