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Die Regierungsbildung hinausgeschoben. Bis kurz vor Zusammentritt -es Reichstags. Kurz vor Rodvktionsschluß geht uns folgen-« Draht- Meldung zu: Berli«, 1v. DezemSer. Der ehemalige Reichs- kanzler Marx berichtetc heute vormittag dem Reichs- präsideute» über seiue gestrigen Besprechungen mit de« Parteiführern, die ergeben haben, daß die Fraktionen an ihre» Beschlüssen sesthalten und daher zurzeit dieBild « ng einer Mehrheitsregierung unmöglich er scheint. Der Reichspräsident und Marx kamen bei dieser Sachlage dahin überein, daß die Neubildung der Regierung bis kurz vor Zusammentritt des Reichstages hinausge schoben wird und das bisherige Kabinett bis dahin die Ge schäfte weiterführt. Der Reichskanzler wird im Laufe des Tages in einer Sitzung des Reichsministeriums die Lage be- sprechen. * . * Die Aussichten der Wirth-Koalition. Berlin, 19. Dezember. Zu dem Vorschlag der sozial- demokratischen Reichstagsfraktio», die Weimarer Koali tion wieder zu bUde», bemerkt der „Vorwärt s*, Lie drei Parteien: Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten stellten zusammen die zahlenmäßig stärkste Koalition dar, die nach dem Scheitern des Bürgerdlocks auf der einen Seite und der Großen Koalition auf der anderen Seite noch möglich sei. Mit 232 Man« stehe die Weimarer Koalition gegen höchstens 216 Mann der Rechten. Aus eigener Kraft könne die Rechte eine solche Regierung nicht stürzen, sie könne das nur mit Hilfe der 45 Kommunisten. Das „Berl. Tgb l.* erklärt zu dem sozialdemokratischen Vorschlag*: Auch wir würden ihn unter den gegebenen Ver hältnissen für das erstrebenswerteste halten. Aber wir ver schließen nicht die Augen davor, daß es sich dabei um einen Block handeln würde, der zahlenmäßig nur eine Minder heit des Parlaments ansmacht. Die „Germania* bezeichnet dagegen die Weimarer Koalition nicht nur ziffernmäßig, sondern auch politisch als unmöglich. Das Blatt, das die politische Lage im Augen blick so verworren wie nur möglich nennt, hält als gangbarsten Ausweg immer noch di« schleunige Wiederherstellung der Regierung der Mittelparteien auf der bis herigen Grundlage. Ob diese Lösung doch noch Tatsache wird, ist jedoch mehr als zweifelhaf 1, da die „Zeit* heute wiede rum die strikte Ablehnung der Volkspartei, sich an einer Regierung der Mitte zu beteiligen, unterstreicht. Berlin, 18. Dezember. Der ehem. Reichskanzler Marx empfing heute vormittag den Abg. Müller-Franken (SozI, die Abg. von Guerard und Frau Teusch (Ztr.), ferner den Führer der Bayrischen Volkspartei Leicht, sowie die volks parteilichen Abg. Dr. Scholz, Kempke und Brüninghaus. Der Reichskanzler hat, wie verlautet, keinen Auftrag zur Bildung einer Negierung erhalten, sondern er hat nur die Aufgabe, durch Verhandlungen mit den Parteiführern f-stz «stellen, welche Möglichkeiten für eine parlamentarische Rrgierungs- und Mehrheitsbildung vorhanden sind. Wie verlautet, ist, auch wenn die Deutschnationalen aus jeder Kombination ausscheiden sollten, noch immer die Möglichkeit gegeben, daß die Deut sche Volkspartei auch ohne die Deutschnationalen sich an einer Negierung beteiligt. Der Reichskanzler verhandelte nach einander mit den Führern sämtlicher Parteien mit Ausnahme der Nationalsozialisten und -er Kommunisten. — Die Bay rische Dol ksp artet hat in ihrer Fraktionssitzung ein stimmig folgenden Beschluß gefaßt: Aus innen- und außen politischen Gründen erachtet die Fraktion die umgehende Bil dung einer arbeitsfähigen Neichsregierung für dringend ge boten. Jede Verzögerung der Negierungsbildung schädigt die Interessen des