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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188610096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861009
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-09
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1886
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SSL. — 6. Jahrgang. Der jede«, Wochentag Abend («lt Datum de» folgenden Tage») zur Bersendung gelangende , Sächsische Lande--Anzeiger" «tt täglich einem besonderen Unterhal- tuugSblatte koket monatlich 60 Pfg. lmlt «rtrabeiblatt Lustige- Bilderbuch 70 Pfg.) bei den Ausgabestellen in Lhemnih und den Vororten, sowie bei den Poftanstalleii. Für Abonnenten erscheint Im 3. und 4. Quartal Liseubahn-KabrplanheftfürSachsen, sowie im 4.Quartal die Weihnachtsbeigabe JllustritteS JahreSbuch de- LandeS-Anzeigers und zu Neujahr Jllnstr. Landboten-Aalenver. Sächsischer Mi>es-Aiiskigrr mit „Chemnitzer* Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 9. October 1886. Bei Wiederholung großerAnnoucen Rabatt. Bet Bestellungen von Auswärts wolle «na» JnsertionSbetrag (tu Briefmarke») beifüge» tt« 8 Silben LorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Aunoncenannahme nur bi» vormittag- Verlag: Alexander Wiede, Buchdrucker«», Lhemuitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. lSS). Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Themuitz. Mit tägNch einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Somitagsblatt - 2, Jllustrirecs Uutrrhaltungsblatt - s. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler - s. Sächsische Gerichts-Zeit»»« - s. Sächsisches Allerlei. - Ertra-Bciblatt Luftiges Bilderbuch. Telegraphische Skachrichten. Vom 7 Oktober. «len. Ls versautet bestimmt, Minister vo« Vier- mißbillige das aufreizende Auftreten von KaulbarS und erließ deswegen Weisungen «ach Sophia. Wien. Cholerabericht: In Triest 19 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Pest 10 Erkrankungen. 7 Todesfälle. Szegedin. Cholerabrricht: 20Erkrankungen, 9Todesfälle. Rom. Im Vatikan find ernste Nachrichten eiugetroffen über «in SchiSma, welcher infolge de- französische, Einfluss,» nnter de« Häuptern der katholischen Mission in China anSgebrochen fei. Sophia. Die Obeisten Chazoroff, Ludkaroff und Dikoff in Schuwla haben dem KriegSmiaister depeschirt, di« Garnison von Schuwla fordere, nm einer Katastrophe de» Vaterlandes auSznweichen, di« Erfüllung der Forderungen KaulbarS. Die Garnison halte sich sonst berechtigt, nach eigene« Gutdünken Vorzug,hen. — DaS „N. W.T." erfährt: KaulbarS fordert die Baucrn auf. ihre Beschwerden gegen di» Regierung und die hohen Sienr.a ihm mltzutheilen. Er werde abhelfen. Die Städte im Norden haben fich anfgelrhnt, Gerüchte von Unruhen find indefsen nicht sestzustellln, weil die Telegramme zurück- gehalten werde». Newyork. Bei den Wahle« zu den StaatSämtern in Georgia haben die Demokraten gefiegt; ihr Caudidat für de» Gouverneurposten, General Gordou, wnrde gewählt, ebenso habe» sie die Majorität in der Staatstegitlatur. Politische Run-schau. Chemnitz, den 8. Oktober. Deutsches Reich. Die „Rordd. Allg. Zig." schreibt an her vorragender Stell«: Wir können uiferen Lesern die bestimwte Mit theilung machen, daß die vo» verschiedene« Zeitungen gebrachten Nach» richten, nach denen an die Stelle deS Militär SeptrnnatS irgend