Volltext Seite (XML)
Wtblall und Anzeiger. Amtsblatt der König!. AmtshLUptmaimstzaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 42. Donnerstag, den 9. April 1885. 28. Jahrg. —— - - Im-, Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstau. Donnerstag und Sonnabend. — AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark 2s Pfg — Bestellungen nehmen alle Kaiser!. Poftanft,-!tei«, Postboten, die Expeditionen in Riesa und Gtrrbla <8- Schon), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgcbreiteten Leserkreise eine wirkiame Leröstentlichung finde«, crdnt.'n n > uns vis Lags vorher Vormittags 9 Uhr. Jnsertionsprers die dreigespaltcnc CorpuSzcile oder deren Raum 10 Psg. In Folge einer Anzeige des Borstandes der Ortskrankenkasse allhier wird Folgendes bekannt gemacht. Die Arbeitgeber haben jede von ihnen beschäftigte versicherungspflichtige Person spätestens am 3. Tage nach Beginn der Beschäftigung bei dem Cassen- und Rechnungssührer anzumelden und spätestens am 3. Tage nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses wieder abzumelden. Wer dieser A»- und Abmeldepflicht nicht nachkommt, wird mit Geldstrafe bis zu 2V Mark bestraft. Ferner schreibt Z 55 des Reichsgesctzes vom 15. Juni 1883 vor, daß rückständige Beiträge in derselben Weise beigetrieben werden sollen, wie Gemeinde abgaben. Die Beiträge werden von den Arbeitgebern zwangsweise beigetrieben. Riesa, am 4. April 1885. Der Stadtrath. S t c g e r. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 8. April 1885. — Das schöne Osterfest konnten wir auch diesmal in dem beruhigenden Bewußtsein begehen, daß nach mancher politischen Beunruhigung die Gewißheit der weiteren Erhaltung des Friedens für Europa immer stärker geworden ist. Anstatt der Alarmrufe, welche noch vor kurzer Zeit von verschiedenen Seiten ertönten, erschallen jetzt wieder Friedensmelodien und erklingen die Friedensglocken. Die kirchlichen Feste aber, die mit ihrer Feier so mächtig auf das menschliche Gemüth einwirken, sind uns in dem ruhelosen Drängen und Treiben des Lebens, in dem aufregenden Kampf ums Dasein willkommene Ruhepunkte. Der Einzelne gewinnt Muße zu einem Rückblicke, zu einer Umschau und ge langt zur innern Sammlung, die ihn mit neuer Hoff nung, mit neuem Vertrauen für die kommenden Zeiten erfüllt. Gerade das heilige Osterfest hat vor allen anderen kirchlichen Festen diese Bedeutung. Wurde es doch, ehe es den Charakter eines religiösen Festes der einzelnen Bekenntnisse erhielt, bei unseren Altvordern schon als Naturfest gefeiert. Vor Jahrtausenden feierten diese mit dem Feste ihrer Frühlingsgöttin Ostara das Erwachen der Natur aus dem Winterschlafe. Auch uns ist Ostern noch das Auferstehunsfest der Natur, wenn wir es auch vornehmlich als Erinnerungsfest an die Auferstehung des Erlösers der Menschheit begehen. Wir gedenken dabei auch der Befreiung aus den drückenden Banden der Sorgen, auf die ein jeder rastlos und ehrlich arbeitende Mensch wie auf die Erfüllung -einer Verheißung hofft. Bei dieser Osterhoffnung füllt sich das Herz mit neuer Lebenskraft, erhebt sich der Geist zu neuem Fluge, stählt sich der Körper zu neuer Arbeit. Diese innere Wiedergeburt ist ein schönes Bermcichtniß der Osterzeit. Wer nicht vermag, in diesem Sinne das