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I8N. Schandau, Mittwoch, den:ii. Octader ^5 87. Sächsische ClheAng Amtsblutt M das Ränialiche AmlMW «ad den Aadlralh !« ZHaadaa, samic für den Kladll>cmci»dcrald l» HadallM. -E- Achtnnddrcifiigstcr Jahrgang. - , MNwochMnu «- --Ich-M> MMW-» u»° imd -I- du-« »« w P"g»I--»a UN,,-I«n! «-,,<» «-dVELLw'u« c-L » »d-, m du- F« .7 L-L. -» «-lp'o« di, «°n »u-s-ul.„u » m>. °° Pd -d-- «-A-»-- InF-uukkn-, n^ L ->«n», L °n. Bekanntmachttng. v In n <1 v I» lind autzcr abgcgcbeii wnrdcu ILLVOI Ilvinittltvltvn Schandau, am 27. Okiobcr 1894. Der Stadtrnt. Wieck. im Schütze»,Hanse zu Schandau siüismdcudcn Ztunii zu Außcoblcibcu wird wich Lorschus! der Gcsctzc bestraf!. Müünr- papicrc sind mitziibriiigc». Schandau, niu 27. Oktober 1894. Der S t n d t r a t. Svieck. A e ka » n t m a ch li n g. 1'anl crstatlctcr Anzeige ist da« ans den Namen Marie in Schöna lantcndc Ciuwgclmch der hiesigen städtischen Sparkasse Nr. .^>.8 abhanden gclommcw^r I„habcr dieses BnchcS wird hiermit anfgcfordcrt, sich bei Verlust seiner etwaigen Ausplüchc an demselben binnen 3 Monaten bei dem nnlerzcichncten Ltadt- ratc zn melden. Schandau, am 23. Oktober 1894. Der S t a d t r a t. Wieck, Bürgermeister. Neber das Vcrmözcu des KaufmaiuiS Kai l Friedrich Ernst Heim hier (m F'ruia „<L. Heim") Kütcibahnhvfslras;e 30, wild hcnte, am 27. Oktober 10.14, Tior- mittäaü tl'/. Mir, das Konknrsvcrfahrcn c>öffnet. Herr Rechtsanwalt I)r. Stöckel hier, Auloustraßc 37, wird znm Konknrsverwallcr ernannt. , ......... ,,, „„ Konknrsfordcrnngcn sind bis znm 20. Nove,Uber 1004 bei dem Gerichte au- znmcldcu.^^ Bcschlnbfassnng über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GlünbigcraneschnsscS und cinlrclcndcn Falles über die in § 120 der KonknrSordnnttg bezeichneten Gegenstände, inglcicheu zur Prüsung der angcmcldctcn Forderungen ans ,,, dcu 00. Noveulbcr 1004, Vormittags 0 Nhr, vor dem nnlerzcichncten Gerichte, Lothrwgerstiaße 1, I., Zimmer 69, Termin anberanmt. Men Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird anfgegcbcu, nichts an den Gemein, sihwducr zn verabfolgen oder zn leisten, auch die Verpflichtung auscrlcgt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sic ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem KonturSvcrwaller bis znm 20. November 1004 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Dresden, Abth. Io. Bekannt gemacht durch: Sekretär Hahner, Gcrichlsschreiber. ' Kekantttmachung. Alle in der Stadt Schandau aufhältliche» Ncscrvistcu, Dispositions-Ur- laubcr «ud zur Disposition der Vrsatzbchördcu Eutlasscueu erhalten hier durch Aufforderung, zu der - Montag, den 3. November dieses Jahres Nachmittags 3 Uhr Zum Ncformationsfcst. Nichtamtlicher Theil. Politisches. Ciwx, Hans Sachs und Lnkaö Cranach, der schweigsame Oranicr und Gustav Adolph, dessen drcihundcrtjährigcS GcburlSfcst demnächst das cvangclische Teulschtand siendig begehen wird! Welch' eine Reihe von Helden des Geistes nud des Schwertes, die mnlhig für die höchsten Güter der Menschheit cinlratcn und, wenn cs galt, für dieselben ihr Leben ließen! Von welchen Thaten erzählt n»S jene große Zeil! Wie der kühne Mönch von Willenberg die Bannbulle dcö Papstes ins Feuer warf, wie er sich zn Worms fnrchllos vor Kaiser und Reich vcraulwvrlclc, wie er ans der Wartburg sich mit frischem Mulh au die ge waltige Arbeit einer deutschen Bibelübersetzung machle, wie dort in Genf der unbeugsame Calvin einen christliche» Mnsteistaal anfrichlctc, wie Cnox den Gewaltigen der Erde mit felsenfester Bcharilichkcil cMgcgcnIrat, wie die Evan gelischen in Frankreich und den Nieder lande» Alles, was sic hatten, freudig darangabcn für ihren Glauben. Das waren leuchtende, großherzige Thate», die a»ö reinem Opfcrmuth, aus wahrer Liebe znm Volk, a»ö Begeisterung für daö Beste und Höchste, was die Mcnschcnbrnsl bewegt, hcrvorgegangcn sind. — Und welches frische, fröhliche Le b c n herrschte dazmual, als die