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Dresdner Journal : 14.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-14
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 14.05.1887
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U«r»»^«d«r r Lüvisl. L»p«6it»o« ä«« I)i««6o«r ^o«ro»1», vr«6sQ, UMio^orrtr. Ho »0. ksr»»pr«cl»-^n»vN1a»i: Ur. 12»b. Amtlicher Teil. S«. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Amt-Hauptmann Ur. Schnorr von Carolifeld zu Grimma, nachdem derselbe von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen zum Ehrenritter des Johanniter- ordenS ernannt worden ist, die Insignien diese- Or den- anlege Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WacHricHten. St. Petersburg, 14. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Anläßlich der Polemik der europäischen Presse über die Krage der Okkupation BoSnieuS schreibt daS „Journal de St. P-terSbourg" augefichtS der Widersprüche und deS Mangels an richtige» Zusammenhänge, welcher sich in diesem Kampfe ergeben habe, würde «an sich nicht darüber »»«der», wenn daS Journal eS verziehe, da ihm keine Dokumente zur Seite stüudru, die zur Rich tigstellung so abweichender Ausführungen dienen könnten, Stillschweigen zu beobachten. ES bleibe z» hassen, daß die Kabinette mit Festigkeit ihren Weg »erfolgen, der ihnen durch daS allgemeine Bedürfnis nach Frieden empfohlen werde, ohne sich dabei durch daS zwieträchtige Treiben der Preße beeinflussen zu lassen. Dresden, 14. Mai. „Narüdnaja wülja" (BolkSwille) und da« „Proletariat". In dem »Dresdner Journal" vom 10. Mai d.J. wird in einem Bericht über den „Prozeß der Fünf zehn" hervorgehoben, daß die Beteiligten sämtlich der anarchistischen Gesellschaft „Narodnaja wolja" und der polnisch-revolutionären Gesellschaft das „Proletariat" angehören. Russen und Polen, die sich sonst verab scheuen, haben sich in beiden Gesellschasten zur Be kämpfung der Autorität und zum Umsturz de- russischen KaiserthronS verbündet. Bei einem gleichfalls jüngst i« „Dresdner Journal" veröffentlichten Briefe de« russischen Revolutionär- Lawroff, nach welchem der Nihilismus machtlos und zersplittert sein soll, wurde durch die Redaktion unserer Zeitung auf da- Unhalt bare jener Ansicht hingewiesen. In der That haben »euere Berichte von sachkundigen Männern darzethan, daß die revolutionären Bestrebungen unter Alexander III. in mancher Beziehung eine noch gefährlichere Richtung angenommen haben, wie unter Alexander II. Shel- jaboff und seine Genossen waren Menschen, die nichts zu verlieren hatten. Der Nihilismus ergänzte sich aus Priestersöhnen und verkommenen Studenten. „Eine Änderung," schreibt rin Mitarbeiter der Kölnischen Zeitung", „gab sich mit dem im September 1884 verhandelten „Prozeß der Vierzehn" zu erkennen. Unter den 14 Angeklagten btwnven sich neben » Priesterkindern nicht weniger als 8 Offiziere. Die „Lirce" dieses Prozeßes, welcher ein er- fchrearnde« Licht auf die Beteiligung der Offiziere warf, war eine Adelige, eine Frau Fiegner-Filipowa. Ein Weib von sel tener Schönheit und bezaubernder Liebenswürdigkeit benutzte hier seine seelischen und sinnlichen Reize, um junge Leute zum Vertritt in jene verbrecherische Gemeinschaft zu verführen. In den letzten Jahren hatte sie nunmehr auch die Propaganda un Offiziertorps, namentlich in dem des Kaukasus, begonnen und ihr Werk mit großem Erfolg