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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910309
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-09
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1891
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Rr-artion und Expedition IohanneSgaffe 8. Sprechstunden der Urdaction vormittag- 10—IS Uhr. Nachmittags b— 6 Uhr. Für dt» INttkß-d« ein»,Ianttkr vtinulcrip», «»chr sich du Nkdictio» nicht »ndmdltch. kln«ah«e »er f«r die nSchfts,l,en»e N»»mer deftimmten Inj erste an W-chentanen »iS 3 Uhr Rachmtttan». an Sonn- und Festtage» st ütz bis' ,S Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-2in»alsmr: Ltt« »lemm o Sorttm. «Nfred Hahn), UniversttätSstraße 1, UoutS Lösche. Kat-arinenstr. 14, part. und KSnIgtplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. AbtmnemeirtSprei- viertcljährlich 4V, Mk. in Alt-Lelpzig, incl. Bringerlohn b Mk., durch die Post bezogen t> Mk. Einzeln« Nru. 20 Ps. Belegeremplar 10 Pf. Sebühren für Extrabeilage» <tn Tageblatt-Format gesalzt) ahne Posldeivrderung 60 Mk.. «tt Poslbesärderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größer» Schriften laut uns. Pret-verzetchniß. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach HSHerm Tarif. Reklamen unter dem RedactionSstrtch dte öaespalt. Zeile bOPs., vor den Fa in iltennack richten die 6 gespaltene Zeile 40 Pt. Inserat« sind stets an dir Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumsrnnäo oder durch Post nachnahme. 68. Montag den 9. März 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. DaS 9. Stück der diesjährigen Gesetz- und VcrordnnngS- blattkS für das Illü.itqrctch Tachseu ist bet uns eingegangen und wird bis zum 25. März 0. I. aus dem RalhhauSjaaie zur Ein- sichtnahme bfsenilich aue-hängen. Dasselbe enthält: Nr. 10. Verordnung, das BergschiedSgerlcht für die „Allgemeine Knappschcists-PensionScaffe für daS Königreich Sachsen" betreffend: vom 24. Januar 1891. Nr. 11. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum sür Erweiterung des BahuhosS Einsiedel an der Chemnitz-Auc-Adorser/Eisenbahnlinie betreffend; vom 2. Februar 1801. Nr. 12. Bekanntmachung, die Ausgabe einer XII. Serie von auf den Inhaber lautenden Pfandbriefen der All gemeinen Deutschen Eredilansialt zu Leipzig betreffend; vom 3. Februar 1891. Leipzig, den 7. Marz 1801. Trr Rath drr Stadt Leipzig 1>r. Georg» Krnmbiegel. Ltkaiiiltmachmig. Die Lieferung der schmiedeeisernen Gitter auf Pie Keürrlicht- schächte und der schmiedeeisernen Stcigclcttrrn zum Neubau der Markthalle hier ist vergeben. Tie nicht berücksichtigten Bewerber werden daher ihrer Angebote hiermit entlassen. Leipzig, am 6. März 1891. Ter Natt, dcr Stadt Leipzig. I». 941312. Iw. G eorgi. Lindner. Ilermielijuny. Eine im Erdgeschoß deS rechten Seitengebäudes deS der Stadt- aemeinde gehörigen HnusarimdiinckS Markt Nr. 14 gelegene kleine Niederlage ist vom 1. April Vs. Js. an gegen cinvicrlcljährige Kundigniig audcrwrit zu verniictheu. Miclhgcsuche werden ans dem Ralhhaus«, 1. Etage, Zimmer Nr. 8 enigegcngeiioniinen. Leipzig, den 6. Marz 1891. Trr Rattz der Stadt Leipzig. In. 994. Iw. Gevrgi. Wagner. vermittlilulg. Ei» in der Hausflur LeS der Stadtgemeinde gehörigen HauS- grundstücks Retchsitrafjk Rr. 7 befindlicher Berkaasostand ist sofort oder vom I. April d. Jö. an gegen einvierteljährige Kündigung anderweit zu vrrnncttzen. Miclhgcsuche werde» aus dem Ralhbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8 cntgegengeuommtn, woselbst auch sonst etwa gewünschte Auskunft crlheilt wird. Leipzig, den 6. März 1891. Ter Rath drr Stadt Leipzig. I». 