Geister kräftig aufeinander platzten, als man mit Odeen und für Ideen kämpfte, als man über all den religiösen Fragen lebhaftes, ungclhcillcö Jiilcressc entgcgcnlrng! Ja das war ein Völkcrsrühling, den die Wittenberger Nachtigall ankündctc; daznmal war cö eine Lust zn leben, wie sich ein Mitkämpfer nnSgcdrückt hat. Und jetzt? Wo sind die großen Männer, welche der Zeit kühn die Fahne des Geistes voranSIragcn? Welche cs verstehe», ein ganzes Polk für Gottes Sache zn begeistern und milzurcißen? Wo ist der Opfcrmuth? Wo daö Ju- tcrcssc für religiöse Fingen, wo die Begeisterung für große, weltbewegende Ideen, für erhabene ideale Ziele? Ist cö ""ch heute für den christlich gesiuntcn Manu eine Lust zu leben? Henke, wo die Selbstsucht nud der Malerin. M spreizt, wo ciue dumpfe Gleichgiltigkeit, ja flustcrcr Haß dem ChristcMhmu sich gcgcnübcrstcllt, wo ciu Zug nach nntcu, ivic nie vorher, sich mächtig erweist und die Heirschnft des Ftcischcs »»gescheut gepredigt wird nud die klciucu Häuslein von Bekennen, dcö Evangeliums sich verdächtigen nnd befehde». Nein, »»scrc NcformaUonsfcstc si»d jetzt kci»c Freuden-, sondern Bußtage. Sic melden von einer großen Vergangen heit nnd einer kleinen Gegenwart! Halten wir Alle deshalb an diesem Tage innere Einkehr, raffe» wir uns ans die wir für Gottes Sache cinstchcu wolle», Halle» wir cst zn. sammeu, gehen wir muchig vor gegen alles Gollwidrigc i» und nm uns, damit wir dem christlichen Geiste wieder eine Gasse machen in das Herz des Volkes, damit eine bessere, auf die ewigen Lebensziele gerichtete Zeit aubrcche. Das Ncformationöscst ruft Jedem von uns zu Christum, daß wir iu Buße nnd Glauben uns von ihm rcformircn lassen. Reformation! Welche Gestalten tauchen bei diesem Aufs Neue stehen wir im Reiche im Zeichen einer Name» vor unseren Augen aus! Luther nud Melanchthon, Kauzlerkrisis, neben welcher für Preußen zugleich eine Zwingli und Calvin, Sickinge» und Hnttcu, Coliguh und Miuisterkrisis herlänst. Denn nach den neuesten Mel dungen ans Berlin ist nicht unr der Reichskanzler und preußische Minister des Auswärtigen Graf Caprivi znrückgetretcu, sondern es hat mich der preußische Minister präsident Graf Enleubnrg seine Demissivn gegeben, die vom Kaiser ebenfalls genehmigt wvroen ist. Vorerst iuteressirt am meisten der Rücktritt Caprivis, denn er ist für alle Seiten ganz unerwartet gekommen, hatte es doch soeben erst geheißen, Graf Caprivi habe für seine An schauungen in der Frage der Bekämpfung der Umstnrz- bestrebu'ugen die Zustimmung des Kaisers gefnuden. Es scheint nun aber, daß die bezüglichen Caprivi'schen Vor schläge in der am vergangenen Donnerstag unter seinem Präsidium abgehaltenen Cvnferenz der stimmführenden Minister der Bundesstaaten ans derartige Schwierigkeiten gestoßen sind, daß Graf Caprivi hierdurch in seinem viel leicht schon vorher gefaßten Nücktriltsentschlnsse bestärkt wurde. In der Audienz, welche der Reichskanzler am Freitag beim Kaiser hatte, ist dann das EntlassnngSgesnch Caprivis genehmigt worden. Zweifellos bilden aber die eigentlichen Ursachen der jetzt in Berlin ansgebrvcheuen Krisis die tiefen Gegensätze, welche schon längst zwischen dem Reichskanzler einerseits, den maßgebenden Persönlichkeiten in Prenßen andererseits in fast allen wichtigen Fragen der inneren Politik Preußens nnd des Reiches bestanden. Ihre letzte Ver tiefung haben eben diese Gegensätze in der Frage der Maßnahmen gegen die Umstnrzparteien gefunden, so daß es schließlich oer Reichskanzler wie der preußische Ministerpräsident Vorzügen, ihre Portefeuilles in die Hände ihres erlauchten Svnverains zurückzulegen. Am 20. März 1890 erfolgte die Ernennung des damaligen evmmandireudeu General v. Caprivi an Stelle des Fürsten Bismarck znm Reichskanzler, woran sich als bald die Erhebung Caprivis in den Grafenstand anschloß. Graf Caprivi hat demnach über vierundeinhalbes Jahr die Geschäfte des Reiches geleitet, ans voller Hingebung, Selbstlosigkeit und Pflichttreue, was