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l« rer Erscheint: Täglich früh 7 Uhr Inserate «erden ailgeiiomineii: »is NbendS 0,So»». tagS bi» Mittags 1L Uhr: Marirnstraße 18. Unreig. in dies. Blatte Anden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 18-000 Exemplar» Areitng, E4. NN Tageblatt für Nnterhaltüilg und Gcschästsverkchr. Milredacteur: Theodor Drokisch. Mouvement: Lierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicher Lie ferung in'« Hau» Durch die König! Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Druck and Eigrnchmn der Herausgeber: Likpsch öc Reich ordt. Verantwortlicher Ncdacleur: IlllillS Reslhll^öt» Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile ^ 2 Ngr. Dresden", den 24 August. — Der königlich sächsische Leibarzt I)r. Carus ist aus dem königlichen Hoflager zu Hietzing am gestrigen Tage hierher zurückgekehrt und soll beruhigende Nachrichten über das Befin den I. Maj. der Königin überbracht haben. — Sicherem Vernehmen nach ist daS Ministerium des Innern bereits mit den Vorbereitungen zu den Parlaments wahlen, insbesondere der Bildung der Wahlbezirke beschäftigt. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, am 22. August. Vorsitzender Hofrath Ackermann zeigt dem Collegium an, daß eine Zuschrift des Stadtraths eingegangen sei, wonach der in voriger Sitzung gestellte Antrag wegen Freigebung des telegraphischen Privatoerkehrs sich in der ge wünschten Weise erledigt habe, indem Privatdepeschen wieder befördert würden. — Der Aufwand von 1200 Malern für Herstellung des AsphaltlrottoirS am Altstädter Nathhause hat sich um 188 Thaler höher gestaltet, als angenommen wurde. Der Stadtrath bittet um Nachbewilligung. — Dem Tum-Verein für Neu- und Antonstadt will der Stadtrath eine Beihilfe zu den Kosten der Erbauung eines Turn- feuerwehr-UebungShauses in der Höhe von 50 Thalern gewäh ren. Beide Postulats gehen an die Finanzdeputation. — Wegen fortgesetzter Krankheit eines Stadtbuchhaltereiassistenten will der Stadtrath denselben in Ruhestand versetzen und ihm eine Pension von 133 Thalern gewähren mit Beziehung auf das Pensions regulativ für Subalternbeamte des Stadtraths. — Zur Ge nehmigung der Erwerbung einiger Parcellen zwischen der Park- nnd Pirnaische» Straß-, um eine Verbindung zwischen denselben herzustellen, sowie zur Mitvollziehung eines Vertrags mit einem Besitzer eines am KieSgrubenwege gelegenen Areals ersucht der Stadtrath die Stadtverordneten. Die Sachen werden der ver einigten Verfassungs- und Finanzdeputation zur Prüfung über geben. — lieber den ersten Punkt der Tagesordnung referirt vr. Schaffrath. Das Collegium beschließt auf besten Vorschlag, dem an Stelle des Subdiaconus Binkau an der Neustädter Kirche tretenden Herrn Prediger Steinbach, sowie Herrn Katecheten Wüstner gemäß dem Vorschläge des Stadtraths die Probe zu erlassen, und auch die Erlassung der Probe für den neu anzu stellenden Geistlichen l)r. Neubert auszusprechen, ebenso wurde gegen Lehre, Leben und Wandel der Designaten Nichts erinnert. — Auf Vorschlag de« Stadtv Strödel faßt das Collegium hin sichtlich de» Antrages des vr. Schaffrath, die Formulirung des dm Vermögensnachweis in Aufnahmefällen betreffenden Eides betreffend, Beruhigung, indem von der Petitionsdeputation jetzt schon je nach dm Verhältnissen verschiedene Eidesformeln Vor schlägen würden, und indem eS angemeffen sei, daß der Stadt- roth zu den Acten angäbe, welche Angaben der Petenten eidlich zu bestärken seien. — Eine längere Debatte entspann sich über den Antrag des Adv. Kretschmar, die Gewährung einer Ent schädigung für die Kriegs-Einquartierung und die deSfallsige Aufnahme eines DarlehnS betreffend. Adv? Grüner erstattete Btmcht. In der Deputation sei in ergreifender Weise von den jenigen Mitgliedern, welche zu Einquartierungsämtern deputirt sind, der Nothstand geschildert wordm, welcher über viele arme Mitbürger in Folge der erlittenen Einquartierung hereingebrochen sei. ES wäre