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Wochenblatt flir Reilhenbmlid, Siegmar, Neusi tadt, Rabenstein und Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 75 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand. Neooigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengcnommen und die Isvaltige Petitzeile oder deren Raum mit 25 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachm. 2 Uhr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 55S, Firma Ernst Flick» Neichenbrand. As SÄ- Sonnabend, den 31. Mai 1919 Bekanntmachung. Nachdem die Heberolle der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Jahr 1918 ein. gegangen ist, liegt dieselbe 2 Wochen lang und zwar vom 27. Mai biS 19. Juni 1919 zur Einsichtnahme der Beteiligten öffentlich im hiesigen Nathause (Gcmetndekasse) aus und sind etwaige Einsprüche der Unternehmer gegen Höhe der Beiträge rc. innerhalb einer weiteren Frist von 2 Wochen direkt an die Geschäftsstelle der Genossenschaft, Dresden Wienerplatz 1, zu richten. Die Beiträge sind auch trotz erhobenen Einspruches bis längstens den 11. Juni 1919 an die hiesige Gemeiudekasse abzuführen. Rcichcnbrand, am 27. Mai 1919. Der Gemeindevorstand. Durchsicht der Einhuferbestände aus Seuchen. Die in voriger Nummer des Wochenblattes angesagte Durchsicht der Einhuferbestände auf Seuchen für Rabenstein findet nach amtshauptmannschaftlicher Anweisung am Mittwoch» den 4. Juni 1919, vormittags 7 Uhr statt. Die Pferdebcsitzer werden gebeten, sich mit ihren Pferden pünktlich ^7 Uhr auf dem Unter- suchungsplatz Kreuzung Adolf Hardtftraße eknzufinden. Der Gemeindeoorstand zu Rabenstein, am 29 Mat 1919. Milchkartenausgabe. Freitag, den 6. Juni ISIS, vormittags von 8—12 Uhr werden im Rathaus Zimmer 5 Milchkarten verausgab!. Wer in der festgesetzten Zeit seine Milchkarten nicht abholt, kann mit Milch nur vom Zeitpunkte der Abholung der Karte an beliefert werden. Der Gemeindeoorstand zu Rabenstein, am 30 Mai 1919. 2. Termin Gemeinde-Einkommensteuer. Der 2. Termin Gemeinde Einkommensteuer 1919 ist fällig und bis längstens den 30. Mal 1919 an unsere Steuerkasse zu entrichten. Siegmar, 21. Mai 1619. Der Gemeindevorstand. Die Ausgabe der Reichsfleifchkarten Freitag, den 6. Juni, von 5—6 Uhr nachmittags durch die Brotpfleger in den bekannten Ausgabestellen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 30 Mai 1919. Der I I. Termin Gemeinde-Einkommensteuer spätestens den 15. Juni d. I. an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Der Gemeindrvorstand zu Nabenftcin, am 28. Mai 1919. Pstichtfeuerwehr-Uebung. Mittwoch, den 4. Juni d. I, abends punkt V28 Uhr findet auf dem hiesigen Turnplätze eine Hebung der Pslichtfeuerwehr statt. Die Uebungsmannschaften erhalten noch besondere Ladung. > Alarm-Signale werden nicht gegeben. Rottluff, am 30. Mai 1919. Der Gemeindeoorstand. Fundamt Rabenstein. Verloren wurde ein silbernes Kettchen. Der Gemeindeoorstand zu Rabenstein» am 30. Mai 1919. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichcnlirand. Am Sonntag Eraudi, den 1. Juni, Vorm. Ve9 Uhr Predigt - gottesdienst: HUfsgeistlicher Kroll. Vorm. R.O Uhr Unterredung mit der weiblichen Jugend: Derselbe. Dienstag Abend 8 Uhr Jungsrauenverein. Donnerstag Nachm. 2 Uhr Großmüttccchenverein. Amtswoche: HUfsgeistlicher Kroll. Parochie. Nabenstein. Am Sonntag Eraudi, 1. Juni, Vorm. 9 Uhr Prcdigtgottes- diensN Hilfsgeistli^er ^cidhold. ^ ^ i^-L n 1U Montag. 2. Juni, Abends 1/26 Uhr Bibelstunde der landes- kirchl. Gemeinschaft im Pfarrsaale. Dienstag, 3. Juni, Nachm. 