378 Vr. Georgi. Wagner. Äm 9. Mir) werden eS drei Jabre, daß »nser große» Kaiser Wilhelm I. fein thalen- und segensreiches Leben beendet hat. Tic Er innerung führt und in jene bangen Märztage des Jahres 1884 zurück, als daS Rei b die Kunde durchbeble, dcr Kaiser sei erkrankt. Kaiser Wilhelm batte fast ein ganzes Jabr vorher unter dem Jubel des dciilschcii Volkes seinen neunzigsten Geburtstag gefeiert; bei diesem hohen Alter hätte man also ein baldiges Ende erwarten müssen. Aber das deutsche Volk batte mit und unter seinem Hewenkaiscr so viel Außerordent liches, so viel Wunderbare« erlebt, daß ibm auch nicht die Hoffnung zu kühn schien, der Neunzigjährige werde noch eine Reihe von Jahren zum Heile des Vaterlandes das Sccpter sichren. Daher war die Bestürzung und der Schmerz ungeheuer, als man die Gewißheit erlangte, das Leben deS Kaisers zahle nur noch nach Tagen. In unser Aller Erinnerung ist cs noch, wie Kaiser Wilhelm ans dem Sterbelager und bi« zum letzten Athcmzuge die boben Tugenden bewahrte, die ibn zu dem verebrungSwürtigstcu deutschen Fürsten aller Zeilen gemacht baden. Seinem Volke und seinem Reiche galten seine letzten Sorgen und noch im Angesichte des Todes belehrte er den Prinzen Wilhelm, unseren jetzigen Kaiser, über DaS, tvaS dem Staate und dem Heere noch thue. AIS ihn dabei die Großherzogin von Baden einmal bat, er möge sich nicht durch vieles Sprechen ermüden, gab er mit fester Stimme die unvergeßliche Antwort: „Ich habe jetzt nicht mehr Zeit, müde zu sein." In diesen, in dcr Sterbestunde gesprochenen Worten drückte sich daS ganze Wesen deS Kaisers auS: seine Schlichtheit und daS niemals schlummernde Pflichtgefühl. Mit dem Heimgänge dieses einzigen Fürsten war die größte und herrlichste Zeit abgeschlossen, die Deutschland jemals erlebt bat. die Zeit der Schöpfung der deutschen Ein heit, deS neuen Deutschen Reiches, das besser und fester werden sollte als daS alle. Das Hauptwerk bat Kaiser Wilhelm I. gctban, was er uns überlassen hat, ist die Aufgabe , sein Werk zu erhalten und zu befestigen. Mögen Fürst und Volk in Deutschland allezeit in treuer Pflichterfüllung und patriotischer Opfcrwilligkcit dieser Aufgabe gerecht werden! Dieses ist die einzige Art, auf die wir das heilige Angedenken unseres alten Kaisers würdig zu cbren vermögen. Leipzig, 9. März. * AuS Hamburg wird geschrieben: Dcr Reichstags- wahlvcrcin von 1884 beabsichtigt in Hamburg eine große Feier für den Geburtstag dcö Fürsten Bismarck zu veranstalten. Hamburg ist die FricdrichSruk am nächsten gelegene große Stadt, und BiSmarck zählt zu deren Ehren bürgern. Es ist daher selbstverständlich, da» die Einwoüncr von Hamburg eö an den ihm zukommendcu Ebreiibczeigniigen nicht fehlen lassen werten. Die Ausführung der Feierlichkeiten in noch nicht scstgcstellt, jedoch wied in erster Linie zur Vor feier deS Geburtstages am 3l. bS. dem Fürsten ein großer Fackclzug dargcbrachl werden. Unter der bewährten Leitung deS langjährigen Vorstandsmitgliedes Herrn Jsaakson ver spricht derselbe einen großartigen Charakter anzuncbmen. * AuS Geestemünde wird geschrieben: „Von den diesseitigen WahlcomitöS war ma» einer Ansstcllung de« Fürsten Bismarck zum Candidaten sür die bevor stehende ReichStagswabl nicht sehr geneigt, indem man sich die in einer