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AllgemnnerAnM Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" merteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mk. 20 Pf., durch me Post IMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung sür die Ortschaften: Breinig, Ksuswalöe, Großröhrsdorf, Arankenlhal und Umgegend. Expedition: Bretnig Nr. 133«. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition inBretnigdie Herren F. A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Reduktion, Druck und Verlag von N. Zchwig, Bretnig. Rr. 74. Sonnabend, den 14. September 1895. 5. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 14. September 1895. Bretnig. Am Dienstag abends be reitete ein stattlicher Zug, bestehend aus dem Gemeinderat, Schulvorstand, Schulkindern und Gesang- und Turnverein mit Fahnen, vr. Kgl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August, Höchstwelcher zum Diner des hierselbst rerquartiert gewesenen Offizierkorps in der .Sonne" erschienen war, eine Ovation. Ge- »annter Gasthof, sowie die „Bierhalle" waren Mächtig illuminiert. Nach dem Gesänge des «edes: „Gott grüße Dich" von Abt, wel kes der hiesige Gesangverein vortrug, be- Wte Herr Pfarrer Dittrich Se. Kgl. Hoheit, "»bei den Gefühlen oes Dankes, der Liebe Verehrung Sr. Kgl. Hoheit gegenüber auch unserem Königshause Ausdruck ver- bihend. Der Prinz dankte herzlich und zeich ne mehrere Herren durch Ansprachen ans, Drend die Schulkinder das Lied: ,,Wie ich dich mein Sachsenland" und später „Deutschland, Deutschland über alles" trugen, welches Lied von den Versammel- begeistert mitgesungen wurde. Mit dem "rbeimarsch des Zuges vor Sr. Kgl. Hoheit dichte die Ovation ihr Ende. Bretnig. Bereits in 23. Auflage D „Luther", ein kirchliches Festspiel zur des 400jährigen Geburtstages Martin Äthers in Worms, gedichtet von Hans Herrig", mir, ein Beweis, daß die Dichtung an wertvoll, durch Wahl und Behandlung Stoffes sich viel Freunde erworben hat. Weitverbreitet ist aber das „Lutherfestspiel" durch M einstimmige Lob aller Derer, welche der ^Nischen Aufführung dieser Dichtung beige- haben. Sie zählen bekanntlich nach .^senden, und der Zudrang zum „Luther- Rpiel" war in vielen Städten der groß- ^Oe. Auch in Landgemeinden hat man Volksspiel dem evangelischen Volke darge- Cunewalde war der erste ländliche Ort, A dies wagte, und es war ein glückliches ^nis zu nennen. Als zweites Dorf, das Lutherfestspiel haben wollte, wird gegen- ^tig Bretnigs Name weit und breit ge- Adt. Am 6. September war der Tag der ^in Aufführung, welchem Bretnigs Be- Aner mit Spannung entgegensahen; nun eine längere Reihe von Vorführungen /f näheren und ferneren Umgebung Gelegen» M geben, den Helden der Reformation, un- ,f^n Luther in seiner kraftvollen Sprache, in 5"km kühnen Charakter, in seinem festen MUben zu schauen. Die Darsteller leisten Schliches, das war das einstimmige Urteil I bisherigen Besucher, unter denen wir Miere und Mannschaften aus dem Manöver Micken durften. Es war aber auch ein sicher Genuß, das Volksspiel Szene für ^ene kennen zu lernen. Mit welcher Hin- ^"e ward „Luther" dargestellt, mochte er in der Erfurter Klosterzelle auf den Men liegen, von seinem väterlichen Freunde Aupitz ^tröstet, oder mochte er den Schmäl ern und Bilderstürmern mutig entgegentreten, Seite den zartfühlenden Melanchthon. Mr auch ter Glanz des Wormser Reichs tes, ebenso wie die Lieblichkeit des Familien- Mns in Luthers Hause fesselten den Zuschauer ^gemein. Ratsherr und Ehrenhold aber Mn in ihrer klaren, schwungvollen Rede °en geschichtlichen Rahmen in klastischer Weise dar. Der Totaleindruck ist auf jedes deutsch Und christlich fühlende Gemüt ein gewaltiger, Maß sich die Choräle „Ein feste Burg ist unser Gott" und „Nun danket alle Gott" vom Herzen auf die Lippen drängen, als gälte es, dem altehrwürdigen Sprichworts Ehre zu machen: „Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über". Auswärtigen Freunden eines „religiösen Volksspieles" raten wir dringend, sich Billets durch die Post zu bestellen, womit man sich an den Gastwirt des „Deutschen Hauses" in Bretnig, Herrn Otto Haufe, würde zu wenden haben. Dem Werk aber wünschen wir von Herzen einen guten Fortgang um der tüchtigen Kräfte willen, die hierbei Mitwirken, ebenso wie um des Genusses willen, den jeder Be sucher an Ort und Stelle haben wird, um vollbefriedigt zu den Seinen heimkehren zu können. — Der 11jährige Sohn des Arbeiters Berndl in Pulsnitz ist seit mehreren Tagen spurlos verschwunden. Er trägt dunklen Hut, .unkle Jacke und geht barfuß. Die Eltern bitten um Nachricht über den Ver bleib desselben. — Hauptgewinne 3. Klaffe 128. königl.! sächsischer Landeslotterie. 