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Wochcn-/„, M l) !K -K z ll A A Z lK N über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sech st er Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 21 Neugroschen, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheit 23. 15 Neugroschcn- 1(1 Ami Erscheint jeden Donnerstag. In Sachen der Preßfreiheit. Den Freunden einer freien Gedankenmittheilung — dieses eben so wichtigen, als lange verkümmerten Rech tes des Menschen — kann es nicht gleichgültig sein, zu erfahren, welche Kämpfe für dasselbe gefochten werden und welche Hoffnungen aus seine Verwirklichung daran sich knüpfen lassen, überhaupt welche Schicksale ihm be gegnet oder in Aussicht gestellt sind. Wie wir daher schon früher von Zeit zu Zeit Miltheilungen „in Sachen der Preßfreiheit" gebracht und die Begegnisse derselben in unserem Blatte besprochen haben; so können wir nicht umhin, jetzt auch einer daraus bezüglichen Verhandlung zu gedenken, welche während der letztverflossenen Leip ziger Buchhändlermesse in der Generalversammlung des teutschen Buchhändlerbörsenvereins Statt gefunden und, wie wir wenigstens hoffen und wünschen wollen, dem Kleinode des freien Gedankenverkehrs wieder einigen Vorschub geleistet hat *). Der Bärsenvcrein der teutschen Buchhändler, unter der Bestätigung und dem Schutze der Königl. sächsischen Regierung in Leipzig bestehend, hat zum Zweck: „a. die gemeinsame Verhandlung und Betreibung der allgemei nen Angelegenheiten des Buch - und Kunsthandels, ein schließlich des Musikalien - und Landkartenhandels; d. die Erleichterung des geschäftlichen Verkehrs und insbeson dere der jährlichen Abrechnungen." So lautet in wört licher Fassung der erste Paragraph des Börscnstatuts, das dem Vereine der teutschen Buchhändler gesetzliche Kraft und Wirksamkeit verliehen hat. Durch den regen Eifer patriotischer, von der Bedeutung ihres Berufes erfüllter Männer gegründet, erstreckt sich dieses in seiner Art einzige Institut weit hinaus über die Länder teut- scher Zunge und zählt eine so große Anzahl von Buch händlern — gegenwärtig zwischen sieben und acht Hun dert — zu seinen Mitgliedern, daß es den teutschen Buchhandel des In - und Auslandes in jeder Beziehung zu vertreten im Stande ist. Am Sonntage Kantate finden sich alljährlich Männer aus allen Gauen des teutschen Vaterlandes und des benachbarten Auslandes *) Au vergleichen ist hierbei Beilage zu No. IZ5 der „Leipziger Allgemeinen Aeitung" und No. 85 ber-//Sächsischen Vaterlands- Blatter," aus welchen Quellen die nachstehende Mittheilung geschöpft ist. D. Red. in den schönen Räumen des Börsengebäudes zu kolk- gialischer Berathung zusammen, wieder ersichtlich, welch' eine veredelnde s Kraft das Bewußtsein, einem Korporaztonsverbande anzugehören, auf jeden Einzelnen ausubt. Unter den verschiedenen Derathungsgegenstanden nun, die, wie schon angedeutet, bei der letzten Generalv - sammlung dieses Vereins zur Sprache kamen, war, nächst der Betrachtung der gegenwärtigen Lage oer Gesetzgebung über das schriststellerifche Eigenthum, die Berathung der Mittel, welche zur Erkampfung eines besseren und razionelleren Zustandes der Presse anzu- wendcn se'en, unstreitig der wichtigste und interessanteste. Es stellte nämlich in der Versammlung am v. Mai wie die „Vaterlands-Blätter" sagen, die überhaupt keinen einzigen der Sprecher mit Namen bezeichnen, — ein angesehener Berliner Buchhändler, nach der „Leip ziger Allgemeinen Zeitung" aber Karl Reimer, Mitbesitzer der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig, den An« trag, man möge auf ein neues Mittel sinnen, um die mannichfachen Mißstände, die mit der Ausübung der Zensur verknüpft seien, und die er weniger von der Strenge der gesetzlichen Bestimmungen, als vielmehr von der Willküyr der Zensoren hcrleitete, zu beseitigen, da alle bisher angewandten Mittel sich als fruchtlos er wiesen hätten. Das Institut selbst genieße eines zu hohen Schutzes, vermöge dessen alle bisherigen Angriffe nutzlos abgeprallt wären, inan solle daher gegen dir ausübenden Personen sich wenden und mit den Zen soren jeden geschäftlichen und geselligen Verkehr ab brechen, namentlich keine von einem Zensor verfaßte Schrift in Verlag nehmen. Die Folge davon werde sein, daß sich bald kein Ehrenmann mehr dazu verstehen würde, die Stelle eines Zensors anzunehmen oder dessen Funkzioncn länger auszuüben. Dieser Vorschlag ist zwar, wie die „Vaterl. Bl" sehr richtig hmzufügen, nicht neu, denn er ward schon einmal in Hessen im Jahre 1831 oder Anfang 1832 durch das von Feldmann redigirte Blatt „der Verfass sungssreund" mit solchem Erfolg angerathen, daß länger als einen Monat kein Zensor daselbst existirte und alles ohne Zen,ur gedruckt wurde. Trotz dem aber setzte der obige Antrag em.ge Mitglieder in solche Bestürzung