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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn HetNmg erschrint täglich mit Ausnahme der gesetzlich«« Gönn- mch Friertag«. Der Bv-nrgSpr^S betrügt bei Abholung wöchentlich VV Rpf., bei Lieferung tret Hau» öü Rpg Postbezug monatlich 2.50 SiM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung de« Dczngipreise». Zeitnngiaudgab« iür Abholer 'üglich S—0 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätz« bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen btS vorn». 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, PulSnitz; Stellv.: Walter Hoffmann» PulSnitz. Verantwortlich iür den Hetmatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; iür Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — D. A. IX.: 22S0. Geschäftsstellen: Albertstratze 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, de» Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Otzsrn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes z« Kamenz Nr. 253 Freitag, den 28. Oktober 1938 90. Jahrgang Daladier rechtfertigt seine Politik Zusammenarbeit mit Deutschland ist notwendig — Scharfer Verweis an die kommunistische Adresse Energische Worte zur Finanzkrise Vor mehr als 2000 Vertretern aller Provinzverbände des Mutterlandes und der Kolonien und einer großen Anzahl von Journalisten hielt auf dem radikalsozialisti schen Parteikongreß in Marseille Ministerpräsident Dala dier seine angekündigte Rede. Er wandle sich zunächst der Außenpolitik zu. Die Tatsache, so begann er, die alles übrige beherrsche, sei die, daß der Friede, der verloren schien, gerettet wor den sei, und daß alle Probleme in Frieden gelöst werden müßten. Zur tschechischen Krise legte er Wert auf die Feststel lung, „zu bekräftigen, daß für die gesamteuropäische Zivi- Usation, für unser Freiheitsideal, für unser Land, ja, selbst sür die Tschecho-Slowakei, die Lage, die sich aus dem Münchener Abkommen ergibt, der Lage vorzuziehrn ist, die heute bestehen würde, wenn man den Krieg nicht vermieden hätte." Das Münchener Ereignis war ein Ereignis der Ver- nunst. Und ich verstehe schlecht, oder, wenn man will, ich verstehe allzu gut einen gewissen Feldzug, der sich gegen diese Abkommen abzeichnet. Habe ich nicht das Recht, zu sagen, daß gewisse Leute, die Vertreter einer unduldsamen Festigkeit waren und wieder geworden sind, die bis zum Krieg ging, in dem Augenblick, wo die Ge fahren sich häuften und wo die surchibarc Fälligkeit nur noch eine Fraae von Stunden und Minuten war, nur noch den Beweis einer schwankenden Entschlossenheit ab gelegt haben — um nicht noch mehr zu sagen.. Daladier wandte sich dann besonders den Kriegshetzern in der Drit- len Internationale zu und erklärte: Ist nicht die Stel lung Frankreichs dadurch geschwächt worden, daß ihre Blätter und Redner in grober Weise Chamberlain an- grissen. der mit einem bewunderungswürdigen Glauben für den Frieden gearbeitet hat? Die politische Haltung der Leiter der Kommunistischen Partei hat nicht zu einer Unterstützung, sondern zu einer Sabotage der Festigkeit der Negierung geführt. Unsere Politik — damit nahm der Ministerpräsident den außenpolitischen Faden wieder auf — wird den grund legenden Interessen unseres Vaterlandes entsprechen und sich der neuen Lage anpassen. Das grundlegende Interesse Frankreich bestehe in der Aufrechterhaltung seiner eigenen Sicherheit. ..Wie ick bereits vor dem Parlament erklärt habe^ wird Frankreich bemüht sein, zu seinen alten Freundschaften und erneuerte Freundschaften hinzuzufügen. Als ich in München daS Herz des deutschen Volkes schlagen hörte, konnte ich nicht umhin, zu denken, wie ich eS mitten im Kriege in Verdun gedacht habe, daß zwischen dem Volk Frankreichs und dem Volk Deutschlands trotz aller Schwierigkeiten mächtige Gründe vorhanden sind zu gegenseitiger Achtung, die zu einer loyalen Zusammen arbeit