betrieben. Wenn sie einem jungen Offizier mit allen Künsten der Verführung die Be sinnung geraubt hatte, stellte sie als Preis für ihre Gunst die Bedingung, derselbe müße die Verpflichtung unterschreiben, im Falle eines Auslandes nicht gegen das Kolk schießen zu lassen. Ließ sich der Verblendete dazu herbei, so hatte sie ihn natürlich ganz in ihrer Hand; er wurde ihr blindes Werkzeug. Es ist geradezu schauerlich, an wie vielen Verbrechen diese Person be- teiligt »ar, und erschreckend, wie spät man hinter ihre Thättg- Lagrühtschlchtr. * Dresden, 14. Mai. Das an der am 17. d. Mls. auf dem Alaunplatze vor Sr. Majestät dem Könige stattfindenden Parade teilnehmende 1 Jägerbataillon Nr. 12 wird morgen mittag, von seiner Garnison Freiberg kommend, per Fußmarsch in Dresden ein treffen und in der Altstadt verquartiert werden. Die Parade wird diesmal bereits 10 Uhr vor mittags ihren Anfang nehmen. Es werden dazu auf dem Alaunplatze nur solche Wagen zugelassen werden, welche sich in dem Besitze von Vorfahrkarten be finden; die letzteren sollen jedoch, dem Vernehmen nach, bereits sämtlich verausgabt sein. * Dresden, 14. Mai. Gestern stütz wohnte der kommandierende General Prinz Georg, König!. Ho heit, in Anwesenheit deS Divisionskommandeurs General- keit kam. Aus der Anklagehandlung geht hervor, daß sie Agen- tin de- Exekutivkomitees war und teilnahm: an der verbreche rischen Propaganda unter dem Volke im Jahre 1878; an der verbrecherischem Kundgebung vor der Kasanschen Kirche in St. Petersburg am 8. Dezember 1876; an den verbrecherischen Kou- gressen der Mitglieder der sozialrevolutionären Genossenschaft un Juli 187»; an dem Anschläge aus das Leben Kaiser Alexan ders II. in Odessa im Winter 187»; an den Vorbereitungen zur Sswengung deS Kaiser!. Zuges in Moskau; an der Her stellung der Sprenggeschosse, welche zum Verbrechen vom l. März 188t dienten; an der im Jahre 1880 in St Petersburg erfolg ten Organisation verbrecherischer Kreise unter den Arbettern; an der am 18. März 1882 in Odessa erfolgten Ermordung des Generalmajors Strelnikoff und endlich an der Organisation ver brecherischer Revolutionskreise unter den Truppen, nach dem Programme der geheimen Genossenschaft „Narodnaja Wolja." Der unter ihrer Leitung ermordete Generalmajor Strelmkosf gehörte zu ihren wärmsten Bewunderern. Aber die Beteiligung der Offiziere war leider nicht allein auf solche BerführungSkünste zurückzuführen, wie gerade der in Rede stehende Prozeß bewies. Da war der Lieutenant Tichono witsch überführt, als Befehlshaber der Wach« im Kiesfschen Ge fängnis, aus Bitten einer zur verbrecherischen Genossenschaft ge hörenden PriesterStochter, einen nihilistischen Gefangenen befreit zu haben. Der Artillerielieutenant Rogatschefs war schon 1880 m die Gemeinschaft der Nihilisten getreten, hatte mit den Kaiser- Mördern geheimen Verkehr gehabt, 1881 revolutionäre Lehren unter den Truppen in Helsingsors verbreitet und später in anderen Offiziercorps Revolutionsgruppen einzurichten versucht. Der Stabskapitän der Artillerie Pochitoross nahm an den Be handlungen der St Petersburger Militärrevoluttonsorganisation teil, verbreitete als Mitglied der Artillerieakademie revolutionäre Schriften unter deren Zuhörern und wußte von den Vorberei tungen zu dem Verbrechen vom 1» März 1881. Der Marine lieutenant Baron Stromberg war an dem genannten Verbrechen alS Mithelfer beteiligt und setzte