dies gewiß ein Grund zu sofortigem thatkräftigen Einschreiten gewesm. Es sei auch der vielen Ungleichheiten ge dacht wordm, welche bei Vertheilung dieser Lasten eingetreten seien, namentlich trete dies bei solchen Gewerbtreibenden hervor, welche vermöge des Darniederliegens ihrer Professionen selbst für Ausbringung ihrer Subsistenzmittel zu kämpfen hätten, zwei ten» bei dm Inhabern von Möbellogis, und endlich dritten» würden die Inhaber größerer Gewerbelocalitäten härter getroffen, als die Grundsätze der Gleichheit erforderten. Bei allen Depu- tationSmitgliedrrn sei daher der Wunsch rege gewesen, so hilf reich als möglich den Bewohnern unter die Arme zu greifen. Aber man habe sich dann auch fragen müssen, kann die Stadt Dresden eine solche Summe, wie sie zur Entschädigung der Ein quartierungslasten für die Vergangenheit nothwendlg ist, er schwingen? Referent erinnert daran, daß nach eingezogener Er kundigung bis 14. August in runder Summe 400,000 Köpfe einquartiert gewesen seien, die Entschädigung würde also 120 bi» 150,000 Thalw betragen, welche, durch ein Darlehn beschafft, in fünfzig Jahren zurückbezahlt sein müßten. Dadurch würde die Stadtgemeinde mit einem jährlichen Mehraufwand von 12 bis 14,000 Thalern belastet werden, wodurch eine Erhöhung der MtethzinSsteuer um 4 Pfennige pro Thaler, und für die Steuer de« Grundwerth«» um 12 Pfennige jährlich eintreten müßte. Dazu komme, daß Dresden jetzt schon eine Schuldenlast von S Millionen Thaler habe, daß es ln Folge der KriegSereigniffe bereits Ausgaben von mehreren Hunderttausend Thalern gehabt habe, und daß unabweisliche Ausgaben in bedeutender Höhe für durchaus nothwmdige Bautm bevorständen. Stach alle dem und in Erwägung, daß nach dem EinquarticrungSregulative nach aufgehörter Belegung mit Mannschaften eine Ausgleichung in sofern stattfinden muß, als nach Ermittelung der Zahl der Köpfe auf eine Militäreinheit zu 80 Thaler Miethzins die zu stark belasteten Bewohner durch die weniger in Anspruch genommenen entschädigt werden, und in fernerer Erwägung, daß es ungerecht sei, an Lasten, welche die Gegenwart drücken, auch die Nach kommen Antheil nehmen zu lasten, was durch Contrahirung eines Anlehns geschehe, habe die Finanz- und Verfafsungsdepu- tation zu dem Resultate kommen müssen, den Kretschmarschen Antrag abzulehnen. Um aber Etwas zu thun, und weil die Deputation glaubt, daß der Nothstand hauptsächlich solche Leute trifft, welche Logis bis zu 60 Thaler inne haben, stellt sie den Antrag, obwohl sie sich sagen müsse, daß in solchen Fällen auch insofern Ungleichheiten entstehen werden, als wohlhabende Leute und namentlich Hausbesitzer entschädigt werden, die es nicht so dringend bedürfen, daß den Inhabern von Logis von 60 Thlr. MiethzinS und darunter eine Entschädigung von 7^/2 Ngr. pro Tag und Kopf der Einquartierung euL der Stadtlaffe gewährt werde. Referent fügt schließlich noch hinzu, daß man von Stellung eine» Antrag«, sich an die LandeScvmmission behufs Unterstützung der Stadt zu wmden, zur Zeit abgesehen habe, weil seiner Zeit dies vom Stadtrathe nach geschehenen Versiche rungen beabsichtigt werde.' Nachdem Vorsitzender erwähnt, daß der Herr Antragsteller durch Krankheit abgehalten sei, der Sitzung beizuwohnen, und daß er dessen Wunsch, die Berathung zu ver tagen, nicht erfüllen könne, da er sein Schreiben erst jetzt wäh rend des Vortrags des Referenten erhalten habe, wurde in die Debatte eingetreten. Es betheiligten sich «n derselben Stadtv. Gregor, vr. Wigard, Krcnkel, Linnemann, Müller I., Adler, Berthelt und Knöfel gegen die Deputation. Einstimmig waren alle Redner darüber, daß die Noth groß sei, daß aber auch durch den Antrag der Deputation der beabsichtigte Zweck nicht erreicht würde. Es stellte daher auch Stadtv. Linnemann den Antrag, es möchte im Verein mit dem Stadtrath an die nächste Stände versammlung der Antrag gestellt werden, eine entsprechende Ent schädigung denjenigen Orten zu gewähren, welche durch den