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Dresdner Journal : 04.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-04
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 04.05.1897
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Bezugspreis: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark cmPs, bei den Kaiser lich dculsten Bostanstalten mciteljahrlich 3Mark; außer halb de» Deutschen Reiche- Post- und Stunpelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr. 1295. Dresdner Amriml. AnkündignngSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition oeS Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr 1295 M1M. 1897. Dienstag, den 4. Mai, abends. Diejenigen 2'eMcr unseres Alatles, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Über- weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe betrügt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Tres-e», 4. Mai. Se. Majestät der König hacken Sich gestern Nachmittag 4 Uhr Zo Min. nach Sl§nllenort in Schlesien begeben. Sruennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. "Im vseschäftsberciche des Ministeriums der Finanzen. Bei dcni Finanzministerium sind ernannt worden: Scharnhorst, zcithcr Vermessuiigs-Nssistcnt bei dem Zentral- büreau für Stenervermessung, als Vermessungsingenieur Assistent bei dem Domänen-Vermessungs-Büreau; Trienitz, Expedient bei der Bauvcrmalterci Dresden I, als Büreanassistent. Bei der Post-Verwaltung ist ernannt worden: Eichler, zeither Postmeister in Kötzschenbroda, als solcher in Niedersedlitz. Forstvcrwaltung. Ter ehemalige Waldarbeiter Pcch- felder ist zum Waldwärter auf der Parzelle Hoische des Weißiger Reviers ernannt worden nichtamtlicher Teil. (secil Rhodes. (Schluß.) Tic blöde sogenannte öffentliche Meinung von England, die zum Teil von Rhodes und seinen Leuten gemacht wird, mag, soviel sic will, von den unterdrückten JohanniSburgern reden, sie gräbt damit nur der eignen Sache das Grab. Auch die Lügen von deutschen Umtrieben, die von Rhodes erfunden um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, sind wie Seifenblasen zersprungen, und was übrig bleibt, ist die nackte Thatsache, daß England den Versuch gemacht hat und noch imnier macht, den holländischen BolkSstamm in Südasrika zu vergewaltigen Wir sagen England; denn die große Masse des englischen Volks ist durch deutschfeindliche jingoistische Hetzereien, die nicht ohne Beihilfe der Regierung vor sich gingen Erklärungen Balfours und Chamberlains im Parla ment und das berühmte fliegende Geschwader), dahingebracht werden, daß sie in Rhodes den Verfechter englischen Rechts gegen fremde Anmaßung und Bedrückung sieht. Es ist kein Zweifel, daß Rhodes nach Südasrika zurück kehren und dort seinen Psad weitervci folgen wird; aber wohl- thätig wird sein Wirken nicht sein. Eine Einigung Südafrikas wird er nicht zuwege bringen. Im Gegenteil, die Holländer, vertreten durch den Asrikanderbund, sehen in ihm von nun an ihren Gegner. Jahrelang haben sie ihn unterstützt, weil sic in ihm einen Mann zu sehen glaubicn, der ihnen wohlgesinnt wäre. Jetzt sind ihnen die Augen geöffnet, sie erkennen den Pferdefuß des PanangliSmus Kindliche Gemüter haben geglaubt, die Untersuchung iu London werde Rhodes für die Zukunft unmöglich machen Sie wird ihm aber eher nützen als schaden Es liegt nicht im Interesse der Reichsreaurung, ihm aus den Leib zu rücken; dasür ist er zu mächtig. Als die Seele dreier Gesellschaften wie Te Beers, Goldfeder und Chartered Company ist er eine Macht, der die gesamte englische Regierung nicht gewachsen ist. Er hat bewiesen, daß cs ihm ans Geld nicht ankommt, wenn er etwas aussühren will, und er hat ein Einkommen, das sich auf viele Millionen Mark jährlich b.läuft. Von den Gold- Kmik und Wissenschaft. Berichte aus den König!. Sammlungen >896. (Fortsetzung.) Naturabgüsse Pferdekops Stierkopf Eberkopf. Ziegenkopf Nehkopf Fliegende Krähe Eichenblatt. Akanthosblatt. Bibliothek. Der Zuwachs der Handbibliothek um faßt 209 Nummern Davon entfallen 48 Nummern auf Photographien, Lichtdrucke re. mit im ganzen 50 l Einzel blättern. Von den Photographien wurden 7 Nummern als Geschenke überwiesen Die neuerworbenen Bücher umfassen l6l Nummern, von denen 17 Geschenke sind. