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37. Iahrg Volkszeitung Montag, 9. Mai 1938 SchristkUim«: DeeUx».«., V»lleqk«z« ir, g.nmif N711 «. »lOir »«stMHeo«. vl»ck »Rd v«rl«,r Serinania Buchdrucker«! und v«rl«, LH. und «. Winkel. P.IIerftruz, N, Fernruf ttk>U, Pnstlcheckr Ur. 10«. Bank: S-dldank vreeden Nr. «717 Im Falle von höherer Tewalt, Verbot, elnlretender Vetrtebn» stSrungen hat der Bezieher oder Werbungtreibend« l«tn« NnfprUch«, fall« di« Zeitung in beHrSnItrin Umlang«, »er- IpStet oder nicht «rlcheint. Srfüllungiort iß Dr«-»«» tkifcheini I «al «bchenINch. wonailich«, vezugrprel, durch Irtiger «Infchl. A> Psg. bz». « BK. Lrögerlohn 1.70; durch »i, Poft 1.7» «inlchlt.hlich Postüberweifungogebilhr, zuzüglich « Psg. Post-Befteklgeld. ainzel-Nr. 10 lpfg., Sonnabend» und Festtag«.»!,. » Pfg. Abbestellungen müssen spätesten, «In« Woch« v«r Ablauf de, vezug-zeit schriftlich beim Verla, «in-egange» sei«. Uns«« irrster dürfe« k«l»« Abbestellungen entgegennehm«,. Verlagsort Dresden. Anzeigenpreis«: di« Ispaltig« S mm breit« geil« I Pf,.; sür Famtlienanzeigen b Psg Für Plahwünsch« können ml, lein« Lewäh, ielfte». — Nummer 108 SüchjWe Wer SienSIag abend wieder in Berlin Florenz, die Stätte ehrwürdiger Kunst, erwartet den Führer Herzlicher Abschied vom König und Kaiser Rom, 9. Mal. Nun hat Adols Hitler nach unverglelchllch schönen Tagen, in denen ihm von der Bevölkerung der Hauptstadt des stolzen Imperiums immer wieder stürmische Kundgebungen der Freund» schäft dargebracht worden waren, Rom verlosten, um nach Flo renz, der letzten Etappe seines Staatsbesuches in Italien, zu fahren. Die Haste der Station Termini ist festlich geschmückt. Mit rotem Tuch und langen Fahnen des Dritten Reiches und des faschistischen Italiens sind die Wände verkleidet. Vor dem Eingang zum „Königssaal" haben sich die Minister, der Gouver neur von Rom, Fürst Colonna, die Vertreter der faschistischen Partei, der Wehrmacht, die Präsidenten des Senats und der Kammer, der königlichen Akademie von Italien und die Spitzen der Behörden sowie der Vertreter des Diplomatischen Korps zur Verabschiedung Adols Hitlers versammelt. Als der Führer nach einer letzten Triumphfahrt durch die Ewige Stadt an der Seite des Königs und Kai sers die Halle betritt, präsentiert die Ehrenkompagnle. die das Erste Grenadierregiment mit Fahne stellt, das Gewehr. Unter den Klängen der Nationalhymnen schreitet der Führer ihre Front ab; dann geht er zurück, um sich von den Vertretern des Staate», der Partei und der Behörden zu verabschieden, vor seinem Wagen reicht er dann dem König und Kaiser die Hand. Nun wendet er sich Mussolini zu, um auch von ihm herz ¬ lichen Abschied zu nehmen. Nur wenige Minuten noch, dann setzt sich der Sonderzug in Bewegung. Es ist 9.83 Uhr. Adolf Hitler steht am Fenster und dankt noch einmal für den brausenden Beifall, den ihm die Zurückblcibenden nach senden. Die Fahrt geht zunächst in weitem Bogen um die Haupt stadt des italienischen Imperiums, die den Führer so unver gleichlich gefeiert hat. Fünf Minuten später verlätzt der Sonderzug des Duce, der in Monte Rotonde den Zug des Führers überholen wird, damit Mussolini Adolf Hitler in Florenz beglichen kann, die Bahnhofshalle. Um 9.50 Uhr verlassen auch die beiden Züge der deutschen und der italienischen Minister und der Begleitung des Führers und des Duce den Bahnhof. Berlin rliffel zu jubelndem Gmylang Berlin, 9. Mai. Am Dienstag abend wird der Führer und Reichskanzler, von seinem Besuch im befreundeten Italien zurückkehrend, in