Fest der Auferstehung zu feiern, der ist in den Geist der Religion noch nicht eingedrungen. Aber die fühlenden Herzen, welche der Frühlingsodem dfr Natur erfüllt, die edlen Gemülher, die von der liefen Bedeutung der kirchlichen Feste ergriffen werden, die strebsamen Geister, denen das Osterfest neben seiner kirchlichen Bedeutung die Grenzscheide ist zu neuer Arbeit im Dienste für das Wohl der Menschheit, für ihre Familie und für alle die edlen Ziele der Cultur, sie finden das Vertrauen zur eignen Kraft und Stärke wieder, und voll bester Hoffnungen sehen und gehen ste einer Zukunft entgegen, die, mag sie auch noch ckianche schwere Prüfung im Schooße tragen, endlich dpch beglückend werden muß, weil sie gerecht ist. „Siehe, voll Hoffnung vertraust du der Erde den gol denen Samen, und erwartest im Lenz fröhlich die keimende Saat! Nur in die Furche der Zeit bedenkst du dich Tbaten zu streuen, die, von der Weisheit gesät, ßill für dre Ewigkeit blühn." / — Auf dem ovalen Rasentheil vor dem Rathhause erblickt man 4 frischgepflanzte Bäume, jedenfalls die vom Baumzuchtverein gesetzten Bismarckeichen, welche den beiden Lutherlinden dort Gesellschaft leisten. Ob dies für diese 6 Bäume der geeignetste Platz ist, muß dahin gestellt bleiben und wird sich wohl bald entscheiden, da wir letzthin bereits den Bauausschuß Erörterungen anstellen sahen, in welcher Weise nach Abbruch des Abteigebäudes die östliche Seite des Albertplatzes zu vervollständigen sei. — Trotz des an den Feiertagen herrschenden Morgen windes und der Staubwolken, die derselbe auf den — Da die städtischen Anlagezettel sich nunmehr in den Händen der betr. Steuerpflichtigen befinden werden, dürfte nachstehende Skala, nach welcher die Communalanlagen berechnet find, von Interesse sein. Ein kommen. Classe Einfacher Steuer betrag. Ein kommen. Classe Einfacher Steuer betrag. Mark Mark Pf. Mark Mark Vs. 150 1 1 53 5000 50 100 — 200 2 2 8 5200 51 106 8 300 3 3 18 5400 52 112 16 400 4 4 32 5600 53 118 72 500 5 5 50 5800 54 125 28 600 6 6 72 6000 55 132 — 700 7 7 98 6200 56 138 88 800 8 9 28 6400 57 145 92 900 9 10 62 6600 58 153 12 1000 10 12 — 6800 59 160 48 1100 11 13 42 7000 60 168 — 1200 12 14 88 7200 61 175 68 1300 13 16 38 7400 62 183 52 1400 14 17 92 7600 63 191 52 1500 15 19 50 7800 64 199 68 1600 16 21 12 8000 65 208 — 1700 17 22 78 8200 66 216 48 1800 18 24 48 8400 67 225 12 1900 19 26 22 8600 68 233 92 2000 20 28 — 8800 69 242 88 2100 21 29 82 9000 70 252 — 2200 22 31 68 9200 71 261 28 2300 23 33 58 9400 72 270 72 2400 24 35 52 9600 73 280 32 s 2500 25 37 50 9800 74 290 8 I 2600 26 39 52 10000 75 300 2700 27 41 58 10500 76 315 —— 2800 28 43 68 11000 77 330 — 2900 29 45 82 11500 78 345 — 3000 30 48 — 12000 79 360 — 3100 31 50 22 12500 80 375 — 3200 32 52 48 13000 81 390 — 3300 33 54 78 13500 82 405 — 3400 34 57 12 14000 83 420 — 3500 35 59 50 14500 84 435 — 3600 36 61 92 > 5000 85 450 — 3700 37 64 3« 15500 86 465 - — 3800 38 66 88 16000 87 480 — 3900 39 69 42 16500 88 495 — 4000 40 72 — 17000 89 510 - " 4100 41 74 62 17500 90 525 4200 42 77 28 18000 91 540 — 4300 43 79 98 18500 - 92 555 — 4400 44 82 72 19000 93 570 — 4500 45 85 50 19500 94 585 — 4600 46 88 32 20000 95 600 — 4700 47 91 18 undsoweiter. Die Nassen steigen 4800 48 94 8 um