Volltext Seite (XML)
KchsMeUMsreitung >Aa»aabe X mit 2 Beilagen viertcliLhrli» L,1v ^ Aul Dresden uird ganz Deutschland frei Hau« D.8S ^e-1 in Oesterreich 4,4» X. I ill»«»ade » nur mit Feicrabcitd vierteljährlich 1,8« In I ' Dresden und ganz Deutschland srei Hau» »,»« in Oesterreich 4.0» X. - Sulzel-Nummer 10 4. > Wochentags erscheint die Zeitung regeln,litzig in den criirn I I NachmUIagSsNinbenidieSonnabcudnuinmererscheintspütce' Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Nnterherltungsbrilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Anzeige»» 1 Annahme von Geschüstsanzeigen bis 10 Uhr, von Familien» anzeiaen btS 11 Uhr. , I Preis sür die Petit-Spall,eile «« 4 > tm ReNameteU «« 4 I s>iir »„deutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher auf- l gegebene öinzeigen können wir die Verantwortlichkeit für I die Richtiglcit des Derte» nicht übernehmen, I Rcdakttous-Sprcchstunde: 10 bis I > ilhr vormtUaa». I gür iitülkgabe eingesandter Schristst.niacht sich dicRcdaknon I nicht verbindlich. Rücksendung ersolgt. wenn Ruckporto bei- ' gefügt ist. Brieslichen Ansragc» istilllitwortSporto beizusugen. Nr. 22 (Selchüflüftelle und Redattioa Dresdku-A. IS, Holbeinftratz« 4S Donnerstag den 28. Januar 1915 Fernsprecher 21886 14. Jahrg. Amerikas Kriegslieferungen an Deutschlands Feinde In der Neuyorker Staatszeitung vom 14. x>. ist fol- > pcnves zu lesen: Leien wir offen: ohne Amerikas Hilfe wäre der Krieg seit Wochen entschieden. Während wir täglich um Frieden ! Helen, täglich die unbeschreiblichen Greuel dieses Völker- lillgens verdammen, kämpfen unsere Gewehre und Dum- Dum-Geschosse, unsere Pferde, Panzerautos und Flugzeuge in den Reihen der Alliierten, hält der von uns gelieferte j Ltacheldraht stürmende deutsche Reihen in Flandern auf. füttern unsere Sendungen von Konserven, Roggen, Weizen, ! Hafer und Mehl die Menschen und das Vieh in den britisch- -rcmzösischen Reihen, marschieren alliierte Soldaten in unseren Stiefeln gegen den deutschen Feind, liefert unser Ueli der Kavallerie und Artillerie der Verbündeten Leder für Lättel, Zäume und Stränge, liefern unsere Petroleum- Duellen und Raffinerien Brennöl, Schmieröl und Gasolin für den Betrieb der Motoren der Alliierten und unsere Ban- > km die unerläßlichen goldenen Strom für die große Ma rine des Krieges, die Stunde mir Stunde Tausende junger Menschen verschlingt, Stunde um Stunde Millioncnwerle I ik? Friedens unwiederbringlich zerstört. Die Behauptung, daß Amerika den gegenwärtigen ! Krieg verlängere, mag vielleicht paradox erscheinen, aber der soeben publizierte vollständige Bericht für den Außenhandel dcr Vereinigten Staaten während des Monats Oktober gibt rie Beweise. An Patronen wurden viermal so viel cxpor- riert wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres; an Gewehren dovpelt so viel. Im Oktober 1913 bezog England 62 Pferde von uns, in diesem Oktober 7226. Der Export von Leder nach Frankreich hat sich im Oktober vervierfacht, der von Fleischkonserven für seine Lruppeki ist um beinahe das Zweihundertfache gestiegen. Frankreich, das im Oktober 1913 34 600 Pfund Speck von Amerika bezog, hat im gleichen Monat 1914 nahezu 13,4 Millionen Pfund gekauft. Eng lands Einfuhr an Kupfer aus den Vereinigten Staaten ist von 9 auf 22 Millionen Pfund, seine Einfuhr von Kleider stoffen auf 1 604 000 Aards von 140 000 gestiegen. An Autos lieferte Amerika den Alliierten beinahe achtmal soviel wie nn Vorjahre, an Brotstoffell England den zwanzigfachen Be trag. Schmalz wurde nach Frankreich über sechsmal soviel, Nasolin dreimal soviel exportiert. Die Zuckerausfuhr ist von 6-K auf 1381/4 Millionen Pfund, jene von Weißblech und anderen Blechen von 171 000 