Berlin eintrefse». Die Reichshauptstadt wird ihm einen jubelnden Empfang bereiten. Florenz in Erwartung de- Führer« Florenz, 9. Mal. Strahlender Sonnenschein liegt über Florenz, in das in wenigen Stunden der Führer einziehen wird. Ein azurblauer wolkenloser Himmel, in den der Campanile schlank htnnufragt, spannt sich über der Stadt der Medici, die einzigartige Sinfonie der Flaggen und Fahnen, der Paläste und Kirchen, der Gassen und Balkone mit heiterem Licht übergietzend. Und die Hundert tausende, die aus der Toscana und aus Umbrien zugeströmt sind, bilden eine einzige festliche Gemeinschaft. Es ist der siebente Tag, den der Führer auf italienischem Boden verbringt, von denen jeder eine besondere Note trug und von morgens bis Mitternacht eine Fülle unvergehlicher Eindrücke in sich barg. In diesen sieben Tagen wurde dem Staatsmann und Freund aus dem Norden ein Querschnitt der Leistungen des Faschismus und zugleich damit ein Beweis für den kraftvollen Lebenswillen des verjüngten neuen Italiens vermittelt. In Florenz wird der Führer in den Uffizien und im Palazzo Pitti Rückschau halten in die Jahrhunderte dieses Lan des, dessen geistige Kraftquellen hier unversiegbar wie der Arno rauschen. Zugleich aber wird Adolf Hitler die toten Helden ehren, die für die Idee des Faschismus gefallen sind und die im Weltkriege sür ihr Vaterland Italien ihr Leben liehen. Standen Rom und Neapel vor allem im Zeichen der Wehr macht und des politischen Gedankenaustausches, so gehört der heutige Tag, der zudem mit dem 2. Jahrestag der Ausrufung des faschistischen Imperiums zusammenfällt, dem Abschied der beiden grohen Führer Europas. Und keine andere Stadt als Florenz, die Stätte ehrwür diger Kunst und des Frühlings, könnte besser geeignet sein, dem Abschiedstag dieser beiden Staatsmänner und schöpferischen Künstler den richtigen Rahmen zu geben. Oie englisch-sranz. Vorsprache in Prag Freundschastllcher Rat zur Erfüllung berechtigter Wünsche der Rationalitäten übermittelt Prag, V. Mai. Ueber den Inhalt der Mitteilungen, die der englische Gesandte Newton und der französische Gesandte de la Croix bei ihren Dorsprachen dem tschechoslo wakischen Außenminister Dr. Krofta machten, wurde amtlich nichts verlautbart. Jedoch wird erklärt, daß die Nachricht, bei dieser Gelegenheit sei ein englisches und ein französisches Aide Mömoire überreicht worden, nicht zutreffe. Die beiden Gesandten hätten den tschechoslowakischen Außen minister lediglich mündlich über die Ergebnisse der Lon doner Beratungen in Kenntnis gesetzt und den freund schaftlichen Rat der beiden Regierungen übermittelt, der Er füllung berechtigter Wünsche der Nationali täten in der Tschechoslowakei bis zu jener äußersten Grenze entgegenzukommen, die die Frage der Integrität und Souveränität des tschechoslowakischen Staates berühre. Außenminister Dr. Krofta wies in seiner Antwort auf das iv Ausarbeitung befindliche Nationalitäten st atut hin. Vas nicht nur eine Kodifizierung der bisher bestehenden Gesetze und Verordnungen auf dem Gebiete der Nationalitätenfrage sein werde. Ferner erklärte er, dah selbst Entwürfe in Vorbe reitung sein würden, die eine Aenderung der öffentlichen Ver waltung im Sinne einer regionalen Dezentralisation betreffen. — Wie man weiter hört, haben die Personalreferenten aller Ministerien eine Beratung abgehalten, die sich mit der Frage der Rückberufung deutscher Staatsbeamter aus den tschechischen und slowakischen Gebieten des Staates befassen. llmblldmg de« enMchen Kabinett»? Infolge der Ueberstedlung