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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911216027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891121602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891121602
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-16
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
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Diejenige Partei, welche ihre staatSzersetzenden nnd kulturfeindlichen Bestrebungen mit einer Energie, die einer besseren Sache würdig wäre, auch auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung zur Geltung zu bringen sucht nnd die Stadtverordneten- wablcn zu demjenigen gemacht bat, waS sie nicht sein sollen, zu Wahlen mit scharf ausgeprägter politischer Tendenz, ist trotz aller sie begünstigenden äußeren Umstände vollständig unterlegen. Im glücklichen Gegensatz zu vielen anderen große» und kleinen Städte» wird demnach unser Leipzig auch im nächsten Jahr und hoffentlich für alle Zukunft davor be wahrt bleiben, daß Vertreter der socialdemokratischen Umsturz- Partei ihren Einzug in das Gemeindecollegium halten. Wir können unsere Stadt nur von ganzem Herzen dazu beglück wünschen, daß das scheidende Jahr für sie mit einem so köstlichen Lichtblick abschlicßt. Wir haben die Zahlen der Abstimmung bereits in der letzten Nummer mitgcthritt und kommen daraus an dieser stelle nur insoweit zurück, als sie zur Beleuchtung des Resultates des Wahlkampfes dienen müssen. Wahlberechtigte waren im Ganzen etwa 22 000 vorhanden und von diesen baden 14 500 gewählt, also etwa zwei Drittel. Diese Wahl- betbeiligung ist, namentlich wenn man das in früheren Jahren bei den Stadtverordneten-Wahlen zu Tage getretene Verhältnis; berücksichtigt, eine beträchtliche und erfreuliche, sie hätte aber immerhin in Anbetracht der wichtigen Entscheidung, um die eS sich dieses Mal handelte, eine noch regere sein müssen. Wen» 7500 Bürger an einem so ernsten Tage, wie es der gestrige war, ihre Bürgerpflicht außer Acht lassen, so ist das auf keinen Fall zu rechtfertige», und eS bekundet diese Vernachlässigung bei den Meisten einen solchen Ma»gel an politischer Einsicht, daß man nur wünschen kann, cs möchten in Zukunft Mittel und Wege gesunde» werten, um einem derartigen Scktasmüyen- tbuui wirksam zu begegnen. Wir würden für unseren Theil gar nicht davor zurückicheuen, im Hinblick auf die nicht auS- zurottcndc Bequemlichkeit und Gleichgiltigkeit so vieler Tausende den gesetzlichen Wahlzwang anstatt des ÄahlrechteS cinzuführen. Wir vermögen nicht eiuzusehen, weshalb wir neben der Äilitairpflicht, der Schulpflicht rc. nicht auch die Wahlpflicht haben sollen. Von den abgegebenen 14 500 Stimmen sind auf die Liste der vereinigten Ordnungsparteien 7600 glatte und etwa 900 nur wenige Veränderungen aufweisende, im Ganzen etwa 8500 Zettel entfallen. Diese Liste hat demnach 59 Proc. aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinigt und somit mit etwa 900 Stimmen darüber binaus die absolute Mehrheit erreicht, die übrigens bei Stadtverordncten-Wahlen nickt nöthig ist, indem hier die relative Stimmcnmehr- beit genügt. Die Liste der socialdemokratischen Partei hat cs auf 428? Stimmen oder etwa 29 Proc. der abgegebenen Stimmen gebracht, während die Liste der „unabhängigen" Bürger