deutschen Volkes. Getreu ihrer bisherigen Hal tung und im Hinblick auf das Ergebnis der jüngsten Wahlen erachtet die Fraktion dieDildungeiner bürgerlich en Mehrhettsregierung für das einzig gegebene und wir- eine solche Regierung unterstützen. Berlin, 18. .Dez. Die sozialdemokratische Frak tion des Reichstages hielt heute eine zweistündige Sitzung ab, in welcher der Vorsitzende Müller-Franken Bericht über die Lage, insbesondere über seine heutige Besprechung mit dem Reichskanzler erstattete. Am Schluß ihrer Sitzung gab die sozialdemokratische Fraktion folgenden Beschluß be kannt: Die sozialdemokratische Fraktion ist der Auffassung, daß aus Gründen der äußeren und inneren Politik eine N e - gierung des Dürgerblockes verhindert wer- den muß. In Rücksicht auf die Haltung der Deutschen Volkspartei sieht sie in der Bildung der „Weimarer Koali tion* die gegebene Lösung. Diese Koalition, die gewöhnlich als Mrth-Koalition bezeichnet wird, bestand aus Zentrum. Demokraten und Sozialdemokraten. Dio sozialdemokratische Fraktion hat ferner heute beschlossen, den Anspruch der stärk- sten Fraktion auf die Benennung des Reichstagspräsidenten zu erheben und dafür wieder den Abgeordneten Löbe vorzu- schlagen. Berli«, 18. Dez. Di« heut« nachmittag stattgefundene Fraktionssitzung des Zentrums ist völlig ohne Beschluß verlausen. In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß der vom Reichspräsidenten zur Verhandlung beauftragte ehem. Reichskanzler Marx den Auftrag vorläufig nicht in die Hände des Reichspräsidenten zurückgeben wird, wenn es ihm auch nicht gelingen sollte, eine Koalition zustande zu bringen. Nach dieser Annahme würde also vor Weihnachten ein« Re gierung nicht gebildet sein. Die Lage im Reichstag ist ver worrener denn je. * Rom, 18. Dezember. In einem Geheimen Konsi storium ermahnte der Papst die Mitglieder der Regierungen, die sehr schweren und allzu gewissen Gefahren des So zialismus und d«s Kommunismus zu beseitigen, dabei aber doch der Pflicht eingedenk zu sein, die Lage der Arbeiter und aller Notleidenden zu heben. Das deutsch Volk hat, obwohl von ihm nach der Weimarer Verfassung bekanntlich alle Macht ausgehen soll, leider keine Möglichkeit, dem Ve r l i ner Ne gic r un g s s pu k ein Ende zu machen. Es muß, ohne sich helfen zu können, ruhig zu sehen, wie der Reichspräsident, der ehemalig« Reichskänzleb Marx und gewisse Fraktionen seine Interessen verrreten. Den richtigen Ausdruck zu gebrauchen, verbietet leider das Nepu - h liks chutz ge setz. Die Weimarer Koalition, die es schuf, wußte schon, warum sie es tat.^ So heißt es für den Staats bürger einfach: Maul halten. An Tatsachen ist heute festzustellen, daß man sich scheinbar immer mehr verrammelt hat, daß aber durch das aktive Ein treten der Partei des Reichspräsidenten in Wirklichkeit insofern eine Klärung herbeigeführt worden ist, als diese Partei nach ihrer anfänglichen Zurückhaltung jetzt mit aller Macht auf die Regierungssitze zusteuert. Der Widerspruch, der sich in einem großen Teil der sozialistischen Presse gegen diese plötzliche Akti vität erhoben hat, wird einfach beiseite geschoben. Die Teil nahme an der Negierung ist eine sehr zweischneidige Sache, das weiß man auch in der Sozialdemokratie. Doch ist der Augen blickserfolg zu verlockend, als daß die Parteiinstanzen auf ihn verzichten zu müssen glauben. Immer mehr tritt auch die Deeinfluisung durch die ehe maligen Feinde zutage. Es ist wohl nicht falsch, wenn man die Verzögerung der Entscheidung über die Räumung der Kölner Zone durch die Botschafterkonferenz in unmittel baren Zusammenhang mit dem Berliner Dilemma