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Dresdner Journal. Verantwortlicher Rcdacteur: I. G. Hartmann. .N 217 Erscheint mit Ausnahme der Sona, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstaltrn zu beziehen. Donnerstag, den 18. Depteniber. Pret» für da« Btertellahr 1^ Ihaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neu-roschen. 1856. Nichtamtlicher Theit. Hebersicht. TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Wien: Kaiserliches Handschreiben an den Statthalter von Steiermark Eröffnung der Versammlung der Naturfor scher. Der Kaiser in Olmütz erwartet. Eine Südalpen eisenbahngesellschaft. Begnadigung. — Berlin: Das Befinden des Prinzen Adalbert. Der Ministerpräsident nach Stettin. — Karlsruhe: Geheimrath v. Stengel an v. Wechmar'ü Stelle. — Frankfurt: Der Diebstahl bei Rothschild. Die Messe beendigt. — Paris: Nach richten aus Biarritz. Die Sliergefechte. Die städtischen Finanzverhältnisse. Prinz Adalbert von Bayern. — Bern: Die Neuenburger Angelegenheit. — Parma: Die Her zogin erkrankt. — Turin: Keine Auflösung der Kam mern zu erwarten. Ein Schreiben des Secretärs des Prinzen Murat. — London: Die Procession zu Ehren Frost'S. — Moskau: Die Kaiserkrönung. — St. Pe tersburg: DaS kaiserl. Gnadenmanifrst. — Hel sing- forS. Gekreideausfuhrverbot. — Konstantinopel: Die Expedition gegen Montenegro soll vertagt sein. Local» und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Ein unbegründetes Gerücht bezüglich dec chirurgisch-mcdici- nischen Akademie. Baron Rothschild durchpassirt. Bau liches. Mechanisches Theater. — Leipzig: Amtsjubilaum des Polizeidirectors. — Aus dem Erzgebirge: Ernte bericht. Folgen der Nothstandsjahre. — Schneeberg: Jurisdictionsveränderungen. — Bischofswerda: Glocken weihe in Stolpen. Erledigte Schulstellen. Feuilleton. Inserate. TastcSkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Madrid, 15. September. (Tel.Dep. der Jndöp.) Graf Benckendorff wird der Königin vonSpanien die Krönung des Kaisers Alexander melden. Es ist dies der erste Schritt zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Spanien. Turin, 11. September. (Tel. Dep. der Ocsterr. Eorresp.) Der Ministerresident in Konstantinopel, Eava- liere Mossi, ist auf sein Ansuchen aus Familien rücksichten entlassen und Generalleutnant Jakob Durando zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in der Türkei ernannt worden. Wien, 15. September. Se. Maj. der Kaiser hat bei der Abreise von Gratz nachstehendes allerhöchstes Handbillet an den Statthalter von Steiermark zu erlassen geruht: „Lieber Graf Strasoldo! Während Unsrer Reise durch einen Theil der Steiermark haben Uns die viclfachcn herzlichen Kundge bungen der Treue und Anhänglichkeit, so wie insbesondere das eifrige Bestreben der Landeshauptstadt, Uns den Aufenthalt daselbst so an genehm als möglich zu machen, wahrhaft erfreut. Diesen ihren Zweck haben die Bewohner derselben vollkommen erreicht. und Ich beauftrage Sie, ihnen Meine und der Kaiserin vollste Anerkennung dafür kund zu geben. Eben so finde Ich Mich veranlaßt, Ihnen über den Zustand der öffentlichen Anstalten und sämmtlichen Be hörden bezüglich ter von Mir in allen Zweigen der Verwaltung wahrgenommenen Ordnung Meine Zufriedenheit zu bezeigen. Gratz, am 14. September I8ö6. Franz Joseph." — Die „N. Ztg." meldet aus Olmütz, 13. September: Se. Majestät wiro sicherm Vernehmen nach Donnerstag, den 18. d. M., Abends hierorts cintrcsfen, übernachten, Frei tag Vormittags dem Manöver der hier concenrrirten Truppen beiwohnen und sodann nach Kollin fahren. — Der „B. f. Tirol" bringt in einem Artikel vom 12. September die Nachricht von der Bildung einer „Südalpen- Eisenbahnqescllschafl", welche vor kurzem die allerhöchste Ge nehmigung erhalten hat und die Tracen von Innsbruck nach