auf 20'/» Millionen Pfund, die von Hufeisen auf 2 027 348 Pfund von 163 000 Pfund gestiegen. In Nägeln und Draht, in Rindleder, Stahlstäben, Hülsenfrüchten und Rum hat der Export sich verdoppelt, in frischen Fischen, Kartoffeln, Stearin und tele graphischen Apparaten verdreifacht. Gummistiefel sandten wir achtmal soviel als im gleichen Monat des Vorjahres, Eier eine Million mehr, während bei uns die Preise von Woche zu Woche steigen. Unser Strickwarenerport (Socken, Pulswärmer nsw. für die Soldaten im Felde) wuchs von 171 674 ans 878 431 Dollar, der unserer Wollfabrikate um das Viereinhalbfache. Von Mehl gingen 19s^ Millionen Bushels statt 7s/>, von Roggen 1 612 000 statt 12 000, von Hafer 9 324 471' statt 31 000, von Weizen 1051000 statt 400 000, von Gerste 2 834 000 statt 390 000 Bushels hinaus; von Hafermehl 3ZH Millionen Pfund statt 300 000: von Reis 7 200 MO statt 1200 000 Pfund und — dank der englischen Herrschaft zur See — erhielten hiervon den allergrößten Teil die Alliierten. Welch ein Segen für unser Land, diese gesteigerte Aus fuhr, wird nun mancher denken; aber auf der anderen Seite des Hauptbuches unseres Handels stehen die großen Ab nahmen im Export von Baumwolle (87 000 000 Dollars in einem Monat), Baumwollstoffen (22 Millionen Aards), Kupferfabrikaten (41/0 Millionen Dollars), essigsanrem Kalk (zirka 6 Millionen Pfund), landwirtschaftlichen Maschinen (76 Prozent), Eisenerzen (83 Prozent), Glukose (35 Pro zent), Lichtbilderfilms (über 99Z^ Prozent), Pelzen (93 Pro zent), getrockneten Pflaumen (70 Prozent), Schreib- .naschinen (93 Prozent), Hopfen (69 Prozent). All dies sind Waren, die England im gegenwärtigen Kriege anscheinend nicht gebraucht, und die, wie Baumwolle und Kupfer, seine Herrschaft zur See uns an andere Länder zu liefern ver- bietet. Unser Handel lebt von der Gnade und der Not Großbritanniens. Was seinem Kampfe gegen Deutschland nützt, müssen wir senden, was uns in dieser Zeit einen Eng land bedrohenden Vorsprung gepxihren könnte? müssen wir in Amerika behalten. Hunderte Fabriken arbeiten in Amerika Tag und Nacht für britische Aufträge. Tausende aber stehen still, gleichfalls auf Befehl von London. Während unsere Waffen, Pferde, Lebensmittel und Kleider auf britischer Seite den Kampf verlängern, der uns bereits über 342F^ Millionen gekostet hat, während Hundert- tansende unserer Bürger hier „ad majorem gloriam Bri- tanniae" arbeitslos langsam verhungern, rinnt ein stetig wachsender Strom unseres Goldes über die Grenze nach Kanada, um Großbritannien in seinem Kriege zur Per- nichtung des Deutschen Reiches zu helfen und die Not der Zeit bei uns hier noch zu vermehren. Im Jahre 1910 be trug unser Golderport in 12 Monaten 38 Millionen Dollars, im Jahre 1911 37 Millionen, im Jahre 1912 47 Millionen. im Jahre 1914 aber in einem einzigen Monate (Oktober) 50 301 972 Dollars lind in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 207 958 730 Dollars. Der deutsche Tagesbericht (W. T. B.) Großes Hauptquartier, 27. Ja». Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Nienvort und Aper» fand nur Artilleriekamps statt. Bei Cuinchy, südwestlich La Bassee, versuchte der Feind gestern abend, die ihm am 25. Januar entrissene Stellung znrückzuervbcrn. Dies Bemühen war vergeblich. Der An griff brach in unserem Feuer zusammen. Die schon gemeldeten Kämpfe aus den Höhen vvn Era- onne hatten vollen Erfolg. Tic Franzose» wurden ans ihrer Höhenstellnng westlich La Ercutc Fme. und östlich Hurtcbnc geworfen nnd auf den Südhang des Höhengeländes ge drängt. Mehrere Stützpunkte ans eine Breite von 1400 Metern wurde» von den Sachsen im Sturm ge- n 0 m m en , 8 6 5 nn 0 erwnndcte Franzosen ge fangen, acht