sich mit 1685 Stimmen oder mit etwa 12 Proccnt der Gesammtstimmcn hat begnügen müssen. Wenn wir diese Zahlen mit den im vorigen Iabrc erzielten Ahstimmunzsverbättnissen vergleichen, so ergiebt sich, daß damals die OrdnungSparlcien eS aus 7200, die Socia- listcn auf 2.900, die Unabhängigen aus 1750 brachten. Die LrtnungSpartcicn haben demnach einen Stimmenzuwachs ron 1300, die Socialistcn einen solchen von 2000 Stimmen zu verzeichnen, während die „Unabhängigen" einen Rückgang von beinahe 100 Stimmen erlitten haben. Es bestätigt das rollkommen, was wir vor der Wahl mehrfach ausgeführt haben, daß eS sich in der Hauptsache nur um die beiden großen un versöhnlichen Gegensätze, um die OrdnungSparlcien und die Locialdemokratie, handeln würde. Die Partei der dazwischen sich drängenden „Unabhängigen" hat eine sehr unbedeutende Rolle gespielt. Daß die socialdcmokratische Partei dieses Mat einen bedeutenden Zuwachs von Stimmen erhalten würde, war bestimmt vorauszusehen Die Einverleibung ihrer Hoch burgen Lindenau, Plagwitz, Kleinzschocher, Connewitz rc. mußte ihr eine große Vermehrung von Stimmen zufübrcn. Wir Icnncii aber nicht zugeben, daß die nunmehr ziffernmäßig scstgestclltc Vermehrung der socialistiscken Wahlstimmen e:ne überraschend große ist, im Gegcntbeil, wir haben sie nach Lage der Verhältnisse ganz in dieser Weise erwartet. Tie diesmalige Stabtverordnetcnwahl durfte als eine aus schlaggebende Kraftprobe angesehen werden. Wenn eS der socialdemokralie selbst, nachdem die von ihr so stark in- jiciricn Vororte sämmtlich mitacwählt haben, eS auf noch nicht ein Drittel der Stimmen bringen konnte, so hat eS mit km Sieg dieser Partei noch gute Wege. Man darf hierbei nickt außer Augen lassen, daß seiten« der socialdemokratischen Partei das ganze Jahr hindurch das Menschenmögliche ge- itebcn ist, um eine für sie günstige Wendung hcrbcizusühren. <cmc andere Partei hat auch nur annähernd sich solche» Anstrengungen unterzogen. Tamit soll nun nickt gesagt sein, daß die OrknungS- barteien in unserer Stadt etwa Ursache hätten, aus ihren '.srbcereii auSzuruhcn und die Wahl im nächsten Jahr un- :laua an sich berankommen zu lassen. Nein, eö würde das iiu verbängnißvoller Fehler sein. So wie wir die Social- kmotratic kennen, bedarf cS ihr gegenüber fortdauernd der zrösncn Wachsamkeit »nd Tbätigkcit. Vor allen Dingen »En unsere OrdnungSparlcien, wenn der gemeinsame mar niedergcbaltcn werden soll, einig bleiben. Die jetzige Lalck bat wieder gezeigt, welch' schöner Sieg durch da- Borbandensein dieser Einigkeit errungen wird. Wir hoffen bestimmt, daß diese Einigkeit auch im kommenden Jahr unserer Stadt erhalten bleibt. WaS in unseren Kräften siebt, um dieses harmonische Vcrhältniß zu befestigen, das soll und wird unter allen Umständen geschehen. Leipzig, 16. December. * Ein günstiges Zeichen für den Werth und die Bedeu- tnng der soeben abgeschloffenen mitteleuropäischen Handelsverträge ist offenbar die starke Beklemmung und Änzst, das Gefühl tiefer Unbehaglichkeit, streiche» sich unserer französischen Nachbarn bemächtigt hat. Man hat dort «acht mit Unrecht da« Gefühl vollkommener wutthschaftlichrr Vereinzelung und tastet bereit« nach Auswegen au« diesem unersprießlichen Zustand umher. Die große Zollverrinigung hat ohne Zweifel noch eine weitere AnzichunaS- und