später seine verbrecherische Thätigkeit fori Lin Lberstlieutenam Aschenbrenner organisierte 1882 in Nikolajefs eine Militärrevolutionsgrupp« unter den Offizieren des Pragaer Infanterieregiments; der Marinelieute nant Juwattcheff that in Nikolajefs dasselbe unter den Marine offizieren. Es wurden in diesem Prozeß acht Todesurteile gt- sällt, jedoch nur zwei, gegen Rogatschefs und Baron Stromberg, vollstreckt. Wiederum trat eine längere Stille ein, in der man nur hier und da von der Festnahme einzelner Persönlichkeiten, doch von keinem besonders wichtigen Fall hörte. Da trat plötzlich der polnische Nihilismus aus, nachdem da» Polentum bisher so gut wie gar nicht an den Verbrechen beteiligt gewesen Bon hohem Interesse ist, was der „ Prawiielstwenni Wjestnik" dar über schreibt Man sieht hieraus, welche großartige Ausbildung die polnisch-nihilistisch« Verschwörung angenommen. Allerdings trat hierbei der Nihilismus vor dem PoloniSmuS weit zurück. In Preußen ist diesem Versuche eines neuen Polenausstanbe im Jahre 188S lange nicht die genügende Aufmerksamkeit ge schenkt worden. Die amtliche Darstellung sagt u. a.: „Im Jahre 1878 wurden im Weichselgebiete die ersten Spuren einer sozial-revolutionären Propaganda unter der dortigen Arbeitrr- bevölkerung entdeckt. Die beständige Verbindung der Haupt- agitatoren mit ihren Gesinnung-genofieu in OsterreicdnÄ- Galizien erschwerte die von der Regierung zur Au-rottung des Übels ergriffenen Maßregeln in hohem Grade Trotz der Er greifung vieler an der Spitze der Geheimbünde stehender Per sonen erneuerte sich die verbrecherische Propaganda, vornehmlich auf den Fabriken, im Jahre 187S wieder und seit 1880 sehen wir die mittlerweile entwickelten geheimen Verbindungen gegen seitig verpflichtende Beziehungen anstreben und au- ihren Ver tretern eine Art Zentralorganisation bilden. DaS Ziel de- aus diese Weise entstandenen Bundes war die Wiederherstellung Polens auf der Grundlage des Sozialismus, wobei ein Verband der einzelnen, die gesamten Fabriken, gewerblichen Anlagen und das Land im Besitz habenden Arbeiter gemeinden als Grundlage angenommen wurde Bon diesen Gesichtspunkten aus wurden in Warschan und denjenigen wichtigeren russischen Städten, wo sich Polen in großer Anzahl aufhalten, sogenannte „sozial-revolutionäre Gemeinden" gegründet. Jede dieser Gemeinden wählte aus ihrer Mitte einen Anführer, bildete vorbereitende Arbeitervereine und entsandte Abgeordnete in den „obern Rat zum Schutz der Arbeiterirtter- essen", welcher seinen Sitz in Warschau hatte. Ein besonderer Gerichtshof hatte die Streitfälle zwischen Arbeitern und Ar beitgebern zu entscheiden und fällte sein Urteil in Form von Verwarnungen und sogar Verhängung der Todesstrafe. In folge Verhaftung der Hauptanführer zerfiel jedoch der Verband der Arbeitergemeinden in kurzer Zeit und aus den Resten der selben entstanden dann einige Vereine, welche au- ihrer Mitte einen leitenden revolutionären Ausschuß bildeten, der, unter Be teiligung von Vertretern der Arbeitervereine, den Grund zu der sozial-revolutionären Gemeinschaft „Proletariat" legte. Bei der über die Thätigkeit dieser Gemeinschaft eingeleiteten Untersuchung wurden gegen LOO Personen zur Verantwortung gezogen, von denen SS Personen vor ein Kriegsgericht gestellt, die übrigen im Verwaltungswege bestraft wurden." Wie die Verhandlung jenes Kriegsgerichts ergab, hatte man in