de» Kolonlalministers ins Oberhaus London, S. Mai. Die politischen Korrespondenten verschiedener Londoner Morgenblätter deuten an, daß der am Sonntag erfolgte Tod des Vaters des Kolonlalministers Ormsbv Gore zu einer U m - bildung des Kabinetts führen wird. Da der Kolonial minister der einzige Sohn des Loros Harlech ist, wird er dessen Titel und Namen übernehmen und aus dem Unterhaus ins Haus der Lords überwechseln. Der politische Korrespondent des „Daily Telegraph" meint. Chamberlain könne vrmsby Gore kaum im Kabinett behalten, weil dieser das Kolonialministerium künftig nicht mehr vor dem Unterhaus vertreten könnte. In Anbetracht der Opposition, die sich bereits dagegen erhebe, daß der Luftfahrt minister als Oberhausmitglied im Unterhaus habe erscheinen können, werd« Chamberlain nicht noch einen weiteren Lord im Kabinett behaiten können. Wenn Ormsby Gore gehe, so käme der jetzige Staatssekretär im Schatzamt, Colville, für den Kabinettsposten In Frage. — Auch der politische Korrespondent der „Daily Mail" kündigt eine baldige Aenderung im Kabi nett an. Keffelerploflon anselnemöerM 28 Personen verletzt. Malchin (Mecklenburgs, S. Mai. Am Sonntagvormittag explodierte an der Malchiner An legebrücke der Dampfkessel eines Demminer Ausflugsdampfers. Durch den Kesseldampf, der mit grotzer Gewalt in die Schiffs räume einströmte, erlitten 2 3 Personen Verbrühungen an Kopf und Händen. 14 Verletzte mutzten in das Malchiner Krankenhaus etngeltefert werden. Nach dem bisherigen Ergebnis der Untersuchungen besteht der dringende Verdacht einer Fahrlässigkeit des Schiffseigentümers. Er wurde verhaftet und in da» Gerichtsgefängnis Malchin eingeliefert. St» Beet i« der Danziger Bucht gekentert Drei Insassen ertrunken. Danzlg, S. Mai. Am Sonntagvormittag hat sich in der Danziger Bucht zwischen Brösen und VleUkau «in folgenschweres Un glück ereignet. Lin mit sechs Personen besetztes Segelboot kentert« in dem plötzlich auskommenden Winde. Der Unfall wurde von «iyem Brösener Fischer bemerkt, der sofort zu Hilf« eilt«. Er konnte jedoch nur noch drei der Insassen de» Segel- boote» retten, während di« anderen drei, «in Mädchen, «in Mann und «in junger Bursch« ertranken. Di« Leichen konnten von der Hafenpolizei und dem Lotsenamt noch nicht geborgen werden. Blickrichtung Rom Die ganze Weltpresse beschäftigt sich augenblicklich mit dem Führerbesuch in Rom. Wo sie es nicht tut, gibt st« ihrer Verärgerung über das große Ereignis einen ebenso beredten Ausdruck. Man kann diese historische Begegnung auch nicht mit ein paar Zeilen abtun, wie es ebenfalls in Zeitungen geschieht, denen diese Zusammenkunft höchst un sympathisch ist. Solche Zeitungen verlieren dadurch zu leicht das Recht, ernst genommen zu werden. Interessant ist die Haltung der englischen und französi schen Presse. Im allgemeinen begnügen sich die englischen Zeitungen mit Schilderungen des Empfanges. Der „Daily Telegraph" nennt die Parade das eindrucksvollste Schauspiel militärischer Macht, das Nom in seiner modernen Zeit je gesehen hat. Deutlich tritt in einem Teil der französischen Presse eine gewisse Enttäuschung über die Festigkeit der Achse in Erscheinung. Man hat seit Wochen alle mög lichen Dinge ausgekramt, die angeblich die deutsch-italie nische Freundschaft belasten, und darauf hingewiessn, daß die deutsch-italienische Freundschaft noch sehr jung fei. Auch glaubte man, datz durch den Anschluß Oesterreichs eine gewisse Trübung des deutsch-italienischen Verhältnisses ein getreten sei. Und schließlich hätte auch der Abschluß