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Redigjrt unter DerantworHchreU des Verlegers C. Heinrich. - z r k 57 -A D^esde«,' in der Expedi tton, N.Meißn. Sasse Rr. S, zu haben. Wiener StaatSkanzlei ihr Interesse darin findet, mit dem Je suitenorden Hand in Hand zu gehen, um denselben bei gelegener Zeit in der auswärtigen Politik zu verwenden — uns genügt eS, vorläufig angedeutet zu haben, daß die Depesche'des Grafen Beust sich lediglich' in Scheingründen bewegt und die eigentlichen Motive, welche die österreichische Regierung abhalten, sich zu einer bestimmten Haltung gegenüber dem Konzil zu entschließen, mit Stillschweigen übergeh Wir geben damit' aufmerksamen Po litikern Stoff zum Nachdenken." ' III. Guartal. - »reist" vierteljährlich L2>/»Ngr. gu beziehe« dmch alle kgl. Poft- Nnstalttft,' Eine weitere wichtige Mittheilung in Bezug auf daS öku menische Konzil enthält die „Köln. Ztg.", doch wird eS jeden falls gut sein, dieselbe nicht für baare Münze zu nehmen, sondern erst ihre Bestätigung abzuwarten. Es sdll nämlich der päpstliche Nuntius am Tuilericnhofe, Msgr. Chigi, die Erklärung abge geben haben: die Kurie werde nicht ermangeln, die weltlichen Regierungen rechtzeitig zur diplomatischen Vertre tung im Konzil einzuladen. Wir bezweifeln die Richtig keit dieser Nachricht ebenso, wie das in ihrem Gefolge austauchende Gerücht vom Rückzüge der französischen Truppen aus dem Kirchen staate. Aber gesetzt auch, der Papst erließe eine solche Einladung, so würde schon die Klugheit' den Regierungen verbieten, durch eine Betheiligung am Konzil dasselbe indirekt anzuerkennen. Denn eine Stimmberechtigung würden die diplomatischen Vertreter doch nicht genießen, und selbst wenn dies der Fall wäre, müßten sie den Prälaten gegenüber in verschwindender Minorität bleiben. Was sollen sie also auf dem Konzil? Es hätte keinen Sinn, nur zum Protestiren gegen die Konzilbeschlüsse nach Rom zu gehen, denn um diese Beschlüsse, sofern sie inS staatsrechtliche Gebiet übergreifen, unwirksam zu machen, dazu bedarf es ganz anderer Maßregeln, als leere Proteste. Wesentlicher als all' diese Nachrichten ist die Thatsache, daß sich namentlich in Süddeutschland und am Rhein unter den Katholiken selbst eine Bewegung kundgiebt, die wohl als ein Zeichen der Zeit betrachtet werden darf. Laien - Adressen aus Trier, Agchen, Koblenz, Baiern u. s. w. protestiren gegen die Grundsätze, welche in der bekannten päpstlichen Encyklika und im Syllabus enthalten sind und die, wenn sie das Konzil zu Dogmen d. h. Glaubenssätzen erhöbe, die Kulturarbeit eines Jahrhunderts über den Haufen werfen würden. Aus dieser Thatsache geht offenbar hervor, wie sich die Ansicht mehr und mehr Bahn bricht, daß man mit der Einberufung des Konzils in heutiger Zeit doch wohl einen Mißgriff begangen habt. Deutschland. »Graf Bismark sorgt auch in der Varziner Einsamkeit für die Hüter seiner Schöpstng. ' In diesen Tagen legte nämlich das Bundeskanzler-Amt gegen die Entziehung der KomMunalsteuer-Privilegien der zum norddeutschen Bunde gehörenden Beamten seitens des BerMr Magistrats 'Rekurs beim preußischen Minister des Innern ein.