eine ander« gesetzliche Grundlage für di« HeereSstärk« treten soll, aus will kürliche» Erfindungen beruhe«. Im Schooße der Regierung habe« kein« Erwägunge» oder Verhandlungen nach dieser Richtnng stattge- snndru! Anderweitig wird mitgetheilt, daß die Militärvorla»«» im Reichstag« erst z« Ende der kommenden Session, also erst nächste» Frühjahr, beralhen werden dürsten. Die Frage der ferneren Fest stellung der Friedensstärke der Reich-armer ist in den maßgebenden Kreise» der ReichSregieiung offenbar noch nicht definitiv entschiede«, und e» läßt fich annehme», daß man von dem Plaue, die Friedens- stärk« «icht anf die Dauer von sieben Jahren, sondern ans «obe- stimmte Zeit sestznsetzr«. zurückkommen wird. Wie die Dinge liegen, ist im Reichstage gar keine Aussicht vorhanden, daß «in« Vorlage im letztere« Sinne die Zustimmung der Volks»«,tretnng erhält. Es wäre doch auch gar zu traurig, wenn man die Urberzenguug fich anfzwingeu müßte, daß eine sichere FriedeuSzeit nie wiedrrkommen, sonder« ewig der jetzig« Zustand, bet welchem Europa in Waffen starrt, andauern würde. — Auch die »Nordd. Allg. Ztg." dringt di« Mittheilung, daß der nächst, preußische StaatShanShaltSetat mit einem nicht ««erheb lichen Defizit abschließen werde. Er ist an der Richtigkeit de» Mit- theilung wohl kaum zu zweifeln. Der prenßische Etat ist vollständig aber von der Gestaltung de» ReichShauShaltSrtatS abhängig. Ist de, preußisch, Etat nicht günstig, kan« ,S auch mit dem ReichSetat «icht zum Vesten stehen. VorauSzusehrn ließ fich da« allerdings schon, als mitgetheilt wnrde, daß di« Einnahmen an» de» Zölle« und der Börsensteuer nicht befriedigend seien. — Der englische Vchatzkanzler Lord Churchill ist im allerstrengsten Jneoguito in Berlin «iugetroffr« und verlautet daher nicht- Gewisse« über die von ihm gepflogen,« Besprechungen. Londoner Blätter be hasple«, der Minister werde den Reichskanzler und den Fürste» vo» Bulgarien besuchen. Ersten« dürste bereii» geschehen sein. — Ueber die obligatorischen Innungen hat fich Staatssekretär von Bötticher in Thor» zn den JunuugSmeistern ausgesprochen. Er sagte, dir obligatorischen Jaunugen würden dem Handwerker'and« «icht viel nütze«, sondern ihm nur unreine Element« znsühre«. Jeder mann müßte fich anf seine eigen« Kras- stütze«. — Di« Erwerbung der Herrschaft Ryusk in Posen durch die AnfitbluugSkommisfio« hat dir gesammt« polnische Presse in Aufregung versetzt und scheint nunmehr eine gemeinsame Aktion zu« Schutze de» Polnischen Grundbesitz,» in Form «ine» Fiuanzinstitnte» in» Leben treten zu sollen, «m energischste» fordern di« Krakauer Blätter dazu auf. — Die Generalversammlung der landwirthschastliche« Verein» in Bayern hat fich dafür ausgesprochen, dir Unsallverfichernng land und forstwirthschastlicher Arbeiter möglichst bald in Bayern einznführeu. Oesterreich-Ungarn. Ueber neue anarchistische Bewegungen in Wien berichtet «in Münchener Blatt Folgende»: Ei« Wachmann erstattete am Sonnabend dem AbtheiluugSkommando im Bezirk Favo rite« die Anzeige, daß er in dem Liniengraben in der Nähe de» SüdbahnhoseS Feuer auslodern sah, da» sosvrt erlosch. Man rieth auf ExplosionS flösse, die hi», verpufft seien; e» wnrde» Wachmann schaften auSgeschickt, am Thatort aber Niemand ergriffen. Doch gelang e» später der Polizei, mehrere Verhaftungen von Anarchisten vorzn- nehmen. Die in den Wohnungen