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Druck und Verlag: Sünz L- Eule, Naunhof bet Leipzig, Warb» S Donnerstag, den 26. Januar ^928 39. Jahrgang Nummer ^2 Anzeigenpreis: Die ögespaltene Petilzeil« SO Psg.. amtliche SO Pfg^ Reklameütt (3gefp.) 50 Pfg. Tabell. Satz SSL, Ausschlag. Bei undeutlich geschriebene», sowie durch Fernsprecher ausgegebenen Anzeigen find wir für Irrtümer nicht hastdor. Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachmittag 4 Uhr Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.50 Wk., Post ohne Bestellgeld monatl. 1.50 Wk. 3m Falle höherer «ewalt, Krieg, Streik oder sonsttaer Störungen des Detrtebes, hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lteserung der Zeitung oder Rück- Zahlung der Bezugspreises. Fernrus: Amt Naunhof Nr. 2 AachrWen siir Ramhos UN- Ltmgegend (AldrechtShain, Ammelshain, Seucha, Vorsdors, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, KSHra, Lindhardt, -om-en, Siaudnth, Threna nstv.) Dieses Blatt ist amtliches Organ des SladtrateS zu Aaunhosr es enthittt Bekanntgaben des Bezirksverbandes, der Amtshauptmannschast Grimma und des Finanzamtes zu chrimma nach amtlichen Veröffentlichungen. Amtliches. Freitag, den 27. Januar 1928, vorm. 11 Uhr sollen In Naunhos im Gasthaus .Gamdrinus" 4 Papierschneidemaschine, 2 Sehregale mit Gchriftthpen, 1 Schnellpresse, 1 Schreibtisch in Siche, 1 Grammo phon mit elektrischem Antrieb, 1 Rollwagen, 4 Schreibmaschine u. v. m. meistbietend gegen Barzahlung öffentlich versteigert werden. Grimma, am 26. Januar 1928 Qu. I, 725, 3177, 3267, 3131, 3420, 3531/27. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts. Hilfe für die Landwirtschaft Irrungen und Wirrungen. Nachklänge zur rheinischen Separatistenzeil. Das war eine Sensation im Kölner Limbourg-Pro- zeß! Der Kläger, der sich durch den Vorwurf, die sepa ratistischen Pläne eines Dr. Dorten und seiner Genossen unterstützt zu haben, schwer beleidigt fühlte, hab seine Klage gegen einen Kölner Redakteur zurückgezogen. Und sein Bruder, der geschworen hatte, daß er niemals mit Dr. Dorten etwas zu tun gehabt habe, wird im Gerichts saal vom Fleck weg wegen Meineides verhaftet, weil zwei Briefe gerade das Gegenteil beweisen. Dr. Limbourg, der Kläger, und sein Bruder sind im Rheinland sehr bekannte Persönlichkeiten; der ältere ist sogar Provinziallandtagsvertreter. Und nun dieser Pro zeß, der ohne Urteilsfällung verlief, aber trotzdem ein ver nichtendes Urteil fällte. Zeuge um Zeuge waren auf marschiert, darunter auch solche, die einst in der Separa tistenbewegung eine sehr große Rolle gespielt hatten. Darunter der einstige „Finanzminister" der Rheinland regierung, Dr. Liebing, den der Volksmund schon 1920 „Dr. Schiebing" nannte. Vernichtend für den Kläger war das Zeugnis aller: engste Verbindung mit dem Separa tismus übelster, landesverräterischer Form wurde ihm nachgewiesen. Der Geruch davon haftete ihm ja schon längst an und deswegen hatten sich alle großen Parteien des Rheinischen Provinziallandtages geweigert, ihn als Fraktionsgenossen aufzunehmen. Er war Geldgeber für Dorten, stand sehr weit vorn in dieser hauptsächlich durch französisches Geld angefachten Bewegung. Strafe dafür kann ihn nicht mehr treffen, weil 1924 das Londoner Abkommen den Mantel der A m - nestie über alle politischen Taten breitete, die mit dem Separatismus in Verbindung stehen. Vielleicht glaubte aber auch er, wie viele andere Irregeleitete, nicht daran, daß Dortens letztes Ziel die Abtrennung der Rheinlande von Deutschland war. Aber schon die Erzwingung der Rheinlandautonomie im Rahmen Deutschlands, die Erzwingung eines solchen „Rheinland staates" war Landesverrat. Beides stützten die Franzosen. Und das mußte genügen, um das Ziel dieser Bewegung, himmelweit verschieden von den Bemühungen deutscher Behörden, 1923 durch Verhandlungen mit den franzö sischen Gewalthabern das schwere