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Amedmch HI Deutschen Hülfen, Aönig von Preußen, gestorben am 15. Juni 1888, Vorm. 11 Uhr 15 Mi». Kais« Friedrich ist am 18. Oktober 1891. dem Jahrestage der Leipziger Völker- schlocht, in dem von ihm vor Kurzem in »Schloß FriedrichSkron" getauft«, treuen PalaiS bei Potsdam geboren worden. Er war der einzige Sohn des nachmaligen Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Auqusta, geborenen Prinzessin von Weimar. Die 7 Jahre später geborene jetzige Großherzoam Luise von Baden war sein einziges Geschwister. Fn der Taufe erhielt er die Namen Friedrich Wilhelm Nicola»« Karl. Als Kronprinz Preußens und später des Deutschen Reiches wurde er Friedrich Wilhrlm genannt und nannte sich selbst so: als König von Preußen uud Kauer von Deutschland nannte er sich Friedrich. Die Geschichte wird ihn daher in ecsterer Eigenschaft als Friedrich III. zählen, als Kaiser von Deutschland . .. . ^ . . jedoch Friedrich l. nennen. Der junge Prinz erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung, die von seiner kunstsinnigen Mutter überwacht wurde. Eine tüchtige wissenschaftliche AnSbildung wurde ihm zu Tbeil, der berühmte Geschichtsschreiber Ernst CurtiuS leitete sie; Rcicbardt, der Compvnist von ,,WaS ist des Deutschen Vaterland" unterrichtet« ihn in Musik. Wie alle Prinzen des Preußischen Königshauses, erhielt er mit dem 10. Lebensjahre den Schwarzen Adlerordrn und trat in da« Heer ein. und zwar mit dem Range eine- Leutnants. Der praktische Dienst beim ersten Garde-Regiment zu Fuß begann jedoch erst mit dem 18. Lebensjahr. Der 2. Mai ist für das erste Garde-Rraiment ein Ehrentag, weil am 2. Mal 1813 in der Schlacht bei Groß- aörschen diese« Garde-Regiment die Feuertaufe erhielt. Am 2. Mai 1819 fand dann auch die Einführung d«S jetzt verewigten Kaisers in das erste Garde-Regiment statt. Der damalige Pro ^ -- - . - ' " " bei dieser Gelegenheit an I eine Ansprache, welche der Worten schloß: »So übergebe ich Ihnen denn meinen Sohn in der voffnun da« er Gehorsam lernen wird, um einst befehlen zu könne«. Ich hoffe, er wird seinem Namen und seiner Armee Ehre machen. Dafür bürgt mir der Geist, den Gott in ihn gelegt bat — nicht wir I" Und zu seinem Sohne gewandt, fuhr der Vater fort: »Dir aber wünsche ich. daß Du dereinst dasselbe erfährst, was Dein Vater erfahren ha»! Meine Herren, »ch spreche eS Ihnen nochmal- aus, es .ist die schönste Freude Meine- Leben« gewesen, zu sehen, wie die Treue und mnige Theil- nahme Meiner Untergebenen sich in schweren Tagen — kn der Nähe und in der erne — nicht verleugnet hat I Das wünsche ich auch Dir! Und so thue nun Deine uldiakeit!" Nach einem Jahre militärischer Dienstzeit besuchte der Prinz die Universität Bonn und wurde damit Studiengenosse unseres gleichfalls an der rheinischen Hochschule sludireiiden König« Albert. Er hörte dabei oei Ernst Moritz Arndt die Vorlesungen über »Vergleichende Dölkergrschichte". In seine Universitätszeit fiel leine erste Reise nach England zur Eröffnung der echten Weltausstellung in London. Er sah bei diesem Anlaß leine spätere Gemahlin, damals ein Iljährigcs Mädchen. 