Krieg so hart getroffen seien. Stadtv. Adler will diejenigen entschädigt wissen, welche bis zu 120 Thaler Miethe zahlen, da gerade den Mittelstand die Lasten hart treffen. Ersatzmann Krenkel macht auf die Ueberlastung der Antonstädter aufmerksam, nach dem Durchschnitte habe man dort über 3000 Mann mehr gehabt, als in anderen Bezirken, und dazu komme, daß in Neu- und Antonstadt viele Offizierswohnungen sich befänden, welche nach Höhe deS QuartiergeldeS von Einquartierung frei seien. Für die Deputation sprach besonders I)r. Stein, welcher das Unrecht an den Nachkommen betonte, wenn man süc die Gegen wart bestimmte Lasten auf die Zukunft werfe; sei es 1813 ge schehen, so dürfe man deswegen ein Unrecht nicht wieder begehen. Die Logisinhaber von 60 Thlr. Miethzins und darunter litten sehr, und deshalb beantrage er, daß solche Logis gar nicht mehr mit Einquartierung belegt würden; ferner Stadt». Schilling und vr. Schaffrath, Beide mit schwerem Herzen für die Deputation, aber die Finanzlage der Stadt Dresden erlaube einen so großen Aufwand nicht. Stadtv. Schilling hofft, daß nach Beschluß deS außerordentlichen Landtags die Regierung diejenigen Orte schad los halten wird, welche von den Lasten des Krieges getroffen worden sind, und stellt einen darauf bezüglichen Antrag, auf welchen hin Linnemann den seinigen zurückzieht. Stadtverordn, vr. Wigard ergreift nochmals das Wort, und stellt, hinweisend auf die verschiedenen Äußerungen der Redner folgenden Antrag: Das Collegium beschließt, im Verein mit dem Stadtrathe die Landescommission zu bitten, die schleunigste Errichtung einer allqemeinen AuSgleichungSkaffe zu bewerkstelligen und die Ge währung eine» entsprechenden Vorschusses an den Stadtrath be hufs vorläufiger Entschädigung wenigstens eines Theilü der Ein quartierungslast zu bewirken. Bei der Abstimmung wurden sümmtliche Anträge, soweit sie nicht zurückgezogen waren, mit bedeutender Majorität abgelehnt und nur der Wigard'sche in sei nein ersten Theil einstimmig und im zweiten gegen 4 Stimmen angenommen. Das Resultat ist also, daß keine Entschädigung vor der Hand gewährt, daß dies aber später hoffentlich durch die Hilfe des Staates eintreten wird. — Schließlich wurde Etadlv Peschke dem neunten Quartieramt zugetheilt und ein Stellvertreter für ihn in der Person des Siadtv. Klepperbein gewählt, während Stadtv. Neichardt dem neunten Quartieramt entnommen und dem dritten zugetheilt wurde. — Die in der Verlustliste der k. sächs. Armee als „ver mißt" Angeführten: Bormann (13. B. 4. §.), Corp. Grabner und Reiter Heinrich (t. Schw. des 3. NR.), sowie Tambour Pfaff (4. V. 1. C.) sind — der Erstere verwundet — aus de» Gefangenschaft in ihrer Heimath eingetroffm. Ein Jäger Bö- nisch (3. JB.), welcher in der Verlustliste nicht aufgcführt ist, befindet sich verwundet in Pflege beim Herrn Grafen Eduard Zichh in KelloSz bei Stuhlweisenburg in Ungarn. Der in der Liste als schwer verwundet aufgesührte Beithmann (Beutmsnn) (8. V. 3. C.), sowie der als „vermißt" aufg> führte Soldat Köhler (6. B. 3. C,) sind, Letzterer krank, in ihrer Heimath in Pflege. Die als „todt" bezeichnet«» Soldaten Wünderich (1-B. I.C.) und Lindner (1. RR. 1. Schw.) sind nur kriegsgesangen gewesen und in ihrer Heimath eingetroffen. — Zum Besten der Hilst bedürftigen Familien sächsisch« Militärs wird nächsten Sonnabend, den 25. d. M., die Kapelle des Dresdener „Orpheus" ein Concert auf dem Waldschlößchen: geben. — Die Blumenverkäuferinnen, die sogenannten „Kränzel- wsiber", welche jetzt an der Post und auf dem Antonsplatz sitzen, haben ein recht warmes Gefühl für alles verwundete Militär, gleichviel ob Sachsen, Preußen oder Oesterreicher. Es geht wohl keiner dort vorüber, der nicht mit einem Bouquet geschmückt wird, öfter fällt auch noch ein Fünfpfenniger in die Tasche. Bei der vorgestrigen Fahrt der Verwunoeten nach dem Zoologischen Garten waren es wieder die „Kränzelweiber", welche die Droschken förmlich mit Kränzen und Blumen über