Kufstein und von Botzen nach Verona übernehmen und mittelst ciner Ucberschienung des Brenners verbinden soll. — Der Generalgouverncur des lcmbardisch-venetianischen Königreichs, Feldmarschall Graf Radetzkv, hat die Aushebung des auf die Habe des Marcello Ehinaglia gelegten Sequesters bewilligt. Se. Excellenz begiebt sich am 11. d. M. mit sei nem Hauptquartier nach Verona zurück. ÄLicn, 16. September. (Ostd. P.) Die Versamm lung der deutschen Naturforscher und Acrzte wurde heute Vormittags 10 Uhr im festlich beleuchteten Redoutensaale durch Herrn Professor Hyctl, erstem Geschäftsführer, mit einer längern Rede eröffnet. Von Seiten der kaiserl. Regierung wurde die Versammlung durch ein Handschreiben des Herrn Ministers des Innern aufs Freundlichste begrüßt. Im Na men der Stadt Wien und ihrer Bewohner sprach Herr Bür germeister Ritter v. Seiller einige recht herzliche Worte zur Bewillkommnung. Die Versammlung war sehr zahlreich be sucht. Bis gestern Abend sollen gegen 000 Mitglieder an gemeldet worden sein. Berlin, 17. September. (D.Bl.) Ihre königl. Hoheiten der Prinz von Preußen und der Prinz Karl statteten vergan genen Montag, nachdem Höchsioieselben erst den Adens vor her aus Preußen hier cingctroffen waren, Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Adalbert einen längern Besuch ab. Die Hei lung der Schußwunde, welche Letzterer im Kampfe gegen die Riff-Piraten erhielt, schreitet erwünscht vorwärts, und man hofft, den allgemein verehrten Prinzen in 11 Tagen so weil hergestcllt zu sehen, daß Höchsidcrselbe sich deS verletzten Fußes wieder wird bedienen können. — Der Ministerpräsident Frei herr v. Manteuffel hat sich gestern früh nach Stettin be geben, um Sr. Majestät dem Könige auf der Rückreise von dort Vortrag zu halten. Karlsruhe, 13. September. (A. Z.) Die Pensionirung des seitherigen Präsidenten der Justiz und des Innern be stätigt sich; Herr v. Wechmar tritt bis zur Wiederherstellung seiner leidenden Gesundheit in Ruhestand. Zum Ehcf dieser beiden Ministerien ist provisorisch Geheimerath v. Stengel ernannt — ein Name, der durch Geschäftstüchtigkeit, Rechts sinn und Biederkeit des Charakters einen wohlerworbenen guten Klang im Lande hat. Frankfurt, 16. September. (Fr. Pr.) Von Seiten des peinlichen Verhöramtes wird Demjenigen, welcher die Wieder erlangung der kostbaren, der Freifrau Charlotte v. Rothschild kürzlich entwendeten, und nunmehr zu einem Werthe von 60,000 fl. geschätzten Perlen bewirkt, eine Belohnung von 2000 fl. auSgesetzt. Bis jetzt hat man noch keine Spur der Thätcr dieses i.n mancher Hinsicht so auffallenden Verbrechens. — Mit dem heutigen Tage endigt die Herbstmesse, die, von schönem Welter begünstigt, eine gute war. Parts, 16. September. Der „Messager de Bayonne" schreibt aus Biarritz, daß die Kaiserin täglich mit ihrem Ge mahls Ausflüge zu Fuß und zu Wagen macht, oft auch, nur von einer Ehrendame begleitet und zwei Dienern gefolgt selbst eine leichte Americane lenkt. — Dem „Nord" zufolge werden die Stierqefechte zu Saint-Esprit ein ebenso inter essantes, als seltenes Schauspiel darbieten. Die heimischen Stierkämpfer werden Alles aufbieten, um nicht durch ihre ge schickten und berühmten spanischen Kunstgenossen in Schat ten gestellt zu werden. So hat z. B. einer von jenen ge wettet, daß er über alle diese Thiere im Augenblicke ihres Herausbrechens in die Arena Hinwegspringen werde, anderer Wetten, die von Spaniern und Landesern über das Anheften der Banderillos u. s. w. eingegangen worden sind, nicht zu gedenken. — Im „Moniteur" liegt uns nun der Bericht über die Finanzverhältnisse der Stadt Paris vollständig vor. Es ergiebt sich daraus, daß die Schuld, welche im Jahre 1852 nur7,522,617 Fr. Zinsen verursachte, jetzt deren 1-1,015,721 Fr. veranlaßt. Dieser Mehrbetrag von 6,493,104 