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LtzSchcnck- erscheine» drei Numnieru. DrI umerallon»' vrei» 22^ S-r. (j 2.^c.) viert.-ijübrli», 3 rblr. für da» ganze Jabr, ad ne Es- H3hun?, i" allen l^berltn der DrenLischen Monar(t)ie. Magazin für die Man rrinunnrirl aus diese« Llieranir - Bian in Berlin i» der Expedinon der AUg. Pr. Staaie-^eiiuna (Zriedcicksür. Nr. 72); in dcr Droam; so wie im »»«lande dei den WolMdl. Poü Aemtern. Literatur des Auslandes. !)5 Berlin, Freitag den 7. August Nord - Amerika. Der Journalismus in Nord-Amerika. Die Amerikanische Presse unterscheidet sich sowohl dem Inhalt als der Forni nach von der Französischen. In Frankreich hat der Journalismus vor Allem ein politisches oder sociales Ziel vor Augen. Er ist ein Mittel im Dienst einer Jvec; um den Sieg dieser Idee ist cs ihm vor Allem zu thuu; die L-peculation, die das Vehikel da;» girbt-, ist ihm Acbeissache. Mau sicht in Frankreich Journale entstehen und sich erhallcn, die ihren Unternehmern durchaus nichts embriiigcn, nur vast sic dazu dienen, das politische, sociale oder religiöse Dogma, zu dem jene sich bekennen, zu verbreiten. So haben die St. Simonistcn lange Zeit den „Elnbo" als Organ ihrer Doktrin unentgeltlich herausgcgcbcn, und so widmen jetzt die Four- rieristen ihre Krane ohne reu geringsten pekuniären Vorthcil dcr Rcvactlon des ,, l'lu>Iau»i<-e>-"; so bat die rcvublikauischc Partei lange Zeit vermittelst freiwilliger Beitrage und Subscriplioncn Organe ihrer politischen Ideen unterhalten; so wird das jetzt nur noch allein sortbcstchende Haupt dieser Organe, dcr „>Hniml", von Act.onaircn crhaltcn, die keinen Gewinn von ihren Acticn ziehen, da sic den ganzen Ertrag der Unternehmung für die Verbreitung der Lehre hingebcn, deren Evangelium ihr Blatt und deren Apostel sic sind; so haben die Bonapartisten in neuerer -Zeit das „0<gui<>lo" gcgriinvet, und so haben alle andere Parteien oder Partci-Fracticncn, jede in einem Pariser Blatt eine Fahne, deren Haupt-Emblem ihre Waffen bilden. Die kaufmännische Spccnlation nimmt erst den zweiten Platz aus dieser Fahne ein. Wenn man in Frankreich ein Journal gründet, will man weniger cin Comtcir als eine Tribüne etabliren; daher hat auch die Französische Presse einen ungeheuren Einstuß auf die öffentliche Meinung. Daher sieht man auch täglich Manner dcr Presse, die Theo-ie mit dcr Praxis vertauschcüd, Bcamte, Dcputirte, PairS und Minister werden. Wir dürfen nur die Bertin de Baur, die Benjamin Constant, die Etienne, Jap, St. Marc Girardi», Salvaudy, ChambollcS, Cormcnin, Villcmain, Guizot, TbierS u. s. w. anführen. Der Journalismus ist iu Frank reich ein Dogma, die Journalisten Missiouaire; die Presse ist das Forum vcr allgemeinen Interessen, gleichsam eine Ergänzung vcr politischen uuo admminrativcn Functionen. W^ist üc in Amerikas Eine kaufmännische Spekulation, weiter nichts. Der Handel, die Seele dcS Landes, ist auch Vic Hanptleiden- schaft dcr Nation. Dem Handel also widmet sich die Presse vor Allem, denn er allein ist ein Dogma, das in diesem Lande verbreitet genug Ist, uni leine Anhänger nicht umkommcn zu lassen. Dieser ticse Gegensatz zwischen der Amerikanischen und der Französischen Presse kommt auch iu ihrer äußeren Horm zur Erscheinung. Wen» mau ein Amerikanisches