Maschinengewehre erobert, ei» Pionicrdcpot »nd viel sonstiges Material erbeutet. Südöstlich St. Mihiel nahmen unsere Truppen eine» französischen Stützpunkt. Gegenangriffe der Franzosen blie ben erfolglos. In den Vogesen liegt hoher Schnee, der unsere Bewe gungen verlangsamt. OestIicher Kriegsschauplatz. Der russische Angriff nordöstlich Gumbinnen machte keine Fortschritte. Die Verluste des Feindes waren stellen weise schwer. In Polen keine Veränderung. Oberste Heeresleitung. Cra 0 » ne, eine Gemeinde im Departement Aisne, Arrontissement Laon, ist bekannt durch ein Gefecht, das am 7 März 1814 zwischen den Russen nnd Napoleon stattfand. Der österreich-ungarische Tagesbericht W i e n. (W. T. B.) Amtlich wird vcrlantbart den 27. Januar: Im oberen Ung-Talc wurde gestern der Gcg- ncr aus seinen Stellungen ans den Grcnzhöhcn beiderseits des Uszokcr Paffes geworfen. Einer der wichtigsten Karpathen Pässe, nm dessen Besitz im Verlauf des Feldzuges schon oftmals erbittert gekämpft nnd der seit dem 1. Januar von den Russen besetzt, besonders stark befestigt und durch mehrere hintereinander liegende gute Stellungen zäh verteidigt wurde, gelangte hierdurch nach dreitägigen Kämpfen wieder in unseren Besitz. Nordwestlich Das Opfer der deutschen Aluiter Eine Erzählung von Heinrich Greis-Goldberg i. Schl. Nachdruck nicht gestattet. „Zu Helden hat der Krieg unsre Söhne gemacht, zu fahren Streitern Christi. Er, der da sprach: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist", hat ihre Herzen mit heiligem Mut entflammt, daß sie ihr Leben für das Heil des Vater landes in die Schanze schlugen. — Aber der Krieg verlangt auch Heldinnen! Gattinnen und Mütter, trauert nicht um eure Männer und Söhne, die draußen im Felde für euch kämpfen und siegen; der Herr ist mit ihnen. Und ihr, die ikir den Verlust eines Gatten oder Sohnes beklaget, eilet hin -u dem Bilde unsrer schmerzhaften Gottesmutter. Sie sah ihren eingeborenen Sohn der rohen Menge überliefert, ver höhnt nnd verspottet; sie sah ihn, wie er unter grausamen Lualcn am Kreuze seinen Geist aufgab: Das Schwert der Schmerzen hat ihre Brust durchstoßen. Zu ihr nehmet eure Zuflucht, die ihr des Trostes bedürftig seid! Sie wird euer pHerz stark machen!" Selten wohl hatte die in der Dorfiirche anVesende I Menge den Worten des alten Pfarrers so andächtig ge lauscht, wie in dieser Stunde, und wohl selten drangen in brünstigere Gebete zum Weltenerlöser empor, wie nach dieser Predigt. — Das Meßopfer war vollbracht, und mit I brausenden Akkorden intonierte die Kirchenorgel das Lied: I „Harre meine Seele!" „Sei unverzagt, Bald der Morgen tagt, Und ein neuer Frühling Folgt dem Winter nach . . ." Ilang die vor Rührung übermannte Gemeinde, und aus 1 manchen Augen sah man Tränen quellen. Die Bäuerin vom Lindenhof vermochte nicht zu weinen; lihre Augen schienen jeden Glanz verloren zu haben, und libre sonst rüstige Gestalt war wie gebrochen. Als die Menge Inach und nach die Kirche verlassen hatte, schleppte sich die IGreisin mühsamen Schrittes zu einem der Seitenaltäre, auf Iden, das Bildnis der schmerzhaften Mutter thronte. . . . Die Königin des Himmels trägt auf ihrem Schoße den Leichnam des Gottessohnes, und ihr schinerzgequälter Blick richtet sich voll Wehmut auf das entstellte, dornenge krönte, treue Haupt des Herrn. „Kommet und sehet, ob ein Schmerz gleich sei, dem meinen!" Diese Prophetenworte scheinen auch auf dem Antlitz der Gottesmutter ausgeprägt zu sein. Lange nnd mit seltsamem Blick betrachtete die Linden hofbäuerin das Bildnis, nnd dann quoll von ihren Lippen ein heißes, inniges Gebet: „Heilige Schmerzensmutter, stehe mir bei in meiner Not nnd Bedrängnis! Zwei Söhne habe ich auf dem Schlachtfelde