Geschick des Rhein landes zu mildern. Ausdrücklich erklärte der Duisburger OberbürgermeisterJ a r r e s, daß dabei nie von Politik die Rede war oder gar von Autonomieplänen; waren doch die Parteien übereingekommen, daß an der staatsrecht lichen Lage des Rheinlandes nichts geändert werden sollte, solange ein Franzose am Rhein steht. Und das Gericht erklärte ebenso ausdrücklich, daß die Verhandlungen, die damals prominente deutsche Persönlichkeiten mit franzö sischen Stellen geführt haben, nur den Zweck hatten, die Rheinlands vor der Annexion zu bewah ren, und daß diese Besprechungen niemals als Sonder bündelei bezeichnet werden könnten; diese Männer hätten vielmehr im höchsten Sinne vaterländisch gehandelt. ! Fünf Jahre sind seitdem vergangen und die Irrungen und Wirrungen von damals haben erfreulicherweise klarer Beurteilung Platz gemacht. Wenn jetzt der Vorhang emporrollte, so ist zur Geschichte geworden, was damals wüster, verhängnisvoller, blutbringender Tageskampf war. Man wollte ja eine „Volksabstimmung" darüber er zwingen, ob das Rheinland bei Deutschland verbleiben wollte oder nicht; eine Abstimmung unter den französischen Bajonettspitzen! Wie derartiges vor sich geht, hat man ja bei der Volksabstimmung in Eupen-Malmedy erlebt. Und Dr. Limbourg soll, wie ein Zeuge eidlich aussagte, den Dr. Dorten schon 1919 auf diesen Weg gedrängt haben; sein Bruder propagierte ganz offen die Rheinische Re publik mit Anschluß an Frankreich. Vieles blieb dunkel und wird dunkel bleiben; viel leicht ist es ganz gut so. Mancher verlor angesichts der furchtbaren Katastrophe 1918, der Besetzung, der inneren Wirren drüben im unbesetzten Gebiet de'n Kopf. Sprach und tat manches, was er später bereute. Aber schon 1923 war es ganz anders, weil man wußte, worauf es den Franzosen und ihren rheinischen Gefolgsleuten ankam; die Zwischenzeit hatte dafür gesorgt, daß Klarheit wurde. Ungerächt muß das Blut derer bleiben, die sich damals für ein deutsches Rheinland einsetzten gegen Separatismus und französische Gewalt. Unter ihren, der Waffenlosen, Zähnen und Fäusten wurde das alles ver tilgt. Dr. Dorten und andere sind geflohen, dürfen sich nach Deutschland zurückwagen; sie und die andern Schul digen aber trifft nicht.nur das ungesprochene, aber doch so deutliche Urteil des Kölner Gerichts — sie trifft das Urteil der Geschichte. Den Landwirten Malkredite. Abdeckung der drückenden Verschuldung. Am Dienstag war im Haushaltsausschuß des Reichs tages durch den Reichsernährungsminister Schiele die Er klärung abgegeben worden, daß die Reichsregierung bereit sei, die Erlangung und Ausgabe von Leihgeldern durch öffentliche Stellen zur Umschuldung der Landwirtschaft zu unterstützen. Bis diese Gelder flüssig gemacht werden könnten, werde die Neichsregierung im Rahmen des Mög lichen Vorschüsse gewähren. Die Reichsregierung wolle den Landwirten durch Ermäßigung und Stundung von Steuern beistehen. Mittwoch gin^ die Debatte über die dringende Frage im Ausschuß weiter, wobei es mehrfach zu starkem Auseinandergehen der Meinungen kam. Reichsernährungsminister Schiele teilte mit, daß die Be ratungen des Kabinetts über die Kreditmatznahmen noch nicht beendet seien. Das wichtigste sei, die Personal- und schivimmenden Schulden von drei kus vier Milliarden so weit wie irgend möglich in Realkredit umzuwandeln. Das soll durch Zwischenkredite angebahnt werden. Die festliegenden Kredite der Landwirtschaft sollten flüssig ge macht werden, um möglichst schnell für Betriebsmittel Kredite frei zu machen durch Umwandlung von Krediten in zweite Hypotheken. Mit dem Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht sei Fühlung ausgenommen worden. Für eine Ausländsanleihe würden wahrscheinlich die Pro vinzen die Garantie zu übernehmen haben. Zur Ge- frierfleischsrage führte der Reichsernährungs minister ans, daß die Mißstände im System, namentlich bei den Kontrollmaßnahmen lägen. Diese aber seien Sache der Gemeinden. 