2 Uhr Mütterberatungsstelle in der Kirchschule. Mittwoch, -1. Juni. Abends 8 Uhr Versammlung des co. Jung- frauenveretns I im Pfarrsaale. Wochenamt: Hilfsgeistlicher Leidhold. Rabenstein. Am kommenden Sonntage, 1. Juni, findet in der hiesigen Kirchfahrt das kirchl. Jugendfest der Ephorie (5hemnitz-Land statt, zu dem sich gegen 1000 Mitglieder der evangelischen JünglinZs- und Jungfrauenvereine angemcldct haben. Die Predigt im Fest- ins Gotteshaus erst dann ermöglicht werden^ wenn der Festig der Jugendlichen in die Kirche eingezogen ist. 2m Anschluß an den Gottesdienst wird sich der Zug in das neu zu eröffnende Naturtheater begeben, wo das ergreifende Schauspiel „Glaube und Heimat" zur Aufführung kommt. Natur-Theater Rabenftcin. Allo am Sonntag bricht nun der große Tag für Rabenstein an. Da« Nalur-Thcatcr wird am Nachmittag um Uhr mtt der wundervollen Dichtung Wieland der Schmied von F. Lienhardt erdfsnet. Am Nachmittag um V-2 Uhr findet eine g-fchlofsenc Vor- stellung für die kirchliche Jugendpflege statt. Diese Vorstellung ist nicht öffentlich. Kür die cigentllche Erössnungsvorftellung um v«b Uhr sind nun auch, wie für alle späteren Vorstellungen, bei Herrn Kauf, mann Böhme Eintrittskarten ohne jeden Aufschlag zu haben. Damit ift einem dringenden B-dürfnl» abgebolsen worden. Diese Verhaus«, stelle ist vom V-rk-hrsveretn von Radenstein eingerichtet worden. Wöge nun die Bevölkerung von Rabenstein und Umgegend diesem wundervollen Unternehmen durch fleißigen Besuch seine Unterstützung zuteil werden lassen, eingedenk der großen Unkosten, die eln solches Werk verursacht. Es sind deshalb auch für die Wochentage einige Vorstellungen zu mäßigen Preisen angesetzt. Annemarie. Roman von A. Wtlcken. Als der Tag zu Ende ging, ohne den Verlobten der Tochter gebracht zu haben, entschied sich Herr von Kellen doch für eine Einmischung, wenn schon Annemarie sich diese auf das entschiedenste verbeten hatte. Man konnte nicht so Oenlsu tötet Wanzen Llodol Met Motten. Zu haben in drr ^„8^0 StegM«- Fernsprecher 180. Erich Schulze. untätig dasitzen und das Unglück seinen Lauf nehmen lassen. Vielleicht erwartete Tollen von ihm, daß er zu ihm käme, denn Tollen war der Beleidigte, konnte dennoch billigerwcise erwarten, daß von Siebeneichen aus der erste Aussöhnungs- Versuch gemacht würde. Auch Frau Thora schloß sich, wie immer, der Ansicht ihres Gatten an. Trotzdem Herr von Kellen nicht für vieles Staubauf- wirbeln war, batte man doch diesesmal Tante Emmelinc bei dem Familienrat zngezogen. Die alte Dame war von Annemaries Absage all den Grafen gleichfalls wie vom Donner gerührt. So viel sie aber auch von Graf Tollen hielt, so sland Annemarie ihrem Herzen doch näher. Daß diese ohne triftigen Grund ihrem Verlobten abgcschriebcn, war nach ihrer Meinung nicht an zunehmen. Das Mädchen, welches auf keinerlei Fragen antwortete, durch Vorwürfe zu quälen, hielt sie nicht für ratsam. Man mußte annchmcn, daß die Ursache des Rücktritts stichhaltig war. So urteilte Tante Emmelinc. Kellen war zwar anderer Ansicht, aber er sah ein, man konnte das verstockte Mädchen nicht bei den Haaren an den Altar schleppen. Man würde damit auch bei Graf Tollen auf Widerstand stoßen. „So bleibt mir nichts anderes übrig," erklärte Herr von Kellen rund heraus, „als mich morgen vormittag bei Tollen zu melden." Dieser Vorschlag fand Emmelinens Beifall. Annemarie hatte sich, aller Szenen und aller Fragen »lüde, in ihr Zimmer eingeschlossen. Nichts wollte sie mehr hören. Sie war von dem Erlebten so zermürbt, daß endlich ein fester Schlaf sic ihrem Kummer entzog. Sechzehntes Kapitel. Und abermals wie am Tage vorher saß Graf Tollen an seinem Schreibtisch, als ihm der Besuch des Herrn voll Kellen gemeldet wurde. Tollen befand sich natürlich nicht in der glänzendsten Laune. Die Idee, nach Wandsbeck zu fahren, hatte er fallen lassen. Es