Volltext Seite (XML)
MsdmsserTaMtt Aallonale Tageszeitung für ^andwirtschast und Da? „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monatl. 2RM. frei Haus, bei Postbestellung l,zg NM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rpf. Alle Poftanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- -- . ftellungen entgegen. Im Kalle bohcrer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebsstörun gen besteht kein Anspruch — —— auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegender Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 2V Rpsg. — Vorgeschrie bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags w Uhr . 1 Für die Richtigkeit der durch Fernruf Lbermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 testen Anzeigen überneh. men wir keine Gewähr. —— - — Bxj Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 19 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 23. Januar 1936 Verantwortungsbewußte Staatsführung. Die Aufgabe der Reichsanstall für das deutsche VSder- wesen. Was wir schaffen, schaffen wir nicht für die Gegen wart, das schaffen wir für eine weite Zukunft, für Jahr hunderte, für Jahrtausende. Das Werk, das wir bauen, fall bestehen und soll allen Stürmen trotzen. Zu einem solchen machtvollen Werk gehören starke, gesunde, kraft volle Menschen. Gewiß, jeder Mensch hat in erster Linie selbst für seine Gesundheit zu sorgen, aber der Staat Adolf Hitlers ist sich dessen bewußt, daß auch er von Staats wegen die Gesundheit des Volkes zu überwachen und zu gewährleisten hat. Er erblickt darin eine verant wortungsvolle Aufgabe, die um so größer ist, als nur ein gesundes Volk einen gesunden Staat erhalten kann. Blut und Rasse, Landschaft und Boden stehen im Mittelpunkt des neuen deutschen Denkens. Der Staat, der das Volk gesund erhalten will, der muß auch das Heilgut des deutschen Bodens und der deutschen Landschaft fördern, nm es dem Volke nutzbrin gend zu mache« zur Besserung nnd Heilung von Krank heiten. Das ist die Idee, die der kürzlich eröffneten Neichsanstalt für das deutsche Bäderwesen in Breslau zugrunde liegt. Zum erstenmal hat sich eine Regierung der Heilschätze des deutschen Bodens, des Reise- und Fremdenverkehrs, der Bäder und Kurorte angenommen. Diese Reichsaustalt wird die gesamte Planung für For schung, Wissenschaft, für das Arzttum und die volks- gesundhcitlichen Aufgaben der deutschen Bäder nnd Kur orte versehen. Sie wird die Betreuerin des deutschen Heilgutes. Sie wird den jungen Arzt und die medizin studierende Jugend im Rahmen des nationalsozialistischen Bolksarzttums in die Aufgaben der Bäder- und Klima kunde einführen. So wird diese Reichsanstalt die Heil- güter dem arbeitenden Volk erhalten und wird damit den Kampf führen gegen Volksseuchen, gegen schleichende Krankheiten zum Besten des Volksganzen, zur Sicherung der Zukunft nnd kommenden Geschlechter. Rechtsprechung und Lrbgesundheil. Wir wollen nicht in die Fehler der liberalistischen Zeit verfallen, in der die Presse der Öffentlichkeit Prozesse und Scheußlichkeiten vor den Schranken des Gerichts in epischer Breite vortrug. Wir wollen bewußt uns fern halten von der Sensationslüsternheit, die durch fremd artige Elemente in der Presse des Zwischenreiches genährt wurde, wir werden deshalb auch auf die Einzelheiten aus dem Prozeß gegen den Kindesmörder Und Sittlichkeitsverbrecher Seefeld ver nichten, der das Gericht in Schwerin zu beschäftigen hat. Aber dennoch werden wir uns mit dem Prozeß aus einem ganz bestimmten Grund befassen, weil er nämlich den Beweis für die Richtigkeit der national sozialistischen Erbgesundheits- und Strafgesetzgebung erbringt. Dieser 65jährigc Wüstling, der da jetzt vor seinen Richtern steht, hat bereits Wit 16 Jahren seine ersten Schandtaten begangen und in den letzten vier Jahrzehnten nicht weniger als 23 Jahre im Zuchthaus gesessen. Immer wieder waren es die selben Verbrechen, die ihn mit dem Gericht in Konflikt brachten. Immer wieder hat man ihn für Jahre sicher gesetzt, aber man hat die Öffentlichkeit von diesem Schäd ling nicht zu befreien gewußt. So häuften sich die Straf taten, ohne daß das Gesetz Sicherungs- oder Schutz maßnahmen getroffen hätte, durch die die Jugend vor schweren Schädigungen schon früher bewahrt worden wäre. Und das sind die Lehren dieses Pro zesses für uns heute: Hier ließ man einen Menschen frei herumlaufen, der mit den schrecklichsten Erbanlagen belastet war, einen ganz minderwertigen Menschen, der nichts gelernt hatte, der nichts