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Dresdner Journal : 29.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-29
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1896
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Nukünst«>iUft»«rdtt»ee«» Für den ^tauin einer gesvol» teucn Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf Bei Tabellen - und Ziffernsa« entsprechender Ausschlag HerauSg-der: KSnigliche Expedition de« Dretdner Journal« Dresden, Zwingerstr. 10 -rrnspr. Anschluß: Nr 1L»L. Mittwoch, den 29. Januar, abends. ^?23 1896 Amtlicher Teil. TreSde», 29. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg sind gestern Nachmittag 4 Uhr 11 Minuten in Dresden eingetrossen und haben im Königlichen Residenzschlosse Wohnung genommen. Wekanntrnachuncl, die Unterstützungen zmn (Gebrauche des Bades Elster betr. Zum Zwecke des Gebrauches des Bades Elster können vom Ministerium des Innern bedürftige Per sonen durch I Geldbeihilfen aus den Mitteln der „Sächsischen Stiftung", mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bades auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist, H Verleihung von Freistellen im Äugustusstiste zu Bad Elster, mit welchen freie Wohnung im genannten Stifte, jedoch ohne freie Kost, dem nächst aber ebenfalls freies Bad und Befreiung von der Kurtaxe verbuudeu ist, III. bloße Bewilligung freien Bades auf die Tauer von vier Woche» und Befreiung von der Kur taxe unterstützt werden. Es wird in diesen Beziehungen Folgendes zur Nachachtuug bekannt gemacht: 1) Tic Bewilligung der Vergünstigungen unter l. und III. ist an die Bedingung gebunden, daß der Kurgebranch in Bad Elster während der am 1. Mai beginnenden und am 30. September schließenden Saison entweder im Monat Mai oder im Monat September erfolgt, wogegen die Bewilligung unter ll. je auf Monatsfrist, rom 1-Mai, l.Juni, I.Juli, 1. August und 1. September an gerechnet, gewährt wird. 2) Unterstützungen aus der Sächsischen Stiftung Z. oben unter I.» können stistnngsgcmäß nur Angehörigen des Königreichs Sachsen bewilligt werden. 3) Wer nm eine Unterstützung zum Gebrauche des Bades Elster nachsucht, hat in dem Gesuche bestimmt anzugcben, um welche von den Vergünstigungen unter I., II. und Hl. er sich bewirbt. 4) Bewerbungen nm die gedachten Unterstützungen sind spätestens bis jum 3t. Mär; lausenden Jahres bei dem Ministerium des Innern anzubringen. Tein Gesuche muß ») ein von einem approbirtcn Arzte ausgestelltes, eine kurze Krankengeschichte mit enthaltendes Krankheitszeugniß, welches nachweist, daß für den Kranken der Gebrauch des Elstcrbades angezeigt ist, auch, wenn bereits früher ein Gebrauch des Elstcrbades stattgefundcn hat, die Zeit und den Erfolg dieses früheren Kur- gebrauches angiebt, d) bei Bewerbungen nm Unterstützung aus der Sächsischen Stiftung der Nachweis der Such fischen Staatsangehörigkeit, c) ein obrigkeitliches, die Angabe des Alters und der Familicnvcrhältnisse des Kranken ent haltendes Zeugnis;, aus welchem hervorgeht, daß der Kranke nicht in der Lage ist, die ihm ärztlich verordnete Kur in Bad Elster ohne be sondere Unterstützung zn gebrauchen, beigefügt sein. Dresden, am 10. Januar 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Edelmann. WekannLrnachung. Die Versicherungsanstalt „Nordstern, Lebens Versicherungs-Aktien Gesellschaft" zu Berlin, hat ihren Sitz im Königreich Sachsen von Leipzig nach Dresden und Chemnitz verlegt. Dresden, den 2l. Januar 1896. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Hendel. 719 Bodel. G»ridcrf. HZekannLrncrchung. Die Versicherungsanstalt „Nordstern, Unsall und Alters-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft" zu Ber lin, hat ihren Sitz im Königreich Sachsen von Leip zig nach Dresden und Chemnitz verlegt. Dresden, den 22. Januar 1896. Ministerium des Jnueru, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. 7r3 Vostel. Gersdorf. Werc>rönung, die Beiträge der Besitzer von Pferden und Pindern zur Deckung der im Jahre »ns der Staats kasse bestrittenen Berlage an Lenchen- re. Ent schädigungen betreffend. Nach der am 18. Dezember vorigen Jahres vor- genomincukn Aufzeichnung der im Lande vorhandenen Pferde und Binder ist zur Erstattung derjenigen im Jahre 189.'» verlagswcisc aus der Staatskasse be strittenen Beträge, welche an Entschädigungen nach dem Neichsgesctze vom 23. Juni 188o für die wegen Seuchen aus polizeiliche Anordnung getödteten und für die nach solcher Anordnung an der Seuche gesallenen Thiere bez. nach den Gesetzen vom 22. Februar 1884 und vom 17. März 1886 für die an den Folgen der Impfung der Lungenseuche nmgcstandeuen oder wegen dieser Folgen zn schlachten gewesenen Rinder oder für in Folge von Milzbrand gefallene oder getvdtete Rinder zu gewähren gewesen, bez. an Verwaltungs kosten erwachsen sind, auf jedes der ausgezeichneten Rsnder ein Jahresbeitrag von dreizehn Pfennigen zn erheben, während ans die Pferde ein Beitrag diesmal nicht entfällt. Indem Solches nach Maßgabe der Bestimmungen in 8 4 der Verordnung vom 4. März 188 l —Gesetz- nnd Verordnungsblatt von 1881, Seite 13 — und der Verordnungen vom 22. Februar 1884 uud vom 17. März 18»<6 — Gesetz- und Verord nungsblatt von 1884, Seite 62, und von 18X6, Seite 64 — andurch bekannt gemacht wird, werden die zur Einhcbung des beregten Jahresbeitrages be rufenen Polizeibehörden (Stadträthe, Bürgermeister, Gemeindevorstände) hiermit angewiesen, auf Grnnd des von den Kreishauptmaunschaften bez. Amtshaupt mannschasten abgestempelt an sie zurückgelaugten Ver zeichnisses den oben ausgeschriebenen Jahresbeitrag von den betreffenden Rindvieh Besitzern unverzüglich einzuheben und bis längstens den 1. April dieses Jahres unter Beijchlns; des Verzeichnisses an die Kreishauptmannschafteu bez. AmtShanptmanuschasten einzuzahlen. Dresden, am 27. Januar 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Hartmann. nichtamtlicher Teil. Zur Weltlage. Ans Wien wird uns geschrieben: „Die „Beruhigung, welche in den letzten Monaten im Orient eingetreten ist, muß unter allen Umständen als erfreulich bezeichnet werden, und zwar auch dann, wenn es sich dabei in erster Linie nur um die natür liche Folge klimatischer Verhältnisse handeln sollte. In jedem Falle hat die Thatsachc einen nicht zu unter schätzenden Wert, daß die Entfaltung der im Sinne des Friedens wirkenden Einflüsse ganz wesentlich er leichtert wird, wenn die Aufmerksamkeit der betreffen den Faktoren nicht immer wieder durch neue störende und überraschende Episoden in Anspruch genommen wird. Die gegenwärtige Ruhepause bietet, auch wen» ihre Dauer über den Frühling hinaus noch keineswegs gesichert erscheint, der Psvrte die Möglichkeit zu Vor kehrungen gegen die Wiederholung peinlicher Ereignisse nnd zugleich den Mächten einen Spielraum zu einer, den Frikdensbestrebungen dienenden diplomatischen Arbeit. Wird diese vorteilhafte