Ao«- dehnungSkrast. Die Unterhandlungen niit den Balkanstaatea kommen bereits in Fluß; andere Lander, wie die pyrenäischen. vielleicht auch die skandinavischen Staaten, werden ohne Zweifel bald ebenfalls Vereinbarungen mit den Zollverbündrten von Mitteleuropa suchen. Mit ;edrm weiteren Abschluß wird die Lage Frankreichs isolirtrr; mit dem „Verbündeten von Kron stadt" ist wirthschaftlich nicht» zu machen; Frankreich ist nach einer geographischen Lage und der Beschaffenheit seiner wich tigsten Erzeugnisse auf eine bedeutende AuSsubr angewiesen, die durch die Ueberspannuug des schutzzöllncrischen System« mehr »nd mehr verloren zu geben droht. Zugleich verhehlt man sich in Frankreich keineswegs die politische Bedeu tung der Handelsverträge. Ein dauernder wirtbschastlichrr Ausgleich muß naturgemäß auch da« politische Einvernehmen der bctheiligten Staaten befestigen, ihre Neigung, Störungen des Weltfrieden« gemeinsam abzuwehren, ver- 'tärken. Damit bat der Dreibund eine ueue feste Grund lage erhalten. Frankreich bat e« an seinem Vcrhältniß mit Italien ersabren, wie wirthschastliche Vergewaltigungen auch das politische Einvernehmen unheilbar stören; Italien wäre chon durch die handelspolitischen Mißhandlungen seiten« FrankreichS zum Festhalten am Dreibund genöthigt, auch weno keine andern Gründe hinzukämen. Ein aufrichtiger und kräf tiger FricdenSbund paßt gar zu wenig zu den französischen Nevancheplänen. daher die „patriotischen Beklemmungen", welche in Frankreich durch die neuesten Verträge hcrvorgerusen werden. Gewiß verdient diese Anschauung der Franzosen über die durch die Handelsverträge geschaffene Lage und ihre Wir kungen auch in Deutschland volle Beachtung; die Grsichts- punctc, die dadurch angeregt werben, können unS mit virlru Bedenken und Ausstellungen versöhnen, die im Einzelnen gegen den Inbalt der Verträge vorgebracht werden. * Bei dem gestrigen parlamentarischen Diner des Minister« von Bocttichcr waren die Minister, sowie zahlreiche Mit glieder des Reichstags zugegen, ausgenommen Social- demrkraten. * Bei den Berliner Stadtverordneten - Stichwahlen wurden 5 Liberale und l Socialist gewählt; die Liberale» gewannen 1 Sitz, die Conservativcn verloren 2 Sitze. * Den ganzen Rhein herunter machen die Weinbauern wegen der Wemzölle gegen den deutsch-italienischen Handel«» vertrag mobil. Der „Kölnischen VolkSzcituna" wird vom Rhein das Folgende geschrieben: „Die Weir.zollc sind ganz richtig in der der „Kölnische» VotkSzeitung" von der Mosel zugcgangenen Zuschrift beleuchtet worden. Aus hiesiger Seite, d. h. in der ganzen Gegend von Bonn bis Obcr- labnstein und bis AßmannShausen und Ingelheim» ist die Sache viel schlimmer, ja, der Untergang unseres Rothweinbaues steht zu befürchten, weil durch den billigen Bezug gerade der italienischen Traube» wir nicht mehr concurriren können bei den hohen TagcS- löbnen und Tüngstoffcn. ES wird auch nicht, wie die betreffende Denkschrift sagt, die Kunstwcin Fabrikation eingeschränkt, sondern befördert, weil die kleinen Weißweine dann alle zu Rothwein gemacht werden und Wasser noch billiger ist als italienische Trauben. Ich zweifle nickt, daß alle Winzer auS jener Gegend meine Ansicht unterschreibcn würden; nur nicht die Kunstwein-Fabrikanten, welche jubeln, weil sie unS nicht mehr nothwendig haben, sondern