derselben vorgenommenen HauSsuch «ngen ergaben Flugschriften, Sprengmittel, Bomben und Dolche. Frankreich. Di« sranzöstsche Akademie hat den republikanischen Blättern nicht den Gefallen gethau, bi« ihr vo« Herzog von Anwalt gemacht« Schenkung de» Schlöffe» Chantilly abzulrhnen, sie hat viel mehr dir Annahme und außerdem beschlossen, dem Herzog ihre« Dank aurznsprechen Da» ist natürlich Wasser anf die Mühle der orlranistische« Blätter und sie fordern, die Regierung solle da« AuSweisungSdekret für den Herzog ansheben So schnell wird da» Wohl nicht avgehen. England. Der Gerieralraih de» soeialdemokratischeu Bundes in London erließ ein Manifest, in welchem unter Hinweis auf de» in Folge der immer größer werdenden ArbritSlofigkeit herrschenden Nvthstand di« beschästignngSlosen Arbeiter in London ansgesordert werden, fich dem Aufzuge de» Lordmayor» am 9. November anzu schließen, «m dem Lande aus diese Weis« ihre Lage und die daran» sich ergebenden Gefahren vor Augen zu führen. — Der demonstrative Empfang de» sranzöstsche» Admirals Margueffai in KonstautinopA giebt den Londoner Politik«,« Anlaß zn manchen Kommentaren, weil man ihn al« «in schlimme» Wetlerzeichen für Alt-England be- trachtet. Der Admiral wurde nicht al» solcher, sonder« mit fürstlichen Ehren, gleich dem Herzog von Edinburg, ja sogar bester al» dieser aufgtnowmk«, denn während der Herzog nnter Vorschirbung der üb- liche» KrankheltSvorwände mehrere Tage anf de« Empfang beim Sultan warte« mußte, ward der sranzöstsche Admiral gleich am Tag« seiner Anknnst empfange« und es fand ihm zu Ehre« ein große» Diner statt. Der »französische Botschafter erhielt einen hohen Orden. — Ueber ein empörende» Verbrechen der irische» »Patrioten- wird berichtet: Eine Band« Mondscheinler erzwang fich den Eintritt in da- Hau» eines abwesenden Farmer» in der Grafschaft Cork und verlangte von den beiden Töchtern desselben die An»liefer«ng «ine» Gewehre-. Die Mädchen weigerten fich und riefen um Hilfe. Di« Unmenschen schaffen ihre Gewehr« ab und verwundeten die Beiden tödtlich Daun entflohen sie. Tpanierr. Die zam Tode verurtheilteu Verschwörer find — Dank de« Eintreten der Königin — also doch zu lebenslänglicher Haft begnadigt. An lebhafte» Ovationen für die Fürstin hat er lei dem leicht bewegliche« Charakter der Madrider Bevölkerung »icht ge- Der Stern! rüg. Von Adolf Streckfnß. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Hätte Steinert wirklich die größte Mühe und Qnal von der für ihn kleinen Last gehabt, der Blick, der ihn aus JdaS großem, ernstem Auge traf, würde ihn belohnt haben. Er wa, zugleich be wundernd, dankbar und liebevoll. «Da» ist edel, da» ist schön,- sagte sie, und ihm unbefangen di« Hand bietend, sagte fir hinzu: »Sie haben vielleicht meiner arme« Frau Schurre da» Lebe« gerettet, denn jede Ueberanstrengung kan» der kranke» Frau einen tödtliche« Rückfall zuziehen. Ich danke Ihnen recht von Herzen!" Sie drückte ihm bei diesen Worten die Hand, wie einem alten Bekannten; daun aber wandte sie sich, ohne eine Antwort abzuwarten, an Frau Schurre. »Ihr geht nun in'» Han», Frau, Ihr legt Euch gleich ans'» Bett und bleibt mindestens ein« Stnude liegen, wen» Ihr »ich «Icht ernstlich bös« mache« wollt" »Aber der Korb mit den Pilzen, gnädiger Fräulein?" »Um den kümmert Ihr Euch gar nicht «ehr, den wird Friedrich schon mit nach Weidenhageu nehmen und dort besten» verkaufen. Nicht wahr, Friedrich?