solchen Cankidatur cnkgegensieücndc» weniger günstigen Umstände und Eventualitäten nicht verhehlte. Diese Bedenken wurden auch von den diesseitigen Vertrauens männern offen auf der Bersammlung zu Otterndorf aus gesprochen. Ander- die WahlcomitöS auS der Elbgcgcnd; die Herren Vertreter dieser Kreise hielten gleich von Beginn an unbeugsam an der Aufstellung deS Fürsten BiSmarck zum Candikalen fest und suchte» alle von den diesseitigen Ver tretern aufgeworfenen Bedenken zu zerstreuen. Schließlich einigte man sich dahin, BiSmarck einzig und allein seiner hervorragenden Persönlichkeit halber und abgesehen von jedem Parlkislaiitpnnctc, kurz, weil eS eben Fürsten BiSmarck sei, als Candikat aufzustellen und in eine lebhafte Agitation für dessen Candidatur emzulreken. Zu diesem Zwecke sollen sowobl in der Elbgegeno, wie auch in unserer Gegend mehrere große Wahlversammlungen stattfinden, und zwar zwei in Geeste münde, zwei in Lebe und je eine in den umliegenden Ortschaften, wie i» Wremen, Dorum, Neffe, Stotel re. — Ob diese Wahl erfolgreich sür den Fürsten auSsallcn werde, darüber herrschte in jener BcrtraiienSniännerversamniluiiz kein Zweifel, man war vielmehr vollständig davon überzeugt, daß die Persönlichkeit BiSmarck'S, losgelöst von jedem Parrei- standpnucle, dabei schwer in die Wa-ffchalc fallen werte. Ob endlich Fürst BiSmarck eine auf ibn gefallene Wahl auch aiinco.ncn werte, darüber konnle zwar auch in dieser Ver sammlung noch kein crnculcr Bescheid gegeben werden, da dcr in der Versammlung anwesende und angeblich bieserhalb nach FriedrichSruh entsandte LandkagSabzcortnclc Schoos sich nicht darüber äußerte, doch war man von allen Seilen auch hiervon vollkommen überzeugt. Mit einem Hoch auf den Canditalcn Fürsten Bismarck wurde die Versammlung geschlossen." * Die dcutschfrcisiuiligc Partei- hat durch ihre gestrige Abslimmunng über das Einkommensteuer gesetz i-.n preußische» Abgeordnetenbause wieder den Beweis geliefert, wie vollkommen csolirl sie kastelst, wie gänzlich un fähig sic ist, sich in irgend einer großen GesetzgcbuiigSsragc auS dcr beständigen Verneinung auszurasfen oder auch nur ;n sagen, was sie eigentlich will und erstrebt. Diese bedeutsame Nesormsessicn deS preußischen Landtags wird ebenso wie die RcichSlagsscssion mit dem aus« neue vor aller Welt gelieferten Beweis endigen, daß auf die Mitwirkung dieser Partei in allen wichtigen Fragen von vornherein verzichtet werden muß und daß eS nur seltsame Phantasten und Schwärmer sein können, die je an die Möglichkeit einer positiven Mitarbeit dieser Partei bei irgend einer großen staatlichen Ausgabe gedacht haben. Daß man in maßgebenden NegicrungS- lreiscn von einem solchen Wahn, wen» er je bestanden haben sollte, gründlich zurüllgckommen ist, hat die »euliche Absage deö Reichskanzlers v. Caprivi niit aller wünschenswert den Entschiedenheit bewiese» Diese kurzsichtige und verblendete Politik kommt niemanden mehr zu stauen als dem Cenlrnm, welches die Unentbehrlichkeit seiner Mitwirkung im Reichstag sehr wobl kennt und durch Entgegenkommen zu gelegener Zeit sich seine machtvolle Position klug zu wahren weiß. Die Stellung dieser rcactionärslcn aller Parteien wäre »ic eine so übermächtige geworden, wenn nicht ein Viertel deS Reichs tags, Denlschfreisinnige und Sccialdcmokratcn, von vornherein als todte Masse zu betrachten wäre, die nur hemmci» und hindern kan», mit dcr aber kein Staatsmann, von welcher politischen Richtung er