Ivo» Mark und beträgt der 4900 49 97 2 Steuersatz auch weiterhin 3 Proc. Straßen aufwirbelte, ließ sich unser Festtagspubliku« nicht in der Stadt zurückhalten, sondern flog, natürlich zumeist zu Fuße, nach allen vier Richtungen der Wind rose aus und die Restaurationen in den nächsten Ort schaften hatten sich einer guten Frequenz zu erfreuen. Das Concert am 3. Feiertage im Wettiner Hofe, ge spielt von unserem Militärmusikchor unter Direction des Herrn Stabstrompeter O. Linke, war gut besucht. Das gewählte Programm wurde, wie man es von unserer wackeren Militärcapelle erwarten konnte, in allen seinen Piscen vortrefflich durchgeführt. — Der Regen bat den Staub gelöscht, die Fluren erquickt und heute zeigt die Natur bei milder, feuchter Luft ein frisches, srühlingsheiteres Aussehen. — In unserm Stadtpark ist man jetzt mit den in jedem Frühjahre sich nothwendig machenden Arbeiten beschäftigt. Sind die Wege auch diesmal nicht ver schlämmt, da die Hochfluthen der Elbe nicht diejenige Höhe erreichten, daß der Park unter Wasser gesetzt worden wäre, so ist doch vom vorigen Herbst her viel Laub liegen geblieben und daher giebt es der Arbeit dort auch Heuer genug. Es gilt, die Wege und Rasen plätze von der Laubvecke zu befreien und, um den ersteren ein schöneres Aussehen zu geben, läßt man es sich angelegen sein, dieselben mit frischem Kies zu über ziehen. In kurzer Zeit wird man denn auch mit diesen Arbeiten so weit fertig sein, daß das Parkinventar wird aufgestellt werden können. Leider ist auch schon über verschiedene Ungehörigkeiten, von Knaben im Parte und im Nonnengarten verübt, von dem Parkwärter Beschwerde zu führen gewesen. Die Eröffnung des Restaurations betriebes im Park ist zwar von dem Rathskellerpächter, Herrn Kaulfuß, für die Osterfeiertage augezeigt worden, doch wird die Frühlingstemperatur noch einige Fort schritte machen müssen, ehe daran zu denken sein wird, sich dort in behaglicher Ruhe ein Glas Bier munden zu lassen. — Aus landwirthschaftlichen Kreisen hören wir jetzt vielfach die Klage, daß sich die Feldmäuse wie der massenhaft zeigen. Es dürfte sich daher empfehlen, den Graupelzen, die sich bekanntlich sehr stark ver mehren und großen Schaden anrichten, rechtzeitig den Krieg zu erklären und sie zu vertilgen suchen, so lange die Fluren noch zugänglich sind. Freilich, wenn solches nur in vereinzelten Fällen geschieht, dann hat es wenig oder gar keinen Erfolg. Will man günstige Resultate in der Mäusevertilgung erzielen, dann ist es unbedingt nothwendig, daß sich alle glurbesitzer hieran betheiligen und der Mäusekrieg allgemein geführt werde. — Tie diesjährigen größeren Herbstübungen deS 12. (k. sächs.) Armeecoips werden dem Vernehmen nach wie folgt statlfinden: Die Bcigadeübungen bei Dres den, Bautzen, Chemnitz und Leipzig, die Divisionsübungeu der kombinirten 1. Infanteriedivision Nr. 23 bei Bautzen- Weißenberg, der kombinirten 2. Infanteriedivision Nr. 24 bei Grimma, rechts der Mulde. — Die Expedirung des Reisegepäckes erfolgt auf den sächsischen Staats bahnen in der Regel gegen Vor zeigung des gelösten Fahrbillets, und zwar bei Tour- billets 1.- 3. Klasse unter Anrechnung von 2b Kilo gramm Freigewicht, bei Billets 4. Klasse und bei Tagesbillets aber gegen Bezahlung der Gepäckfracht für