Situation vou allen Interessenten mit Einsicht und Energie ausaenützt, so können bis zum Anbrnche der kritischen Jahreszeit die Bürgschaften für die Erhaltung der Rnhe im europäischen und asiatischen Orient wesentlich ver stärkt sein. Die kontinentale Presse rechnet gerne mit dieser zuletzt gedachten Entwickelung nnd sie hat sich in den letzten Wochen unter dem Eindrücke der in übersee ischen Gebieten ausgetanchten Zwischenfälle fast gar nicht mehr mit der Eventualität besckästigt, daß im Orient doch noch in einer nahen Zukunft Gefahren drohen könnten. Eine unbefangene Prüfung der Lrientsragen zeigt aber, daß man heute noch jeden weitgehenden Optimismus vermeiden sollte, nenn man nicht ernsten Enttäuschungen ausgesetzt sein will. Ter Um stand, daß die ausrüherischeu Bewegungen in Maee donicn und auf Kreta völlig und in Armenien fast gänzlich erloschen sind, bieten an und für sich noch keine Gewähr gegen den Wiederbeginn dieser Umtriebe nach der Schnceschmelze. Und sachliche Garantien gegen die Erneuerung der Ruhestörungen sind bisher nur in bescheidenem Maße geschaffen worden. Tie militärischen Machtmittel der Pforte haben sich wohl in Makedonien, nicht aber auf Kreta und in Arme nien als ausreichend erwiesen. Tie Berichte ans Kreta versichern, daß die Insurgenten nach dem Ende der Regengüsse nnd der rauhen Jahreszeit ganz be stimmt wieder den Kampf gegen die ottomanischcn Truppen aufuehmeu wollen und in Armenien haben die bisherigen strategischen Operationen hinreichend klar erkennen lassen, wie schwierig die Ausgabe der türkischen Streitkräfte ist Auch darf inan bei der Würdigung der militärischen Gesamtsituation der Pforte die Meldungen nicht übersehen, welche besagen, daß unter den Rebifs einzelner Corps wegen der Lohnschwierigkeiten Verstimmung herrsche und daß dcr Pforte die Deckung des Geldbedarfes für die im Herbste mobilisierten Truppen immer größere Sorge bereite. Was die politischen Präventiv Maßnahmen gegen neue Regungen des Unmutes der Bevölkerung betrifft, so ist in dieser Richtung bis zur Stunde seitens der Pforte nur wenig geschehen. Die Vorteile, die sich aus den Reformbeschlüssen ergeben könnten, sind den armenischen und den krctensischen „Unzufriedenen" bisher noch nicht zu statteu gekommen, und die nach Makedonien entsendete Reformkommissjon hat zwar recht schätzenswerte Veränderungen im dortigen Justiz wesen vorgeschlagen, im übrigen aber noch gar keine Leistungen zu Wege gebracht, die die Unzufrieden Kunst und Wissenschaft. Wilhelm Junker. In oer Reihe der Afrikaforschcr, die unter tausend Gefahren und hunderttausend Beschwerden während des letztverflossenen Menschenalters den schwarzen Kontinent erschlossen haben, hat das Geschick Wilhelm Junkers be sondere Teilnahme erregt, der nach siebenjährigen Aben teuern im Sudan und in Ostasrika 1886 nur nach Europa zurückkam, um sein großes dreibändiges Reiscwerk zu schreiben, und wenige Monate nach der Vollendung des umfangreichen, nahezu 2060 Seiten umfassenden Werkes („0» Wilhelm Junkers Reisen in Afrika von 1875 bis 1886", Wien, Eduard Hölzel, 1889 bis 1891) am 13. Februar 1892 zu Ct. Petersburg starb Das eigent liche Denkmal de« Forschet« wird für immer dies Reisc- wcrk bleiben. Aber eben jetzt erscheint auch ein Lebens- und Charakterbild: „Wilhelm Iunker", Lebensbild eines Afrikaforschcrs von Ludwig Hevesi (Berlin, Weidmann- sche Buchhandlung, 1X96), das in knappem Rahmen die Erinnerungen an