- Der Alte winkte vom Kutscherbock mit einem unbeschreiblich 'freundlichen Grinsen herab. »Zu befehlen, gnädige» Fräulein, soll besorgt werden. Ich will Handel», wi, der beste Jude. Schurre, gebt mir 'mal den Korb heranf.- Der Arbeiter, der Mann der Frau Schnrre, hob den Korb in de« Wagen, Friedrich band ihn fest, dann fragte er noch einmal: »Noch etwa» zu besorgen in Weideuhagr», gnädige» Fräulein?- „Nicht» weiter. Vergiß nur die Medizi« für den Schäfer nicht." »Werde schon daran denken I- »Dan« magst Du fahren. Bleib' aber «icht zu lange, D« weißt, der Vater ist dann bös'.- »Werde schon nicht.- Er grüßte da» Fräulein mit einem so freundliche», liebevollen und doch respektvolle» Grinsen, daß Steinert fast mit dem Alten» der auch ihm halb vertraulich zngrnickt hatte, auSgesönht wurde; daun snhr er in langsamem Trabe sort aus der Straße nach dem Sterr- krng zu. Jda, welche den kleinen Junge« auf den Arm genommen hatte, begleitete Frau Schnrre in'» Hans, um sich z« überzeuge«, daß ihre Patientin auch ihre Befehle befolge, der Mann folgte ihr, Steinert blieb allein. Lr setzte fich auf die neben der HouSthür angebrachte Bank nnd überließ fich einem keineswegs angenehme» Nächst»»«». Wie viel hatte er au diesem Tage erlebt! Er war der Lösung einer schweren, übernommenen Verpflichtung näher getreten; nicht dem Zufall, nur dem eigenen Schärfst«» verdankte er «», daß da» Gr- heimniß de» dunkle« That, welche vor wenigen Tagen im Schatten diese» WaldeS begangen worden war, vo« ihm sich zu lichte« begann, «ud doch konnte er über den errungenen Erfolg keine Freude fühlen. Die schönen, träumerischen Angr», in die e, nur einen Augenblick geschaut hatte, blickten ihn vorwurfsvoll an, al» wollten sie ihm sagen: „Du bist der Mörder dessen, den ich am meisten in der Welt liebe, de» Vater» l" Aber wa» gingen ihn diese Augen an? Wa» kümmerte er fich um ein junge», schöne» Mädchen? War sie doch die Tochter «ine» Verbrecher». Durst« ihn wohl die Rückficht auf Weiberthräurn, auch wen« sie an» den schönsten Auge» flösse«, znrückhalten, wo e» galt, der Gerechtigftit ei» ihr verfallene» Opfer zuznführe«? — Nein, da» durste sie nicht, er wußte fest, ohne je zu wanken, ohne irgend eine Rückficht zu nehmen, aus dem einmal beschrittrne« «ege vor wärts gehen. Für ihn gab «» keine Umkehr, nicht ei»mal einen Stillstand, seine Pflicht lag ihm klar vorgezeichnet. Nur bebanern konnte er sein Opfer. Sie wa» so wnnderbar schön! Wa» auch ge schehen sein mochte, sie trng an den dnnkle« Thaten, deren Verdacht anf ihrem Vater ruht«, sicherlich keine schuld. Wir freundlich und herzlich hatte sie ihm, dem Unbekannte«, für den einer armen, kranke« Frau erwiesenen Ltebe»dienst gedankt, wie sorglich war sie mit der kranken «mgrgangru l Sie war sicher der Liebe werth, welche selbst der alte mürrische Friedrich sür sie fühlt». Aber wa» kümmert« da» alle» ihn, der der Fee von Growberg so fernstand? Hat», er sie doch zu« erflrnmale gesehen, wa, fir ihm doch gänzlich gleichgiltig I War sie da» wirktich? Wie oft hatte er gelacht übe« da» Märchen von einer plötzlich bei der ersten Begegnung da» Herz ergreisenden Liebe. „Nur rin Thor oder ei» «ureise« Knabe kann fich verliebe»; di« wahre Liebe erwächst nicht au» einem flüchtigen, blendenden Anschanrn der äußeren körperlichen Schönheit, fir