nur noch die paar Kenner eine» Nhein- bleicharlS. Schon allein dadurch war der Verkauf von natur reinen Ncthweinen fast unmöglich für nichtroutinirte Wein- Händler, weil eben gerade von den Trestern, besonders ita lienischen, eine große, vielleicht die größte Masse von Roth wein gemacht wurde durch Zusatz großer Mengen billigsten säuern Weißen WcincS, ja WafferS, so daß Rothweine in große» Massen zu 40, 50, 60, 70 -s für das Liter verkauft werde», obschon Wein von rothen Trauben sich auf 60 und 80Z im Rohzustände schon seit mehreren Jahren stellt. Und WaS ist Wein zu Cognac-Bereitung? Was heißt zum Verschnitt unter Controle? Vcrschnittwein mit so und so viel Proccnt Gehalt? Kann der nöthige nicht mit Kartoffelsprit ersetzt werden? Und wenn die Italiener sich mit den Franzosen aus unfern Leibern schlagen darüber, wer am besten Kunstwein mit Sprit unS vorzaubern kann, so sage ich: Beide verstehen eS gründlich, wie die kolossale Ausfuhr von Sprit dorthin bezeugt. Von jenen haben cS ja die hiesigen Schmierer erlernt. Wenn auch ein kleiner Verschnitt mit bestem Italiener unserem Wein nicht nicht schadet in Jahren, wo die Cresccnz hier schlecht ist, billiger ist Verschnitt mit Wasser, und wie viele Farbstoffe gehen nach Italien! Es wäre gut, wenn diese GesichtSpunctc >m Reichstag erörtert würden; ;ctenfalls geht hier der Wein bau unter zu Gunsten der Italiener". * Gegenüber dem Versuche von conservativcr Seite, die dritte Lesung der Handelsverträge nach den Weihnachtsserien erst vorzunehmen, hat die Regierung erwidert, daß sie nach wie vor den größten Werth darauf lege, die Handels verträge, soweit sic jetzt vorliegen, noch in diesem Jahre möglichst zu verabschieden. * Der Äsrikareisende Adolf Krause hat aus der wissenschastlichen und commcrziellcn Station zu Salaga, Land Gbanje. Hinterland Togo, unter dem 7. September d. I. eine Petition an den Reichstag gerichtet, in welcher er scinc^Bchauptlnigen über die Duldung und selbst Begünstigung deSSclaven Handels im deutschen Togogebiet durch aus aufrecht erhält. Die Sclavenbändler (so heißt eS in der Petition) dringen ihre für den Verkauf bestimmten Sclaven nickt im Geheimen nach dem Togogebiet, sondern offen und frei, weil im ganzen westlichen Sudan bei den Eingeborenen die Meinung besteht, daß im Togoland im Gegensatz zu den Nachbargebicten Sclavenhandel frei ausgeübt werben darf und von deutschen Behörden ge duldet wird. Obwohl der directc Handel von Salaga nach Togo hin wahrscheinlich mit mehr als 90 Proc. in Sclaven besteht, ist in Salaga noch kein Fall bekannt geworden, daß ein Verkäufer von Sclaven im deutschen Togogebiet von deutschen Behörden wegen Sclavenverkaufs gewarnt, belästigt ober gar bestraft worden ist. Krause «heilt darauf abschrift lich euren Paß mit, welchen das deutsche Commisiariat für Togo au-gestrllt hat. Ja demselbea theilt, der Premier lieutenant Herold — Misaböhe — unter dem 22. September 1890 mit, daß 20 Salazahauffa über Kunia kommen mit sechs Sclaven. Daraus antwortet das deutsche Zollamt für Togo in Lome, gcz. Küas, unter dem 1 Oktober 1890: „Die Bemerkung „Sclaven" ist unbeilvoll, lieber nickt bemerken " Die betreffenden Hausia haben »ach Mittbeilungen Krausc'S ihre Sclaven in Togo verkauft, für einen Theit des dafür erhaltenen Geldes Schnaps, Pulver nnd