Fr. entspricht so ziemlich dem Zinsenbetrage der zwei im Jahre 1852 und 1855 aufgenommenen Darlehen. Ferner ersieht man, daß die gewöhnlichen Einnahmen in diesem Jahre sich um 4,856,718 Fr. verringert haben, daß also, selbst wenn neue in Aussicht genommene Hilfsquellen von 1,844,227 Fr. da von gekürzt werden, sich immer noch ein Ausfall von 3,012,490 Fr. herausstellt. Um das Deficit zu decken, schlägt der Seinepräfect vor, den alten Plan in Ausführung zu bringen, Transportmittel jeder Act zu besteuern, und glaubt, daß der Ertrag dieser Taxe mindestens die Höhe von 1,200,000 Fr. erreichen werde, welche Summe für den Vor anschlag des zweiten Semesters von 1857 verrechnet werden könne. Ferner will Herr Haußmann ein Eintrittsgeld für den Besuch der Börse eingcführt wissen und er berechnet den wahrscheinlichen Ertrag dieses Eintrittsgeldes auf 380,000 Fr. Paris, 16. September. (K.Z.) Der heutige „Moniteur" berichtet über den Aufenthalt des Prinzen Adalbert von Bayern und der Infantin Amalia in Biarritz. Ihre königl. Hoheiten reiften sehr gerührt von dem ihnen seitens deS Kaisers und der Kmserin, so wie der^Bevölkerung gewordenen Empfange von Biarritz nach Paris ab. Vern, 12. September. (A. Z.) Ein durchaus glaubwür diger Mann, der gestern noch die Gefängnisse in Neuenburg besucht bat, versichert, daß die Gefangenen durchaus human behandelt werden. Auffallend war meinem Gewährsmann die Ruhe und Zuversicht, welche die Führer des gescheiterten Unternehmens in Bezug auf ihre Zukunft kundgeben: sie leben der festen Ueberzeugung, durch allerhöchste Vermittelung aller und jeder Strafe enthoben zu werden. Auch die hiesigen Freunde der Beklagten geben sich dieser Hoffnung hin, während man in officiellen Kreisen von der Erwartung auf Conces- sioncn zu Gunsten der Geopferten gänzlich zurückgekemmen ist. Unterdessen schreitet die Untersuchung rasch vorwärts; täglich werden solche Personen in Freiheit gesetzt, die entweder nur leicht oder gar nicht comprcmittirt erscheinen. So sind die Herren Alt-StaatSrath v. Perregaux, v. Chambrier, Va ter und Sobn, Advocar Lardv, Terisse-Coulon, Bovet-Sacc als gänzlich unbetheiligt entlassen worden. Major Girard, der Chef der Cantonaltruppen, hat mit Bewilligung des Oc- cupationscommandanten Denzler alle seit dem 3. und 4. Sept, aus dem Canton flüchtigen Einwohner in den öffentlichen Blättern eingrladen, nach der Heimakh zurückzukehren, wo die Gerechtigkeit ihren regelmäßigen Lauf nehme und Niemand sie beunruhigen werde. Auch ist dem royalistischen Blatt Feuilleton. Dresden. Kunstfreunde im Allgemeinen, sowie alle Die jenigen, welche der hiesigen Ausstellung von Werken der bildenden Kunst auf der Brühl'schrn Terrasse noch einen Besuch zu widmen gedenken, mögen daran erinnert sein, daß dieselbe nächsten Sonn tag, den 21. d. M., geschlossen werden wird. Ludwifl Fort, durch eine Reihe handelswissenschaftlicher Werke in weiten Krrisen bekannt, ist vor kurzem in Leipzig gestorben. Er war eins der anerkennenöwerthesten Beispiele von vielseitigem Fleiß und männlicher Ausdauer. Im praktischen GeschäftSleben er graut, war er bis vor etwa vierzehn Jahren Buchhändler, als ungünstige Verhältnisse ihn bestimmten, sein Geschäft aufzu geben, bei dessen Führung er sich stetS durch eine rege Theil- nähme an edlern literarischen Interessen ausgezeichnet hatte. Er arbeitete hierauf eine Zeitlang rastlos an Nelersetzungen auS dem Französischen, doch entsprach eine solche Beschäftigung eben so wenig seinem Geiste wie seinen Neigungen, und er vertauschte sie mit theoretischer Arbeit im Gebiete der Handel-Wissenschaften. Diese cultivirte er fortan abS Lehrer und Schriftsteller mit der umfassendsten Thätigkeit. Seine Handbücher für Maaren- nnd Münzkunde, seine Taschentücher für Kaufleute, daS von ihm herausgegrbene große