lag eine gewisse Lächerlichkeit darin, der Braut, die offenbar vor ihm geflohen war, nachzulaufen. So sehr es ihn auch nach einer Aussprache drängte, so wollte er sich natürlich nicht lächerlich machen vor sich selber. Dann kam Kellens Brief mit der Anzeige, daß Anne marie zuriickgekehrt sei. Das war ihm recht. Er hatte den Wunsch, die Aussprache durchaus unter vier Augen abzumachen. Die alte Gräfin hatte ihre Migräne, die jeden Besuch, auch den des Sohnes, ausschloß. So kam Tollen vorläufig über das Peinliche seiner Lage wenigstens im eigenen Hause hinweg. Der Besuch Kellens war ihm unter diesen Umständen nicht angenehm; daß er überhaupt kam, mußte einen be sonderen Grund haben. Er wollte seine Sache allein mit Annemarie ausfechten, fremde Einmischungen, und wären es die der Eltern! — liebte er nicht. Er empfing seinen Schwiegervater etwas steif. „Das ist ja sehr liebenswürdig von Ihnen, verehrter Schwiegerpapa, daß Sie einmal zu mir kommen," sagte er in so förmlichen Tone, daß Kellen sich einer leichten Verlegen heit nicht erwehren konnte. „Ich muß gestehen," fuhr er in derselben steifen Haltung verharrend fort, „daß mir die kleine Abwechslung Ihres Besuches ganz erwünscht ist. Meine Mutter ist sehr leidend heute, und auch Ihnen wird Siebeneichen ohne Ihr Töch- terchen etwas einsam vorgekommen sein." Herr von Kellen war ein gewandter Mann, was aber nicht ausschloß, daß er sich nicht gerade in allen Lebens lagen zurechtzufiuden vermochte. Ihm war das Leben ziemlich glatt verlausen, Hilse kam immer zur rechten Zeit, wenn er einer Hilfe bedurfte. Diese unglückliche Geschichte mit Annemarie war allerdings ein Ausnahincfall und wohl im stand, auch einen gefestigten Charakter aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die steife Haltung des Schwiegersohns erschwerte eine Aussprache sehr, zum großen Leidwesen des Friedensstifters. Vorerst nur immer der Form genügen! So sagte er bedauernd: „Es tut mir aufrichtig leid, lieber Enno, daß Ihre Mutter wieder einen bösen Tag Hai. Im übrigen — Sie sprachen ja davon, nach Wandsbeck fahren zu wollen. Sie haben doch meine Botschaft gestern erhalten? Annemarie ist ja wicdergekommen." „So," sagte der Graf, als ginge ihm das gar nichts an. Daitn setzte er mit leichtem Lächeln hinzu: „Dann ist sie ja nur ein paar Stunden fortgewesen." „Ja, mein lieber Enno, was wollen Sie? Launen," suchte Herr von Kellen seiner Tochter Benehmen zu erkläret,. Er fand es für ratsam, den ganzen Sachverhalt in leichter, überlegener Weise zu behandeln. „Die Weiber haben eben ihre Launen. Man muß darüber wegsehen. So ein Kinds kopf, die Annemarie —" Enno von Tollen hatte eine Art, einen Menschen er staunt anzusehen, daß Kellen cinsehen mußte, er habe nicht den richtigen Weg eingeschlagen. Graf Tollen bot feinem Gast einen Siß an, sich ihm gegenüber niederlasscnd. „Ich bitte, bedienen Sie sich," nötigte er, ein Kistchen feinster Zigarren über den Tisch reichend. Die Rolle eines Vermittlers war doch verteufelt schwierig. Tollen saß dem Siebeneichener mit einem derart strengen, abweisende» Gesicht gegenüber, daß selbst ein gewiegter Diplomat in die Enge gekommen wäre. Er, Roderich von Kellen, war aber kein Diplomat, er suchte nach Worten, die er diesem beleidigenden Schweigen gegenüber nicht finden konnte. Dann platzte er gerade heraus. „Ich will es kurz machen, lieber Enno. Ihr seid euch da wohl ein bißchen in die Haare geraten, bedenken Sic, Annemarie ist noch ein halbes Kind." „An die Haare geraten?" machte Graf Tollen gedehnt. „Wollen Sie damit fagen, Papa, daß wir in Streit geraten find-. Zucker uud Mehl wird ersetzt durch Zuckerrnbenurehl. Zu haben in der ^ Drogerie Siegmar Fernsprecher 180. Erich Tchulze.