Journal in die Hand nimmt, ist vaS Erste, was einem in Vic Augen fällt, die Annoncen. Sic stehen aus vcr rrstcn Seite, und aus dcr zweiten, dritten und vierte». Sic sind das erste und letzte Wort des Journals. Nur cin Theil der zweiten Seite ist dem Gedanken deZ Journalisten gewidmet, der hier zwischen den unverschämten Amioucen cingcklcmmt und gekreuzigt ist, wie einst Christus zwischen deu beiden Schächern. Die Annonce, das ist die wahre Politik der lmerikaiüschc» Presse, dir, welche vor allen anderen Locofoco- oder Whig-Interessen, vor dcr Bank Bill, der Log Cabie und dem Hard Cidcr den Vorravg hat. In Frankreich giebt man neben der Zeitung auch Annoncen; in den Vereinigten Staaten gicbt man neben den Annoncen auch Zeitungs-Berichte. WaS dort Acbcusachc ist, wird hier Hauptsache, und umgekehrt. Darum gilbt es auch in New-Aork, wo die LocofocoS iu den Wahlen stets das Ucdcrgcwicht habcn, mehr Whig-Blätter als Dcmo- kratcn, weil nämlich der Handel daselbst whiggistisch ist, vom Handel alle Annonce» kommen und die Annoncen die Presse auSmachen. In Paris lcbcn drei Viertel der Journale von den Ideen, die sie vertheidigcu; die Handels-Annoncen bringen ihncst fast nichts cin, wcnn man das ...lauen»! üo-> I), bm»" auSnnnmt, Vas ohne sie lebe» kann, und „Siöelv" unv dk jhrc Eristcnz hierauf zu be ¬ gründen suchten. Ein täglich erscheinendes Journal in Ncw-?!ork versuche eö einmal, bloß vom Gedanken zu leben und ohnc die ma- tcrielle Hülfe der Annonce; kS wird gcwch bald cingchen. Indem sie die merkantilische» Ncigimgen des Landes ausbcuten, befriedigen sic seine moralischen Bedürfnisse; dicse werden durch jene bestritten. Dieses Manöver, das die Amerikanische Prelle auwendet, nm ihr täglichcS Brod zu gcwmucu, und Vie nvllwendige lUmrordiiung des schriftstellerischen Theils ihrer Spalten unter die Annoncen, wer den iu folgender Berechnung recht anschaulich werden. Dcr Abonnc- mcntS-PrciS der großen Ncw-Aorkcr Blätter, des Ovarici- mal 0». gairor, des ävnrnul os Oammvree II. s. w. ist zehn Dollars jährlich, die aber erst sechs ovcr zwölf Monate später.bezahlt werde» und noch durch die Einsaniml'attgSkostcii sich vermindern. Von jedem dieser Abonnements verlieren diese Journale wcnigstcns fünf Dollars! Das bloße Papier kostet ihnen acht und einen halben Dollar, und dazu kommen noch die Revacticms- und Druckkostcn, der MiethzinS, dcr Lohn säe die ColpocteurS u. s. w. Es gicbt in Ncw-Zork eine Menge Journale, die von den »>-».->>»>>.-; für einen Sou verkauft werden, wovon beinahe die Hälfte den Letzteren bleibt. Dieser Preis bezahlt nicht einmal das Papier vcs Journals. Aber Vie Niedrigkcit des Preises befördert die Circulatio», dcr Umfamg dcr Circulation richt die Annoncen an, und diese bilden den eigentlichen Fonds dcs Journals oder das Kapital, von dcm cS lebt; die Annoncen müssen, im buchstäblichen Sinne des Wortes, für die Abonnenten ovcr Leser mitbczahleu. Unter solchen Umständen ist cs natürlich, daß die Thätigkcit dcr Redactcure eben so beschränkt ist, als der Rainn, dcr ihrem Talent offen steht. In den täglichen Jvurnalcn Amcnka's findet man keine literarische oder wissenschaftliche Artikel, wcnn die Annoncen nickt so gnädig sind, ihnen ein Plätzchen abzutrcte». Daher ist noch kein Talent durch