1853 er krankte er an einer Lunaen-Entzündung. Nachdem er staatSwissenschaftliche und juristische Studien gemacht und in der Verwaltung tlMg gearbeitet hatte, 1853 m den Freimaurerorden eingetretrn war, 1856 als Vertreter der Krone Preußens der Krönung de- Zaren Alexander in Moskau belgewohnt und aus der Rückreise von keiner englischen Braut mit seinem Begleiter Moltke den Kaiser Napoleon und die Kaiserin Eugenie in Paris besucht hatte, vermählte er sich am 25. Januar 1858 mit der ältesten Tochter der Königin Victona von England, der 1810 geborenen Prinzeß Victoria Adelheid Marie Louile. mit welcher er seitdem in glücklichster Ehe gelebt hat. Eigenthümlich ist eS. daß diese Berbiirdung damals in England politisch grmiß- billigt wurde. An seinem Hochzeitstag war er zum General ernannt worden, nachdem er vorher iin 1. Garderegiment biS zum Obersten avancirt war. Acht Kinder rnt- sproßtrn seiner Ehe: Seme Majestät der jetzige Kaiser Wilhelm geb. «m 27. Jan. 1859, die Prinzessin Charlotte, vermählt mit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen, der Piinz Heinrich. Gemahl der bcisiscden Prinzessin Irene, und die drei noch un vermählten Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe, außerdem der in zartem Alter gestorbene Prinz Sigismund und der 1868 geborene und 1879 gestorbene Prinz Waldemar. Der verewigte Kaiser Friedrich war mehrfach Großvater, den» an« der Ehe deS jetzigen Kaiser- Wilhelm 11. entsprangen vier Söhne, auS der Ehe der Erbprinzestln von Meiningen eine Tochter. - Durch die Thronbesteigung des Prinzen von Preußen wurde weiland Kaiser Friedrich 1861 Kronprinz von Preußen. In demielbcn Jahre wurde er auch zum Rektor der Universität von Königsberg emannl. Er übernabm den akademischen Purpur mit dem Versprechen, »seine Liebe und Hingebung zu dm Wissenschaften zu bekunden." Bei dem Kampfe der StaatSregierung gegen dm Landtag »ahm der Kronprinz Partei gegen die Regierung. Er protestirte in einem Schreiben gegen die Maßregeln deS Ministerpräsidenten, des damaligen Herrn v. Bismarck-Schon- hauseii, und erklärte »er sei bereit, seine Aemter niederzulegm und bitte dm König in diesem Falle um Anweisung eines Aufenthalts oder um da» Recht, sich einen solchen zu wählen." Dazu kam eS nicht, zumal die Erfolge Herrn v. Bismarck vollständig Recht gaben. Der Widerspruch des Kronprinzen gegen die auswärtige Politik Bismarcks bewirkte, daß er in dem Kriege Preußen» gegen Dänemark 1864 kein Kommando erhielt. Er wohnt« dem Kriege, der die Eibberzogthünie, gegen dm Willen England» dm Dänen entriß, ohne Kommando im Hauptquartier deS Ober befehlshabers v. Wränget bei. Bei der Erstürmung der Duppelcr Schanzen war er einfacher Zuschauer an der Seite des kommandirmden Generals, Prinzen Friedlich Kart. Später kam ein Ausgleich zwilchen dem Kronprinzen und Herrn v. Bismarck zu Stande und so übernahm der Kronprinz 1866 in dem Kriege Preußens gegen Oesterreich und dm Deutschen Bund den Oberbefehl der 2. Armee. Er sammelte dieselbe in Schlesien, überschritt am 26. Juni die Grenze, lieferte siegreiche Gefechte bei Nachod, Trautmau. Skalid und Scbwcinschädel und mtichied am 3. Juli 1866 durch sein rechtzeitiges Eintreffen bei Cblum den Sieg bei Königgrätz. Auf dem Schlachtfeld« erhielt er aus der Hand seines VaterS dm Orden pour Io msrito. Das Jahr 1869 führte den Kronprinzen nach dem Orient; er besuchte dm Sultan in Constantinopel. Palästina und die heiligen Stätten in Jerusalem und schließlich Egypten. Hier nahm er nebst dem Kaiser von Oesterreich und der Kaiserin Eugenie von Frankreich an der Einweihung und Eröffnung deS Suezkanals theil. ES iolg- die KrirgSjahre 1870/71. di« dem Kronprinzen, »Unsrem Fritz", unsterblichen trn die Krugs,cihre 1870/71. dw dem Kronprinzen, »unsrem Fritz. unsterblichen KriegSruhm bringen sollten. Im deutich-iranzösischen Kriege befehligte er die 3. Ärnicr. welche drei preußische Armeekorps und dir süddeutschen Connngente umfaßte. Er «öffnete den Feldzug aus'- Glänzendste durch die Siege bei Weikenburg. 