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ochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. HL 5. Sonnabend, den 3. Februar 1906. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags.... Anzeigen werden in der Expedition <Reichenb^md, Pelzmühlenstraße 47v), sowie von den Herren I. Oebser, Barbier Kirsch in Reichenbrand, Buchhändler El em ens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur uach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Am 1. Februar dieses Jahres wird der 1. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig und ist spätestens bis zum 10. Februar a. v. bei Vermeidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 2. Februar 1906. Der Gemeindevorstand. Wogek. Bekanntmachung, Reichstagsersatzwahl betr. Nach der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 11. Dezember 1905 ist die Ersatzwahl für den Reichstag im 16. Wahl kreise des Königreichs Sachsen am 13. Februar 1006 vorzunehmen. Der hiesige Ort umfaßt einen Wahlbezirk. Zum Wahlvorsteher, der die Wahl zu leiten hat, ist der unterzeichnete Gemeindevorstand, zum Stellvertreter für Verhinderungsfälle Herr Gemeinde ältester Enge ernannt worden. Als Lokal, in dem die Wahl vorzunehmen ist, ist Wendlers Gasthof bestimmt worden. Die Wahlhandlung beginnt «m 10 Uhr vormittags und wird um 7 Uhr nachmittags geschlossen. Reichenbrand, am 2. Februar 1906. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Die Anmeldung der Ostern 1006 schulpflichtig werdenden Kinder in der Gemeinde Reichenbrand hat Mittwoch den 7. Februar 1006 nachmittags zwischen 4—5 Uhr im Zimmer Nr. 2 der hiesigen Schule zu erfolgen. Hierbei sind für alle Kinder die Impfscheine und für solche, die aus wärts geboren sind, die Geburtsurkunden und Taufbescheinigungen bei zubringen. Reichenbrand, am 2. Februar 1906. Der Schulvorstand. Woget, Gemeindevorstand, Vorsitzender. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Gemeindevorstand macht hierdurch bekannt, daß in hiesiger Gemeindeverwaltung ein Chemnitzer Adreßbuch von 1006 zum unentgeltlichen Gebrauche seitens der Einwohnerschaft ausliegt. Reichenbrand, am 2. Februar 1906. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung, Reichstagsersatzwahl betr. Nach der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 11. Dezember 1905 ist die Ersatzwahl für den Reichstag im 16. Wahlkreise des Königreichs Sachsen am 13. Februar 1006 vorzunehmen. Der hiesige Ort umfaßt 2 Wahlbezirke. l. Wahlbezirk Nr. 29 umfaßt die Grundstücke: Brand-Kat. Nr. 1—65 Abt. und 2 bis mit 44 Abt. 8. II. Wahlbezirk Nr. 30 umfaßt die Grundstücke: Brand-Kat. Nr. I, 1ö und 45 bis mit 156 Abteilung 8. Zum Wahlvorsteher, der die Wahl zu leiten hat, ist für den 1. Wahlbezirk: der Gemeindevorstand Louis Wilsdorf, im Behinderungsfalle: Herr Landtagsabgeordneter, I. Gemeinde ältester Eugen Merkel; für den II. Wahlbezirk: Herr Rittergutspachter Friedrich Schmidt, im Behinderungsfalle: Herr Gemeinde - Aeltester Hermann Reinhardt ernannt worden. Als Lokal, in dem die Wahl vorzunehmen ist, ist für den I. Wahlbezirk: das Gasthaus „zum goldenen Löwen" von Emil Müller, hier, für den II. Wahlbezirk: das Gasthaus „zum weißen Adler" von Robert Börner, hier, aufsichtsbehördlich bestimmt worden. Die Wahlhandlung beginnt um 10 Uhr vormittags «nd ist Punkt 7 Uhr nachmittags zu schließen. Rabenstein, am 2. Februar 1906. Der Gemeindevorstand. Witsdorf. Bekanntmachung. Am 1. Februar dss. Js. war der 1. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig. Dieselbe ist spätestens bis zum 10. Februar n. o. bei Vermeidung des Mahn- bez Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuer-Einnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 2. Februar 1906. Der Gemeindevorstand. Witsdorf. Bekanntmachung. Gefunden wurde: 1 Pferdepeitsche, 1 Portemonnaie mit Inhalt und 1 Bruchband. Rabenstein, am 2. Februar 1906. Der Gemeindevorstand. Witsdorf. Januar - Betrachtungen des Rentiers Frohlieb Schmerzensreich. Bei der Silvesterglocken Klang — schritt alle Welt mit ernstem Gang — bewegt ins neue Jahr hinein; — soll neunzehnhundertsechs doch sein, — wie man schon lang' hat prophezeit, — ein Jahr mit Kampf und Kriegesleid! — Doch da hilft alles Grübeln nicht, — es heißt vielmehr mit Zuversicht — fort in die Zukunft auszuschau'n, — fest auf den Herrgott zu vertrau'n, — der oftmals schon zur rechten Zeit — der Völker Hader, Zwist und Streit — verwandelte zur Menschheit Heil — in das gerade Gegenteil! — Das machte wieder einmal klar — der erste Mond uns in dem Jahr, — denn was man tags zuvor gedacht, — war stets ganz anders über Nacht. — Das zeigte schon die Witterung, — von der erhoffte alt und jung, — daß sie durch Kälte, Schnee und Eis — den Winter brächt' ins rechte Gleis; — doch täuschte stark der Januar, — der nur zuletzt noch Eismond war! — Selbst draußen in der Politik, — wo immer hin fiel auch der Blick — war's Gegenteil meist überall — von dem, was man geglaubt, der Fall. — So wurde in dem Deutschen Reich — im Anfang von dem Monat gleich — ein Herr von Molkte unver wandt — zum Generalstabschef ernannt, — den Schlachtenlenker schön zu ehr'n; — ob er wird auch sich so bewähr'n, — da er anfangs von einem Sold — in diesem Dienst nichts wissen wollt? — Deutsch lands Sozialdemokratie — wollt' auch mit Rußlands Anarchie — in diesem Mond sympathiesier'n — durch großes Wahlrechtsdemonstrier'n, — und Bebel nahm den Mund so voll, — daß er von Blut bald über quoll! — Ernst warnte jeder Bundesstaat — vor der unüberlegten Tat, — und als der große Tag brach an, — er ganz genau so still verrann — wie jeder Sonntag sonst im Jahr; — selbst Halle kam nicht in Gefahr, — wo zur Kühlung vom Straßen kampf — zwei Spritzen standen unter Dampf! — So trat in der Genossen Reih'n — das Gegenteil gerade ein — vom Hauptzweck ihrer ganzen Hetz', — man beugte sich vor dem Gesetz! — Das war in Rußland auch der Fall, — wo an dem Tag fast überall, — trotz Blutbad in dem vor'gen Jahr, — die allergrößte Ruhe war. — Doch drüben in dem brit'schen Land — wollt's Englands Schrauben- sabrikant, — dem braven Joe Chamberlain — gar nicht recht nach dem Herzen gehn. — Nach einem schweren Wahlkampf stieg — ein großer lieberaler Sieg — dort aus der Wahlurne hervor, — wodurch Joe die Macht verlor! — Den Kriegshetzern war sehr fatal — auch Frankreichs Präsidentenwahl; — das mußte schleunigst noch blokier'n, — um's Prestige nicht zu verlier'», — Venezuelas Küstenstrich. — weil Castro ab vom Anstand wich. — Das Wichtigste im Monde war — jedoch, daß Mitte Januar — nach Feststellung von der Präsenz — nun die Marokko- Konserenz — doch endlich noch zusammentrat; — ver treten ist fast jeder Staat — in Algeciras, und noch lang — kann dauern der Beratung Gang. — Nicht kurz will sie Marokko schau'n, — das spricht schon daraus, daß drei Frau'n — aus seines Harems Paradies — sich sein Vertreter kommen ließ! — Was lange währt, wird oftmals gut, — drum blickt das deutsche Volk mit Mut, — vertrauend auf gesunden Sinn, — schon jetzt auf's Schlußergebnis hin. — Das tut sein Friedenskaiser auch, — dem wiederum nach gutem Brauch — das ganze deutsche Vaterland — zum Wiegenfest den Lorbeer wand. — Gott schütze fort sein herrlich Mühn, — daß oft noch bei des Reiches Blühu — der Jubelruf zum Himmel steig: — „Hoch, Kaiser!" — Frohlieb Schmerzensreich.