diese Journale zu cinem Ruf gelangt. Hier und da findet man wohl einige Notorietäten, deren Ruf aber sich ans die Gräuzcn einer Stadt oder Cotcrie beschränkt. Aus der Ämcrikam- schcn Presse sind vielleicht vicl weniger Staaismänncr hcrvorgcgangcn, als ans irgend einem anderen Stande. Man findet im Kongreß unv in den Legislaturen dcr Provinzen Negotianten aller Art, Advokaten, Pflanzer, aber wie vicl Journälistcuk Daher fübrtc auch neulich cin Ncw'-Aockcr Journal seinen Lesern uiid dcr Regierung die Namen Salvandy, Guizot, Thicrs als Beispiele von Journalisten an, welche die mächtigsten Männer Frankreichs wurden. Ein, anderes Journal antwortete' ihm, indem cs die Anzahl dcr „Jobs" oder Druck-Arbeitcn ansühnc, welche Herr van Buren vcr Kröning l'om und dcr J'r cv Ken gab, UNI sic für die Unterstützung seiner Sache zu belohnen. Diese Zusammcnstcllung ist ein ganzes Buch wcrth: sie läßt rccht erkennen, wie entgegengesetzt das ist, wonach auf dcn ver schiedenen Seiten gestrebt wird; dort ist vcr Journalist Publizist, cr träumt dcn Ruhm eines Staatsmanns und sucht scinc Gcdanken in die Wirklichkeit nmzusctzen; hier ist er Drucker, cr will nur Dollars und frcut sich, wenn cr'„JobS" bekommt. So liegt zwischen ihrem beiderseitigen Stand die ganze Kluft, welche dcn Ehrgciz vom Gewerbe trennt. Auch in Frankreich verkauft sich dcr Journalist zuwcilcn cincr Partei, die ibn kauft ovcr verführt; aber wcnn cr Sklavc seiner Leidenschaft ist, ist cr frei von denen dcr Anderen, denen cr cbcn so muthig trotzt, als cr gcgcn scinc eigenen schwach ist. Zu allen Zeiten hat cS in Frankreich Menschen gegeben, welche dcr herrschenden Macht, mochte sie von oben oder unlcn kom men, die Wahrheit zu sagen verstanden. Diesen Mutb kennt die Amerikanische Presse nickt." ES gicbt gar manche Mcimmgcn, die sic nie auSznsprechen, gar manche Vvriirthcilc, die sic wevcr an- ziigrcifcn noch zu vcrtheidigcn wagt. Sie macht dcr Demokratie eben so sehr dcn Hof, als gewissen Monarchen Europa'S ihre bcsvlvctc Presse. Die Tyrannei, die hier herrscht, ist die des Eigennutzes nad dcr Furcht. Wir könnten tausend Bcisyielc davon ansübren. Hier ist eines auS vcr Geschichte dcs Streits dcr Französischcn Rcgicrmig mit dem Präsivcntcn Jackson wegen dcr 2S Millionen. Wir haben die Details ans guter Quelle. Man criuncrt sich des Lärms, dcn die Amerikanische Presse machte bei Gelegenheit cincs Briefes dcs Herrn v. Broglie, damaligen Ministers der auswärtigen Angc'cgcnhciten, an den Präsidenten Jackson, worin dcr eigentliche Gegenstand dcS Streits mit großer Präzision und Logik dargclcgt war. Die viplomatischcn Nerbinduugcn zwischen dcn beiden Ländern waren in Folge dcr Abreise des Fran- zösischcn Gesandten abgebrochen; dcr GcschäflSträgcr, dcr ihn vertrat, beschränkte sich darauf, rem Staats-Sccrctair zu Washington Mit- thcilung von dem Empfang der Dcpcschc zu geben. Diese Dcpcsckc wurde bald der Gegenstand der Drclamationcn vcs Journalismus, dcr sie in Sinn und Worten als einen Angriff auf die Ehre des Volks und dcr Negierung von Amerika varsleUte. Die gcmu"ckle öffentliche Meinung erhitzte sich darob dermaßen, daß es unerläßlich wurde, den richtigen Tert dcs Dokmncnts-zu veröffentliche». Aber man konnte vierzehn Tage lang weder in Nkw-Fort, rech in :oste; .