4. August» und bei Wörth. 6. August. Am 1. September half er den eisernen Ring schließen, der Napoleon und daS Heer Mac Mabon'S bei Sedan umspannte; am 2. September erfocht er unter seinem Vater Wilhrlm und dem Frldmarichall Moltke m Ge- meimchast mit unserem König Albert, damaligen Kronprinzen und Oberbefehls haber der MoaS-Annee, dm ewig denkwürdigen Sieg von Sedan. Während der Belagerung von Paris batte der Kronprinz Friedrich Wilhrlm sein Hauptquartier in Versailles; hier wurde er zum Gmeral-Feldmarlchall. am 18. Januar 1871, nach Ausrufung des Deutschen Reichs, zu dessen Kronprinzen ernannt. 'Nach dem Frie den erhielt er das Großkreuz des Eisernen Kreuzes und wurde General-Inspektor der 4. Armce-Jnwektion des Deutschen ReichSherres, welches die bayrischen und das württembergische Armeekorps umfaßt. In dieser Eigenschaft kam er wiederholt nach Süddcntschland und bat infolge seiner Popularität wcienllich dazu beigetrage», die Gegensätze zwischen Nord und Süd zu mildem. Das Jahr 1872 brachte ihm, als er, von der goldenen Hochzeit des sächsischen Königspaares nach der Schweiz reiste, plötzlich eine schwere Erkrankung, sodaß man allgemein für sein Leben fürchtete. Doch ging die Gefahr glücklich vorüber. Die nächsten Jahre füllten Anneemspeclionen, Tbeilnahme an den Eröffnungen von Ausstellungen, sowie Reisen iirs Ausland aus. Als sein Vater unter der Schrvtflinte eines teigen Mordbuben im Juni 1878 zuscimmen- gebrochen war, wurde er während der Dauer der Erkrankung des Kaisers mit der Regentschaft in Preußen und im Reiche beauftragt. Diese Reqentichast erreichte schon an, 5. Dezember desselben JahreL infolge der völlig« Wiederherstellung des Kaisers ihr Ende. 1882 wurde ihm die hohe Freude zu Theil. dorthin sein erster Enkel aebsren wurde. Bald sah die Welt »vier Kaiser unter «nein Dache", atS der überglückliche Urgroßvater aus die frohe Kunde hin in das Marmorpalais zu Potsdam geeilt war. 1883 beging der Kronprinz seine silberne Hochzeit. Im Spätherbst desselben Jahres trat er die hochpolitische Reise nach Spanien und Italien an. In beiden Ländern erregte sein Erscheinen unbeichrcibtichen Enthusiasmus. In Nom namentlich wurde er in einer Weise gefeiert, die leibst iür die Kenner südlicher Begeisterung etwas "eberwältigendeS hatte. Seit seinem Aufenthalt in Rom datirt der Umschwung der Man weih aber, daß in ihr die ersten Schritte zur Beendigung des kirchenpolitischen Streites Deutschland (Kulturkampfs) gelegt wurden. ,1884 wurde der Kronprinz eine» gutartigen Verlauf. Er eröffnte iin Mai die Jubiläums-Kunst-Ausstcllung in Berlin, vertrat darauf bei der Beisetzung des Königs Ludwig 11. von Bayern den Deutschen Kaiser und wohnte der 500jähriqcn Jubelfeier der Heidelberger Uni versität bei. Der Schlußsatz seiner zündenden Rede bei diesem Anlaß lautete: »Nach nunmehr errungener Einigung des Reiches gelte cs. die früheren Tugenden zu bewahre«. Je höhere Gipfel im wissenschaftlichen Leben erfliegen seien, desto größerer Besonnenheit und Selbstverleugnung bedürfe cs. Lehrer und Lernende möchten in der Wissenschaft wie im Leben festhaiten an Wahr haftigkeit und strenger geistiger Zucht und Förderung des Brukersinncs, damit aus diesem Geiste Freimut!), Friedfertigkeit und Kraft erwachsen, um die Lebensformen unseres VollthumS gedeihlich cniSziibilden." Im September 1886 nahm er an den Kaiser-Manövern in Elsaß-Lothringen Theil. ES waren die letzten Manöver, denen er anwohnte. Er beiuchte in Straß- burg die ncuerbaute Universität, wobei er eine wanne Ansprache an die Studenten schaft hielt, sie als Träger der Zukunit deS