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KWeißeritz-Zcitung.M Postanstalten. 8 Psg- Amts- and Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthe zn Dippoldiswalde vnd /rauensteiu. verantwortlicher Nedsrteur: Lart Zehne in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Das Ende des Monat Juni fordert unwillkürlich zu einer Vergleichung mit der Situation des vorigen Jahres heraus. Wie im vorigen Jahre, hält sich der Kaiser von Rußland in Ems auf; Kaiser Wil helm befindet sich auf der Reise dahin; Fürst Bis marck in Varzin. Die Badecur der beiden Kaiser wird diesmal eine ungestörte sein. Die Störenfriede des vorigen Jahres, Grammont, Olivier, Benedetti, wo sind sie?. Noch am Ende Juni des vorigen Jahres erklärte Grammont im gesetzgebenden Körper zu Paris, dgß der Friede niemals gesicherter gewesen wäre, und 14 Tage später rückten die beiden großen feindlichen Armeen nach dem Rhein! Heute kehren unsre Armeen mit den Nuhmeskränzen des Sieges aus Frankreich zurück, und die gefangene französische Armee wird waffenlos in ihre Heimath transportirt. Welch eine Wandlung der Dinge! Gegenwärtig scheint der Friede in der That ge sichert zu sein; selbst in unserm östlichen Nachbarlande, wo noch zu Ende des vorigen Monats der Conflikt zwischen Ministerium und Volksvertretung eine gefähr liche Wendung zu nehmen drohte, haben sich die hoch gehenden Wogen wieder beruhigt; das Ministerium hat seine Stellung befestigt. Freilich fehlt noch viel zur Herstellung eines befriedigenden Verfassungszustandes, und die einmal vorhandenen Gegensätze werden sich bald zu einem neuen Conslikte zuspitzen. In Italien beschäftigt man sich mit der Ver legung des Regierungssitzes von Florenz nach Rom, einer Frage, welcher sehr viel Hindernisse im Wege zu stehen scheinen. Demnächst wird die Armee reorganisirt und verstärkt; denn das niedergeworfene Frankreich zeigt Lust, die weltliche^Herrschaft des Papstes mit Waffen gewalt wiederherzustellen, vielleicht um für seine ge schlagene Armee wieder Lorbeeren zu hole». Jedenfalls werden die anderen Mächte und vor allen Dingen Deutschland ein Wort mit hineinreden, wenn dieser französische Tollhausgedanke etwa in Scene gesetzt werden sollte. Im gut katholischen Spanien ist es zu einem Zusammentreffen der Ultramontanen und Liberalen in der Kammer gekommen; die Sache artete in eine groß artige Schlägerei und in verschiedene Duelle aus. Das Ende vom Liede war, daß der Präsident sich bedeckte und die Sitzung aufhob. Die Engländer beschäftigen sich lebhaft mit der Lage Frankreichs, und ihre Presse bemüht sich, den Franzosen allerhand gute Rathschläge zu geben, auf welche Letztere natürlich nicht hören. Es läßt sich nicht verkennen, daß England an großen Staatsmännern und Parlamentsmitgliedern entschieden Mangel leidet. Die englische Politik beschäftigt sich deshalb vorwiegend mit inneren Angelegenheiten; die auswärtigen Dinge läßt man links liegen. Aus Amerika gelangen jetzt zu uns Berichte über Sieges- und Friedensfeste, welche unsere dortigen Landsleute besonders in den größeren Städten in so großartiger Weise gefeiert haben, daß sich die unseren fast dagegen verstecken müssen. Täuschen nicht alle Symptome, so wird der deutsche Stamm auch dort zur Herrschaft kommen. Wir sind gespannt, ob nicht bei der nächsten Präsidentenwahl eine national-deutsche Partei zu Gunsten der Wahl eines deutschen Präsidenten auftreten wirv. —r. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde. Die Genehmigung der höheren Behörden zum Wiederaufbau der am 16. März d. Js. am hiesigen Oberthorplatz und in der Dresdner Straße abgebrannten Häuser in der von den hiesigen Collegien beantragten Weise, ist nunmehr eingetroffen. Das eingetretene gute Wetter wird den Bauenden jetzt sehr willkommen sein und die Wetterführung bis zur glücklichen Beendigung wesentlich fördern. — Die der Stadt gewährte Entschädigung für das anzukausende Areal u. A. beträgt 1500 Thlr. von der Brandversicherungs-Commission, 800 Thlr. vom Ministerium des Innern, zusammen 2300 Thlr-, und dürfte hierzu noch ein vom Finanzministerium er betener Beitrag zu den, durch die Verbreiterung der Straße entstehenden Kosten hinzukommen. — Die neuen Briefmarken des Deutschen Reiches werden nicht, wie mehrseitig angenommen wird, mit dem 1. Juli dS. Js., sondern erst mit Neu jahr 1872 eingeführt werden; bis dahin sind -die bis herigen noch gültig. * Aus Dresden. Unsere Stadt und Umgegend nimmt bereits ein militärisch-bewegtes Leben an. Täglich mehrt sich die Zahl der aus Frankreich zurück kehrenden Truppen. Viele derselben mit dem eisernen Kreuz und anderen Orden, sowie der neuen deutschen Erinnerungsmedaille versehen, besuchen unsere Stadt. Die Zahl der am 11. Juli einziehenden Truppen wird auf 18,000 Mann angegeben. Die Vorbereitungen zum Empfange nehmen immer größere Dimensionen an. Die Amtlandsschaft Dresden wird bei dem Einzuge einen Reiterzug arrangiren. — InLeipzig namentlich ist un seren Truppen der festlichste Empfang bereitet worden.