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen: Sarzec: Oeeouverte!- vu Elmläee. — Montelius: km eivilwation primitive Italik. — Bobrinsky: Tumuli und gelegentliche archäologische Funde bei dem Örtchen Smjcla. — Arndt: Im Olvtotbögue äs X v-Oärlsbsrx. — Millingen: I'siuturs« antigueü äs VU8S8 xrec« äs Iu eollection äs 8ir äolm EoxflnII. — Furtwängler: Beschreibung der geschnittenen Steine im Antiquarium zu Berlin — Dörpfeld und Reisch: Das griechische Theater — v Duhn: Aus dem klassischen Süden. — Arthur Schneider: Das alte Rom. — Roux: Kerculanum et I'ompei, reeueil general äs» I'einture«, I1ronrv8, 5loLaiguv-> sie — Cichorius: Die Reliefs der TrajanS- säule. — Tocilesco, Benndorf und Niemann: Das Monu ment von Adamklissi — Hausmann: Elsässische und Lothringische Kunstdenkinäler. — Im Kuses äs O'Iuu^. — Italienische Skulpturen aus den König! Museen zu Berlin — Reber und BayerSdorfer: Klassischer Skulpturenschatz — Im 8oulptnrs moäerns. — Im 8eulpture travzui^s eontsmporains — Jlg: Bildhauerarbeiten in Österreich- Ungarn — Victor Tilgners ausgewählte Werke. *) 'Irooper kster Huiüst st Kusbolmluuä, bv Oliv^ kcbrsiner. t-oodov, 1897 setdern allein hat er als Direktor in einem Jahre zwischen sechs und acht Millionen Mark bezogen. Überdies glaubt er an sich selbst und ist nicht wählerisch in seinen Mitteln. Was ihm widersteht, muß nieder, gleichviel wie Einen nicht geringen Teil seiner Er olge verdankt er der Freiheit, die er seinen Heisern in der Ausführung seiner Pläne läßt. Er giebt die Gruudzüge, die Einzelheiten werden von andern besorgt. Dieser Vertrauen hatte hm den großen Ein fluß bei allen seinen Untergebenen und auch bei den Afrikanern verschafft. Seine gewinnende Persönlichkeit, wie Schreiner sagt, war eS, die ihm die Holländer geneigt machte Im allgemeinen ist diese- Bersahren richtig, aber es hat auch seine Schattenseiten. Für Jamesons Zug wurde eS ver hängnisvoll, und auch in der Verwaltung von Rhodesia brachte eS Mängel mit sich, die zu der großen Erhebung der Mata- bcle und Maschona im vorigen Jahre führten. Persönlich hat Rhodes immer gut mit den Eingeborenen gestanden, c- scheint auch, er will sie gut behandelt sehen. Aber als Kapmmister hatte er seinen Sitz fern von dem Gebiete der Gesellschaft, und die untergeordneten Organe ließen die Ansiedler machen, was sie wollten. Die Schwarzen wurden kaum wie Menschen be handelt. Beim Ausbruch des Ausstandes liefen häßliche Gerüchte um von Thatcn englischer Ansiedler, die an Leist in Kamerun erinnern. Wie man in Asrika über Rhodes in Bezug aus die Eingeborene denkt, geht au- einem vor kurzem erschienen Buche von Olive Schreiner, der Schwester des erwähnten GcneralanwaltS, hervor.