Warschau und anderen Otten Bcrschwörerwohnungen und ge heime Druckereien eingerichtet, ebenso eine Kaffe und regelmäßige Geldsammlungen. Waffen und Mordwerkzeuge jeder Art, auch vergiftete, waren in reichem Maße vorhanden Eine Verein barung mit der russischen nihilistischen Pattei war übrigens erst i» Jahre 1888 getroffen worden, und zwar durch einen beson- dern schriftlichen Vertrag, nach welchem u. a. ein Mitglied deS polnischen Verschwörerbundes „Proletariat" die Pflichten eines Delegierten der Partei „Narodnaja Wolja" aus sich zu nehmen hatte. Wie un« der Mitarbeiter der „Köln. Ztg." be richtet, war auch da« Ziel dieser Partei — der fluch würdige Kaisermord. Derselbe sollte im Heibst 1885 gelegentlich der Anwesenheit des Kaisers bei den Herbstübungen in Polen ausgeführt werden. DaS revolutionäre „Zentralkomitee" dieser Verbrüderung, dessen Vorsitzender der Friedensrichter BardoffSki war, verkündete Todesurteile. Einer der Festgenommenen hat sogar da- Todesurteil gegen seinen eigenen Bruder ausgesprochen In dem eingeleiteten Prozesse wurden sechs Todesurteile gefällt, aber nur vier voll streckt Wie sehr Rußland fühlt, daß es notwendig ist, den gefährlichen Bestrebungen des Anarchismus gegen über umfangreichere Maßregeln zu ergreifen, geht daraus hervor, daß eS mit den Vereinigten Staaten einen Auslieferungsvertrag aus Grund der sogenannten „belgischen Attentatsklause!" abzuschließen versucht. „Diese Klausel entstand", wie die „Hamb. Nachr." berichten, „anläßlich des Falls Jacqui«. Als dieser Verbrecher nach ver suchtem Attentat aus Napoleon III. nach Belgien geflüchtet war, empfand man eS als eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit, daß die Verfolung und Bestrafung von Individuen, welche eine« Anschlag gegen das Leben eines Souveräns zur Aus führung gebracht hatten, unmöglich sein solle, sobald es den selben gelungen, die Grenze eines fremden Staates zu über schreiten Man formulierte daher eine besondere Attentats- klausel, welche die Auslieferung von Attentätern gegen das Staatsoberhaupt oder ein Müglied seiner Familie zusicherte, und diese zuerst in eine belgisch-französische Zusatzkonventton von 1866 aufgenommene Klausel ging dann in eine große Anzahl der seitdem abgeschlossenen Auslieferungsverträge über. Line noch weitergehende Reaktion aber ward durch eine Reihe grauen erregender Verbrechen des letzten Dezenniums hervorgerufen. Dieselbe fand ihren Ausdruck in einem 1880 zu Oxford gefaß ten Beschlusse deS aus den ersten Autoritäten des Völkerrechts gebildeten 6nat>tut >I« 6roit lateroatioaal, demzufolge wegen Thaten, welche alle Merkmale (oarueteres) gemeiner Verbrechen tragen, wie Mord, Brandstiftung, Diebstahl, nicht lediglich deS politischen Motive- ihrer Urheber wegen, die Auslieferung ver weigert werden soll, sowie ferner in den beiden Auslieferungs- Verträgen, die Rußland 1886 mit Preußen und Bayern abge schloffen hat. Ist eS auch zu der schon 1881 von Rußland vorgeschlagenen internationalen Konferenz behufs Feststellung des SaxeS, das überhaupt der Mord nie als ein politisches Verbrechen im Sinne der Auslieserungsverträge anzusehen sei, noch nicht gekommen, und fehlt eine Anerkennung dieses Satzes auch noch in den meisten Verträgen, so ist doch wohl anzuneh men, daß letztere früher oder später erfolgen wird, da ja auch ganz abgesehen von der sich immer mehr dahin aussprechenden öffentlichen