Vaterlandes zu ernster Arbeit des Friedens anseuernd. Am 1. Jan. 1887 gratulirte der Kronprinz an der Spitze der commandirenden Generäle der sämmtlichen deutschen Armeekorps dem Kaiser zu dessen 80jÜbrigem Militärdienstjubiläum. Damals war noch im Reichstage die alte frei- siitiiia-clerical-sozioldcmokratiiche Mehrheit, welche dun Kaiser die Erhöhung des Frie densstandes deS Reichstags verweigern wollte. Die Rede des Kronprinzen am 1 Januar ließ keinen Zweifel, aus welcher Seite sein Herz war. Ter Wahlsieg der reichSkrcuen Parteien am 21. Febr. 1887 scheuchte alle Besorgnisse hinweg. Bei der Feier des 90. Geburtstags des Kaisers Wilhelm nahm der Kronprinz regen Antheil und wirkte bei allen Festlichkeiten mit. Ucberhauht widmete der Kronprinz jederzeit ein wesentliches Interesse den wiffenschastlichen, künstlerischen und kunstgewerblichen Bestrebungen: sein Palais war stets der Sammelpunkt von Männern der Wissen schaft«!, Gelehrten und Künstler. In dieser Beziehung durfte das Vaterland große Hoffnungen auf ihn setzen. Tie ersten Spuren der Krankheit, die ihn jetzt hinweggerafft. zeigten sich im September 1886. Es war eine bartnäckige Heiserkeit. An der Feier des 90. Ge- - . ... „ . y«e burtstaaes seines glorreichen VaterS nahm er in scheinbarem Vollbesitz seiner Körpcr- kräfte theil. Doch klagte er damals schon über große Müdigkeit, die ihm längeres Stehen verbot. Zur Beseitigung der Heiserkeit suchte er die Heilquellen von Eins aus. Dir Kur blieb obne jeden Erfolg. Am 2l. Mai 1887 bezog er das diene Palais in Berlin. Es erfolgte die Berufung des vielgenannten Morcll Mackenzie. Em großes ärztliche» Concil ergab die Gewißheit einer ernste» Erkrankung. Mackenzie entfernte mittelst der Zange einzelne krankhafte Stellen im Kehlkopfe, die Virchow als durchaus unschuldiger Statur erklärte. Anfang Juni kam Mackenzie wieder nach Berlin, ent fernte abermals einige Partlkelchrn und erklärte: der Kronprinz könne der Feier des 50jährigen RegierungSiubiläums seiner Schwiegermutter, der Königin Victoria, in England in vollem Umfange unbeschadet ociwvbnen. Am 21. Juin ritt noch der Kronprinz in der Kürassier-Uniform nach der Westmmstcr-Abtei, er erschien Allen , . e schol , schickte er den Kranke» nach Toblach im Pusterthal. Die Reise dahin ging ohne Be rührung Berlins vor sich, so daß der.Kronprinz seinen Vater nicht wieder gesehen hat. Es erfolgten Aufenthalte in Baveno. in Venedig »nd zuletzt I» San Remv. wo er am 4.Novbr. eintraf. Am 9. Fibruar mußte die Operation am Kehlkopf vorgenvininen werden, um der ErstickungSgesahr vounbeugen. Seitdem wechselten gute und schlimme Nach richten. Als Kaiser Wilhelm am 9. März seine Heidenlausbahn schloß, trat Kaiser Friedrich seine Heimreise nach Deutschland an; er umarmte noch einmal den König von Italien. In Leipzig traf er mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck und dem preußischen Staalsministerium am Abend des II. März zusammen. Am 12. März ub-rnahm er in einer Proklamation »An mein Volk" und einem Erlasse »An den Reichskanzler" die Regierung Preußens und Deutschland?. Am 17. Mai legte er durch zwei an den preußischen Landtag und den deutschen Reichstag gerichtete Erlasse das Gelöbniß ab. verfassungSgemäß zu regieren. Vergebens war die Hoffnung ae'.vesen, daß nach der Uebcrsiedelung nach FriedrichSkron dem verhängnißvollen Leiden ein längerer Stillstand geboten sein würde. Der Eintritt der bekannten Complicationrn ührte zu einem rakchen Verfall der Kräfte und am 15. Juni machte der Tod seiner "egienmg, die nur neunundneunzig Tage gedauert hat, ein frühe- Ende.