Gewehre eingekcuist. Alsdann gingen sie nach der benachbarten Goldküstencolonie, um daselbst andere Waarcn für Salaga cinzukaiffcn. Auf ihrer Rückreise nach Salaga berührten sic Misabobe nickt. In Salaga angclangl, händigte der Träger des Passes — er war nur Beauftragter, nicht «sclaveneigenthümer — den Paß seinem Herrn auS und dieser hat ihn Herrn -Krause über sandt. Krause behauptet, daß die deutsche Togorcgierung Sclavenbändler als Beamte und Bcrathcr verwendet, wie z. B. Oswald Kalo in Kpando, der monatlich 60 beziehe, und Abdul Kerini in Salaga, dessen Leute Sclaven direct auS dem großen Mcnschcnräubcrlager San-Sani Gasari nach der Togokuste brächten. Krause stellt sich persönlich zur Ver fügung, wenn eine Commission in daS Togogebiet entsandt werden sollte, um die Berbältniffe in Betreff des Sklaven handels daselbst zu untersuchen * Verschiedene Blätter bringen die Nachricht, daß noch in diesem Monate in Berlin Besprechungen über einen zwischen Deutschland nnd den Niederlanden abrnschlicßcndcn Han delsvertrag stattsinden sollen. In zuständigen nieder ländischen Kreisen wird, wie wir hören, diese Mitthcilung al- eine falsche bezeichnet. * Der „Kölnischen Zeitung" wird auS Berlin gemeldet- Sicherem Vernehmen nach legte der CultnSministcr dem StaatSministerium den Gesetzentwurf vor, betreffend die Gleich stellung der Lehrer an den städtischen höheren Schulen mit den Lehrern an den staatlichen höheren Lehranstalten. * In der letzten Sitzung des Altenburger Landtags wurden 22 600 -4! bewilligt als Thcuerungözulagc für Beamte und Bedienstete des Staate», deren Einkommen 2400 -4k nicht übersteigt. Die Debatte, welche sich an diesen BerathungSgegciistand knüpfte, war ziemlich lebhaft. Abg. Hüttig stellte auch den Antrag, jedem Beamten mindestens 75 -F als jährlichen Zuschuß zu gewähren, wurde aber nicht genügend unterstützt. Weiter wurde beschlossen, die Regierung zu ermächtige», die ne» anzusteUendcn verpflichteten Feldmesser ,n die Staatsvicncrwitlwen-Socictät aufzunehmen und den bereits im Staatsdienste befindlichen Feldmessern eine entsprechende Pension zu gewähren, fall« sic dienstunfähig werden. Außerdem wurden 3200 .F für Anstellung einer technischen Hilfskraft an das Bauanit zu Roda und 500 „4k zur Errichtung von Spielplätzen für die Gdmnasien zu Alten- burg und Effenberg, sowie für daS Altenburger Realprogym- nasium bewilligt. Der höchste Erlaß über die Erweiterung des LandcSschullcbrerseminars fand noch keine cndgillige Er ledigung, vielmehr wurde auf Antrag de« Abg. Donath be schlossen, die Regierung zu ermächtigen,^zu dem gedachte» Zwecke »och eine Parcclle Land von der Stadt zu erwerben. Hierauf wurde beschlossen, 446 in Landstraßciistrcckc an die Stadtgemeinde Schmölln abzutrcten und derselben dasürjeine Ablösungssumme von 553!« .4! zu zahlen. Schließlich wurde der Antrag des Abg. Härcher, welcher dahin ging, die Petition des deutschen Frauenvercins „Reform" zu Weimar der Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen, mit großer Majorität angcuvmmcn. * AuS Halle a. S. wird uns vom 15. December ge schrieben: Die Allgemeine OrdnungSpartci §ür Halle a. S. und den Saalekreis, die in der letzten Zeit eine außerordentliche Thätigkcit auf dem Lande entwickelt und man kann nicht anders sagen, große Erfolge erzielt hat, hielt