verloren. Du weißt, wie groß mein Schmerz ist, du kennst das bittere Weh des Mutterherzens. Flehe für mich bei deinem lieben <Ähne, daß er mir Gnade nnd Kraft verleihen möge, inein Leid geduldig und ohne Murren zu tragen, und daß er mir meinen jüngsten Sohn erhalte und glücklich zu mir zurück- führe! Schmerzhafte Mutter, bitte für mich!" Die Lippen der Greisin bewegten sich noch im Gebete, da — war es ihre allzu heftige Gemütsbewegung, die solch ein Traumbild verursachte? — plötzlich schien ihr, als ob dos Antlitz der Mater dolorosa sich ihr zuwendet . . . Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich der Bäuerin, aus ihren Augen drangen Tränen, zum ersten Male, seitdem sie die Nachricht von dem Heldentode ihrer beiden ältesten Söhne erhalten hatte, Tränen, in denen der Schmerz Bahn brechen konnte, um einer gefaßten Trauer und dem demütigen Gefühl der Ergebung in den Willen des Allerhöchsten Raum zu lassen: Herr, dein Wille geschehe! Nach kurzer Andacht vor dem Bilde der schmerzhaften Mutter verließ die Bäuerin das Gotteshaus. Zwar war ihr Gang noch mühsam, doch aus ihren Augen strahlte ein ruhiger, fast feierlicher Glanz, nnd die Dorfbewohner, die hinter den Fenstergardinen ihrer Wohnungen verborgen, die Gutsherrin beobachteten, redeten von ihr mit einem Ge- Gefühl des Mitleids und der Bewunderung Ke von einer Heldin . . . Zwar hatte der Krieg unter den Dörflern schon manch empfindliche Lücke gerissen, doch das Mißgeschick der Bäuerin übertraf das aller anderen an Bitterkeit und Härte. Ihr mußte der Verlust doppelt schmerzvoll sein, da sie vor Jahren auch den Gatten zum Grabe geleitet hatte. .... Wenn der Schmerz nm den Verlust der Ge liebten in das Gefühl wehmütiger Entsagung übergeht, dann nahen dem Menschen leise Erinnerungen, die gleichsam eine Brücke schlagen von dem Trauernden zu deni Verlorenen. Einsam saß die Bäuerin in ihrem Stübchen, dessen eine Wand mit einem Familicnbidnis und den Photo- graphien ihrer Söhne geschmückt war. Wie fragend glitt der Blick der Greisin von einem Bilde zum andern nnd blieb zuletzt an dem ihres jüngsten Kindes haften. Ein fast noch jugendliches Antlitz blickte aus dem engen schwarzen Rahmen hervor; der weiche Ausdruck, der sich in den Mienen und Augen widerspiegeltc, die lässige Körperhaltung verliehen der Jünglingsgestalt etwas Träumerisches im Gegensatz zu den Brüdern, die ein mehr energisches nnd selbstbewußte? Wesen zur Schau trugen. Und wäbrend diese, allem Studium abhold, nach dem frühen Tode des Vaters der Lindenhofbäuerin bei der Bewirtschaftung ihres Gutes hilf- reich zur Seite standen, kannte der Jüngere keinen sehn- sicheren Wunsch, als den, Geistlicher zu werden, nicht zuletzt eine Folge der Erziehung der Mutier, die den versonnenen Knaben, der für die Spiele feiner Kameraden wenig Inter- esse bezeigte, auf diesen hohen Beruf hingewiesen und. so weit es in ihren Kräften stand, vorbereitet hatte. Und in ihre Gebete flocht sie täglich die Bitte ein. der Herr möge ihr die Freude zuteil werden lassen, ihren Sohn das Meß opfer darbringen zu sehen. Die Hoffnung der Bäuerin schien sich zu erfüllen; Joseph hatte seine Reifeprüfung mit bestem Erfolge abgelegt, und der Entschluß, Theologie zu studieren, stand in ihm fester denn je. Da begann das furchtbare Völkerringen, jener Tag, an -cm der Kaiser unter dem Zwange der Notwendigkeit sein Volk zu den Waffen rief. Die älteren Söhne der Linden- hofbänerin, die beide bei demselben Regiment ihrer Dienst pflicht genügt hatten, wurden zu Beginn des Krieges ein- berufen, nnd wenn auch die Abschiedsstunde dem Herzen de: Mutter ein heimliches Weh bereitete, so sah man doch keine Träne auf ihrem Antlitz. Mit dem Mute nnd der Auf-