die lebendige, liebenswerte Persönlichkeit Junkers und die eigentümliche Entwickelung de« tapferen Reisenden auch größeren Leserkreisen nahenickt, als sie das mächtige wissenschaftliche Reisewcrk seiner Natur nach finden kann Hevesi geht dabei von dem unwiderlegbaren Satz aus, daß cS ein geistiger Genuß sei, den Anfängen eines bedeutenden Menschen nachzuspüren. „Man sicht da tausend kleine Keime aufg-chen, deren Sinn noch niemand zu deuten weiß, die aber heimlich fortsprichen, vom Kinde dem Manne zu, und ihm selber unbewußt seinen Charakter, sein Leben ausbaucn Wilhelm Junker, da« Kind, sieht sich wahrlich an wie die leicht hingeworfene Skizze Wil helm Junker« de« Manne«; au« seinem frühen Zeitvertreib sozusagen wächst sein später Ruhm empor." Der nachmalige Afrikaforscher war der Sohn eines deutschen aus Göttingen stammenden Vaters und einer thüringischen Mutter, die ihr Lcbensglück und ihren Wohl stand auf russischem Boden in Moskau und Ct. Petersburg gefunden hatten. 1840 zu Moskau geboren, lebte er einige Knabenjahrc in Deutschland, in Göttingen, der alten Heimat des Vaters, erhielt einen Teil seiner Erzieh ung im Devrientschen Pensionat zu Lausanne, kam im 15. Lebensjahre wieder nach Rußland, absolvierte in St. Petersburg da» Gymnasium, studierte von 1860—1869 in Dorpat, Göttingen, Prag und wiederum in Göttingen Medizin „Die ruckweise Art, seine medizinischen Studien fortzuführen, immer wieder mit dem oft betonten Ent schluß, daß er ja doch niemals praktizieren werde, ist nichts anderes, als das Tasten eine« hochbegabten Menschen im Dunkel, das für ihn eine unbekannte, aber als vorhanden gefühlte, Zukunft de» Erfolges birgt Er war eigentlich Mediziner geworden, nm nicht Kaufmann werden zu müssen, was ihm völlig widerstrebte Immerhin war eS klar, das; seine Laufbahn sich den Naturwissenschaften zu- ncigte, in deren weitem Bereiche ihm irgend etwas was? das wußte noch kein Mensch — blühen müsse So befestigte sich in ihm nach und nach der Wille, ForschungSreisender zu werden Er dachte zuerst an den eisigen Norden In dcn sechziger Jahren hatten Torrll und Nordenskiöld das europäische Eismeer durchforscht, Petermanns energisches Wort regte die deutsche Thatkraft an und c« folgten die deutschen Polarrcisen Koldewey« und Hegemanns Nun war auch seine geistige Magnetnadel nach dem Norden gerichtet." Noch bevor W Junker seinem medizinischen Studium mit der Doktorpromotion den äußeren Abschluß gab, unter nahm er im Sommer 1869 eine Fahrt nach Island und besuchte aus der Rückreise die Färöer und Schottland. Die Strapazen dieser Nordlandsfahrt und namentlich d>e Ritte über die öden isländischen Lavafelder strengten ihn stärker an, als er vorausgesetzt hatte „Biel Kälte, Regen, naße Nachtlager nnd kärgliche Mahlzeiten waren da mit zunehmen." „Die Reise selbst ist nicht als Forschungs reise zu betrachten, wohl aber als Studien- und Ucbungs- reisc. So manches, wa« Junker später mit großem Erfolg geübt, hat er hier gelernt. Wir sehen ihn rastlos auf Jagd und Fischfang, er sammelt, er schießt Vögel und balgt sie regelrecht ab Er sammelt Pflanzen und zahlt einmal vier Mark für eine arktische Pflanze. Er nimmt interessante Mineralien mit. Und er besorgt und verpackt das alles, er verdient sich seine Sporen als Reisesammler." Hevesi hat die erhaltenen Rcisenotizen Junkers für seine Schilderungen dieses Rittes durch Island benutzt, die zum Teil unter eigentümlichen Schwierigkeiten