*) Darin spricht sich ein Soldat folgendermaßen über Rhodes aus: „Es heißt, als er Premierminister da unten in d«r Kolonie war, versuchte er ein Gesetz durchzubringen, das einem Herrn das Recht gab, seine Diener zu peitschen; aber die andern Engländer wollien es nicht zulassen Doch hier kann er thun, was er will. Das ist der Grund, daß manche Leute ihn nicht fortgeschickt seten wollen. Sie sagen: wenn wir die britische Regierung hierher kriegen, dann wollen sie den Niggers Land zum Leben geben, ihnen eine Stimme geben, sie zivilisieren und erziehen und all' das Zeug; aber Cecil Rhodes, der hält sie zur Arbeit. , Ich ziehe Land den NiggerS vor", sagt er. Es heiß», er will sic vertcilcn und auf unserm Lande arbeiten lassen, ob sie wollen oder nicht, gerade so gut wie Sklaven halten, verstehen Sie; und man hat nicht die Schererei, für sie zu sorgen, wenn sie all sind. Na, da bin ich eins mit Rhodes. Ich denke, es ist ein ausgezeichneter Streich. Wir kommen nicht hierher, um zu arbeiten Das ist alles sehr schön in England, aber mir sind hergekommen, Geld zu machen, und wie können wir s machen, wenn wir nicht die Niggers sür uns schuften lasfen oder ein Syndikat gründen? Er sitzt den Niggers im Nacken, der Rhodes! Man kann mit den Niggers ansteUen, was man will, solange man nur ihn nicht in Ungelegcnheiten bringt." Daß Rhode- wirtlich sür das Prügeln sei, dafür liegt kein Beweis vor. Aber daß die Neger nicht besser als wie Sklaven behandelt werden, ist durch das Zeugnis zweier seiner Freunde, Louw und Venter, bewiesen. Diese Bchandlung und die periodischen Biehkonfiskationen, auch vor dem Austreten der Rinderpest, waren genug, die Eingeborenen zum Ausstand gegen den Segen der „Zivilisation" zu bringen; nun ist er ihnen aber durch die Maximgeschütze von neuem auferlegt worden RhodeS hat für das englische Volk eine weite und wert volle Strecke Landes erworben, aber der Land- und Gold hunger hat ihn getrieben, auch an ältere verbriefte Rechte Hand anzulegen, und da ist er gescheitert Um sich die Unter stützung seiner Landsleute und der heimischen Regierung zu sichern, erklärt er sich für ei-en Imperialisten, dem nichts so sehr als die Größe de- britischen Reiche- am Herzen licgt. Aber btt näherer Betrachtung steigen gewichtige Zweifel an seiner Ehrlichkeit auf. Derselbe Mann, der sich jihrelang auf die partikularistischen Holländer in der Kapkolonic stützte, der dann in frevelhafter Weise ein selbständiges besreundetes Staatswesen im Frieden überfiel, um eine Union von Südafrika, wie er es nennt, herbeizuführen, derselbe Mann, der in Afrika partikularistisch und unionistisch sein kann, gab auch seiner Zeit dem verstorbenen Parnell die Summe von 10 000 Psd. Sterl, sür die Zwecke der irischen Home Rule-Partei, die eine rollständige Trennung Irlands von dem Vereinigten Königreiche anstrcbt. Dort eine Verschwörung sür Einheit, hier eine Verschwörung sür Aus lösung der Einheit Dabei reden die Buren holländisch und die Mehrzahl der Iren englisch Wie reimt sich das zusammen / Welches ist das wahre Gesicht deS „recht chrcnwertcn" Cecil Rhodes? Wenn wir offen unsre Meinung sagen sollen, wir glauben nicht, daß es Rhodes mit der imperialistischen Idee je ernst gewesen sei, Ter Napoleon von Afrika befreundet sich nicht zu erncin solchen Zwecke mit Iren und Holländern. Sollte nicht sein Ehrgeiz über die Würde eines Mitgliedes des geheimen Rats oder eines Lords hinausgehen ? Man denke sich, die Re volution in Johannesburg wäre geglückt, Jameson hätte mit seiner wohlbcwaffneten Truppe den Ausschlag gegeben, das Arsenal von Pretoria eingenommen und Krügers Regierung durch eine andre, Rhodes ergebene, ersetzt, so hätte Rhodes Rhodesia und das Transvaal zu seiner per sönlichen Versügung gehabt. Er brauchte nur zu wollen, und die Republik der Bereinigten Staaten von Südafrika war fertig, und die Holländer wären versöhnt gewesen trotz der Revolution. Natal hätte nicht Nein sagen können, und der hochwohlweisc und taktvolle Chamberlain im Kolonialamte zu London und John Bull hätten sich mit saurer Miene darem ergeben müssen Mit dem Traume der Bereinigten Staaten von Süd asrika ist cs nun fürs erste zu Ende. Die Sympathie der Afrikaner ist verloren, Holländer