dem scheidenden Staatsmaune selbst von seinen erbittersten politischen Gegnern nachgerühmt wird. Freilich, die Schwächen nnd Fehler des Caprivi'schen Regimes stehen ans einem anderen Blatte, sie sind nicht gering, sie werden in der Geschichte des „neuen Cnrses" ein eigenes Capitel bilden. Jeden falls stehen aber bei der gegenwärtigen politischen Krisis überaus gewichtige Interessen für das Reich und die ge- sammte Nation ans dem Spiele, man kann daher nur dringend wünschen, daß znm künftigen verantwortlichen Leiter der Neickspvlitik ein Mann bernfen wird, dessen Persönlichkeit, Charaktereigenschaften nud Politische Ver gangenheit für die energische Wahrung dieser Interessen bnrgen. " Die Kanzlerkrisis ist nnnmehr eudgiltig gelost. Am Montag vormittags 11 f/2 Uhr hat sich Fürst Chlodwig Hohenlohe-Schlllmgsfnrst bei dem Kaiser als Reichskanz ler nnd Präsident des preußischen Staatsministeriums ge meldet. Alsbald darauf begab sich Fürst Hohenlohe nach Berlin. Ueber seinen Nachfolger im Amte des Statt halters der Reichslande ist eine Entscheidung noch nicht getroffen. Der bisherige Unterstaatssecretär v. Koller ist znm preußischen Minister deS Innern ernannt worden. Er begab sich nm 10 Uhr von Potsdam nach Berlin. Nachdem nnnmehr die Krisis beseitigt ist, wendet sich das Interesse den „neuen Männern" zn, welche in einem schwierigen Angenblicke verantwortliche Aemter übernehmen. Die Wahl der beiden erprobten Staatsmänner wird wohl . allenthalben mit Gefühlen der Hoffnung nnd des Ver trauens begrüßt. Ein feierlicher Bittgottesdienst für die Genesung des Czaren wurde nm Freitag iu der Kapelle der russischen Botschaft in Berlin abgehalten. Der Feier wohnten der Kaiser nnd die in Berlin anwesenden Prinzen, die höchsten Reichs- nnd Staatswürdenträger, die Generalität, eine Anzahl Mitglieder des diplomatischen Corps n. s. w. bei. Der Kaiser war während der ganzen, etwa eine halbe Stunde währenden, gottesdienstlichen Handlung von tief ernstem Anssehen. Nach Beendigung derselben unterhielt sich der Monarch noch einige Zeit mit dem Botschafter Grafen Schnwalvff. Nachdem jetzt der 15. November als Tag des Zu sammentrittes des Reichstages amtlich bekannt gegeven worden ist, dürften die Vorbereitungen für die'heran nahende Reichstag ssessivil mit erhöhtem Eifer betrieben werden. Der Etat befindet sich in allen seinen Theilen bereits in den Händen des Bnudesrathes, wo seine Dnrch- berathnng vermnthlich derartig beschleunigt werden wird, daß er dem Reichstage gleich bei dessen Zusammentritte vollständig unterbreitet werden kann. Auch die neue Tabakfabrikatstenervvrlage soll in ihren Hauptzügen schon fertiggestellt sein, so daß der Reichstag dieselbe vielleicht ebenfalls schon vvrfiuden wird. Die übrigen größeren Sachen, die muthmaßlich für die kommende Neichstagssessivn bestimmt sind, befinden sich anscheinend sämmtlich mehr oder weniger noch in der Ansarbeitnng. Im Uebrigen wird natürlich die neue Session znnächst völlig unter dem Eindrücke der wichtigen Vorgänge in den obersten Berliner Negiernngskreisen nnd deren Folgen stehen. Die Zwistigkeiten nnd Differenzen innerhalb der svcialdemvkratischen Partei haben durch die scharfen nnd stürmischen Debatten, welche ans dem Frankfurter Partei tage bei Erörterung der Angelegenheit der bäuerischen „Genossen" entstanden, von Neuem eine charakteristische Beleuchtung erfahren. Ueberaus heftig nnd überwiegend persönlich zngcspitzt war die Polemik, welche sich hierbei Zwischen den Herren v. Vollmar, Grillenberger, Jöst und anderen Wortführern der süddeutschen Sveialisten einer seits, den alten Führern Bebel nnd Aner andererseits entspann, sie zeigte erneut den Niß, der durch die soeial- denwkratisthe Gesan geht. Indessen wird derselbe sicherlich wieder überklebt werden, wie schon der Ansgang r rV Debatte» beweist, die Herren werden sich schließlich in ihren Thaten trotz aller persönlichen Ansi- pathien und Differenzen immer wieder zusammens/nben.