2. Ziehungstag am 10. September. 50,000 Mark auf Nr. 671 ; Schiebt, Kirchberg). 40,000 Mark auf Nr. 85171 (Mothes, Greiz). 30,000 Mark auf Nr. 56586 (Pabst, Chemnitz). 20,000 Mark auf Nr. 73562 (Zenker, Chemmtz). 5000 Mark auf Nr. 6359 22380 63466. 3000 Mark auf Nr. 34612 60393 82798 86721 94035. 1000 Mark auf Nr. 467 3409 3575 4865 10221 16394 17987 27425 56663 60764 64690 66745 82600 85064 91278. — Als Mittel gegen die Schädigung des Kohlweißlings empfiehlt sich das Ueber- streuen mit Viehsalz, wodurch nach Mitteil ungen aus landwirtschaftlichen Kreisen sofort Hilfe geschafft werden könne. Das Salz wird möglichst am Abend breitwürsig über das Kraut gesäet; es löst sich rm Thau während der Nacht, und das Fressen der Raupe hört sofort auf. Eine Wiederholung des Verfahrens ist zu empfehlen, zumal wenn nicht alle Pflanzen getroffen worden sind. — Die in nächster Zeit zum Militär dienst eintreffenden Rekruten wollen nichl ver absäumen, ihre Quittungskarten über geleistete Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersver sicherung mitzunehmen. Die letzteren sind gut aufzubewahren, da solche nach der erfolgten Entlastung bei Wiedereintritt in versicherungs pflichtige Beschäftigung abzugeben sind. — Die „aufgerollte Achselklappe" ist wieder da. Sie erscheint nur einmal im Jahre. So charakteristisch wie sie selber ist, ist auch ihre Bedeutung. Der Soldat ist in den Reser vistenstand getreten. Die blanke Waffe fehlt ihm, statt dessen trägt er den Reservistenstock, eine Konzession, die der stolze Krieger dem Zivilstande gemacht hat, in welchen er wieder eingetreten ist und auf welchen er noch vor kurzer Zeit wegwerfend herabblickte. Für manchen ist die Zeit eine Zeit der Freude, gern hat er den engen Rock abgelegt; oenn seiner wartet zu Hause ein Besitztum, eine feste Thätigkeit und eine freiere selbstständigere Lebensweise. Mancher aber schreiret ernst da her; denn sür ihn heißt es, etwas neues be ginnen und nicht für jeden findet sich gleich in unserer Zeit der Ueberfüllung eine paffende Gelegenheit. Die Militärzeit verlangt Opfer, allein sie kennt nur vie Verantwortlichkeit des Dienstes, in allen Uebrigen fühlt sich der Soldat unverantwortlich und vor allen Dingen, jeder Sorge um das leibliche Wohl, um Nahrung und Kleidung, überhoben, (allein es ist nicht zu vergessen, der gewesene Soldat bringt auch einen größeren Fond mit, der ihn auch für das bürgerliche Leben tüchtiger macht und für manche Stellung brauchbar, für die er früher untauglich gewesen wäre. An Gesundheit, an Auftreten, an äußerlichen Anstand, an Ordnungsliebe, Pünktlichkeit rc. hat er bedeutend gewonnen, alles gewiß sehr zu schätzende Eigenschaften. Darum hat er nicht etwa Ursache mutlos zu sein, sondern er kann, wenn er die guten Eigenschaften ins bürgerliche Leben hinüberträgt und sie fest hält, darauf rechnen, daß dies anerkannt wird und er sich dadurch nicht nur Achtung erwirbt, sondern auch seine jeweilige Exestenz dadurch gefestigt sieht. — In allen Orten der Umgebung haben die Vertretungen einen Zuschuß zu den Ver- pflegungsgelde.n der diesmaligen verhältnis mäßig langen Einquartierung gewährt. Es ist dies gerecht, denn hierdurch wird eine mehr gleichmäßige Verteilung der Leistungen erzielt. — Beleuchtet die Treppen. Die Haus besitzer resp. Hausverwalter seien daraus auf merksam gemacht, daß mit Eintritt der Dunkelheit die Hausfluren und Treppen ge nügend beleuchtet sind. Für Unglücksfälle, die infolge ungenügender Beleuchtung sich er eignen, sind die Hausbesitzer oder der Haus verwalter haftpflichtig. — Am Sonntag abends weigerten sich zwei junge Männer in Lo schwitz, den Brücken zoll zu entrichten und vergriffen sich schließ lich thätlich an dem Brückenzolleinnehmer. Auf das von dem Angegriffenen abgegebene Notsignal kamen ein Loschwitzer und zwei Blasewitzer