immer sei, irgend elwaS Nützliches zu schassen vermag. lieber diese Tbalsachc gegenüber so manchen Illusionen wieder einmal gründlich Klarheit verbreitet zu haben, wirb ein wichtiges Ergebnis; dcr gegenwärtigen Ses sionen deS Reichstags und Landtags sein. Angesichts der am Sonnabend wieder einmal constatirten Beschlußunfähigkcit deS Reichstags mag daraus hin gewiesen werden, daß noch niemals ein Reichstag aiidancrud so mangelhaft besucht war wie dcr gegenwärtige mit seiner Mehrheit an- dem „Gegeucartcl". Und daS selbst bei so wichtigen Verhandlungen wie sie gegenwärtig stattsindcn. * Die wegen dcr Dcschlußnnfähigkcit freilich ungiltigc heutige Abstimmung über die Zurückvcrwcisung der angefoch tenen Positionen des Marincctats an die Budgetcom- mission ergab, baß die Mehrheit für die Zurückvcrwcisung war. Dian wird daraus die Hoffnung schöpfen dürfen, dag eS doch noch rn einer Verständigung über diese Positionen kommt. Interessant war in der Verhandlung am Sonnabend daS abermalige AuSeinanberfallen der freisinnigen Partei. Während Herr Rickert für die ZurUckvcrweisuiig sprach, eiferte Herr Richter deftig gegen dieselbe, und die Partei spaltete sich bei dcr Abstimmung. * Tic vereinigten nationalliberalen Fraktionen deS Reichstags und Abgeordnetenhauses hielten gestern im Cciilralbotcl ihr übliches Festmahl ab, welches, gewürzt durch treffliche Driiiksprückc, einen sehr angcrcglen Verlaus nahm. Abz. v. Benda brachte daS Hoch auf den Kaiser a»S, Abg. v. Bennigsen warf einen Rückblick auf die Geschichte der naticnaltibcralcn Partei »nd erörterte ihre Aufgabe in heutiger Zeit; Abg. v. Eimern feierte den Führer dcr Partei, Heren von Bennigsen; Aba. Occkclhäuscr den als Gast anwesenden Finanzmiilislcr vr. Miguel. * * * * Ter Wiener „Timcö"-Corrcspondent telegraphiert, er sei zu der Erklärung ermächtigt, dcr Dreibund werde im nächsten Jahre erneuert werden. * Bei der engeren Wabl zum ReickSratbe im Wiener Bezirke Margarethen wurde der Antisemit Lueger, im Bezirk Alsergrund dcr Deutsch-Liberale Wrabctz, im Be zirke Wieden der Antisemit Hanck mit 200 Stimme» Majorität gegen den Deutsch-Liberalen Mitschiko gewählt. * AuS Wien wird der „National-Zcitung" geschrieben: „Mit dem Ausfälle der Wahlen in Bödmen und Mähren wird auch in den RegicrungSkreisen die Frage der Zutuns», um welche eS sich bei der Auflösung deS ReichSratbcS handelte, als entschieden betrachtet. Die präponbcrirende Stellung, zu dcr die dcutslliliberalc Partei anderen Parteien gegenüber durch die Wahlergebnisse gelangt ist, e'heischt, daß auch die Conscqucnzcn derselben gezogen werden, »nd eS steht zu er warten, daß diesbezüglich die weitere Reconstruction des CabinetS in Bälde geichebcn werde. Bon dem bevorstehen den Ausscheiden jener reiten Minister aus dem Cabincte, die demselben als Vertreter der bisherigen Rechten angehörtcn, war schon nach dcr Auslösung des NcichSratbcs die Rede, doch glaubte man an maßgebender Stelle, mit weiteren Ver änderungen warten zu sollen, bis die Wahlergebnisse vorliegcn würden. Diese sind nun solche, ivelcbe ein Verbleiben reo er wähnten Minister (Falkcnhaun und Prazak) im Cabinet als kaum denkbar erscheinen lasten. Es ist somit mit scbr nahe bevorstehenden weiteren Veränderungen zu rechnen, und ist nicht daran zu zweifeln, daß die neugewähltm Vertreter der deulschlibcralen Partei »nd des mit ihr zusammengehenden liberalen Großgrundbesitzes sofort nach den Wahlen auch zu den Pcrsonenfragen