leistete, der Verbrechen be ging, die seinem vergifteten Blute entsprangen. Der Vater des Angeklagten war ein Trinker, der im Armen- und Sicchenhans starb. Neun Kinder hinterließ er, von denen sind wieder zwei Trinker geworden, einer hat durch Selbstmord geendet, ein anderer war geistesschwach. Hier zeigt sich mit erschreckender Deutlichkeit die Verpflanzung der Erbanlagen von Generation zu Generation. Der Angeklagte, einer von den neun Söhnen, ist vierzehnmal wegen sexueller Verbrechen vorbestraft. Einer kurzen Ehe entstammt ein Sohn, der den Fluch des unseligen Erb gutes weitertrug. Dieser Sohn stand schon mit 16 Jahren wegen widernatürlicher Unzucht vor dem Richter und wurde später wegen Gemeingesährlichkcit einer Straf anstalt überwiesen. Das Gericht der früheren Ära würde den 65jährigen Seefeld wiederum zu vielen Jahren Zuchthaus verur teilen und damit seine Aufgabe erfüllt zu haben glauben. Die Rechtsprechung im nationalsozialisti schen Deutschland hat aber ein größeres Verant wortungsbewusstsein. Dieser Seefeld wird ein für alle mal unschädlich gemacht werden, das fluchwürdige Erb gut wird vernichtet werden, damit es ück nickt weiter- Jie slchktt Ast der SildeteniMWs Eindringlicher Appell an das Gewisse« der Prager Regierung. Die Wirtschaftskrise und die katastrophale Arbeits losigkeit in der Tschechoslowakei, durch die besonders die sudele n deutschen Randgebiete des Staates betroffen sind, haben, wie aus Prag berichtet wird, ein solches Ausmaß erlangt, daß die Befürchtungen nur zu berechtigt sind, es könnte zu Weiterungen kommen, die dann durch nichts auszuhalten wären. In wirklich zwölfter Stunde haben nun die Parla mentarier der Sudetendeutschen Partei im Bewußtsein ihrer menschlichen Verantwortung einen letzten eindring lichen Versuch unternommen, die Verantwortungsträger des Staates zum helfenden Eingreifen zu veranlassen. Am Mittwoch waren die Vertreter der Prager deutschen nnd tschechoslowakischen Julandsblätter, als auch die Prager Korrespondenten der Auslandspresse zu einer Besprechung geladen, in der sie in Anwesenheit sämtlicher Parlamentarier der SDP. von den verschie denen Kreisvertretern der SDP. über die gräßliche Notlage in den sudctendeutschen Randgebieten unterrichtet wurden. Ngcorduetcr Sandner erklärte als den Zweck dieser Zusammenkunft, daß die verantwortlichen Faktoren in diesem Staat endlich das sudetendeuische Elend zur Kenntnis nehmen müßten, wenn es nicht zu katastro phalen Erscheinungen in den fudetendeutschen Rand gebieten kommen soll. Die folgende Schilderung der einzelnen Krcisvertreter brachte Elcndsberichte in den furchtbarsten und er schreckend st en Zügen. Die letzten beschäftigten Heimarbeiter klöppeln für fünf bis sieben tschechische Kronen von früh bis spät in die Nacht, um dann mehr als drei tschechische Kronen für das Material davon zu bezahlen. Abgeordneter Zippelius erzählt von den Verhältni- nissen in Graupen im Erzgebirge und schildert die Rot der Menschen, die nur noch der Schatten eines menschlichen Wesen sind. Ein Bursche im Alter von 18 Jahren wiegt nur 26 Kilogramm. Fünf bis sechs Wochen alte Kinder können von der Mutter nicht mehr genährt werden, weil der ausgemergelte Körper nicht mehr dazu imstande ist. In Elendswohnungen Hausen zwölf Menschen in einem Raum von zwanzig Quadratmeter Fläche. Abgeordneter Hirthe zeigte das Elend im Zwickauer Gebiet auf, wo in der Stadt Zwickau selbst von 4800 Einwohnern nur noch 200 Menschen Beschäftigung haben. SO Prozent der Kinder sind unterernährt und tuber kulös. Wer von den Gewerbetreibenden noch nicht zu grunde gerichtet ist, dem raubten die überspannten Steuer- oorschreibungen die letzte Existenzmöglichkeit. Abgeord neter Hollube, der sich besonders mit dem Elend im Ga blonzer Glasgebiet beschäftigte, verwies darauf, daß im tschechoslowakischen Gebiet Millionen Investitionen durch- gesührt werden, während im deutschen Gebiet ein Betrieb nach dem anderen stillgelegt wird. Seitdem die Wälder verstaatlicht sind, dürfen die Arbeitslosen nicht einmal mehr Klaubholz sammeln, um sich vor dem Erfrieren im Winter zu schützen. In der Ortschaft Weißbach ist der Hungertyphus eingezogen. Und diese furchtbaren Zustände herrschen im ganzen sudetendeutschen Gebiet. Ein cinsachcr anonymer Zettel genügt, um deutsche Menschen um jede Unterstützung zu bringen. Die Gewerkschaften sind Exerzierfelder der Marxisten ge worden. Zur Not, zum Terror und zu den zahllosen Denunziationen gesellt sich die Unmoral, vor allem die Demoralisierung