Meinung, die verschiedenen Staaten von Jahr zu Jahr mehr daraus hingewiesen werden, daß es in ihrem eigenen Interesse liegt, sich behufs gemeinsamer Bekämpfung der anarchi stischen Mördrrbanden du Hand zu reichen " lieutenant v. Tschirschky und Bögendorf, Excellenz, uud des BngadekommandeurS Generalmajor v. Tschirsch nitz der Vorstellung der Bataillone des 10. Infanterie regiments Nr. 134 auf d-m Exerzierplatz bei Conne witz Leipzig bei. Höchstdcrselbe nahm hierauf an dem Mittagessen im OffizierSkasino Höchstseine« 7. Jn- farerieregiments Nr. 106 teil und setzte um 4 Uhr 50 Minuten nachmittags seine Reise nach Döbeln fort. In Begleitung Sr. König!. Hoheit befanden sich der Ches deS Generalstabes Oberst Edler v. d. Planitz und der Adjutant im Generalkommando Hauptmann d'Elsa. * Berlin, 13. Mai. Ihre Kaiser!. Majestäten empfingen heute vormittag den Besuch Ihrer König!. Hoheit der Großherzogin von Baden gleich nach deren Ankunft von Karlsruhe. Mittag« nahm der Kaiser im Beisein de« Gouverneur« und de« Kom mandanten die persönlichen Meldungen deS Chef« der Marinestation der Nordsee, Vizeadmiral« Grafen Mont«, sowie mehrerer anderer Generäle und höherer Offiziere entgegen und erledigte dann Regierungs angelegenheiten. Nachmittags nahm Se. Majestät den Vortrag des stellvertretenden Ministers des König!. Hauses, Oberstkämmerers Grasen Otto zu Stolberg- Wernigerode entgegen und konferierte darauf längere Zeit mit dem Vizepräsidenten deS Staatsministeriums, Minister de-Innern v. Puttkamer. Um 5 Uhr findet im König! Palais eine kleinere Familientafel statt, an welcher die Großherzogin von Baden, die Prin zessin Wilhelm, sowie der Prinz und dir Prinzessin Friedrich v. Hohenzollern teilnehmen. Ihre Majestät die Kaiserin reist morgen früh um 8 Uhr 45 Minuten mittelst Extrazuges vom Potsdamer Bahnhof nach Baden-Baden ab. Die Ankunft erfolgt in Baden-Baden um N Uhr abends. Ter Aufenthalt dort soll, wie in früheren Jahren, ungefähr 6 Wochen dauern. Die Kaiserin hat vor ihrer Abreise von Berlin noch die russische und eng lische Botschafterin empfangen. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Kron prinzessin und die Prinzessinnen Viktoria, Sophia und Margarethe trafen heute früh, von Bad EmS zurückkehrend, bald nach 7 Uhr auf der Wildpark station ein, von wo dieselben sich nach dem Neuen Palais bei Potsdam begaben. Dort wird am Sonn tag früh auch Se Kaiser!, und König!. Hoheit der Kronprinz eintreffen. Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm wohnten der gestern abend im König!. Schlosse statt gehabten musikalischen Abendunterhaltung bei. Die Prinzessin kehrte darauf nach Potsdam zurück, wäh rend der Prinz sich mit dem Zuge um 11 Uhr 5 Min. zur Jagd nach Ostpreußen begab, von wo er zu Anfang der nächsten Woche hierher zurückzukehren ge denkt. Der japanische Prinz Akihito Komatsu No Mija, Oheim deS Kaisers von Japan, welcher mit seiner Gemahlin seit einigen Tagen wieder in Berlin weilt, war mit dieser von den Kaiser!. Majestäten zu gestern abend nach dem König!. PalaiS zu der musi kalischen Abendunterhaltung eingeladen. Wie verlautet, gedenkt das japanische Prinzenpaar längere Zeit hier zu verbleiben. In der Begleitung desselben befinden sich der Oberhofmarschall Sannomija, dessen Gemahlin zur Zeit noch in Wien weilt, die Ehrendame Mlle. Kagawa und die Adjutanten Oberstlieutenant Naobumi Tatsumi und Hauptmann