und Engländer stehen einander feindlich gegenüber, und RhodeS muß notgedrungenerweise Imperialist bleiben Minen vereinigen und Staaten und Völker verbinden ist zweierlei. Aber nuSgespielt hat RhodeS seine Relle noch lange nicht, und da- größere Deutschland hat ihn in Zukunft als seinen größten Feind zu betrachten. Er wird es nie vergessen, laß es Deutschlands energische Haltung war, die die englische Regierung davon abhielt, offen gegen Transvaal auszutreten und mit den Empörern und Freibeutern gemeinsame Sache zu machen Die Feindseligkeit der englischen Pnsse gegen Deutschland, die sich sogar bei der Kaiser Wilhelm- Feier hämischer Bemerkungen nicht enthalten konnte, ist haupt sächlich sein und seiner Verbündeten Werk. Diese Feindseligkeit wird stetig geschürt werden, bi- sich eine Gelegenheit bietet, dem deutsche» Nebenbuhler an den Hals zu springen. Dann wird Rhodes schon cin paar Millionen übrig haben für einen Feldzug nach Damaraland oder Lstasrika Tie englische Presse macht ja kein Hehl aus ihren sreundlichen Absichten sür den Fall, daß Deutschland zu unbequem werden sollte, und die Regierung baut Schiffe in uncrhöricr Menge, obwohl sie kaum Mannschaft sür die scrtigen hat. Es ist kein Zweisel, England rüstet sich zu einem Wafsengange, und der Gegner, den cs sich auseisehin hat, ist nicht Frankreich, sondern Deutschland. Wie Deutschland den Kamps bestehen soll, vielleicht können d as die Herren saqen, die eine Flotte sür unnötig und zu kost spielig halten Vielleicht erfinden diese Herle» noch Schuhe, mit denen unsere Grenadiere übers Wasser maischicren können. Frankreichs Seehunde! ist lange nicht so groß wie der deutsche, und doch hat eS eine viel größere Flotte, UNI seine Schiffe zu schützen Soven unsere Schiffe schutzlos dem Gegner überliesert, unser Handel ohne Widerstand vernichtet, unserc Kolonien dem ersten besten englischen Freibeuter überlassen werden? Wir brauchen Land sür den Überschuß unserer Bevölker ung, wenn wir nicht wie bisher unsere Gegner und Rivalen mit unserem Blute bereichern und stärken wollen. Viele Tausende von Deutschen, und nicht die schlechtesten, haben sich auf englischem Boden niedergelassen, aber ihre Arbeit kam dem sremdcn Staat zu gute, weil Deutschland keine Kolonien hatte. Jetzt haben wir, wenn auch nur beschränkte, ansiedelungssähige Landschaften erworben, und unsere Pflicht den kommenden Ge schlechtern gegenüber ist es, sie vor Rhodes und ähnlichen Ge sellen zu ichützen Gegen festländische Feinde können wir zu Lande sechten Gegen England haben wir uns unsrer Haut zu Wasser zu wehren. Wenn wir stark zur See sind, wird sich England hüten, uns anzugreisen, weil es selbst verwundbar ist; hat es keinen Schaden am eigenen Leibe zu fürchten, dann wird es bald die Gelegenheit vom Zaune brechen, das „größere" Deutschland und damit die Zukunst unserer Volkes vernichten. Nus dem griechisch-türkischen Kriegsschauplätze drängt alles zur Entscheidung. Daß diese nicht in der Ebene um Pharsala, wie man zuerst angenommen hat, sondern auf der letzten Operationslinie der Griechen am Othrys-Gcbirge erfolgen wird, erscheint nach den letzten Nachrichten kaum noch zweifelhaft. Nicht nur daß die Griechen in Epirus den Rückzug angetreten haben, auch im Zentrum gehen sie auf Domokos zurück, und nur im rasten, am Knotenpunkt der Eisenbahnlinie Larissa-Volos, bei Velestino steht der Kampf augenblicklich noch. Doch ist auch dort, wohin Hakki Pascha mit Verstärkungen eilt, ein für die Griechen günstiger Ausgang nicht zu erwarten. Im Mittelpunkt des Operationsgebietes sind türkische Streitkräfte bereits bei Karditsa, westlich von Pharsala, eingetroffen; sie werden noch bedeutenden Nachschub erhalten und können sich schließlich