Stellung nehmen Werden. Denn selbft- verstäntlich wird sich eine Ergänzung de» CabinetS im Sinne der der dcutschliberalen Partei einzuräumcndcn Vertretung in demselben erst bewerkstelligen lasten, wenn die in Betracht kommenden Persönlichkeiten F» der Lage sein werden, im Vereine mit den Parteigenossen die Bedingungen sür ihren Eintritt in daS Cabinei zu formnlircn." Graf Kalnoky begicbt sich heule »ach Pest. Daß seine Reise an das kaiser liche Hoflager mit de» entscheidenden Ergebnissen dcr Wahlen znsammensällt, wird sehr bemerkt. * Im ungarischen Unterbause brachte der Minister präsident Szapary unter lebhaftem Beifall dcr Rechten einen Gesetzentwurf über die Regelung der Verwaltung und über die Autonomie in den Comilalc» ein. Dcr Entwurf wurde nach Ablehnung eines aus die Verzögerung dcr Beralhung hinauSIauscude» Anträge- dcr extremen Linken aus de» An trag des Ministerpräsidenten dem VcrwaltunzSauSschusse überwiesen. * Unter den russische» Blättern, welche die jüngsten Pariser Ereignisse besprechen, ist auch eine Stimme des amtlichen „Warichawoli Dnewnik" bcmerkenSivcrlh, der mit unverhohlener Genuglhuung erklärt, „man habe sick, inin in Deutschland überzeugen tonne», baß die Revanche Idee in Frantreich zwar zcuweilig unter dem Druck dcr Umstände verstummen könne, aber unter der Asche Weiler sortglüoe und beim ersten Nordwind in deftigen Flammen aiislodcrn würde. Frankreich stehe auf der Wacht." Darüber, welche Stellung Rußland cinnimmt, und über seine Geneigtheit, das Feuer anznsachcn, kan» nach der Sprache dieses amtlichen Blattes wohl kanin ein Zweifel obwalten. * Die Pariser chauvinistischen Blätter sind sehr ent rüstet über das Bittgcsnch des Ausschusses von Elsaß Lotbringe» a» den .Kaiser und preisen Herrn Winlcrer, dcr durch seinen Widerstand gegen den Beschluß allein die Würde dcr Elsässer gewahrt habe. * Die Rede Lord Sali Sbnry'S ans dem JabreSbanket der englischen Handelskammern berührte neben den Lichlseitcn der Handels- und wirlbschaflSpolttischen Conjnnrlnr des Ver einigten Königreichs auch die zwei zur Zeit dmilelstcn Schatten seiten derselben: den säst allgemeinen Abfall der Cultnr- »ationen von den Grundsätzen des CobdcnclubS und die Uckerbanr'taknm deS trade-niiionistischen Terrorismus. Beide Ursachen troffen, von cnlgegc,.gesetzten Polen aus wirkend, in demselben Schllißpuncke zusammen, daß sic die Grund bedingungen aiilaslen, aus welchen die wirthschastlichc Pros perität und commerzicUc Ucberlegcnhcit deS JnsclrcichcS über alle Concurrcnzbestrcbungcn beruht. Während das von den führenden Nationen dev europäische» und amcrilaiiischcn Fest lande- angenommene Susicm der Schutz- bczw. Prohibitiv zölle die britische Industrie, zur Erhaltung ihrer auswärtigen Absatzmärkte, um den Betrag dcr fremden Zollsätze billiger zu provucircn zwingt, siebt sie sich infolge dcr Irare-unionistj. scheu Bewegung in die Lage versetzt, ihre Rohstoffe, ihren Koblc» bedarf, endlich ihre Arbeitslöhne wescnllich lbcurcr bezahle» zu müssen, als vordem. Den fatalen Conscguenzcn dieser Ent wickelung dcr Dinge zu entgehen, müßte cd gelingen, entweder die schntzzöllncrischc Politik dcr übrigen Culinrstaalcn wieder zum Manschcsterlhum zu bekehre», oder aber einen Ausgleich zwischen Capital und Arbeit in England dahin berheizusübren, daß dem maßlosen Hinanjschnellcil der Löhne ein Ende gemacht werde. Es käme eventuell noch eine dritte Möglichkeit in Betracht, nämlich, daß England selbst dem