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Amtsblatt des MG. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M S7. Sonntag den 7. April. 1861. Bekanntmachung. Im Monat März l. I. sind von uns wegen folgender Conttaventionen Strafen oder Bedeutungen auszusprechen gewesen. — Leipzig, den S. April 1861. Der Skath -er Stadt Leipzig. Berger. ' . Schmidt. 1) Straßenverunreinigungen, unterlassene- Kehren rc. 5. 2) Ausleiten und Ausgießen von unreinen Flüssigkeiten aus Grundstücken auf die Straße 2. 3) Herabgießen von Flüssigkeiten, Herabwerfen und Herabfallenlassen von Gegenständen au- den Fenstern auf die Straße 1. 4) Versperrung oder Hemmung der Passage auf Trottoir-, Fußwegen und den Straßm 31. 5) Fahren mit schwerem Fuhrwerk am Augusteum vorüber .... 3. 6) Feuerpolizeiwidrige Anlagen und Feuerdefecte, Mangel oder ordnungswidrige Beschaffenheit der Aschengruben und Ueberfüllung derselben ' 2. 7) Unvorsichtiges Gebühren mit Feuer und Licht . 3. 8) Contraventionen der Fiacres, concessionirten Einspänner und Omnibus 24. 9) AuSklopfen von Teppichen rc. auf Straßen und anderen als den hierzu angewiesenen Plätzen 1. 1V) Fahren auf dem Eutritzscher Sommerwege 5. IN Herumlaufenlassen von Hunden ohne Beißkörbe auf der Straße 25. 12) Feilhalten zu leichter Butter . . - ... 5. 13) Contraventionen der Landbrodbäcker ! 14) Unbefugte Ausübung bürgerlicher Gewerbe . 2. 1b) Abhalten von Concert- und Tanzmusik ohne Erlaubniß und Ueberschreitung der ertheilten Erlaubniß . .21. 16) ^Sadbatbsi örung ,»..»»»». » - < . » » » . . » . 17) Verschiedene andere wohlfahrt-polizeiliche Contraventionen . . . ... . . . . . . 9. Summa 143. Städtisches. ' Motto: „Wer Gutes schnell schafft, giebt da- Beste." Die rühmlichst bekannte HinrichS'sche Buchhandlung hat durch Herausgabe einer Karre von H. Kunsch, die die nächste Umge bung von Leipzig darstellt, sich wesentliche Verdienste aller Derer erworben, die solcher Karten bedürfen. Wer dieselbe einmal prü fend zu Rathe zieht, findet, daß sie die beste, die zuverlässigste und daß an ihr auch nicht das Geringste zu tadeln ist. — Und doch hat diese brauchbare Karte ihre Gegner. — So hat man mir z. B. von glaubwürdiger Seite versichert, daß eine neue Straße von Kleinzschocher über Schleußig nach dem Peter-viertel einmün- den soll und der Rath unserer Stadt annähernd 1H,000 Thlr. dazu proponiren würde. Die Hindernisse, die hier im Betreff de- Terrain- zu überwinden wären- sind sehr bedeutend, da fast der ganze Tratt au- unbewohnten, sumpfigen, mit Gewässern vielfach durchschnittenen Wald- und Wiesenplanen besteht. Wenn man sich aber in dieser Sache weiter erzählen läßt, dann — möchte man ausrufen: „Warum willst Du weiter schweife»? Sieh, da- Gate liegt jo nah!" So soll der um unsere Stadt so hochverdiente vr. Heine in dieser Sache folgenden Vorschlag gemacht haben: er wolle von Kleinzschocher über Plagwitz nach Leipzig eine Fahrstraße mit Ueberbrückungen bauen lassen, die in die Weststraße einmündet- für sein Geld, ohne der Commun auch nur einen Groschen abzu« verlanaen. Ob nun Herr vr. Heine hier den Sieg über ge wisse Vorurtheile davontragen wird, muß die Aeit lehren. Nur so viel ist gewiß, er hat mit denselben Schwierigkeiten zu käm pfen, als zur Zeit, wo die Weststraße im Entstehen war. Obige Karte von Kunsch giebt nun an, daß der Weg über Plagwitz 750, schreibe Sieden Hundert und fünfzig Ellen näher ist, als der projectirte über Schleußig. Möge Herr vr. Heine, der stet ein edles Bestreben im Auge gehabt, sich weder von recht- noch links beirren läßt, als ein Mann, den die Bevölkerung Leipztgs al- einen schöpferischen, hochverdienten Bürger verehrt, auch hier nicht den Muth verlieren, die Gegner durch Ueberzeugung de- öesseren zu seinem Plane herüberzuziehen. Er darf der Dank barkeit vieler Tausende sicher sein, und diese ist schließlich die beste Belohnung de- Trefflichen. ät. Leipziger Äunstverein. Die gegenwärtige Ausstellung der colorirten Kupferstiche nach Raphael- Loggien wird noch einige Zeit andauern, da bei der Seltenheit de- kostbaren Werke- und dem Reichthum seines In haltes die jetzt gebotene Gelegenheit zu bequemer Besichtigung gewiß von vielen Mitgliedern de- Vereins zu wiederholtem Besuche benutzt werden wird; die Stiche nach den Wandpfeilern, deren großes Format nur die gleichzeitige Aufstellung von je 6 Blatt gestattet, «erdm dabei gewechselt werden. Neu ist im Vereinslocale eine Sammlung von galvano- plastischen Kunstwerken aus der Anstalt de- verstorbenen vr. E. Braun in Rom aufgestellt worden. Dieselbe besteht in einer Auswahl von Statuen, Büsten, Reliefs und. Gerät schaften nach den berühmtesten Werken antiker, mittelalterlicher und moderner Sculptur, welche bei der unvergleichlichen Schärfe des galvanoplastischen Niederschlag- und bei der vortheilhaften Wirkung des reinen Metalls in seinem dunkeln Bronzeton von anziehendem Reize sind. Don den Statuetten sind „der sterbende Fechter" und „der kapitolinische Fechter", ferner eine Reihe kleinerer antiker Portrait- büsten und eine vorzügliche Nachbildung des ganzen „Parthenon- Friese-" (auf einer Kupferplatte) hervorzuheben; die Gegenstände de- künstlerischen Luxus und täglichen Gebrauchs sind durch eine Auswahl zierlicher Teller, Schalen, Vasen, Weinkühler, theils antiken, theil- neueren klassischen Mustern entnommen, vertreten. — Auch für diese Ausstellung wird bei der Reichhaltigkeit der hierher gesandten Kunstgegenstände in nächster Woche eine Abwechselung eintreten können.