>— In der Bundes - Eivilprozeß-Kommission werden gegenwärtig die Grund sätze der künftigen Gerichts-Organisation berathen. Sobald man damit fertig ist, sollen die Sitzungen auf einige Zeit unter brochen werden. -- Der Reichstagsabgeordnete vr. Schweitzer hat Ende voriger Woche die achtwöchentliche Gcfängnißhaft an getreten, die er noch wegen der Brochüret „der > Kapitalgewinn und der Arbeitslohn" zu verbüßen hat. — Nach einem Beschlusse des Bundesraths des Zollvereins, bezüglich der Ge währung der Steuervergütung für ausgeführten Rüben zucker, sollen folgende Bestimmungen mit der Maßgabe in An wendung gebracht werden, daß die nachstehenden Anordnungen ' nur bis zum I. September d. I. Anwendung finden, da »von diesem Zeitpunkt-ab das Gesetz, die Besteuerung des Zuckers be treffend,' in Kraft tritt: ' ' - * .. Politische Wettschau. Eine sehr beachtenswerthe Auslassung über die Depesche des Grafen v. Beust an den Grafen v. Lrauttmannsdorf hinsichtlich des ökumenischenKonzils bringt die „Augsb. Abdztg." aus München, die um so mehr Beachtung verdient, als sie anscheinend gut unterrichteten Quellen ihren Ursprung verdankt. Wir ent lehnen daraus Folgendes: „Wenn Graf Beust die Hoffnung ausspricht, daß- im Falle das versammelte Konzil sich an schicke, in die Rechtssphäre des Staates überzugreifen, es.immer noch Zeit sei, abwehrende oder abmahnende Schritte zu ergreifen, so überfleht der österreichische Staatsmann, daß das Konzil sich eben nicht blos „anschicken" dürfte überzugreifen, sondern so fort handeln und übergreifen wird, ohne daß den Regierungen dann etwas anderes übrig bleibt, als zu protestiren. Wenn sich aber Graf Beust der Erwartung hingiebt, die Bischöfe würden eine genaue Kenntniß der praktischen Nothwendigkeit unseres Zeitalters mit nach Rom bringen, und es werde dem Zweck der Erhaltung des Friedens zwischen Staat und Kirche an Wort führern unter den Prälaten des Konzils nicht fehlen, so erfreut sich der Graf eines beneidenswerthen Optimismus, der sich um so praktischer auSnimmt, wenn man ihn der unlängst beendeten Schwurgerichtsverhandlung in Linz gegenüberstellt. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir behaupten, daß keiner der öster reichischen Bischöfe die Verkündigung des Dogma's der Unfehl barkeit des Papstes zu verhindern suchen wird. In diesem Dogma liegt die Zukunft des Ultramontanismus, in ihm liegt der Keim der absolutistischen Organisation der Hierarchie, es ist die Krönung des Werkes, dem die'Ultramontane Partei seit Jahren zustrebt, und kein Bischof wird es wagen, diesem Ziele entgegenzutreten. Aus dem Konzil wird die Hierarchie stärker und mächtiger hervorgehen und den Kampf gegen die moderne Civilisation mit frischen Kräften beginnen. Ob das „freiheitlich > konstituirte" Oesterreich zu seinen übrigen Schwierigkeiten auch noch eine Vertiefung des Risses zwischen Staats- und Kirchen gewalt brauchen kann, mag Graf Beust selbst mit sich ausmachen. Bedauerlich bleibt es immer, daß die mahnende Stimme des Fürsten Hohenlohe in Wien unbeachtet verhallt ist. Wir wollen dabei nicht untersuchen, ob der Wunsch, die Schwierigkeit der innern Lage Baierns zu vermehret, die Veranlassung ist, daß der österreichische Staatsmann sich nicht auf jene Antwortsdepesche beschränkte, sondern die österreichischen Gesandtschaften beauftragte, den Bemühungen des "Fürsten Hohenlohe, namentlich an den deutschen Höfen, soviel wie möglich entgegenzuarbeiten. Wir wollen nicht untersuchen, ob'trotz aller wohlklingenden Phrasen die alte traditionelle Politik auch heute noch in der Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann Erscheint jeden Dienstag Md Freitag srph.