Freihandel den Rücken kehrte, doch daran ist, nach den Erklärungen Lord Salisbnry'S sowie aller andere» Notalstlitäten dcr englischen Politik, nicht zu denken. Einsichtige» WirtbschastSpolilikern jenseits deö Canals entgeht eS nicht, daß hier die verwundbarste Stelle dcr nationalökoiiomischcn Rüstung Englands liegt. Die schntz- zölliierischcn Staaken werden sich de» Lockungen dcr eng lische» Freihändler um so hartnäckiger verschließen, je deut licher sic auS den Klagen dcr dortigen Exporlinlercsscnien berauShörc», daß ihre Politik ans dem rechten Wege ist, sofern sie bezweckt, sich von dcr Handels- und wirtlffchaflo- politisckcn Hegemonie England- zu befreien. Aber auch in dem Streite zwischen Eapital und Arbeit wird von Lord Salisbury jede tirccle StacttSei»misch»»g mit Bestimmtheit verworfen »nd Abhilfe dcr schwebenden Krise im Wege dcr freien Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern empfohlen. Ob durch absolute Beschränkung der eng lischen StaatSantorität aus ikrc Rolle als »»parteiische Hüterin deS Gesetzes die Aussöhnung der widerstreitenden Elemente sich wird erreichen lasse», »ins; Zeit und Ersahrnng lehren; immerhin ist diese« Verfahre» einer einseitigen Ein Mischung dcr Behörden zu Gunsten der Arbeiter bei weitem vorzuzicbcn. Im klebrigen hat man in der wachsende» Be drängnis; dcr englischen Production-- und HaiidclSvcrbältnissc zugleich den Schlüssel des Verständnisses für den fieberhaften Eifer, womit die englische Politik sich die coloniale Unter werfung Afrikas, behufs Erschließung neuer, an Stelle dcr in Verlust gcralhcndcn Absatzmärtle, angelegen sein läßt. * AuS London wird gemeldet: Anläßlich deS in Aussicht stehenden Besuches deö deutschen -Kaisers in London wird seitens der Mitglieder des GcmcindcralhcS der City ein Gesuch an den Lordmavor zu Gunnen der Einberufung einer anßcrordciillichcn Sitzung des Gemci»deralbcS sehr zahlreich uitterzcichnct, in welcher der Antrag gestellt werken fvll, den Kaiser cinzulade», einer ibm zu Ebrcn zu ver aiislaltcnden Festlichkeit in der GuilkbaU beizuwobnen und eine Willkommcnadrc'se eillgegciizuiicbmeii. wie solche srcmdc» Fürstlichkeiten, welche Großbritannien besuchen, überreicht zu werten pflegt. * AuS dcr italienischen Colonie in Ostafrika werden sensationelle Vorgänge gemclrct, bei denen insbesondere dcr inzwischen flüchtig gewordene Carabinieri-Lieutenant Livraghi eine verbrecherische Rolle gespielt ;» haben scheint. Tic vorliegende „Risorina" beeilt sich bereit-, die Civilverwaltiing von Massanah von jeder Vcranlworl lichkcit zu dcgagircn, indem sic darauf hinwcist, daß die in Betracht kommenden Vorgänge sich zu dcr Zeit abgespielt baben, als die Colenic sich noch im Kriegszuffande befand, so daß die Vcrwaklunz von dem KricgSmiiinteriiiin rcst'ortirlc. Die „Dribnna" batte zuerst in diesem Zusammenhänge von einer Reibe schwerer Verbrechen, darunter drei Morden erzählt, die dcr flüchtige Carabinieri Lieutenant als Aniübrer der von Eingeborenen gebildeten Polizei verübt haben soll. „Fanfulla" betont, daß die Regierung keinen Augenblick ver säumen darf, um den wahren Sackiverbalt aufzuklärcn. Der Bericht der „Dribnna" verletze nicht blo» aufs Tiefste die sittlichen Gefühle dcr Nation, sondern er setze Italien dcr Gefahr auS, sür ein Lank gehalten zu werden, welche- nach Afrika nichts Anderes als eine Schule dcö Verbrechens zu verpflanzen vermag. DaS schändliche Bild, welches der Be richt aufrolle, werte sich