mit den bei Velestino engagierten Truppen vereinigen, nachdem dort die Würfel gefallen sind. Dabei rüstet die Türkei immer weiter und wirft immer mehr Truppen auf den Kriegsschauplatz, um den Hauptschlag mit einem erdrückenden numerischen Übergewicht aussühren zu tönneu. Diesen Entscheidungskamps zu verhindern, liegt allein bei den Griechen. Die Großmächte, von deren Intervention schon mehrfach gesprochen worden ist, sind thatsäcklich nicht gewillt, dem Sieger in den 4) Historisches Museum (Rüstkammer). Angekaust wurden: ein Paar orientalische Pistolcn mit türkischen Schnappschlössern, die Schäfte mit reich ornamentiertem Silberbeschlag, um 1680; ferner ein kur sächsischer Osfiziersdegen (seltenes Probestück) vom Anfang dieses Jahrhunderts Als Geschenk des Hrn. Georg v. Einsiedel auf Hopf garten gelangte cin doppelläufiges Pistol (Bocksystem) mit drehbaren Läufen, einem Schloß und zwei Batterien, Zeit um 1740, in die Sammlung. Nachdem die Neuordnung des Museums nach wissen schaftlichen Grundsätzen, jedoch unter Wahrung seines Charakters als höfische Waffenkammer, bereits mit Schluß des Jahres 1895 beendet worden war, ist im Sommer 1896 auch ein neuer „Führer" erschienen Der Verfasser ist hierin bestrebt gewesen, neben den historischen Daten, welche durch ältere Inventare und Kataloge zum größten Teil als feststehend anzusehen waren, auch dem technischen und stilistischen Moment seine Aufmerksamkeit zuzuwcnden. Es lag dies um so näher, als wohl kaum bei einer anderen großen Waffensammlunq die hohe Bedeutung der Waffen erzeugung für die Kunst und das gesamte Kunsthandwerk in so vielseitiger Weise zu Tage tritt wie bei dem historischen Museum mit seinen Schätzen Auch die Meister und ihre Schulen sind in den Kreis der Betrachtungen gezogen worden, denn die Kenntnis des Verfertigers bildet den Schlußstein in der historischen Waffenwissenschast ebenso, wie in anderen Zweigen der Kunstgeschichte. Durch Ab drücke von Meisterzeichen soll die Herkunft der Gegenstände nachgewiesen und die Wiederersorschung vergessener Meister angebahnt werden Die beigegebenen Marken und Mono gramme dürften daher systematisch forschenden Fachgenossen besonders willkommen sein Von denjenigen Gegenständen, deren historische Bezieh ungen ermittelt werden konnten, möge ein Schwert, weil von allgemeinerem Interesse, hier Erwähnung finden Es ist eine einschneidige Wehr mit sogenannter Kalendcrklmge, d. h. einer Klinge, aus welcher ein immerwährender Ka- cnder mit den Figuren der Himmelszeichen, unigeben von Rankenwerk, außerordentlich fein eingeätzt ist. Außerdem befindet sich auf letzterer zweimal die Jahreszahl 1521. Ter mit vergoldetem Silber beschlagene Knaus hingegen zeigt in seiner Gravierung die Kurfchwerter in Verbindung mit den Wappen von Sachsen und Thüringen. Diese Merkmale weisen darauf hin, daß der einstige Besitzer der Waffe kein anderer gewesen sein kann als der edle Kurfürst Friedrich der Weise (1463 bis 1525). Das Stück wird später nach dem Prunkwaffcnsaal übergesührt werden Wie schon in früheren Jahren, so ist auch in diesem Jahre dem Verfall der Textilerzeugnisse durch Ausbessern, Reinigen und andere Konservienmgsmaßnahmen vor gebeugt worden Außerdem erfolgte die Herstellung einiger historischer Gemälde durch den Restaurator der Gemäldegalerie sowie die Reinigung der in der Samm lung bewahrten Kartons zu den Fresken im König! Resi denzschloß zu München von Julius Schnorr v Earolsfeld. Die Handbibliothek vermehrte sich um 18 Num mern, darunter als ein willkommenes Geschenk der Verfasser „Der Steigbügel", von Zschille und Forrer Der Gewehrgalerie wurden aus den überzähligen Beständen des Historischen Museums eine Anzahl Gegen stände überwiesen, gleichzeitig