Toshiaya Bodjo. Der Bundesrat hielt am gestrigen Tage unter dem Vorsitz des StaatsministerS, Staatssekretär- de» Innern v Boetticher eine Plenarsitzung ab. In derselben wurde zunächst über die geschäftliche Behand lung mehrerer Vorlagen Beschluß gefaßt. Der Entwurf eines Geietzes wegen Ergänzung des Gesetzes betreffend die Post dampfschiffverbindungen mit überseeischen Ländern, der Gesetz- Feuilleton L. Hoftheater. — Altstadt. — Am 13. Mai: „Wallensteins Tod". Trauerspiel in 6 Akten von Schiller. (Frl. Salbach vom Leipziger Stadttheater als Gast.) Da- Haus war bei dieser Vorstellung wieder un gewöhnlich zahlreich besucht und der Beifall ein außer ordentlicher In der That war infolge der gegen seitigen Anregung zwischen Publikum und Schauspieler die Darstellung eine frisch bewegte und gehobene. Nm meisten wurde diese Steigerung der Leistung und ihre- Erfolge- durch die Mitwirkung d«S Frl. Sal bach begünstigt, die ihre Theklarolle in dieser Schluß tragödie mit ebenso hoch erfreulichem Gelingen fort setzte und beendete, als die schwierige Lösuna dieser Lufgab« in den Piccolomini glücklich und viel versprechend begonnen ward Die Künstlerin ging über jene Erwartungen hinaus, die für Talent und Kunstauffaffung der meisten modernen Schauspielerinnen zutreffend find. Frl. Salbach war ganz und gar ihrem Gegenstand dahingegeben, ging völlig in den großen Forderungen der Poesie aus Ihre darstellende Art und Weise ist lo einfach, dabei so warm und selbstlos, daß sie sich schon dadurch ost dem Eindruck der Tiefe und Größe vortheilhast nähert; sie sucht keine Effekte und findet dadurch die besten; sie spielt beinahe gar nicht und läßt un» dadurch die Bühne vergessen und die Welt erfassen; sie weiß so beredt zu schweigen; sie macht, Da» fle nicht gelernt hat, denn sie zeigt beständig Einzelheiten, die immer nur von innen kommen können und die außerdem kein Regisseur zu lehren pflegt, da er meisten» selbst nichts davon weiß oder solche Un mittelbarkeiten überhaupt nicht übertragbar sind. So zeigt sich in dem Gaste da- wirkliche und so gar sehr beträchtliche Talent, welches mit soviel An- muth und Jugendschöne verbunden, zur starken sieg reichen Trägerin der dramatischen Poesie wird. Diese Stütze eben ist es, die unS für das höhere Drama und da- feine Lustspiel in Dresden seit langen Jahren fehlt. Ich will hier gleich erwähnen, da- Frl. Salbach am Mittwoch noch einmal in Dresden gastieren und ihre schöne Darstellung im „Hüttenbesitzer" wieder holen wird. O. B F Stenographie. Au- der in den „erweiterten Sitzungen de- König!, stenographischen Insti tuts" von dieser Körperschaft in den letzten Winter monaten entwickelten reichhaltigen Thätigkeit kann de» beschränkten Raume- wegen nur daS Hauptsächlichste Erwähnung finden In der Februarversammlung, welche dem Andenken de» Altmeisters GabelSberger gewidmet war, wurde da- Ergebnis eine» seiten der Schüler höherer hiesiger Lehranstalten abgehaltenen PreiSstenvgraphieren» bekannt gegeben und au» diesem Anlaß von Geh. Rat Häpe in einer Ansprache auf die Bedeutung diese- Vorganges hingewiesen. Die Feier de» Geburtstage« de- Erfinder» der deutschen Kurzschrift hat durch Verinnerlichung und Vertiefung gewonnen. Von jeher waren die Berbandsbeftrebunaen darauf gerichtet, dieser Kunst eine glückverheißende Zu kunft anzubahnen, und al« da« geeignetste Mittel hierzu hat »um die Heranziehung der lernbegierigen