des englisch-italienischen Bündnisses Schatten auf die Achse ge worfen. Ja, man ging sogar so weit, zu behaupten, in Rom werde in diesen Tagen die Politik der Achse mit höchstem Pomp zuGrabe getragen. Und nun müssen auch unsereEegner erkennen, daß die Begeisterung, mit der der Führer nicht nur von den maßgebenden Männern des italienischen Staa tes, sondern auch vom Volk ausgenommen worden ist, keine Grenzen kennt. Selbst wo die ausländische Presse dies zu verschweigen sucht, ist es nicht schwer, dis Wahrheit zu er fahren, da die Rundfunkübertragungen wohl mit Leichtig keit auch von den französischen ooer englischen Rundfunk- Hörern verfolgt werden können. Wie immer bei solchen Zusammenkünften, sucht' die Presse ihren Inhalt zu erfahren. Wenn aber der Führer und der Duce unter vier Augen sprechen, so ist es ganz klar, daß hier die Presse die Türen verschlossen findet. Es sind demnach alles nur Kombinationen, mit denen zur Zeit die internationale Presse auswartet. In den Auswir kungen aber wird sich ergeben von welchem Geiste diese Besprechungen getragen sind. Hier gehört keine große Be gabung zu Prophezeiungen dazu, wenn man behauptet, auch die Führertage in Italien bedeuten einen neuen Schritt auf dem Wege zur Vertiefung des europäischen Friedens. Selbstverständlich ruht das politische Getriebe während de» Führerbesuches in den Kanzleien der anderen Länder nicht. Im englischen Parlament focht der britische Pre mierminister Chamberlain wieder einmal mit seinen Geg nern in der Arbeiter, und der Liberalen Partei heftige Rededuelle aus, um vor einer hartnäckigen Opposition, die die Opposition um jeden Preis, um ihrer selbst willen treibt, den angezweifelten Wert des englisch italienischen Ausgleichs nochmals aufzuzeigen und zu verteidigen. Die innere Staatskrise Frankreichs kam nach drei wöchentlicher Ruhepause beim Erlaß der finanziellen Not verordnungen und dem abermaligen Abwerten des französi schen Franc erneut zum Ausbruch. In sachverständigen englischen Finanzkreisen schätzt man das französische Flucht kapital auf die enorme Summe von 800 OVO 000 Pfund Ster ling. Das sind bei einem Kurs von 170 Franken für ein Pfund runde 89 Milliarden und 500 Millionen Francs. Die Parität von 179 ist ja der Tiefpunkt, bei dem Daladier die Währung halten will, koste es. was es wolle. Aber in London zeigt man sich recht skeptisch, obwohl man dem be drängten Kollegen an der Seine alles Gute wünscht. Wir anders könnte man die glatte Abfuhr erklären, die sich Daladier trotz aller politischen Erfolge geholt hat, al» rr »von einer Rüstungsanleihe in (wieder) soliden Pfunden ge sprochen hat? Das Abwertungsmanöver stellt sich mehr und mehr als das Entweder — Oder der Regierung Dala dier heraus. An der Themse hat man mit einigem Be fremden feststellen müssen, daß der französische Minister präsident leine schicksalsschwere Rundfunkansprache vom Mittwochabend vorwiegend in der „Jch'^-Form geführt haL, obwohl das bisher nicht üblich gewesen ist. Da» hat ihm in den Zeitungen schnell den Ehrentitel eines „Diktators* eingetragen; aber eines Diktators, der selbst seine in Bor bereitung befindlichen Notverordnungen üoer die wichtig sten Sozialgesetze nicht ohne eine parlamentarische Mehr heit wird starten können: und der schließlich ganz und gar davon abhängig ist, ob diesmal eine gründliche und end gültige Stabilisierung der Verhältnisse sich wird erreichen lassen. Von dem Ausgang des neuen Währungsexperimen- tes hängt das Leben und Sterben der so verheißungsvoll gestarteten Reaieruna ab.