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N.S«»r>«m,. -S r<1 Mittwoch, 2-, Mal 192S Gegründet 18S6 «Eilschrift! «ochricht»« »«»»«« g«r»<precher-G-mmelnummer: SS 241 L»r stk »achl-eiprtch«! 20 011 vom 1». btt »1. M-t r«»8 vet täglich «wetmaltger Zustellung iret Hau« l.7v Marl. ^>-ott^S°^L)l:VUl)l Postbezugsprell für Monat Mat 8.tO Mar« ohne Postzustellungigedühr. »intelnnmmer iu Vlennl«. «überhol«, rreede«, 1» Pfennig. Die «nzeigen werden nach Sioldmar« berechne«: die einfpaltlge 8» mm breite Zeile s)lNIt>s/»0N-K7nossa« Pfg., für au«w»rt« «0 Psg. gamtlicnan,eigen und Etellengeiuchc ohne Rabatt ^-lclfi:. 15 Psg„ außerhalb LS Pfg., die SV mm breite RcName»etle sov Pfg., außerhalb rso Pfg, Ofsertengebiihr 8« Pfg. Auswärtige Aufträge gegen Borau«bc»ahlung. Schriftleiinng und Hauptgeschäftsstelle: Marienitratze 38/42 Druck und Bertag von Hlepfch ck Reichardt in Dresden Poftfcheck.«onto 1088 Dresden Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe i,Dresdner Nachr."l »uläiitg. — Unverlangte Schriftstücke werden nicht ausbewahrt. kl^lkIa^IgSZ frsZtaui-sni IZglick 4 Isnr-Iss ,.-M««ii««NA.i.i...i.i.ill..!ii:.i.i.i>....».!iiiiiUi....t.i.t...i St.».!Ui....i i „Vasbesins" k^rsgsl' Streiks / l^sitbalinstraks v38 ^Ls-Kstl des- 3>>6I' >/Vsl1 Nor Verhandlungen um die Große Koalition. Sie Deutsche Bottspartei grundsätzlich bereit. - Aber sie verlangt Sicherungen. Die6oM-emokrakie soll Vorschläge machen. Berlin. 22. Mai. Nachdem sich als Ergebnis der Ncichs- taaswahlcn vom LN. Mai hcrausgcstellt bat. das, weder eine rein bürgerliche Negierung, wie sie bisher bestand, noch die sogenannte Weimarer Koalition sich aus eine parlamentarische Mehrheit stützen könnten, erörtert man in parlamentarischen greisen lebhaft die Möglichkeit der sogenannten Grossen goalition. Wie man von masigcbcndcr volkspartei- lichrr Seite hört, würde diele Partei sich z« Verhandlungen über die Grobe Koalition bereitcrklä ren, falls die Sozialdemokraten mit einem solchen Vorschläge an sie hcran- treten. Ob diese Verhandlungen zu einem Erfolge führen, würde von den Sicherungen abhüngcn, die die Sozial demokratie der Deutschen Bolkspartei zuzngestchc« bereit »Lre. Gerächte um Slresemann. Berlin, 22. Mai. Der „Düsseldorfer Stadtanzciger" be hauptet, man wolle Slresemann mit Rücksicht ans seinen Gesundheitszustand zur ständigen U e b e r s i c d e l n n g nach dem Sü den veranlassen. Die Gründe dafür lägen zum Teil auch darin, dah zwischen dem Minister und einigen maßgebenden Persönlichkeiten der Volksvartei Meinungs verschiedenheiten entstanden seien, so das; ein weiteres Ver bleiben Strescmanns an der Spitze der Partei den Austritt einiger Mitglieder zur Folge haben würde. Der hauptsäch liche Vorwurf sei, das, Dr. Slresemann schon zn Beginn des Wahlkampfes sich ziemlich einseitig für die Grobe Koalition eingesetzt habe. Von mabgcbender volksparteilicher Stelle wird jedoch er klärt, daß diese Behauptungen sämtlich vollkommen aus der Lust gegriffen sind. Man verweist !>n Zusammenhänge hier mit aus den Wahlaufruf der Deutschen Volkspartet, in dem gerade mit Rücksicht ans die schwere Erkrankung des Partei führers diesem treue Gefolgschaft versprochen wurde. Mandalsverschlebungen im neuen Reichstag. Zentrum ««r «1. Bayrische Bolkspartei 17 Mandate. Berlin, 22. Mat. Der in der Pfalz gewählte Abgeordnete vayersdorfer ist nicht dem Zentrnm znznrechnen, wie es die erste amtliche Meldung tat. sondern der Bayrischen VolkS- partei. Damit ermäßigt sich die Zahl der Zentrumsmandate im neuen Reichstag von 82 auf 61. während sich