beute Abend im „Neuen Theater" eine Versammlung ab. Herr Obcrbcrgralh I»,-. Arndt-Halle hielt einen Bortrag über „die neue» Handelsverträge" des Deutschen Reiches mit Oesterreich, Schweiz, Italien rc. und die Stellungnahme des Reichstages zu dieser wichtigen Angelegenheit —, ferner Herr Rechtsanwalt Schütte-Hallc einen lolchcn über „daS neue Einkommensteuergesetz". Beide Borträae brachten de» Zu hörern manch Belehrendes, wofür diese sich auch dankbar bezeigten. * Prinzrcgent Luitpold von Bayern hat gestern den ostasrikanische» Berichterstatter deS „Berliner Tageblattes", Eugen Wolf, in Audienz empfangen. — Nach de» bis jetzt vorliegenden Resnltaten der gestrigen RcichStagS-Ersatz- waht in Bayreuth ist die Wahl deS nationallibcralcn Candidatcn wahrscheinlich. * AusMünchen wird unS vom 15.December geschrieben: Gelegentlich der Berathung des MilitairetatS im bayerischen Landtage brachte in der Generaldebatte der liberale Abgeord nete OberlandeSgerichtSrath Jos. Wagner die Interpellation ein, welches Schicksal eine Petition des Vorjahres in Sacken der Einführung der zweijährigen Dienstzeit gehabt habe. Der Kriegsminister schwieg sich dieser Anfrage gegenüber gestern aus, reagirte aber heute daraus durch nach- «tchendc Erklärung, nach welcher die Aussichten für die zwei- iäbrige Dienstzeit nicht gerade die besten zu nennen sind. Die Erklärung lautet nach stenographischer Ausnahme: „Man ist über die Frage der Einsührung der zweijährigen Dienst- zeit in militairischc» Kreisen noch lange nicht im Reinen und bestellt eine überzeugte Ansicht zur Zeit noch nicht. Eines ober steht fest, mit Einsührung der zwesiäyrigen Dienstzeit werden große Geldmittel in Anspruch genommen werden müssen, denn sie bedingt eine Be» Mehrung der Cadres durch Verstärkung oder Errichtung »euer Regimenter. Aber auch ein anderer Slondpunct möchte einpfehlens- werih sein, zur Zeit eine so große Veränderung, von der man noch gar nicht weiß, ob sie, vom militairischen Standpunkt betrachtet, auch gut und vortheilhast ist, eintreten »u lassen, »in dafür Einrichtungen, welche sich im Frieden und Krieg so außerordentlich bewährt baden, wegzugeben. Li» Frage kann überhaupt in Bayern eine einseitige Löuing nicht finden, ich warne davor, das Gute auszugeben. Eine Umänderung der fundamentalen Organisation des Heeres kann nur daun stattfinden, wenn wir vollständig überzeugt sind, daß sie bester ist als was wir bisher haben und daß uns die Mittel gegcben werden könne», um sie ohne große Lasten für das Land durchführen zu können". Ferner betonte der Krieg-minister v. Safferling be züglich der Militairstrasproccß Ordnung, daSKrirgSministcrinm müsse sich auf die bereits abgegebenen Erklärungen berufen. Mak fei bei derrselben von d«r Erwägung au-gegasgru, daß eine sichere und vertrauenerweckende Rechtspflege anzustreben sei, wobei auch die militairischen Interessen geivahrt blieben. In diesem Sinne würden die Grundsätze, welche sich durch die Erfahrung bewährte», im Allgemeinen und bezüglich der Organisation der Gerichte im Besonderen ihre entsprechende Vertretung finden. * » -i- * AuS dem HandelSvcrtragsauSschuß de« österreichischen ReichsrathcS wird berichtet: Obmann Bilinski dankte dem Handelsminister im Namen des Ausschusses für das durch die Handelsverträge geschaffene Werk, das von