Nachtschutzieute herbei und die beiden Exzedenten, welche auch auf die Schutz leute einzudringen versuchten, mußten schließ lich den Weg in das Arrestlokal antreten. — Die sogenannte „Wunoerlinde" am Wege von Hermsdorf nach Langebrück, die Viele durch ihren mächtigen Stamm sowohl, als durch ihr weites, grünes Blätterdach er freut hat und manchen Wanderer wohl auch in dunkler Nacht durch ihre riesige, auch bei ziemlicher Dunkelheit noch gegen den Nacht himmel abhebende Gestalt ein Wegweiser ge wesen sein mag, ist bei einem der letzten Ge witter von einem Blitzstrahl zerschmettert worden. — Eine eigenartige Ehrung seiner! Veteranen bewirkte der K. S. Kriegerverein in Bielau bei Zwickau. Bei einem ihnen zu Ehren veranstalteten Festmahle erhielt jeder Veteran als „Ruhestandsuniform" einen Schlafrock mit Käppchen, das lorbeerbegränzt war, schenkungsweise überreicht. Weißge kleidete Mädchen führten die Veteranen in den Festsaal. — Gestern brach in Zwönitz im Hause der Witwe Völkner Feuer aus, welches sich infolge der großen Trockenheit und der hölzer nen Bauart der Umgebung so rabit aus breitete, daß trotz schnellen Eingreifens der Feuerwehren noch 5 Häuser an der Bahnhof straße dem Element zum Opfer fielen. Leider stellte sich bei Anbruch des Tages ein noch größeres Unglück heraus. Die bejahrte Witwe Völkner, sowie eine junge Frau mit zwei Kindern von 5 und 3 Jahren haben, in der Dachkammer schlafend, ihren Dod in den Flammen gefunden. — Die Meldungen zu der großen Distanz radfahrt Dresden-Leipzig-Berlin-Leipzig gehen zahlreich ein. Viele Fahrer werden außer Konkurrenz starten, da nur Amateure fahren dürfen, weil diese Fahrt vom Gau 21 »es „Deutschen Radfahrer-Bundes" ausgeschrieben ist. Gerger, Fischer, Reheis, Grüttner, Gebr. Mündner Schlink starten als Professionals. Von Amateuren haben sich gemeldet Siebert, Pappritz und der Deutsch-Amerikaner Hänelt. Pappritz allein wird ca. 25 Schrittmacher haben. — Einen Akt oer gemeinsten Roheit haben Bubenhände an einem der letzten Abende an der in einem verschlossenen Schuppen im Burgstädter Lindengarten unter- gebrachlen Schiebeleiter verübt. Als nämlich der Steigerzug der dortigen Feuerwehr am Sonntag Morgen an derselben Uebungen vor nehmen wollte, gewahrte man, daß das Auf zugsseil ziemlich durchschnitten war. Ein Glück war es, daß diese Gemeinheit noch rechtzeitig bemerkt worden war, denn wie leicht konnte andernfalls bei einem in der Nacht ausbrechenden Brande ein Unglück ent stehen, das von unabsehbaren Folgen begleitet gewesen wäre. — Aus schreckliche Weise ist der 12 Jahre alte Realschüler Richard Baumann in Rodewisch verunglückt. Infolge Explosion einer Spintusflasche war der Knabe sofort in eine Feuersäule eingehüllt, und erlitt der selbe so schwere Brandwunden, daß der be dauernswerte Knabe am 9. d. M. von seinem Leiden durch den Tod erlöst wurde. Die Mutter des Knaben ist vor 5 Jahren, der Vater ebenfalls durch einen Unglücksfall um gekommen. — Viel Leid und Traurigkeit auf ein mal ist in der Familie des Kaufmanns Charrier in Olbernhau eingekehrt. Zu gleicher Stünde wurde der Frau Charrier der Gatte und auch ihr Vater, der dort als Rentier lebenve Herr Stechä, entrißen. Kirchennachrichten von Hauswalde. 14. Sonntag n. Trin.: Abendmahl, Beichte 8 Uhr vorm. Predigt und Amt wird Herr Pfarrer Größel aus Frankenthal über nehmen. Kirchennachrichten von Frankenthal vom 1. bis 15. September 1895. Getauft: Georg Paul, des Gutsbesitzers Grohmann in Frankenthal S. — Marie Helene, des Hausbes. und Ziegeldecker Winter in Frankenthal S- Beerdigt: Georg Paul, des Gutsbes. Grohmann in Frankenthal edel. Kind, 21 T. alt. Dow. XIV. r>. Drill, keine Kommunion, vom. ^9 Uhr Gottesdienst. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Paul Alfred, S. des Stellmachers Karl August Rosenkranz. — Friedrich Curt, S. des Bierschrüters Friedrich Ernst Lehmann. — Emma Elsa, T. des Lehrers Ernst Robert Großmann in Zittau, ged. hier. — Max Alwin, S. des Fabrikarb- Hermann Bernh. Grundmann. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Anna Hulda, T. des Tagearb. Karl Adolf Julius Berndt, 2 M. 14 T. alt. — Carl Albert, 4 I. 10 M. 26 T. alt uns Alwin Paul, 6 I. 2 M. 19 T. alt, Sühne des Wirtschaftsbesitzers Friedrich Alwin Kunath.