die Zahl der Bay rischen Volkspartciler von 16 ans 17 erhöht. Weiter verlautet, datz das seht endlich vorliegende Wahl ergebnis ans dem Berliner Bezirk Reinickendorf noch zwei Aendernngen in der Manbatöverteilung zur Folge haben wird. Wahrscheinlich haben hier die Sozialdemokraten noch ein Mandat errungen, das dem Sohne des verstorbenen Reichspräsidenten, Fritz Ebert snn., zufallcn würde. Ihre Mandatsziffer würde sich damit von ISS auf ISS erhöhen. Außerdem bürste durch neue Reststimmen auch die Deutsche Volkspartei ein Mandat mehr erhalten lalso 18 statt 11), für das der nächste Kandidat ans der Neichsliste, General direktor Köngcter-Düsfeldorf, in Betracht kommt. Wahleinwiin-e. tDrahtmelbung unserer Berliner Schrlstleitung.) Berlin, 22. Mai. Es war vorauszusehen, dah eine Anzahl von Einzelergebnissen der Wahl aus verschiedenen Gründen angefochten werden würden. Wie wir hören, gilt das beson ders von einer Reihe ländlicher Bezirke, die in Preußen zum ersten Male nach Aufhebung der Gutsbezirke gewählt habe». Es sollen dabei Versuche von Wahlbceinflnssungen vorgekom- mcn sein, während in anderen Fällen Mängel bei der Organi sation (Fehlen von Wahlzettcln und dergleichen) Vorgelege» haben sollen. Ob und inwieweit irgendwelche Nachwahlen er forderlich werden, läßt sich zur Stunde noch nicht übersehen. Mann und Frau an -er Wahlurne. lDrahtmeldung unserer Berliner Schrlstleitung.) Berlin, 22. Mat. In einer Anzahl von Städten ist bei den letzten Wahlen von Männern und Frauen getrennt ab gestimmt worden. Die Ergebnisse der Berliner Abstimmung liegen noch nicht vor. wohl aber die Resultate einer Reihe anderer Städte. Danach ergibt sich, daß beispielsweise in Magdeburg für die D e u t s ch n a t i o n a l c n 10 166 Frauen- und 7l90 Männerstimmen abgegeben wurden, für das Zentrum 1062 Frauen- und 1308 Männerstimmen, für die Deutsche VvlkSpartei 15006 Frauen- und 12017 Männerstimmen. Aber auch die Sozialdemokraten er hielten dort mehr Stimmen von den Frauen als von den Männern, nämlich 12 200 gegen 38 030. Bei den Demo kraten halten sich Männer und Frauen ungefähr die Wage init 7583 gegen 7218. Für die W i r t s ch a s l s p a r t e i stimm ten 1115 Frauen und 8810 Männer, sür die Völkisch- Nationalen 1007 Frauen und 086 Männer. Nur bei den Kommunisten Ubcrwicgen die Männerstimmen mit 10130 gegen nur 8331 der Frauen. Es ergibt sich also, da auch aus anderen Städten ähnliche Ergebnisse bei der Zählung ge meldet werden, das, sich bei künftigen Wahlen die Parteien weit mehr an die Frauen als an die Männer zu halten haben werden. Die Wahlniederlage der Minderheiten. Kein Pole mehr im Preutzenparlamenk. Gleiwitz, 22. Mat. Für die Provinz Obcrschlcsien als krenzland ist das bemerkenswerteste Ergebnis der Parla- tnentsirahlcn der starke Rückgang der polnischen Stimmen von rund 12 000 im Fahre 1021 auf 30 »XI. Dieser Rückgang ist eingetreten trotz des in einer völlig ungehinderten und sehr eifrigen Wahlpropaganda noch viel schärfer als früher be tonten besonderen katholischen Charakters der polnischen Partei und trotz der Ersetzung des den radikalen Polen zugewiesencn bisherigen Abgeordneten Pfarrer Klimas durch den ostpreußi. schen Pfarrer Domanskt. Die Folge des Rückganges ist der Verlust des einzigen Polenmandats, das d,e Polen vor vier Fahren erzielen konnten. Tie Polen werden al!o nicht nur im Reichstag ohne Vertretung sein, sondern sie sind auch im Preußischen Landtag nunmehr ohne Mandat. Warschau, 22.Mat. Die Tatsache,datz biePolen nicht nur nicht kein Mandat für den Reichstag gewonnen, sondern