europäischer Bedeutung sei. Der Ausschuß »ahm den Vorschlag Bilinski'S an, »ach der Debatte über die Gcsammlvcrträge sosort über die Annahme abzustimmen, einen einzigen Re ferenten sür die Etesainmt - Verträge zu bestellen, sowie die Arbeiten jedenfalls vor Weihnachten zu beenden. Der HandelSiniiiifter siellie auf das Eingehendste die Vorgeschichte der Vertragsabschlüsse und die handelspolitische Situation vor und »ach denselben dar, erläuterte die zolllarisarischen Vereinbarungen und stellte die tkiinlichste Ermäßigung der Frachlentarifc sür den Leinenexpori in Aussicht. Auf die Erklärungen des Ministerpräsidenten Grafen Taasse am Montag ziirückkoinmend, hob der Minister hervor, daß ihm hierüber keine Bemerkung ziistehe. Der deutsche Reichs kanzler von Caprivi habe in, Reichstage die Verträge in so über zeugender, klarer »nd dabei für die Verbündete» so anerkennender und sympatbischer Weise vertreten, daß er vollen Anspruch auf den Dank Oesterreichs hätte erheben müssen, mindestens aber davor hätte sicher sein sollen, daß seine Aeußrrungen, wie dies zum tiefsten Bedauern der österreichischen Regierung geschehen sei, in so gehässiger Weise beiprochen würde». Der Minister hob alsdann hervor, die durch das Zniainnienwirken der Staalen deS Dreibundes z» Stande gebrachten Verträge bildeten ein einheitliches Ganzes. Es könne keiner sür sich abgelebnt werde», wen» ei» anderer aufrecht bleibe, nicht weil die Regierung es so wünsche, sondern weil die Ver träge absichtlich in einander verklammert worden seien. Die Regie rung wolle dieses wiritsichastliche Gebiet sicher», später erweitern und das Gelingen des Werkes, welches die öffentliche Meinung für sich habe, nicht in Gefahr bringen lasse». Sie müsse daher jede Verant wortung sür Schritte, welche das Gesüge der znjammengehörigen Verträge locker», ablebne» »nd ans der gleichzeitigen, unveränderten und baldmöglichsten Annahme deS ganzen VerlragScomplexes be siehe». Hallwich erklärte, Oesterreich müßte mit der eigene» Ver gangenheit sich in Widerspruch setzen, wenn es zögerte, dir Hand zu ergreifen, welche ihm Deutschland zu dein Vertrage reiche. An gesichts der eminenten Bedeutung der Verträge für das Reich nnd die Reichshauptstadt sei es unverständlich, daß ei» Ab geordneter Wiens principirll opvonire, der Hanpivortheit der Verträge komme der Landwirihschast z» Gute. Gomperz st.idei dev Schwerpunkt des Vettragscoinplexes tn dem Vertrage mit Deutschland, wobei das Bestreben rrktnndar sei, möglichst viel aus dem agrarischen Gebiete zu erreichen. Trotzdem zahlreiche Wünsche der Industriellen unerfüllt geblieben seien, ziehe er die Verträge einem unsichere» Zustande der Berlragslosigkeit vor; auch müsse zwischen politisch verbündete» Staaten der Fall eines Zollkrieges ausgeschlossen sein : schließlich gab der Redner der Hoffnung Ausdruck, daß auch mit Serbien und Rumänien baldmöglichst der Abschluß von Llerträgen erfolgen werde. Kozlvwski erklärte, gleichwie die polnischen Ab geordneten des deutschen Reichstages könnten auch die Pole» Oester- rcichs.sich nicht der lwben, ethiich politischen und wiridichastlichen Bedeutung der Verträge »nd zwar bezüglich der Annäherung der Völker, der Stärkung der Tripelallianz, der Versorgung des Westens mit de» Produkten der Landwirihschast Oesterreichs, sowie des