niedcrgcschricben wurden Einmal heißt eS: „Die Führer schlafen, der Mond ist soeben in seiner Pracht am Himmel erschienen und die ganze Umgebung ein lautes Rauschen der Larau; alles ist so verführerisch, eine lange Epistel voll Euwsindung niederzusäireiden, wenn nur meine Stellung beim Schreiben bequemer wäre. Ich liege nämlich am Boden und suche Zeichen auf« Papier zu werfen Ich muß dabei Licht benutzen und habe mir aus Rasen einen Leuchter ge schaffen." Junkers Ritt ging von Reykjanik, der Haupt stadt, »wer Thingvalla zum Geysir, das Svartauthal entlang über Berge und Thälcr in das gepriesene Thal de« Lexnardalr, endlich nach Akreyri, der zweiten nördlichen Hauptstadt der Insel. Vor lauter Exkursionen, Fischfang und Jagd, vor ungesuchtcr ärzt licher Praxi« (man lies dem jungen „russischen Doktor" meilenweit zu) kam Junker manchmal tagelang nicht zum Schreiben Aber einzelne seiner Aufzeichnungen erweisen doch, daß er die eigentümliche Schönheit der nordischen Insel trotz gelegentlichen Trübsinns und unmutiger Heimat sehnsucht, voll empfand Am 28 August 1869 schildert er einen Morgen am Skagesiord: „Herrlicher Tag Klarer Heller Himmel, tiefblaue« Wasser, am Horizont die wie heit der Bevölkerung bannen könnten. Ein durch greifender Stimmungsumschwung kann und wird bei der Bewohnerschaft aller hier erwähnten Provinzen erst eintreteu, wenn jeder Zweifel an dem Ernste und der umfassenden Tragweite der Reformpläne beseitigt erscheint, und damit ist auch das Terrain bezeichnet, auf welchem die Pforte eine die militärischen Maß nahmen ergänzende friedliche Thätigkeit so bald als möglich in ihrem eigenen Interesse entwickeln sollte. An diplomatischer Ermutigung zu einem solchen Vor gehen fehlt es in Konstantinopel sicherlich nicht. Die Ratschläge zahlreicher Mächte sind nach wie vor darauf gerichtet, die türkischen Machthaber zum Beharren aus den, durch prinzipielle Entschlüsse markierten Pfaden zu bewegen, und die Pforte erwidert diese Ratschläge durch erfreuliche Verheißungen, die aber aller dings erst durch die Erfüllung zu praktischer Bedeutung gelangen würden. Aus dem Gesagten geht hervor, das; man heute keine Ursache hat, an der Fortdauer der guten Ab sichten des Sultans und seiner Räte sowie der fried lichen Bestrebungen der Mächte zu zweifeln. Das Ergebnis dieser Absichten nnd Bestrebungen wird aber sehr wesentlich von der größeren oder geringeren Wirksamkeit gewisser „Imponderabilien" abhängen, die derzeit an allen Knotenpunkten des Gewebes der „Orientsrage" sich bemerkbar machen. In Kon stantinopel übt der Glaube an die russische Unter stützung, auf welche man mit oder ohne Blind uis zählen könne, einen starken Einfluß auf die gesamte Haltung der leitenden Faktoren aus. Dieser Einfluß kann so mächtig werden, das; die Pforte zu einer einseitigen und daher verfehlten Auffassung der schwebenden Probleme und der eigenen Interessen ge langen würde. In Sofia haben sich die Regierung; kreise unter dem Drucke diplomatischer Mahnungen zur ostentativen Lossagung von den Aufstands bestrcbungen in Makedonien genötigt gesehen. Die Verhältnisse in Bulgarien sind aber augen blicklich keine geklärten, und außerdem scheint man dort auch jene Lossagung mit dem ge heimen Vorbehalte verknüpft zu haben, daß die Be gebenheiten auf der Balkanhalbinsel vielleicht schon binnen kurzer Frist alle theoretischen Abstinenz Ver pflichtnngen hinfällig machen könnten. Die griechische Regierung