bringt. Frankreich sowohl als England kann eine schwache, erfüllungs bereite deutsche Negierung nur recht sein, das steht ein für alle mal fest. Und da ist es mehr wie wahrscheinlich, daß diese Leiden Faktoren die Räumungsfrage solange in der Schwebe lassen, bis man sich in Berlin ausklamüsert hat. Kommt Wirth oder zur Not auch der Block der Mitte, dann wird man in Paris und London schon Zugeständnisse machen. Die Herren Marx und Ebert werden dann nicht verfehlen, den großen außenpolitischen Erfolg auf ihr Konto zu buchen. So ist dann scheinbar allen geholfen. Daß Deutschland «inen Rechts anspruch auf die Räumung hat, -er ohne Gegenleistung erfüllt werden müßte, darüber wird natürlich nicht weiter geredet. Mit Parlamentarismus und. Demokratie haben diese Dinge, das sieht ein Blinder im Finstern, natürlich nichts zu tun. Das sind schon längst überwundene Begrifft, wenn es um Rechte von Parteien geht, die nicht so wollen wie Lie sog. demokratischen Parteien. Mit Bezug auf den Reichstagspräsidenten ist man allerdings anderer Ansicht. Da wird das bisher ver- schüttete Recht der zahlenmäßig stärksten Fraktion plötzlich ous- gegraben. Für das Zentrum ist es ausgcnmchte Sache, daß der deutschnationale Katholik Walraff dem jüdischen Sozial, demokraten Löbe zu wcickxm hat. Letzterer ist außerdem der Freund des französisckpnl Snnderabgesandten für die deutschen Wahlen, des Deutsche.ischmähers Dasch, und Vater des Reichs banners, dem in Zukunft alle Macht gehören soll. Man kann «ron. Die neu« Mahnung des d«u wird etugsch Ur Amtliche Anzeigen. Bekanntmachung. Der gichungstag der Iugendhrrbsrgilattrrt« des BezirkiküriErvtr. banges der Amtshauptmannschaft Schwarzeirb«v ist aus den IS. Februar 1925 verleg: worden. Di« Begründung ist G» dem örtlichen Teil des Blattes zu ersehen. Schwarzenberg, am 18. Dezember 1824. Die Amtshauptmannschaft. — Bezirksfürsorgeamt. — Sonnübend, den 20. Dezember 1824, vormittags 8 Uhr, sollen in Mitt weida 1 Holzkocher, I Rafsiner, 1 Perfo»«»outomeSll, 1 Lastkrastwa««, 1 Landauer, 1 Dyimmo, 1 Drehstrom-Nalander.Antricb, l Papirrumroller, 1 Posten Maschinen, bzw. Lederpappe» und l Posten braun», «ad graue» Packpapier öffentlich gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden» Sammelort der Bieter: Gasthof „Soldner Hahn". Schwarzenberg, den 18. Dezember 1824. Der Gerichtsvollzieher des Amtegerichts. Sonnabend, den 20. Dezember 1824, vorn». 8 Uhr, sollen in Raschar ei» Posten verzinnte Milcheimer öffentlich meistbietend versteiaert werd««» Sammelort der Bieter Hochmuth, Restaurant. Schwarzenberg, den 18. Dezember 1824. Der Serichtroollziehu be, Amtsgericht». Sie öeMe Volkwarlel unö f-warz-wch-rok. Berlin, 18. Dezember. Wie verlautet, haben dk Unter händler d«r Deutschen Volkspartei dem Reichskanzler erklärt, daß ihre Fraktion an ihrer bisherigen Stel - lungnahme fest halte. Di« Reichstagsfraktion dies« Partei hat heute 18 Anträge zur Einbringung cm den Reichs tag beschlossen, darunter sind hervorzuheben der Antrag, der die Wiedereinführung der Reichafarbsn Sch marz-weiß-rot, sowie der, -er die Heraufsetzung -«r Wahlalters von 20 auf 25 Jahre verlangt. Deutschland — das Karnickel. London, 18. Dez. Nach einer Reutermeldung erklärte Lord Curzon im Oberhaus, der Bericht der interalliierten Militürkontrollkommission sei nicht vor dem 10. Januar zu er warten, da er durch die beständige und andauernde Obstruk tion von Seiten Deutschlands während der letzten zwei Jahre verzögert worden sei. Sobald der Bericht ein- gegangen sei, würden di« Alliierten eine Prüfung der Frage der Räumung der Kölner Zone vornehmen. Anmerkung