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VoiglliinWer Anztigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. /lmslmdsiedenzilMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaueu. Diese« Blatt erschein: wöchentlich viermal, und ;war Dienstag«, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabend«. Jährlicher AbonnemeutSprei», welcher pi-snuw«- ra°äo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf scheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mir 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. GeriürtSämter und Stadträthe, für welche der Loigtländische Anzeiger Amtsblatt ist. bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Rathstellerpachrer A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hüttel in Mühltroff bei Herrn Lhausfeegelder-Einnehmer Holzmüller. .1» IS« 8. November 1864. Dienstag. Zeitungen. 8 n ch I e u. Die Jagdkarten werden von jetzt an nicht mehr durch die Amtshaupt- mannschaslen, sondern durch die untern Polizeibehörden ausgestellt. Auf „Kammerdieners" in Dresden haben in der Rächt zur Mittwoch in das Contor eingestiegene Diebe den eisernen Kassenschrank, der etwa 30,000 Thlr. Geld und Werthpapiere enthielt, vergebens zu öffnen vei sucht. In Dresden feierte am vorigen Sonntage der 83jähuge Schuhmachergeselle Hoffmann mit seiner 02jährigen Gattin die goldene Hochzeit. Die alten Leute sind sehr arm, der Greis ist schon lange blind, die Jubelbraut, welche schon einmal in erster Ehe 12 Jahre verheirathet war, leidet an der Gicht, ist über- geistig noch klar. In Dresden ist einer armen, 68jährigen Frau, welche über 50 Jahre in Diensten stand, ihre 200 Thlr. betragende Ersparnis gestohlen worden. Die Arme hatte das Geld von der Sparkasse geholt, um cS ihrem Bruder zum Ankäufe eines Hauses zu leihen. In Leipzig vegetirt eine kunsttechnische Erfindung, welche mit gehörigen Mitteln leicht ein ungeheures Resultat ergeben könnte. Ein Typograph erfand ein Verfahren, Farbendrucke auf Porzellan zu übertragen, so daß die Bilder gleich eingebrannt werden können. Er bedient sich für den Abdruck auf Papier der Schmelzfarben. Der Druck wirb auf das Porzellan geklebt, das leicht lösliche Papier fortgezogen und das Porzellan kommt zum Einbrennen in den Ofen. Die Produkte sind ganz vorzüglich. Die Leipziger Amtshauptmannschaft hat kürzlich daS Verbot deö unnöthigen und mulbwilligen Peitschenknallens cingeschärft. Das „S. W." macht darauf aufmerksam, daß diese Unsitte am meisten von Kühjungen, welche im Herbst vielfältig mit ihrem Vieh auf den Wiesen sich befinden, ausgeübt wird. Kaum sehen sie einen Wagen, namentlich Kutschwagen, so rennen sie von allen Seiten an den Weg herbei und knallen womöglich so lange, bis Lie Pferde scheu werden. Einen ganz gesunden Schlaf, wie sich eines ähnlichen die ältesten Leute gewiß nicht entsinnen können, schlief bei dem neulichen Entgleisen eines Zugs auf der bairischen Bahn ein Passagier dritter Wagenklafse, dem man nicht erst zu wünschen nöthig hatte: „Mag ein ruhiges Gewissen diesem Fahrgast den Schlaf versüßen!" Der brave Mann saß mit seinem ruhigen Gewissen in einer Ecke deö Wagens und riß seinen gewohnten Barchent, als der Wagen aus den Schienen kam und zusammengedrückt wurde, wohlverstanden aber mit Ausnahme der Ecke, in der unser Mann — ruhig fortschlummerte. Einen dem bekannten Waldklrchner ähnlichen Fall erwähnt der „Lugau- Oelsnitzer Volksbote" aus Neudörfel: Dort starb Freitag den 14. October ein Mädchen im Alter von 13 Jahren 2 Monaten, welches nicht nur völlig aus gebildet, sondern auch 72 Zoll lang und 180 Pfund schwer war. Die Seclioo Wies als Todesursache die Fettsucht nach, und das Fett fand sich an der Biust 3 Zoll und an