der Jugend, die arbeitslos in dieses Elend hineinwächst. Abgeordneter Hodinä schilderte besonders eingehend die Auswirkungen der Not auf den gesundheitlichen Zu st and der Kin der. Sie sind körperlich.und seelisch schon so zerrütteh daß der Lehrer es nicht wagt, sie zu prüfen, weil sie in d« Bank haltlos zusammensacken. Abgeordneter Rudolf Sandner zog aus den ein zelnen Schilderungen die politischen Schlußfolgerungen und stellte zusammenfassend fest: Heute ist es unmöglich, die Menschen weiter zu vertrösten. Die Frage, ob im Sudetendcutschtum auch weiterhin Ruhe, Selbstbeherrschung und Disziplin ausrecht erhalten werden kann, ist ausschließlich davon ab hängig, ob man sich auf selten der Verantwortlichen des Staates endlich einmal dazu entschließen wird, zum mindesten den guten Willen zu zeigen. Die Sicherheit eines Staates kann durch nichts so gefähr det Werden, als durch eine systematisch herbei geführte Verzwcislungsstimmung der Massen. Wir haben wiederholt darauf verwiesen, daß all das Elend, die Not und die Verzweiflungsstimmung im Sudetendeutschtum nicht nur die Folge einer allgemeinen Weltwirtschaftskrise ist, sondern daß dazu der in ihrer Wirkung katastrophale, entnervende und verbitternde Nationalitätenkamyf mit sckuld ist Nach Abschluß der eindrucksvollen Besprechung bs- gaben sich sämtliche Senatoren der SDP. zum Landes amt, um auch dort das gesamte Material über das Elend '"dc" fudetendeutschen Randgebieten vorzulegen und Ab hilfe zu fordern. Sämtliche Abgeordneten begaben sich zum selben Zweck in das Fürsorgeministerium. 6» Natwnalsvziallsten in Sstmeich verhaftet. In dem österreichischen Ort Eggenberg bei Graz wurden, wie das Deutsche Nachrichtenbüro meldet, am Dienstag 60 Nationalsozialisten verhaftet. Diese Verhaftungen sollen im Zusammenhang mit der letzten Flugblattaktion stehen. Kabinett Laval gestürzt. Die Regierungskrise in Frankreich, die schon seit längerer Zeit einen Kabinetts wechsel erwarten ließ, hat am Mittwoch ihren plötzlichen Abschluß gefunden. Nach einem letzten Kabincttsrat begab sich Ministerpräsi dent und Außenminister Laval zum Präsidenten der Republik, um ihm den Gcsamtrücktritt der Re gierung zu melden. Das Kabinett Laval hat dainit eine Lebensdauer von 71- Monaten gehabt. Laval hat das Anerbieten des Präsidenten der Re publik, eine neue Regierung zu bilden, abgclehnt. Der Kabinettsrat hatte nur eine Stunde gedauert. Gleich zu Beginn der Sitzung hatten Staatsminister Herriot, Handelsminister Bonnet und Handelsmarine minister Bertrand sowie Innenminister Paganot ihren Rücktritt erklärt, während die beiden aus dem Senat stammenden radikalsozialistischen Minister Regnier (Finanzen) und Maupoil (Pensionen) sich diesem Schritt zunächst noch nicht angeschlossen hatten. trägt. Durch das „Gesetz gegen gefährliche Gewohnheits verbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besse rung" vom 24. November 1933 hat der nationalsozia listische Staat ein Bollwerk gegen jenes Verbrechertum aufgerichtet, das aus Gewohnheit und minderwertiger Veranlagung handelt. Der Fall Seefeld beweist — wenn es überhaupt nötig ist — die Berechtigung dieser Gesetz gebung.,' Laval teilte dann im Kabknettsrat mit, daß er von den zurückgetretenen radikalsozialen Ministern ei« Schreiben erhalten habe, in dem es u. a. heißt: „In einem Gefühl der Trene zu unserer Partei und der Aufrichtigkeit Ihnen gegenüber glauben wir, politisch ehrlich zu handeln, indem wir Ihnen unseren Rücktritt aus der Regierung Mitteilen. Es scheint uns in der Tat, daß wir Ihnen nicht mehr die unentbehrliche Unter stützung unserer Freunde ailfrechterhalten können, um Ihnen in der Kammer die für jede Regierungstätigkeit notwendige Mehrheit zu gewährleisten zu der Stunde, in der sich uns so viele schwere Fragen stellen, die eine Lösung erfordern." Lavals ÄeKenschastsbericht. Nach seiner Unterredung mit dem Präsidenten der Republik gab der zurückgetretene Ministerpräsident Ver tretern der Presse eine Erklärung ab. Laval unter strich in ihr, daß er das Bewußtsein habe, seine Aufgabe erfüllt zu haben. Der Franken, dessen Verteidigung ihm anvertraut worden sei, sei nicht angetastet. Der Staatshaushalt sei um ein Fünftel erleichtert. Die Maßnahmen, die er getroffen habe, begännen ihre Flüchte zn tragen. Ein Wiederaufleben der wirtschaftlichen nnd landwirtschaftlichen Tätigkeit mache sich bemerkbar. In Bezug auf die Außenpolitik seien zu Beginn und während seiner Amtszeit ernste Schwierigkeiten aufgetaucbt. Der Friede sei aber gewahrt