16 Firmen sei bereits die Genehmigung zum Engros-Gefrierfleischvertrieb entzogen worden. In der vor und nach der Ministererklärung sich ab- spielenden Aussprache trat besonders entschieden der Abg. Klinck (Bayer. Bauernbund) auf. Er beklagte die Lang samkeit der Notstandsmaßnahmen für die Landwirtschaft. Kredite seien gewiß ganz schön, aber sie müßten zu er schwinglichen Zinsen gegeben werden. Trotz großer Ein schränkungen erleide gerade der Landwirt bei der gegen wärtigen Preislage die größten Verluste, der intensiv wirtschafte. Geschehe nicht bald etwas, so könne es zu den unangenehmsten Erscheinungen kommen. Der deutsch nationale Abg. Jandrey behandelte ausführlich die Intensivierung der Betriebe, die die Landwirtschaft durch geführt habe. Das habe nichts genützt. Die Preise seien gedrückt worden, man habe die neuen Handelsverträge auf Kosten der Landwirtschaft gemacht. Der Abegordnete sagte weiter, daß die Lage so verzweifelt sei, daß ein Funke in das Pulverfaß genügen würde, eine Explo- Der Kostenaufwand für das Schulgesetz. Dreißig Millionen Neichsbei Hilfe. Im Bildungsausschuß des Reichstages begann die Aussprache über die Kosten, die aufzubringen wären, wenn der Entwurf des Reichsschulgesetzes durch den Reichstag angenommen würde. Neichsinnenminister von Keudell gab im Namen der Reichsregierung eine Erklärung ab, in der er zunächst mitteitte, daß auch uach der geschehenen Umfrage bei den Ländern es sehr schwer sei, die ent stehenden Kosten richtig einzuschätzen. Der Minister fuhr fort: Die Reichsregierung bestreitet nicht, daß die Ein führung des Gesetzes den Ländern und den Gemeinden, denen die Aufbringung der Schullasten obliegt, Mehrkosten verursachen kann. Angesichts der gespannten Finanzlage der Länder und der Gemeinden ist sie bereit, den Ländern eine einmalige Beihilfe bis zu 3V Millionen Mark in Aussicht zu stellen. Diese Beihilfe soll in erster Linie dazu dienen, die Überleitung der zurzeit bestehenden Schul verhältnisse namentlich auch in leistungsschwachen Schul gemeinden in den neuen Nechtszustand zu erleichtern. Ein voller Ersatz der Kosten, die die Durchführung des Reichsschulgesetzes etwa erfordert, insbesondere eine Beteiligung des Reiches an den laufenden Mehrkosten für das Volksschulwesen, muß nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern auch deshalb abgelehnt werden, weil es kaum möglich sein wird, Kosten, die auf Grund der Durchführung des Schulgesetzes erwachsen, von den jenigen Ausgaben zu trennen, die das in stetiger Entwick lung befindliche Volksschulwesen auch ohne den Erlaß dieses Gesetzes verursachen wird. Da sich nicht voraussehen läßt, wann den Ländern und den Gemeinden erstmals besondere Kosten erwachsen und welches Ausmaß sie in den verschiedenen Gebieten erreichen, so ist vorgesehen, daß das Nähere über die Art der Verteilung von der Reichsregierung im Einver nehmen mit dem Reichsrat festgesetzt wird. Die schwierige Frage, nach welchem Schlüssel die Verteilung- der 30 Mil lionen an die Unterrichtsverwaltungen der Länder vcr- zunehmen ist, kann am besten im Einvernehmen mit dem ReiLsrat gelöst werden. ston hervorzurufen. Gegen Erhöhung der Zölle sprach der sozialdemokratische Abg. Schmidt-Berlin. Abg. Dr. Hilferding (Soz.) wendet sich gegen die mehr oder minder versteckten Drohungen, die gewisser maßen das Recht auf Revolution proklamieren. Durch solche Drohungen ließen seine Freunde sich nicht schrecken. Er bitte aber den Minister, dazu Stellung zu nehmen. Er leugne nicht die Not der Landwirte, wende sich aber gegen die Verallgemeinerung auf alle Landwirte. Abgeordneter Er sing warnte gleichfalls die Land wirte vor Übertreibungen und vor allem vor Drohungen mit Straßendemonstrationen, Sturm auf die Finanz ämter und ähnlichem. Ein Teil der Beschwerden habe sich im übrigen nicht gegen das Reich zu richten: viele der notwendigen Maßnahmen seien Landessache. Bayern habe übrigens die geringste Grundsteuer und doch habe der Ausschuß gerade aus Bayern eine so schwere Klage hören müssen. Nach weiterer Diskussion für und gegen, wobei kein Redner landwirtschaftliche Notstände in Zweifel zog, wurde die allgemeine Aussprache beendet und die Einzel beratung vertagt. Forderungen des Brandenburgischen Landbundes In einer Vertreterversammlung des Brandenbur gischen Landbnndes in Berlin am Mittwoch, die stark be sucht war nnd auf der es zu sehr lebhaften Aussprachen tarn, wurde eine Resolution gefaßt, in der 1. den märkischen Landwirten empfohlen wird, ihre Betriebe einzuschränken und die Erzeugung aus das Maß herabzusetzen, das der heimische Markt noch aufzunehmen imstande ist; 2. die Zahlung von Steuern, Soziallasten und sonstigen öffent lichen Lasten, die bisher aus der Substanz bestritten wur den, zu verweigern; 3. die Ausgaben ans das Min destmaß herabzusetzen und selbst Reparaturen nur soweit vornehmen zu lassen, wie sic unerläßlich sind, um den Ver fall der Wirtschaft zu verhindern. Ferner protestiert die Entschließung gegen die zag hafte Sprache, welche bisher die Leitung des Neichsland- bundes gegenüber den Regierungsstellen angeschlagen babe. Aus den Kreisen der Versammlung wurde die mit Beifall aufgenommene Anregung gestellt, falls die Regie rung nicht bis zum 20. Februar in befriedigender Weise auf die vorgelegten Forderungen der Landwirtschaft ge antwortet habe, Anfang März riesige De monstra- tioonszüge in Berlin zu veranstalten, um der Regie rung vor Augen zu führen, daß die Landwirte die bis- herige Behandlung nicht länger zu ertragen gewillt sind. Bemerkenswert war eine Mitteilung der Vertreter von Angermünde, daß dort mehrere Bauernversammlnngen in den letzten Tagen bereits beschlossen haben, alle Zahlungen einzustellen. Ltm die Kosten des Schulgesetzes. Erklärungen des Reichsfinanzministers. Bei der fortgesetzten Debatte im Bildungsausschuß des Reichstages wies Reichsfinanzminister Dr. Köhler daraus hin, daß die Dienstagerklärnngen des Reichs- innenministers eine Meinungsäußerung des Gesamt kabinetts gewesen fei, das sich durchaus einmütig auf den verkündeten Standpunkt gestellt habe. Bei dieser Willcns- bildung des Kabinetts habe selbstverständlich auch der Reichsfinanzminister mitgewirkt. Die Neuregelung der finanziellen Verhältnisse zwischen Reich und Ländern sei in Fluß. Bei dieser Neuregelung, die den Lastenausgleich in sich schließe, werde man in den Jahren nach Einführung des Reichsschulgesetzes und wenn die finanziellen Auswirkungen des Willens der Er ziehungsberechtigten tatsächlich zu übersehen seien, selbst verständlich auf diese neuen Verhältnisse Rücksicht zu nehmen haben. Die deutsch-litauischen Verhandlungen. Woldemaras in Berlin. Der litauische Ministerpräsident Woldemaras ist in Berlin eingetroffen, wo die deutsch-litauischen Wirtschaftsverhand lungen bereits ihren Anfang genommen haben. Am Freitag wird Woldemaras vom Reichspräsidenten empfangen werden. Zu Ehren des Gastes sind mehrere Diners, u. a. auch bei Reichsaußenminister Dr. Stresemann, vorgesehen. Protest des Memelländischen Landtages. Der Memelländische Landtag nahm gegen die Stimmen der Groß-Litauer und der Kommunisten eine Protester klärung gegen die Willkürpolttik des litauischen Gouverneurs gegenüber dem Memelparlament an. Die Veröffentlichung der Erklärung wie überhaupt der Verhandlung über diesen Gegenstand wurde der memelländischen Presse durch die Zensur untersagt. Verlängerung des Vertriebs der Hindenburg-Marken. Berlin. Entsprechend den Wünschen weiter Kreise hat sich das Reichspostministerium entschlossen, die Hindenburg-Wert zeichen und -Postkarten noch bis Ende März durch die Post anstalten nach den bisherigen Bestimmungen vertreiben zu lassen. Mit den Wertzeichen können Postsendungen noch bls Ende Mai freigemacht werden.