führen müssen. Diese Zusammenarbeit habe ich immer nachdrücklich gewünscht." Beide Völker müßten verstehen — welcher Art auch die Unterschiede ihres politischen Regimes sind und wie oft sie sich auch auf Schlachtfeldern gemessen haben — daß durch eine loyale Verständigung der Völker es möglich sei, alle Probleme zu regeln. Das sei die Methode, die es gestalten müsse, den Frieden zu erhalten. Daladier brachte zum Ausdruck, daß Frankreich diesem Frieden nun Opfer gebracht habe und daß eine Krise von zwanzig Jahren nunmehr abgeschlossen sei. Er. Daladier, habe während dieser zwanzig Jahre mit seinen Freunden stets gefordert, daß man dem mangelhaften Gleichgewicht Euro pas schnellstmögliche Abhilfe schaffe. Es wäre vor einigen Jahren leichter und weniger teuer gewesen, dies zu tun. Der Ministerpräsident ging dann zur Innenpolitik über und sprach von den Finanzschwierigkeiten. Ausgaben von 102 Milliarden stehen nur Einnahmen von 66 Mil liarden und nur ein Volkseinkommen von 220 Milliarden gegenüber. Wenn dieses Mißverhältnis noch länger an dauern sollte, so würde Frankreich einem Bankerott ent gegengehen. Er wandle sich scharf gegen die kommunisti schen Methoden und schloß mit einem Appell an das französische Volk. Im Verlauf der weiteren Sitzungen kam es zu einem Zwischenfall, als der frühere Luftsahrtminister Pierre Cot auf der Tribüne erschien und mit Schmährufen emp fangen wurde. In einer Rede versuchte er, seine viel kritisierte Luftfahrtpolitik zu rechtfertigen. — Minister präsident Daladier wurde bei der Fahrt durch die Stadt und vor seinem Hotel von einer großen Menschenmenge begeistert begrüßt. Er mußte sich mehrfach auf dem Balkon semes Hotels zeigen, ehe die Kundgebungen ein Ende nahmen. Man suchLWevanche fürMünchen Italien und Spanien — Italiens Beitrag zur Klärung Der bekannte italienische Publizist Virginio Gayda, der Direktor des „Giornale d'Jtalia", hat dem Zeitungs- dienst Graf Reischach einen Aufsatz „Italien und Spa nien" zur Verfügung gestellt, in dem Gayda u. a. aus- führtt Die Zurückziehung der italienischen Freiwilligen hat für Europa eine bemerkenswerte Bedeutung. Sie stellt einen neuen italienischen Beitrag zur Klärung des spa nischen Problems vom internationalen Standpunkt aus dar. Italien will keinen Teil Spaniens besetzen und sich aneiancn. Die politische Stellung Italiens zum spanischen Pro blem ist daher völlig geklärt. Die internationalen Hetzer, die heute in Frankreich ihr gutorganisiertes Hauptquar tier haben, rüsten jedoch nicht ab. Dos wirkt sich auch auf Rotspanien aus, das als große Manöver sür die Revolution und sür den Kamps gegen Faschismus und Nationalsozialismus benutzt wird. Aus ihrer Seite befinden sich die Kriegsparteien, die jeden Vorwand aufgreifen, um ihre Kanonen gegen Deutschland und Italien richten zu können. Diese von der Freimaurerei und dem internationalen Judentum beherrschten Parteien streben beute nach einer Revanche für die in München erlittene Niederlage. Nun mehr richten sich ihre Spekulationen wieder auf Spanien. Das Lügensystcm, mit dem man unwissende Massen beunruhigen und den bezeichneten Feind herausfordern Will. Hal seine Wirkungskraft noch nicht verloren. Damit versteht man auch die Haltung Frankreichs. Es ist an einem ungeordneten, auch roten Spanien interessiert, das unfähig ist, einen starken Staat und eine militärische Front gegen Frankreich zu bilden. Man erinnere sich der dro henden Haltung Frankreichs gegen Nationalspanien am Vorabend von München, noch ehe dieses die Absicht bekun dete, in einen europäischen Konflikt einzugreifen. Die englische Anerkennung des italienischen Impe riums kommt heute spät. Ihr Wert ist daher nur ein formeller. Aber sie wird ein nützlicher Akt der Klarstellung inmitten der Europa noch immer umhüllenden Verwir rung und Dunkelheit sein. Aus ihr können sich neue Möglichkeiten der Zusam menarbeit zwischen Rom und