schütteten. Uebrigens gewährt die Blumenaufstellung an der Post einen recht freundlichen Anblick, und lugt hinter den Blu men und Blättern manch hübsches Gesicht hervor, welches leb haft an die lieblichen Vierländer Blumenverkäuferinnen ix Hamburg erinnert. — Am vergangenen Dienstag Abend zwischen 8 und A Uhr bewegte sich ein colossaler Menschentroß von der Stärken- gasse durch die Mittelgasse in die Wettinstraße und faßte vor der dort befindlichen Bezirkspolizeiwache Poflo. Wie wir hörten, hatte man dahin einen Bewohner der Stärkengaffe abgrführt, der seine bei ihm aufhältliche Mutter vorher mit Tätlichkeiten bedroht und auf das Einschreiten der zur Hilfe gerufenen Gensdarmerie solche gegen einen Gensdarmen auch wirklich ver übt hatte. Unter dem Publikum, das dem Transport de» Arrestaten gefolgt war, befanden sich nun auch einige seiner guten Freunde, die ihn wieder „los haben wollten" und die» in ziemlich beunruhigender Weise laut auf der Straße zu er kennen gaben. Anstatt aber ihr Verlangen erfüllt zu sehen, spazierten sie später selbst dahin, wo ihrem guten Freunde be reits Gelegenheit gegeben war, über die Folgen seiner Hand lungsweise ruhig nachzudenken. — Vor einigen Tagen hielt eine herrschaftliche Equipage im Großen Garten unweit des Museums, als plötzlich das eine der vorgespannten beiden Pferde unruhig wurde und mit dem einen Hinterfuß ausschlug. Leider rannte es sich dadurch einen auf der Deichsel befindlichen eisernen Haken in den Huf hinein und nunmehr wurden beide Pferde so unruhig, daß leicht möglicherweise ein größeres Unglück bevorgestanden hätte, wenn nicht zwei unerschrockene Arbeiter dazu gekommen wärm, die das Geschirr aufhielten und das betreffende Pferd aus seiner beängstigenden Lage befreite». — Aus der „Neuen Preußischen Zeitung" ersieht man, daß eine Leipziger Abordnung, bestehend aus Professor Vs. Bie dermann und anderen Herren, wegen der polizeilichen Auslösung der Centralhalle-Versammlung am 17. d. bei Herrn v, Wurmb in Dresden Beschwerde geführt und dieser die genauere Unter suchung des Vorfalls zugesagt hat. — Die Erwartung des baldigen FriedenschlufseS scheint Handel und Wandel wieder in das alte Gleis zurückzuführen. So wird auch in diesem Jahre der große Markt in Lo renzkirchen in der letzten Woche des August in gewöhnlicher Weise acht Tage andauernd, abgehalten werden. Die Dampf» schifffahrts-Gesellschast hat demzufolge entsprechend- Extrafahrten angekündigt und vermittelt sonach, wie es in jedem Jahre ge schehen, die Beförderung von Personen und Frachten zwischen Dresden, Meißen und Lorenzkkchen dergestalt, daß die Markt-- fieranten mit ihren Gütern in bequemer Weise von Meißen nach Lorenzkirchen gelangen können. — Wir begegnen jetzt in Dresden oft königl. preußischen Offizieren und zwar meist höherer Grade, die am Hals ein OrdenLkreuz tragen, das durch seinen blauen Emailleglanz sich hell vom Dunkelblau der Uniform abhebt. Das ist der preußische Kriegsorden pour 1e mörilo, den König Friedrich II. im Jahre 1740 gleich beim Antritt seiner Negierung für »»gezeichnete Verdienste im Kriege stiftete. Der Orden steht im höchsten Ansehen und hat nur eine Klaffe, das Ordenszeichen ist ein goldenes, achtspitziges blau emailliries Kreuz, in dessen oberstem Ende der Buchstabe k> mit einer königl. Krone darüber zu sehen ist, in den anderen drei Enden fleht mit goldenen Buch staben die Ordensdevise ,.pvur 1e möritv" und zwar so, daß in dem Ende zur Rechten das Wort „kour ' in dem zur Lin ken „Io öle-" und in dem untersten,.ntv" grsctzt ist. In den vier Winkeln des Kreuzes sind vier goldene Adler mit ausgebreiteten Flügeln zu sehen. Dieses Ordenszeichen tragen die Ritter an einem zwei Finger breiten schwarzen ölviröo- bandc mit schmaler si berner Einfassung um den Hals auf die Brust hängmd. — Die zahlreich besuchte Realschule auf dem weltberühm ten Waisenhause zu Halle hat wegen der in Halle herrschenden Cholera am 15. d:r; Unterricht einstcllen müssen.