bringt ihre Slnnpathien für die Stammes genossen auf Kreta gelegentlich ganz nnverhüllt zum Ausdrucke. Zwischen Belgrad und Cetinje werden innigste Freundschaftsgrüße ausgctauscht, die man in Cetinje durch das Gerassel des Handschars klangvoll instrumentiert, und an beiden Orten erzählt man der Welt ohne jegliche Reserve, daß der neu geschaffene serbisch montenegrinische Bruderbund seine ernste Weihe erst in den hoffentlich recht bald kommenden Kämpfen um die slawischen Ideale erhalten solle. Der Gedanke, auf welchen alle diese Kundgebungen, Stimmungen nnd Wünsche gegründet sind, ist leicht zu erraten. In keinem Balkanstaate hegt man die Hoffnung, ans eigener Kraft eine Umwälzung im europäischen Orient herbeisührcn zu können. Wohl aber hofft man, daß in naher Zeit wegen der arme nischen Frage oder wegen eines anderen Motivs eine neue Verschärfung der Oricntkrise eintreten und das; alsdann eine Spaltung der Großmächte das Signal zur Anmeldung aller Sonderbcstrebungen, zur Reali sierung aller Gewaltpläne der verschiedenen Inter essenten bieten werde. Gerade das Vorhandensein dieser Erwägungen und Absichten weist aber auf den einzig richtigen Weg, auf welchem die Großmächte dcn Gefahren einer in ihren Folgen unabsehbaren Aufrollung des Oricntproblcms vorbeugen können und müssen." Das; wir in einer höchst bemerkenswerten Epoche der Weltpolitik leben, daß die Diplomatie überall mit höchstem Eifer an der Arbeit ist, und daß die Möglich Festungswerke aufragenden Inseln Malmen, Trangey und Kerling Zu Fuß nach Rcukir, gleich morgens. Allein dahinschlendernd, hatte ich so das herrliche Eismeerpanorama ungestört vor Augen. Zur Linken erhob sich in majestä tischer Größe der Tindastoll, dessen Kamm und Schluchten von frisch gefallenem Schnee weiß gefärbt waren. Hohes Gebirge zog sich auch an der rechten Seite des Fjords hin und nur als kleiner Punkt war Grafaros jenseits zu erkennen Lange und häufig schweifte mein Blick über die weite Wasserfläche nach Norden Eine himmlische Ruhe lag über der ganzen Gegend, nur hin und wieder durch cin donnerndes Getöse in der Ferne unterbrochen, wo im Gebirge Steinlawinen niedergingen " Bei der Heimkehr aus Island plante Junker eine zweite Nordfahrt, nach Spitzbergen, ohne daß e« zu dieser kam Tenn zwischen 1869 und 1873 fing der dunkle Erdteil an seine Anziehungskraft auf ihn auszuüben Ta der junge Gelehrte völlig unabhängig war, konnte er zu nächst eine Reise nach Tunis unternehmen, die ihm zur Einsührung in Afrika und zur Erlernung des Arabischen diente Gegenüber dcn Anstrengungen der späteren Jahre und Reisen wollten die Kreuz- und O.uerzüge durch die Regentschaft Tunis nur wenig besagen. Ein fatale» Abenteuer erlebte er jedoch, als er in Tebessa algierischen Boden betrat Tic Besatzung dicseS Waffenplatzes empfing ein paar harmlose Reisende ziemlich miß trauisch. „Die Spioncnriechere: stand aus dem ganzen französischen Boden in voller Blüte, jede Bovegunq eines Frcmden, dcr nach irgend etwas Deutschem aussah, wurde nach Möglichkeit erschwert — — Junker hatte allerdings manche BerdachtSaründe gegen sich Sein Name war deutsch, mehrere Offiziere versicherten, da» Wort Junker bedeute in der deutschen Armee cmcn Fahnenjunker, Fahnenträger. Das war schon ein gewisser Zusammen hang mit dcr deutschen Kriegsmacht Scin mit Beschlag belegtes Notizbuch enthielt lauter deutsche Notizen, oben-
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