zu dem Zweck, die dort vor handenen Lücken in der Entwickelung der Jagdwaffen aus zufüllen. Es waren dies folgende Stücke: Zwei Schwcins- schwerter und vier Jagdschwerter mit Sägeklingen um 1500, 9 Jagdgewehren um 1600 scwie 12 Hirschfänger und 12 Weidbcstccke von der Jägerei des Kurfürsten Johann Georg II. Die chronologische Ordnung dieser Abteilung des Mu seumS ist durch getroffene innere Einrichtungen bereits an gebahnt Auch ein neuer „Führer durch die Gewehr galerie" ist in Arbeit (Forts folgt) Arm zu fallen, außer wenn Griechenland selbst ihr Dazwischentreten wünscht und zugleich durch Räumung von Kreta und Anerkennung der Autonomie möglich macht. Es mag sein, daß England und Frankreich diese Vorbedingungen nicht als unerläßliche betrachten: wohl aber geschieht das seiten der drei Kaisermächte, sodaß ein gemeinsamer Schritt der Groß mächte daran gebunden ist. Ob Griechenland vor dem Hauptkampfe einlenken wird, muß sich alsbald zeigen. Das Kabinett Ralli hat bekanntlich zwei seiner Mitglieder zur Begutachtung der militä rischen Situation aus den Kriegsschauplatz entsandt, sie werden nun in diesen Tagen in Athen zurück erwartet, und nach ihren Berichten, so heißt es, wird der Entschluß der neuen Regierung — ob weiterer Krieg oder Frieden — gefaßt werden Ralli würde sich um sein Vaterland — dessen Position im Kämpfe um so aussichtsloser ist, als auch die Flotte keine Aktion von Bedeutung zuwege bringt — das größte Verdienst erwerben, wenn er gegen die Mehrheit der öffentlichen Meinung den Abbruch der Feindseligkeiten durchzusetzen versuchte. Heute liegen folgende Nachrichten vor: Konstantinopel, 3. Mai. Das ganze türkische Geschwader ist in den Dardanellen wieder vereinigt; die Panzerschiffe sind längs ter bcnciscitigen Befestigungen verteilt; die Torpedo boote sieben abwechselnd unter Dampf und patrouillieren vor u d in Len TardaneUt». - Eine Konsularmeldung bestätigt, daß zwei türkische Torpeüojäger in den Dardanellen gescheitert sind; »ach einer offiziellen Versicherung sei eincr derselben be reits wieder flott gemacht worden. «Teilweise wiederholt.) London, 3. Mai. Ter Korrespondent der „DailyNews" bei der griechischen Armee in Epirus telegraphiert am 2. Mai von Patras auö einen langen Bericht über das Gefecht bei Pentepigadia und den Rückzug der Griechen Er schildert die beiderseitigen Stellungen im Passe von Pentepigadia am letzten Mittwoch solgcudermaßcn: Eine türkische Infanterie- Abteilung in der Gesamtstärke von 4000 Mann und einigen Geschütze» halte mehrere Male versucht, den Hügelkamin zu er stürmen, der von 600 Euzcnen und 400 Mann anderer griechi scher Truppen mit zwei Geschützen verteidigt wurde, während weitere 6oo Euzoncn mit zwei Geschützen die mittlere Höhe besetzt hielten ES war augenscheinlich, daß die griechische Besatzung des Kammes dringend der Verstärkungen bedurfte, da die türki- fchen Angriffe mit großer Entschlossenheit ausgesührt wurden. Die Absendung von Verstärkungen wären auch überaus leicht gewesen, da die Griechen zwischen Hanopulo und ihrer vor geschobenen Stellung über 6b00 Mann und 30 Geschütze ver fügten. Auffallender Weise trafen keine Verstärkungen vorn ein, und die Türken erneuerten daher am Donnerstag früh ihr Schützenfeuer, das den ganzen Bormittag über anhirlt. Am Nachmittag nahm das Feuer noch an Stärke zu und es war klar, daß die Türken einen energischen Angriff vorbereiteten. AuS nicht aufgeklärten Gründen hatten inzwifchen die griechischen Geschütze aus dem Kämm das Feuer eingestellt, und als plötzlich um 3 Uhr 30 Min. die Türken ein heftige- Jnfanterieschnell- feuer eröffneten und ihre Kolonnen vor dem griechischen rechten Flügel zu einem Sturmangriff zusammenzogen, schwiegen auch die