HandelSlerikon und ähnliche Schriften sichern ihm in der HandelSliteratur eine ehrenvolle Stellung. Die ihm persönlich näher gestanden, ehrten in ihm einen warmen und redlichen Menschen — und diese- Zeugniß werden ihm in uneingeschränkter Weise auch Diejenigen nachrufen, welche den Grundsatz nicht gelten lassen: Ve mortui« nil ms» bin Lticrgcfcckt auf der Mission Dolores. Von Fr. Orrftäcker. (Fortsetzung aus Nr. 216.) DaS wilde Publicum, Amerikaner und Mericaner, Wilde und Weiße, bunt durch einander, hatte indeß an Plätzen ein genommen, waS eben zu erreichen war, und, theilS eine nahe kleine Erhöhung deS BodenS, theilS die aufgerichtcten Gestelle benutzend, den Platz umlagert, auf dem ihr Pfeifen und Trom meln, Stampfen und Schreien noch immer nicht die ersehnten Stiere und Kämpfer Hervorrufen konnte. Mehrere bunt gekleidete, frech und ungeschickt genug auS- sehende Burschen, Mericaner ihrem Aeußern nach, und Einer, ein Halbindianer, dem tiefe Blatternarben daS ganze Gesicht ent stellten, trieben sich indeß in der Arena umher, tanzten nnd sangen und suchten durch Späße*die Geduld deS PnblienmS etwas länger hinzuhalten. Wenn ihnen daS aber auch vielleicht bei dem spanischen Theile desselben gelungen wäre, der oft in ein lauieS und roheS Gelächter bei den rohcrn Witzen auSbrach, half daS nicht» bei dem englischen oder amerikanischen, der daS Spanische gar nicht verstand. Ja diese wurden eher noch ärger licher, daß sich Andere amnsiren sollten, während sie ihr gutes Geld ebenfalls gezahlt hallen und nun nicht einmal herauS- bekommen konnten, weshalb daS „Gcsindcl" lachte. Der Lärm wurde immer loller, und einige Amerikaner, halb trunkene Seeleute, denen der Spaß zu langt währte, sprangen schon in die Arena hinunter, thätigen Antheil an dem Singen und Springen der unten Befindlichen zu nehmen, da» sie wenig stens ihrer eignen Versicherung nach „»N to mnatcfi" überbieten konnten, al- plötzlich daS enge, in den Kreis führende Thor auf- gerissen wurde und rin brauner, zwar kleiner, aber doch muthiger Stier so urplötzlich zwischen die natürlich nicht wenig überrasch ten Seeleute hineinschoß, daß diese im ersten Augenblicke rath- und ihaikoS dastanden und dem Thiere, hätte eS wirklich BöscS im Schilde geführt oder irgend einen Angriff beabsichtigt, leichte und nicht zu rettende Beute gewesen wären. Der Jubel der Zuschauer bei diesem kleinen Intermezzo läßt sich gar nicht beschreiben. Von allen Seiten zugleich brach er loS, war aber auch die einzige Rettung der bestürzten und un freiwilligen Stierfechter, denn der eingelassene muthige Stier stand bei dem furchtbaren Lärm, der von allen Seiten auf ihn einbrach, im ersten Moment wie verdutzt da und warf nur un willig die Hörner bald da, bald dort hin und riß den Boden auf mit den scharfen Hufen. Der erste Schreck war vorüber und die Matrosen flüchteten mit völlig abgekühltem KampfeSmuth und unter Lachen, Pfeifen und Zischen der Zuschauer so rasch sie konnten über die Fenz zurück. Daß sie da- nach verschiedenen Seiten zu thaten, deckte zugleich ihren Rückzug, denn der Stier wurde sie gewahr unv suchte sie noch zu erreichen, konnte aber nicht gleich eine Wahl zwischen den ihm von allen Seilen verlockend genug zugedrehten Nückiheilen «reffen, und bekam dadurch kein». Jept aber sprangen auch die wirklichen Stierkämpfer auS einem eigen» für sie gebauten Verschlag in den eingezäunren Raum und begannen da- überdies schon gereizte Thier durch all' die schon tausendmal beschriebenen Arten und Weisen, mit Schwärmern, kleinen Speeren und Fahnen zu necken und zu peinigen. Aber sie hielten dem zuletzt wüthcnd Gemachten nie Stand, bis daS Publicum endlich in einem wahren ChavS der schauerlichsten Töne sein Mißfallen zu erkennen gab. Der Stier wurde endlich durch Blutverlust und Hin« und