Jugend erkannt. An dem erwähnten Preisschreiben hatten sich Schüler der Kreuzschule, de« Wettiner Gymnasiums, der Annenschule und der beiden Seminare beteiligt und waren die Leistungen recht befriedigend, so daß sämtliche Preise bis auf einen vergeben werden konn ten. — Die Märzsitzung brachte einen längeren Vor- trag de- Prof. vr. Br. Rotter über „die Konsonanz in der Gabelrbergerschen Stenographie." Der Redner rühmte hierbei die hohen Verdienste, welche Gabels berger auch in dieser Richtung bei Aufstellung seines Systems sich erworben hat, legte dann die einschlagenden Regeln und die geschicht liche Entwickelung derselben an der Hand zahl reicher Beispiele dar und machte rum Schluß beacht liche Vorschläge, welche hauptsächlich eine etwa- ver änderte Einteilung des Lehrstoffe- bezwecken In Bezug auf diese Materie haben die vom Ehrenpräsi denten Geh. Rat Häpe angeregten, unter dem Namen ,F7er Beschlüsse" oder „Dresdner Beschlüsse" be kannten Entscheidungen de» seiner Zeit niedergefttzten RevisionSauSschuffeS, dem die inzwischen verstorbenen verdienten Institut-Mitglieder Rätzsch, Steinmann und Heyde angehörten, Bedeutende-, ja geradezu Bahn brechende- geschaffen. Hrn. Geh. Rat Häpe, als dem geistigen Urheber dieser für die Schulfähigkeit der deutschen Kurzschrift hochwichtigen Beschlüsse, wurde erneute Anerkennung durch einmütiges Erheben der zahlreichen Versammlung von den Sitzen aus- aedrückt. — In der Aprüverfammlung berichtete der Vorsitzende ReaierungSrat Professor Krieg über den Stand d«S GavelSbergerdennnalfond». Hiernach beziffert sich derselbe auf über 27000 M., in welcher Summe der in Sachsen gesammelte Beitrag von mehr als 2000 M. inbegriffen ist. Der Termin zur Voll endung de- dem Königs bayerischen AkademieprofefforS Sirius Eberle zur Ausführung anvertrauten Denk mals ist auf den 1. Juli 1889 festgesetzt worden. Zur Erleichterung einer persönlichen Beteiligung der Mit glieder an dieser Enthüllungsfeier wurde auf An regung des Assistenten Ernst die Gründung einer Reisekasse beschlossen. Ein ausführlicher Bortrag wurde von vr. ^ur. Rätzsch über daS neueste System der Stenographie des Königl. preußischen Amtsrichters Hesse gehalten, dem sich ein Bericht de» Or. Weiß über Schreys Broschüre „Der kürzeste Weg zur steno graphischen Praxis" anschloß. Die in dem Werkchen gegebenen Winke beruhen nicht allein auf der persön lichen Erfahrung des theoretisch und praktisch wohl erprobten Verfasser», sondern sind auch von andern Berufsgenossen bereit- de« öfteren mündlich und schrift lich ausgesprochen worden. Für um so begründeter werden sie aber gehalten und wird die übersichtliche Zusammenstellung allen Denen welch« ihre Blicke sehn suchtsvoll nach dem Ozean der stenographischen Praxi- richten, hochwillkommen sein. In der Maiversamm lung erstattete Geh. Rat Häpe einen Vortrag über die Bauart und Handhabung der Hammond-Schreib maschine, welche in Natura neben der „Kaligraph" genannten Konkurrenzmaschine vorgeführt wurde. Der Redner, welcher mit Recht voraussetzen durfte, daß der größere Teil der aufmerksamen Zuhörer schaft mit diesen Instrumenten überhaupt noch nicht bekannt war, führte in anschaulicher Weise zu nächst die Grundsätze vor, auf denen diese Maschinen im Allgemeinen beruhen und diejenigen, welche alle mit einander gemein haben. Gemeinsam ist diesen
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