wahrscheinlich als daS Product einer verwegenen Pbanlasie entpuppe». Die Regierung könne sich aber darum doch nickt der Verpflichtung entziehen, ein auf- klärcndeS Wort zu sprechen, welche- die öffentliche Meinung beruhige und den Angriffen derFeintc Italiens zuvorkommc. Tie „Riforma" scheint den Bericht eher zu bestätigen als an- sechlen zu wollen. Sie sagt: Wenn Verbrechen verübt wurden, so geschah dies zur Zeit, als die Verwaltung dcr Colonie von der Krieg-Verwaltung abking, welche, von den Verhältnissen gezwungen, den gesellschaftlichen Zustand in Masta»ab außer Acht ließ, und deshalb bereitete auch Crispi, sobald es nur ibunlich war, der Mil>tairverwaltu»a ein Ente »nd gab der Colonie eine de» italienischen Gesetzen ent sprechende Ordnung. Dcr Mailänder „Sccolo" versickert, daß die Morde in Massauab nickt von Livragbi, sondern von anderen Personen verübt wurden. Cin Vric> Livragln S liege der Regierung vor, worin von den moralischen Zu ständen der Colonie ei» granenbaslcS Bild cnlworscn werde. Livragbi mache sich anheischig, die wahren Urheber aller Echaiittbaleii i» Massauab selbst zu entlarven, nur bitte er ui» eine» Geleilbrics. welcher ibm persönliche Frei- heil gewäbrlciste. Dem Vernehmen nach beruht die An gelegenheit ans einem Widerstreite der Interessen zweier mächtiger Handclsringe, deren einer den Liciitenaitt Livragbi zum Anführer und Werkzeuge zugleich auserkoren hatte. Die Betörten wären dem Manne, dem sie Vertrauen schrillten, in ibrcr Unkenntnist der Verhältnisse zum Opser gefallen. Unter den Helfershelfern Livragbi'S befinde sich kein Italiener. * Dcr Ausfall dcr Wahle» in Canada ist sür Eng land wenig befriedigend, er verringerte die Regierungsmehr heit von k,i> aus 2k>. Tic größten Wablverlusic kommen auf Ontario und O.nebec, die Grenzprvvinzen, welche den gebildetsten Dbeil EauadaS aiiSmachcn. Bedenkt ma», das; der WablauSs.ttl als ei» direcler Protest gegen de» Anschliff; a» die Verciiiigleu S»aalen gellen sollte, so hat die Treue gegen da- Muncrlaiid erhebliche Rüctsthritte gemacht Mac- tonald balle alle Vortbeile aus seiner Seite, zunächst daS eigene Ansehen und eine zwanzigjäbrige Prcmierschast. wäh rend die Oppositionsführer Lanricr uno Earlwrigbt eigentlich nur örtliche Berühmtheiten waren; zweitens die unerwartete Auslösung, welche die Gegner unvorbereitet überraschte. DaS Beste, waS sick zu Gunsten bc? WahlauSfallS ansührcn läßt, ist, dan sich mit einer Mehrheit von 25 in einem grause von 215, Mitgliedern immer noch regiere» läßt; sie käme einem Verhältnis; von t>o—70 Stimmen Mehrheit im englischen Unlerhansc gleich. * Eine von den portugiesischen conservcttivcn CortcS- Milgliedcr» abgehaltenc Versammlung beschloß, daS Cabinet de Scrpa Piiuciitcl auch ferner zu »ui er stützen und crllärlc, daß die Fiila»;operat>o», die tc» Gegenstand dcr Vcrathnngen der Cortes Hilde, zwar eine nickt gerade be sondere Besricdigiing erweckende sei, daß sic gleichwohl aber, falls sich nicht eine bessere Lösung finden sollte, von den Cvrtcö genehmigt werden müsse. Ileichsitug. 83. Sitzung lim 7. März, 1 Uhr. (Ausführlicher Schliff; zu de», gestrigen Berichte.) Abg. v. Beiiiiigje» (nat.