auch die beiden, die sie bisher im Preußischen Landtag innehattcn, ver loren haben, hat hier einen ntcderdrückcndcn Eindruck hervor- gerufcn, um so mehr, als die polnische Prelle so gern mit gänzlich aus der Luft gegriffenen phantastischen Zahlen von IX Mttl. Pole» in Deutschland arbeitet. Um den unangeneh men Eindruck zu verwischen, wird versucht, den Mißerfolg der polnischen Liste einem angeblichen Wahlterror, der gegen die Minderheiten geherrscht haben soll, zuzuschreiben. Die geschlagenen Dönerr. Berlin, 22. Mai. Wie aus Kopenhagen gemeldet wird, bat die Niederlage, die daS Dänentum durch das Wahl- rrgebnts im Wahlkreis Schleswig-Holstein erlitten hat in dem die für die dänische Liste abgegebenen Stimmen sowohl in der Stadt FlenSburg wie auch auf dem Lande und im übrigen Schleswig mindestens um die Hälfte zurückgegangen sind, nicht nur in Kopenhagen, sondern ganz besonders auch in Nord- schlcSwig unter den Dänen den deprimierendsten Eindruck gemacht. Die dänische Grcnzpreffc bezeichnet den SO. Mai als einen schwarzen Tag sür das Dänentum. Ein anderes däni sches Grenzblart nennt das Wahlergebnis einen Zu sammenbruch. Der Ausfall in Flensburg beweist jeden falls, daß die rcichsdänische Propaganda in Deutschland bei der dänischen Minderheit jede Zugkraft verloren hat. Wie Polen die Reichskagswahl begrW. Warschau, 22. Mai. Der Erfolg der Linksparteien bei den Reichstagswahlen wird in Polen überall offen begrüßt, weil man sich eine größere N a ch g t e b t'g k e t t der künftigen deut sche» Negierung in außenpolitischen Fragen davon verspricht. Im übrigen stimmen alle Meinungen darüber überein, daß die neue Negierung wahrscheinlich auch weiter an dem Kurs der Politik Strescmanns festhalten werde. Die Tatsache, daß die polnische Minderheit in Deutschland überhaupt kein Mandat er halten hat, wird ohne Kommentar kurz notiert. „Glos Prawdy" stellt fest, daß die Stärkung der Sozialisten von der demokratischen Oefscntlichkeit Europas mit Befriedi gung begrüßt werde. Jedoch dürfe man vom politischen Stand punkt aus nicht zu früh weitgehende Schlüsse aus dem Resultat herleiten. — „Gazetta Warszawska Po ran na" er klärt. daß man in Polen ruhig den Sieg der Linken in Deutsch land mit ansehen könne. Man habe jedoch noch keine Sicherheit dafür, daß sich in der Außenpolitik etwas ändern werde, und eS sei deshalb nach wie vor Wachsamkeit und Aktivität der pol nischen Politik geboten. Marxistische „Sozial^Polilik. Mehr denn je haben sich die breiten Massen bei de« Wahlen am Sonntag von wirtschaftlichen oder berufliche« Interessen leiten lassen, und den Parteien die Stimme ge geben, die ihnen in dieser Hinsicht das meiste versprechen. So bedauerlich diese Tatsache ist, weil derartige Wahlentschei- dnngcn den Reichstag, der doch eine politische Institution ist und bleiben muß, immer mehr zu einem reinen Wirtschafts. Parlament degradieren, wird sie doch leicht begreiflich, wenn man sich vor Augen hält, das; nun einmal in Zeiten der Wirts chaftsnot, die Wirtschaftssorgen großen Einfluß ausüben. Am 20. Mai hat daher der Materialismus eine ausschlaggebende Nolle gespielt, und dadurch vor allem haben die marxistischen Parteien derart beträchtliche Erfolge errungen, daß die Sozialdemokratie aller Voraussicht nach die Leitung der kommenden Negierung haben wirb. Die ernsten Besorgnisse, die die maßgeblichen politischen Kreise in bezug ans die zukünftige Entwicklung der wirtschaftlichen Lage hegen, wenn jene Negierung daran gehen wird, die Agi- tationsvcrsprcchungen der Sozialdemokratie einzulösen^ gelten nicht minder auch für die zukünftige Sozialpolitik. Seitdem dieses Gebiet von den Parteien bevorzugt zum Tummelplatz von Kompromissen und Konzessionen für außer halb der Sozialpolitik liegende Streisragcn gemacht worden ist und die Sozialdemokratie es durch die neu. entstandene Vcrsicherungsbürvkratie mehr und mehr mit ihrem Partei ivesen verflochten hat, seitdem ist unser gesamtes System der sozialen Versicherung und sozialen Für sorge sür wciterblickende Menschen zu einein Problem ge worden, das dringend reformbedürftig ist. Um so inchr, da auch nach neuestem statistischen Material die sozialen Anstalten enorme Vermögen in ihren Kassen ansammelten, die so der geldbcdürftigen Wirtschaft entzogen werben. Selbst einsichtige Vertreter der gewerkschaftlichen Rich tung haben unter vier Augen die schweren Schäden deS hentigen S o z i a l s y st e m s zugcstanden. Es ist in diesen Blättern stets für wahre soziale Fürsorge, die den wirtschaft lich Schwachen, den Kranken und Alten, eben all denen, die wirklich hilfsbedürftig sind, Helsen soll, eingetreten worden. Aber es muß einmal mit aller Deutlichkeit gegen das, waS die Sozialdemokratie unter Sozialpolitik versteht, Front genommen werden. Daß Deutschland in der Sozialpolitik an der Spitze aller sogenannten Kulturvölker marschiert, ist für die meisten Deutschen eine Selbstverstänb, lichkeit. Ob Deutschland aber das sozialste Land ist. das darf man doch wohl füglich schon heute bezweifeln, und davon wird, wenn in der sozialen Fürsorge die Methoden der Sozial demokratie zur Herrschaft gelangen sollten, überhaupt keine Rebe mehr sein können. Ihre Versprechungen an die Massen und dann der Zivang zur Erfüllung haben eine wachsende Neb er spann ung der Soziallasten nach sich gezogen. Von 1013 bis 1027 sind die Aufwendungen der gesetzlichen Sozialversicherungen von 1131 über 2621 sim Fahre 1925) und 3835 (1026) auf 1700 Millionen Reichsmark gestiegen. Solche Zahlen zeigen — selbst die Verteuerung des gesamten Lebens. Unterhaltes mit berücksichtigt —, daß das Augenmaß für das gesunde Maß verlorengegangen ist. Noch grotesker wird aber die Sozialpolitik der Gegenwart beleuchtet durch die folgenden Summen der G e s a m t a uf w e n d u n g: Soztalvcrsicherun- gen 1700, Sozialausgaben im Ncichsctat 3000 und Sozial ausgaben der Gemeinden 1000 Millionen Reichsmark. Auf den Kopf der Bevölkerung nmgerechnct macht das eine jährliche Belastung von 115 Reichsmark ans. Zieht man aber nur den erwerbstätigen Deutschen in Betracht, so steigt diese Bürde auf die enorme Summe von 135 Reichs- mark. Welche Rolle diese Lasten für die zurzeit schwer kämpfende Wirtschaft spielen, möge daraus erkannt werden» daß sämtliche deutsche Aktiengesellschaften, die über 1 Million Reichsmark Kapital haben, iin glänzenden Geschäftsjahr der Konjunktur 1026/27 einen Reingewinn erzielten, der nur den zehnten Teil der 8.7 Milliarden Reichsmark Gesamtsoztal« lasten betrug. Seit 1018 sind insgesamt 105 Gesetze oder Verordnungen sozialpolitischen Inhalts verabschiedet worden, und im laufenden Jahre sind bereits wettere 26 in Borberei- tung. Das sind gewiß Zahlen, die vom wirtschaftlichen Stand punkt und damit auch Im Interesse des Bolksganzen die Frage nahelegen, ob nicht ein ruhigeres Tempo angezetgt wäre? Bet einer Regierung mit sozialdemokratischer Lei- tung wird daran jedoch nicht zu denken sein. Aber nicht nur, baß die Wirtschaft unter der Bürde der überspannten Soztallasten in die Knie zu brechen droht, son dern auch die Gesamtheit des Volkes, selbst die Versicherte«,