des WTB.: Die Behauptung Lock Curzons, daß die verspätete Dovlegung des Berichts -er IMKÄ. auf die beständige und andauernd« Obstruktion Deutschlands in den letzten zwei Jahren zurückzuführen ist, ist durchaus unverständlich. Allerdings sind die Kontrollbesuche währen- -er Dauer der rechtswidrigen Besetzung -es Ruhr gebietes durch -re dadurch geschaffene Lage eingestellt worden. Aber sowohl vor der Ruhvbesetzung wie nach Aufgabe des passiven Widerstandes sind der Kontrolltätigkcit der Alliierten n Deutschland seitens der douffchen amtlichen Stellen keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt worden. Als Beweis dafür kann angeführt wecken, daß die IMKK. seit Beginn der Gene ralinspektion über 1700 Kontrollbesuche, abgesehen von einem belanglosen Zwischenfall, reibungslos hat durchführen können. Es kann kern Zweifel darüber bestehen, -aß die Abrüstung Deutschlands durchgeführt ist. Wenn belanglose Kleinigkeiten zum Vorwand genommen werden würden, um «ine Hinausschiebung -er Räumung -er Kölner Zone zu be gründen, so wäre das ein Beweis dafür, daß auf alliierter Seite Kräfte vorhanden sind, die die M ilitärk on roll« zu politischen Zielen mißbrauchen wollen. Paris, 18. Dez. „Temps" stellt — offenbar auf Devan- lassung einer Regierungsstelle — fest, daß Ler endgültige Be richt über -ie Generalin spektion noch nicht vovliegt, daß ab« die Botschafterkonferenz keine Entscheidung getroffen und cncch -en alliierten Negierungen keinerlei Vorschläge unter- breitet hat, sei es in der E n t wa ffn u ng Deut sch lanb s, sei es bezüglich der Fvage ö«r Räumung der Kölner Zone. , Reue deutsche DSlkerbundsnote. Berlin, 18. Dez. Die im Dölkeckundsvat vertretenen Negierungen, denen seinerzeit das deutsche Memorandum über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund mitgeteilt worden war, haben darauf nunmehr sämtlich geantwortet. Da diese Antworten für einen der wichtigsten Punkte des Memorandums, nämlich für -ie Frage der Beteiligung Deutschlands an kriegerischen Zwangsmaß- nahmen de» Döff-ckundes noch keinerlei Klärung brache ten, hat die Reichcr^ierung weitere Aufschlüsse Uber diesen Punkt verlairgt und das Problem in einer Rote an den Völkeckund klargelegt. Da» Memorandum und di, Noto werd« demnächst veröffentlicht »erd«. nur ttWWAWMil Sonnabend, den 20. Dezember 1924 Nr. 297 77. Iahrg Dir .«na-»«»»»»* «»N»r«»»»' U—-d «U «uinahm» d« La«, »ach Smm- Lud lv» PrrU st» dt» r4 mm dnil, Solon«! - S»z<igmz«N« da «»IrdlaUb,,!«» ist >0 iFamUlmanzrl««» »ad Sielm-eliich« ««dOrstili 11), -u««rl, »1, l«r di« « mm drei!« P-lit- Achla»,,««« »», aiuwdrt» 10». U» »k « »u» d»it, am». Lolnickjstl« 11, a«»wäki» »1 Soldsstnai«. Pastfch.»«»»«» > Lckp»«, Ar. lrrr«. »«»«lada-chlro-aanla, Au«, SrMd. Ar. 70. «»„igea-Slimah»« ftr dl« mn AachmIII«, «rschrinr^a Nummer di» vormMag» » Uhr i, d« Lü-PigeschLst^, ß,I«n. Sin« »«aShr ftir dl« «asnaho» »«« «Ätz» lelliing dU» Drronworuo». — Uat»rd««hU»a«» dl ch» ichLstä-^i«»«, d^ründ« »ch« »sprich«, »l Iahlwi^ oer^g «nh »«»ar, ,«»» AatÄ al» »Ich« «rrlabach Ur «U. 0«>«, Schald««, »ch Sq»-r^nd«r,. M mlhalünd -ie amMche» BekanntmachmiFe« der Amtshouptinamiichaft und der Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staals- u. Müschen Behörden in Schneeberg, Loßnitz, N«Mtel, Srünhaia, sowie der FinanzSinter m Aue und Schwarzenberg. S» werd« autzerde« veröffentlicht: Di« Bekanntmachungen der Stadträt« zu Ave «d Schwa rzenbog und der Amtsgericht« zu Aue und Johanngeorgenstadt. Verlag T. M. Gürtner» Aue, Arzged. V«»fpr«-»ar. H, ««»^ c«m» «u«) 4«, Schuld«»« 1«. SchA«»M»l« »mhtauschrlfl, VaU»f««»»» Aua«»a««r«»