-Iib.): Herr v. Manteuffel hat die Ueberiocisuiig feiner Anträge an die Eomniiffio» beantragt und ich glaube, das; dieser Borfchmg den Vorzug vor dein Vorichlage des Abg. Miidihorst verdient, oec eine Verständigung zwilchen der zweilen und dritten Lesung des Etats empsvhleu batte. LSenn der Abg. Wiiidihvrll uns geilem Vorsicht in de» Bewilligungen für die Marine enipsohien hat, so ist daranszn verweise», daß die Com»nffiv>l bereit-selbst eine Ersparnis; von rund l l Millionen in Antrag gebracht hat. Die geforderien Falngenge bilden eine» wesentliche» Besiand- tbeil deS von der Negierung in den Jahren 1887 und >88!» ausge stellte» Planes. Der damals eulffandeiie Streit dreble sich viel weniger uni diese Schisse als um die großen Paiizerschiffe. Es wird nicht bestritten werden können, das, dieser Plan im Große» und Ganze» gutgeheiße» worden ist, vorbehalttich der Prüfung dcr ein zelnen Fordcriingen. V-elehes Moment ist nun sür die gänzliche Abielninng der Forderung der Marine-Verwaltung nngesübrt morde»? Die VeLenlen des Abgeordneten Lstildlhorjl, welche diese Schisse mit den .^nsenaiiiagell i» Verbindung brachte», hat der Herr Reichskanzler bezüglich dieser Schiffe widerlegt »nd ferner bat der Herr Reichskanzler die Vejorgniffe vor uiigeineffeiien wetteren Plane» in ganz bestimmter Weise befestigt durch die Erklärung, das; die verbünde!,'» Regierungen nnverrückt aus dem Boden der Denk schrift von 1887 xsi stehen »nd dcni Reichstag nicht zuiiinllicii werden, über die Grenzen Liest', Denkiclirisl lüiiau: zngebe». Wes- balb solle» wir »nn mit dem Vau dieier hier beaiiiragteil neuen Schiffe noch zwei Jahre warten? Tie Fertigstellung des Nvrd- Lstiee-EanalS allein ist durchaus nicht niS Motiv tür de» 'Van dieser Schiffe liiiigcstellt worden, man bat die Gründe für den Bau durch den Hinweis aus den Eanalban nur verstärkt. ES bandctt sich sür die Heiden in Rede stehenden Schisse lediglich ilin eine Zweck- »l.istigkettssrage und ich glaube, es »viis niüglich sein, eine Ver ständigung darüber mit der Regierung herbei.',»suliren. Ich stimme aiio iür die Uebcrweiiniig des Amrnges v. Mantcujjcl a» die Biidgelcommiffion. Bestallst Staat.jeereiair Hvllm iiiii verliest hieraus seine in der Com- Mission ab'.'gB cmn Ei klärnugen. um drrz»legen, daß dieselben ibn durchaus iiicl.l in '-hstderiprnch mit den Anschauungen der Verbünde!,'» Regierungen geietzt l i-.eu; er lulle seit auf dem Bode» der Tc»l- jchrstt l.-vc!» :»>> gestanden. Abg. Ri.keri freist- bedauert, dnß die Rede des StacttssecrctairZ de» Mitgliedern der Eommi'ßo» nickt milgeibeilt worden sei, man würde da»» in der Lage geweien i, in. zu beurtlicilc», ob daS Nickt- verstaudniß aus Seile» de.- Sianl-.-ceielairS oder der Milglieder der Eouiinissioii aller Paueicn gelc- eu labe. Abg. v. Bennigsen habe die Angelegenheit von bloßen ,zinan - und ZweckmaßiglettS- rüctßchlen a»S behandelt »nd rr werde ttim darin folgen. ES ist der Amrag gesicllt, die Titel a» die Eoiiimiffion zurück- zuweistn. Er Meede, wett dies der Wunsch einer großen Partei >ei. sür diesen Antrag summen. Neu seien allerding- die gestrigen Erklärungen deS Herrn Reichskanzlers und auch diese veranlaß!,-n ihn, in rttie ernente Vcrhandlling der Dinge in der Eoniniissio» ciiiziitrelen. Er gebe Herrn v. Bennigsen zu, daß die Panzer fahrzeuge der iiitrgrirende Dbeil der »nsienverlbeidianngen seien, aber mit der Genehmigung des damaligen P.anes bade man leine Vervslichtiiiig übernommen, das: mit dem Ba» von lenimmten ? mü,",i in bes'.iiiintten Jahren vorgegangen werden mnist'. Der Reick kanzler hat sich gestern ans de» Boden der Denlichrstt von l8X'.«!«c> gestellt; diese Dcnkschrstt aber gckt schon weit über den
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