griechischen Geschütze auf der mittleren Höhe und fuhren 20 Minuten später ab, um so rasch wie möglich, auf Hano pulo zurückzugehen D e Euzonen auf dem Hügelkamm er widerten tapfer das mörderische Feuer der Angreifer und hielten selbst gegen eine zehnfache Übermacht bis 0 Uhr mutig stand bei einem Verlust von 100 Mann, wurden aber dann unter lautem Geschrei und dem Klang der Signalhörner den Hang hinuntergeworfen. Auch dann noch unterhielten sie ein Schützen feuer auf die verfolgenden Türken, doch diese halten inzwifchen den Kamm besetzt und überschütteten nunniehr auch die griechische Stellung aus der mittleren Höhe mit ihrem vernichtenden Feuer. Nun war alles bald zu Ende, der Befehl zum allgemeinen Rück zug wurde gegeben und schon um 5 Uhr 15 Min. waren alle Stellungen geräumt, und die Türke» verfolgten die sich zurück- zichenden Euzonen auf Hanopulo zu. Als ich den letzteren Ort erreichte, sand ich die griechischen Osfiziere vergeblich bemüht, der un- aufhajtiamen Rückwärtsbewegung der Massen Einhalt zu thun. Die Truppe» drängten auf die Brücke zu, wo sie bei ihrer Annäherung die Straße» durch Tausende von Schafen und durch die bäuerliche Bevölkerung der Gegend total gesperrt sanden, so rasch hatte sich die Pa« ik verbreitet Es ist unmöglich, aus telegraphischem Wege eine Beschreibung dieses kopflosen Rückzuges einer Armee von 1t 000 Mann nnd 40 Geschützen zu geben Al- ich mor gens 3 Uhr über die Brücke nach Aria kam, sand ich alles von panischem Schrecken erfüllt, und als ich mich nach Patras be gab, standen sämtliche griechischen Truppen wieder in den alten Stellungen, die sie vor der Kriegserkürung eingenommen hatten; nicht ein einziger Mann befindet sich noch aus türkischem Gebiete Der Salon der Champs-Elysees. Ter diesjährige Salon der 8oeiete äe« alttiste8 lran^ais ist bekanntlich der letzte, der im Jndustriepalast stattsindet. Ter rechte Flügel des Gebäudes, den der Salon bisher, seit dem Jahre 1855, innegehabt hat, ist bereits zum Teil der Vernichtung anheimgefallen und die Gemäldeausstellung hat in den linken Flügel übersiedeln müssen, wo ihr ungefähr 400 in laufende Wandsläche weniger zu Gebote stehen Die Jury hätte sich also, sollte man denken, infolge des beschränkten Raumes strenger zeigen müssen als gewöhnlich Das hat sie aber keineswegs gcthan. Es scheint fast, als ob sie sich dem anschwellenden Strom der Malerei gegenüber ohnmächtig fühlt, die auf sie hereindringende Flut als eine Art von vis maior be trachtet, welche — juristisch gesprochen — keine Verant wortung auferlegt In unserer Zeit kommt die Produktion von einigen Jahren — der Zahl nach — derjenigen des gesamten 15. und 16. Jahrhunderts gleich Frankreich ist ein tunstsreudiges und kunstverständiges Land, aber eine derartige Menge an Bildern kann auch dieses begabte Volk nur auf Kosten der Beschaffenheit hervorbringen In der Flut des Mittelmäßigen und Schlechten muß das Gute und Leidliche untergehen So ist es kein Wunder, daß mancher ausgezeichnete Künstler den heurigen Salon der Champs-Elysees nicht beschickt hat, sich entweder schmollend oder resigniert im Hintergrund hält und die „große Zeit" der Weltausstellung von 1900 abwartet, wo die „xianäa nmnikestation" der französischen Kunst vor sich gehen soll. Ob aber das Gesamtbild, das uns der Salon von 1900 darbieten wird, ein wesentlich andere« sein wird, erscheint uns fraglich Innerhalb dreier kurzer Jahre ändern sich die Anschauungen und Gewohnheiten der jetzigen Malerschulen nicht so leicht. Wir fürchten im Gegenteil, daß im Jahre 1900, wo eS gelten wird, vor vem aus allen Ländern herbeiströmcnden Publikum Aufsehen um jeden Preis zu erregen, zu den bisher be-
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