London entwickeln, die selbstverständlich mit dem Geist und den konkreten Richt- linicn der Achse Rom—Berlin, der unabänderlichen Grundlage der italienischen Außenpolitik, übereinstimmen müssen. Ueber die Möglichkeit dieser Zusammenarbeit können allerdings noch keine Voraussagen gemacht wer den. Die ungewisse Atmosphäre ist auch nach München noch vorhanden und entmutigt die schüchternsten Opti misten. Die französische Regierung ist in der Anerkennung des italienischen Imperiums der englischen vorausgeeilt. Aber auch dieser Entschluß kam reichlich spät. Viele Pro bleme zwischen Frankreich und Italien bedürfen noch der Klärung. Eines von ihnen ist gerade das spanische Pro blem. Die französische Einmischung in Spanien zugunsten der Bolschewisten, die am Tage des Ausbruches deS Bürgerkrieges begann und seither ununterbrochen mit bemerkenswerter Intensität fortgesetzt wurde, dauert noch heute an. Die Ansichten und Stellungen Frankreichs bezw. Italiens sind in der spanischen Frage diametral entge gengesetzt. Italien unterstützt Franco und will seinen Sieg- Frankreich bekämpft Franco und wollte bis heute seine Niederlage. Bis diese Stellungen nicht endgültig und absolut geklärt sind, ist demnach ein Abkommen zwischen Italien und Frankreich unmöglich, vor dessen Zustande kommen übrigens auch noch viele andere Probleme ge löst werden müßten. Weder Italien noch Deutschland können das Vor handensein einer starken Kriegspartei in Frankreich über sehen, in deren Reihen sich die Kräfte des Umsturzes, der Freimaurerei, des Judentums, des Emigrantentums und nicht unbedeutende Vertreter des Chauvinismus und des Militarismus vereinigt haben. Von dieser Partei sind stets Hinterhältigkeiten und Ueberraschungen zu erwarten. Diese Tatsache stellt die grundlegendste Ursache des Zweifels über die Zuverläs sigkeit und Stabilität der französischen Außenpolitik dar, und zwar sowohl was Deutschland, wie was Italien anbelangt. Im übrigen ist auch noch keinerlei Anzeichen dafür vorhanden, daß die Versailler Mentalität, die noch immer den Geist der französischen Außenpolitik beherrscht, eine Aenderung erfahren häte. Angarn an Wag Immer noch strittige Fragen In der dem tschecho-slowakischen Außenminister Chval- kowsky überreichten Antwortnote bedauert es die unga rische Regierung — wie in politischen Kreisen verlautet —, daß die tschecho-slowakische Regierung zu der Frage der von der ungarischen Negierung vorgeschlagenen Volks abstimmung keinen festen Standpunkt eingenommen Habe- Wenn Prag in der letzten Note znm Ausdruck gebracht habe, daß „die gegenwärtigen Verhandlungen sich nur auf Fragen der ungarischen Minderheit beziehen" können, da Punkt 1 und 2 des Zusatzprotokolls der Münchener Abmachungen vom 29. September 1938 nur die polnischen und ungarischen Minderheiten erwähnt, so gebe Ungarn zwar zu, daß diese Vereinbarungen ihrem Text nach nur Deutsche, Polen und Ungarn erwähnen. Es beharre aber darauf, daß die erwähnten Abmachungen das Selbstbe-^ stimmungsrecht der Völker zur Grundlage des Neubaues!! der Tschecho-Slowakischen Republik machten. Daraus!! folge, daß das Recht, über ihr eigenes Schicksal im Wegei der Volksabstimmung zu entscheiden, jenen Volksgruppen nicht vorenthalten werden könne, die von diesem Recht Gebrauch machen wollen. Zum Thema Schiedsgerichtsbarkeit vertritt die unga^ rische Negierung den Standpunkt, daß die Bereitwillige keit Prags, eine Schiedsgerichtsbarkeit Deutschlands undf Italiens anzunehmen, die Verpflichtung in sich fasse, daft sich die Tschecho-Slowakei der Entscheidung der erwähn ten Mächte im voraus unterwirft. Der Wirkungskreis? der Schiedsrichter könne sich aber nur auf strittige Ge* biete ausdehnen und nicht auf Gebiete, hinsichtlich deren» zwischen Prag und Budapest eine Einigung bestehe und! deren Besetzung durch die ungarischen Truppen schon iir der Note vom 24. Oktober vorgeschlagen worden sei. . !