entspringt an» der Erkeuntnlß, daß die Geliebte «n» innig geiste»- nnd herzr«»verwandt ist, fi, kann daher anch nur da» Resultat einer laugen nnd vertrauten Bekanntschaft sein," so hatte er fich mit voller Ueberzenguug noch vor wenigen Tagen > erst in einem Freund,»kreise geäußert, und heute schon fühlte er nur fehlt. Aber wa» will da» bedeute«? Dieselben Lrnte, welche heute d-r Regrntia znjauchze», bereiteten ihr vor zwei Wochrn eine« geradez« eisigen Empfang. — Der Herzog von Sevilla ist von der frauzvfisch- spanische« Grenze über di« Loire gebracht und wird dort seine» Wohnsitz nehme«. Die spanische» Republikaner trauen übrigen» diese» fürstliche, G-uoffen »icht recht. Sie glauben, er will die republikanische Partei «ach dem Muster Loni» Napoleon'» nur benutzen, nm dadurch in di« Höhe zu komme«. — Wegen der Begnadigung der Rebell« werden der Krieg-minister Jooellar und de» Marinemiuister Beraugr« zurücktretru. Marschall Jooevar dürfte durch General Kastillo er setzt werden. Orient. Immer wunderbarere Nachrichten über General kaulbar»' Thätigkeit werde« au» Sophia berichtet. Der „Köln. Ztg- wird telegraphtrt: Nachrichten allerbedeuklichstr» Charakter» liege» vor, Kaulbar» beginnt nunmehr nunmehr offene KorrnptiouSversnche bei den Officieren der Arme«. Der russische Lonsul Satochin in Rnstschuck besuchte den dort befehligende« bulgarischen Oberstleutnant Filow, zeigte demselben eine« Brief de» General Kaulbar», in welchem letzterer Filow den Befehl rrtheilt, sämmtliche wegen Hochverrathe» in Rnstschuck verhafteten Offieiere sofort in Freiheit z» setzen. Tr, KaulbarS. übernehme die Beraniwortnng Filow lehnt« diesen Ber- rath entschieden ab und berichtete über da» Ansinnen nach Sophia. Tag» vorher hatte bereit» Satochin den Versuch gemacht drei Regi ment». Commandenre in Schuwla zum Aufstand gegen ihre Regierung zn bewegen. Diese drei Commandenre verweigerten zwar den Anf- stand, den man ihnen auwuthete, ließen fich aber bewegen, «ln Tele gramm an de» Regenten Stambulow zn richte», in welchem sie sagten» daß sie der Regierung den Rath gäbe», die Kaulbar»'scheu Forderungen zu erfüllen. Auf «in« im schneidigsten Tone mit sofortiger Ver haftung drohende D.pesche de» KrlegSwinister» Nlkolajew antworteten die drei Offieiere, indem fi« fich entschuldigte«, ihr Telegramm al» ein« rein« vertrauliche Privatmeinnug hinstellteu und der Regierung unbedingten Gehorsam gelobten. Wie die Ding« angesichts solcher offenbaren Verhöhnung aller Gesetze durch Kaulbar» enden sollen, entzieht fich aller Berechnung. Die bulgarische Regiernng wird de» Mächte» «in Rundschreiben überreichen, in welchem sie der europäische» Welt mittheilt, in welcher Weise der Generalmajor Kaulbar» die Herdeisührnng von Aufständen planmäßig nnd rücksichtslos betreibe. Aus seiner Reise im Innern Bulgarirn» hat der General entschiede» Unglück In der Stadt Wratza waren kann» 30 Personen znr Be grüßung de» russischen Vertreter» erschienen, «ub «aulbar» ärgerte sich wüthend über die Zankowlste», die ihm Wratza als Hochburg de» Raffenthnm» geschildert halten. — General Kanlbar» scheint die Absicht z« haben, «Icht wieder »ach Sophia zurückznkehren, sonder« «ach Petersburg zu reisen, angeblich, uw über die Lag« Bericht z« erstatten. In Sophia geht auch da» Gerücht um, daß di« russische Regierung die Ausschreitungen de» General» mißbillige und ihn