Güteraustausches in Mitteleuropa verschließe». Rußland und Frankreich wollten sich obschließen. Während Oesterreich kein Zu- gesländniß scheue, »m Italien. Belgien und der Schweiz den An- schluß an das Handelsvertragsbündniß zu ermöglichen, veranstaltete Rußland sranzoseiifrenndliche Demonstrationen und werde trotzdem die französischen Provibitionsgelllsle mit einem Zoll aus die fran zösischen Weine beaniwvrten. Der Hauptwerth des Vertrages liege in der Diffrrentialbehandlung Rußlands. Hieraus wurde die weitere Berathung aus Mittwoch vertagt. * Der schweizerische VundeSrath beschloß, bei der Bundesversammlung den Erlaß der -tbosten der Bundes- intervention im Tessin von 1889 und 1890 zu beantragen. — Zwischen der französischen Ostbahn, den clsässischen Reichscffenbahnkn und der Iura-Simplonbabn wurde eine Vereinbarung dahin getroffen, daß vom I. Juni 1892 ab beide Nachtzüge Basel-Calais nnd Basel-Paris wieder über DelSberg-Delle verkehre». Die Tageszügc bleiben auf der Linie Mülhausen Petit Croix. * In englischen Marinekrciscn haben die Dar legungen deS sranzösischcn Marineminislers über den Stand der französischen Kriegsmacht zur See »nd der fieberhafte Fortgang der dortigen Secrüstungcn einen tiefgehenden Ein druck hcrvorgcrilscn. Cs werde» Vergleiche mit der im britischen Marincamt entfalteten Thätiglcil angestellt, welche nicht eben zu Gunsten des Letzteren aussallcn. Wenn auch die aus englischen Wcrflc» in Ban begriffenen Kriegsschiffs- ncuconstructioiicn dem Laien nach Zahl und Größe gleich mäßig zu imponiren geeignet sein mögen, so bleibt eS darum dock nicht minder Thatsachc, daß diese Neubauten nur eben hinrcichcn, de» jährlichen Abgang einigermaßen zu decken, von einem Fortschritt, sei er relativ oder absolut, kann keine Rede sei». Solchergestalt kommt die englische Seemacht jahraus, jahrein weiter ins Hiiilerlrcffen. Sic bleibt im Wesentlichen stationair, während ihre Aiisgade», was den Schutz der immer gewaltiger »nschweücnken Handelsmarine betrifft, stets sortwacbscn, und ikr Verhältnis; zu der Stärke aus ländischer äbriegSmarincn verschiebt fick ebenfalls ununter brochen zu Unguiistcn England», weil erstcrc alljährlich Zuwachs an ihrem Effcctivbestandc erhalle». England müßte, um seinen traditionellen Rang an der Spitze der see- beberrschente» Staate» unangcsochtcn zu behaupte», nach Ansicht der Marinetcchniker von Fach mindestens das Doppelte für KriegSschiffsncubautcn alljährlich verausgaben. Ins besondere wird auf schnelle nnd umfassende Vermehrung der Torpcdobootslottille gedrungen. * Die schwere Erkrankung deS Herzog» von Devonshire bat insofern eine politische Bedeutung, als der Marquis vs Harlington im Falle des Ablebens seines Vaters in das Oberhaus berufen würde. Für die liberalen Unionistcn, welche auS ziemlich heterogenen Elementen zusammengesetzt sind, würde der Verlust ihres maßrolle» bisherigen Führers ein schwerer Schlag sein, und cs dürfte nicht lange dauern, daß die versteckte» Gegensätze schärfer ans Licht kommen. Nach den letzten Nachrichten bat sich das Befinden des Herzogs von Devonshire etwa« gebessert, doch ist der .Kräftezustand nicht befriedigend. * Admiral Gervais ist rum Ehes des Gcncralstabcs im französischen Marineministcriun» eruannt worden.
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