den Seiten 4 Zoll hoch. Der Ziegelstreicher August Schlei au- Altstadt-Dresden ist am 24. v. M. das Opfer jener unsinnigen Welten geworden, die schon manchen in daS G»ab gebracht haben. Derselbe befand sich am Abende gedachten Tages in emer Schänkwirthschaft zu Ostritz und wettete bezüglich des Brannlwemuiickea« mit einigen anderen Gästen ; nach dem Genüsse veS Branntweins verlällt er m Schlaf, aus welchem er nicht wieder erwachen sollte. Der Wirth fand ihn am andern Morgen noch auf seinem Stuhle sitzend, — tobt. Die neu angekaufte Löwin im zoologischen Garten zu Dresden brachte vorgestern Morgen vier junge zur Welt, die sich munter und wohl befinden. Vielleicht ist die neue Löwenmutter weniger von den Gelüsten der Vernichtung beseelt, als ihre Vorgängerin, die etliche Mal ihre jungen Sprößlinge als ein Frühstück betrachtete und sofort mit Haut und Haar verzehrte. Ueber die Entstehung des Mutterkorns ist schon viel vermuthet und be hauptet worden, die meisten Angaben haben sich aber als unzulässig erwiesen. So glaubt mau noch ziemlich allgemein, das Mutterkorn erscheine nur in nassen Sommern, während es doch in trockenen Sommern ebenfalls, und oft weit reichlicher angetroffen wird. Nach den Beobachtungen Schlenzig's, welche durch anderwärts, namentlich in Schlesien und Oesterreich gemachte Erfahrungen be stätigt werken, ensteht diese Krankheit des Roggens durch den Biß eines */z Zoll langen, hellbraunen Käfers, lUmßonz-clra melanura, welcher jedes Jahr im Juni zahlreich erscheint. Nach dem Verblühen des Roggens, ^wenn die Körner sich bilden und noch zart und weich sind, setzt er sich an den Aehren fest und saugt den milchigen Inhalt der Körner aus. An der verwundeten Stelle des Korns tritt dann eine etwas klebrige Flüssigkeit hervor, welche widrig riecht, später eintrocknet, verhärtet und als ein Deckelchen abfällt. Bald darauf schwellen die verwundeten Körner auf, sehen Anfangs blaß aus, nehmen dann eine gelbliche Farbe an, die immer dunkler wird, strecken sich auch in die Länge und bilden allmählich so daS Mutterkorn. N a i e r n. München, 2. Nov. An den Eintritt v. d. Pfordten's ist kaum noch zu zweifeln, und wenn man mit Recht annehmen darf, daß auch er — weiser ge worden: so kann man sich wohl darüber beruhigen. Trotz seines „Freiherrn" bleibt er doch der fränkische Beamtensohn, der Würzburger und Leipziger Pro fessor, einer von den Leuten, die selbst ihren Weg haben machen müssen. Zur Charakteristik unserer diesjährigen Weinernte, schreibt der St. und L.-Bote, möge dienen, daß ein Weinbergöb sitzer den Ertrag seiner Weinberge seinem Weiubergsmanne schenkte unter der Bedingung, daß er im nächsten Sommer bei den WeiubergSarbeiten keinen Anspruch auf die Verabreichung von Trinkwiin mache. — Ein anderer Weinbergsbesitzer äußerte, er gebe seinen Ertrag zu jedem Gebote ab; Spaßes halber setzte ihm Jemand 48 kr. (13ngr.) darauf und erhielt arch dafür den Zuschlag. P r e u st e n. Köln, 29. October. In der Apostelnkirche ist heute Morgen ein eben so freckws als strafbares Bubenstück verübt worden. Es hat nämlich Jemand in einen Weihkesiel eine ätzende Flüssigkeit gegossen, so daß mehrere Personen sich die Finger und Stirnen verbrannten. Der „Volks. - Ztg." schreibt man aus Mecklenburg-Schwerin vom 27. October: „Unsere Prügelgesctzgeberei wendet sich immer mehr gegen ihre Urheber. Die ländlichen Arbeiter werden immer knapper und der Tagelohn Hoyer. Da niemand sich umsonst prügeln läßt, so geht der Tagelohn auch um den Betrag der Ve.sicherungsprämien wider die Prügel in die Höhe. Die auS der Erböhung des TagelohnS entspringenden Ersparnisse werden aber von unfern ländlichen Arbeitern dazu verwendet, um dem Prügellande zu entfliehen