wieder abzurnfr» gedenke. — Die österreichische Regierung verweigert, der „Köln. Ztg." zufolge, dem in Deutschland bestellten bulgarischen Kriegsmaterial die Durchfuhr, wodurch die betroffenen deutschen Häuser, Krupp sür Geschütz« und Artillerie-Schiebbedarf, Grusou sür Granate», die Rottweiler Pulverfabrik für Jnfanteriepatroneu, in arge Verlegen heit gesetzt werden. Diese Belästigung der dentsche« Industrie ist nm so unerklärlicher, al» kein anderer Staat derartige Schwierigkeiten macht. Die Nachricht klingt überhaupt nicht «echt glaublich. Sächsisches. — Dresden. In einem kleinere« Kreis« hiestgrr angesehener Persönlichkeiten, von denen mehrere schon wiederholt eine hervorragende Thätigkeit bei gemeinnützige» Bestrebnugen bethätigt haben, find seit längerer Zeit Berathungeu über di« Errichtung eine» große» Volk»- zn klar, daß er selbst dem Bann der vo« ihm verdammten und lächer lich gewachte« Lieb« virfallen sei, der Lieb« bei der erste» flüchtige» Begegnnng l Ja. er liebte Jda von Heiwald, die Tochter de» Manne», dm er für einen Mörder hielt, und de« er der Straf« de» Gesetze» zu überliefern entschlossen war. Er liebte sie, da» sagte er sich mit Schmerz» ja fast mit Lrbitternug selbst, aber er war «ntschloffen, fich auch durch diese Lieb« «icht von der Erfüllung einer schwere» Pflicht zurückhalte» zu lassen b. Die Fee vo« Gromberg. Steinert war so tief ln da» wogende Meer seiner erregte», trüben Gedanken versunken, daß er die Außenwelt ganz vergesse» hatte; er bemerkte e» «icht, daß Jda von Heiwald an» dem Hause trat, daß fi« neben ihm stehen blieb, daß sie ihn mit theilnahmvoller Aufmerksamkeit betrachtete. Er erwachte erst an» seinen Träumen, al» fi« ihn freundlich «»redete. „Frau Schurrt hat fich zu Beit gelegt, ich hoff«, daß ihr die Anstrengung nicht» schaden wird. Nochmal» danke ich Ihre», daß Sie fich meiner armen Kranken mit so warmer Menschenfreundlichkeit angrnommen haben." Fast verstört fuhr er auf; aber er faßte fich schnell, war er doch gewöhnt, fich zu beherrschen! Jedenfall» durste da» junge Mädchen nicht ahnen, welch' seltsam« Gedanken ihn beschäftigt hatte»; ihr und ihrem Vater gegenüber mußte er der leichtfertige, flach« und wenig »achdenkeude Geschäftsreisende Cornelia» Steinert sür da» Hau» W. Oldecott u. Co. in Berlin sein; fir durste nicht ahnen, daß der heitere Lebemann auch tiefere, wärmere Gefühl, hege; niemals durste er ihr zeigen, welchen wunderb r schnellen Eindruck sie anf sein Her» gemacht habe. Mit der ihm eigenen kraftvollen S'lbstteheirschuug zwang er fich zu einem heiteren Lachen, z« einem leichten Ton der Antwort, der ihm gerade in diesem Augenblick nicht leicht wurde. „Geht» der arme« Iran besser? Nua da» ist wir lieb, dann Hab« ich wenigstens nicht vergeblich den schmutzige» Korb und den «icht ganz appetitlichen dicken Junge» geschleppt! Er war «ine närrisch« Idee von mir; al» ich ab» die Frau im Grase fitzen sah, konnte ich dem lustigen Einsall nicht widerstehen. Cornelius Steinert mit einer Kiepe aus dem Rücken und einem dicken Bacchus aus dem Arm! Ich wünschte nur, meine Berliner Freunde Halle« mich ge sehen, ich muß eine Prächtig lächerliche Figur gespielt haben. Nicht wahr, mein gnädige» Fräulein? Ich Hab« nämlich die Ehre, mich Ihnen vorzustelleu als Eornrlin» Steinert an» Berlin. Ich reise
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