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WWUMMO Sonnlag, den 1. März 1931 Nr. S1 84. Jahrg Schwarzenberg, den 25. Febr. 1931. Das Amtsgericht. Weitere amtlich« L-kanntmachungen befinden fich im ersten Beiblatt.^ W Frankreich sitzt auf dem hohen Pferde. Es hat der eng lischen Arbeiterregierung ihre deutschfreundlichen Anwand lungen gründlich ausgetrieben und läßt eben durch seine Lon- doner Vasallen mit Mussolini Uber die Einbeziehung Roms tn den neuen Bund verhandeln. Der Plan des mitteleuro- päischen Bündnisses, das England, Deutschland, Oesterreich, Ungarn und Italien umfassen sollte, hat sich erledigt, nicht zu letzt infolge der Schuld der deutschen Regierung, die aus innerpolitischen Gründen jede Berührung mit dem Faschismus vermeiden zu sollen glaubte. Der Erfolg ist die völlige Isolierung Deutschlands. Wenn heute die Presse der deutschen Regierungsparteien in «in Freudengeheul darüber ausbricht, daß Mussolini vor den französischen For- derungen „zu Kreuze kriechen" müsse, so kann man nur über solchen politischen Weitblick staunen. Er hat ein Gegenstück in der Begeisterung, mit welcher deutsche Linkskreise die Nach richten über die revolutionäre Bewegung in Spanien auf- nahmen, Lie, wenn sie gelungen wäre, gleichfalls ein Sieg der französischen Politik gewesen wäre. Da geben sich die Parteien von Westarp bis Scheidemann alle Mühe, Paris zufriedenzustellen, und der Erfolg? Ihr« inoffiziellen Unterhändler, die in der vergangenen Woche an der Seine das Gelände sondieren sollten, kehrten ohne jeden Erfolg heim. Die Franzosen haben nicht einen winzigen Spalt ihrer zugeknöpften Taschen (in denen unser Geld steckt) geöff net, selbst das Zauberwort von der amtlichen Unterdrückung -.HA schneiden gewagt. Wohl aber hat Herr Maginot, der Kriegs Minister, in seiner Kammerrede keinen Zweifel darüber ge- lassen, daß von einer Abrüstung der anderen nie und nimmer die Rede sxin dürfe, daß es dagegen „nur gerecht, ja notwendig sei, den Angreifern (!) die strengsten Beschränkungen aufzu- rrlegen". ratie verschwinden würde. Diese oberste Pflicht aller Parteigenossen, ihr müssen alle schönen Träume weichen, vor ihr haben sogar die Grundsätze des Parteiprogramms absolut keinen Bestand. V« .0r»l'»>r»«»« «»Mir«»»» «»«da ««1» «u Sa««»«, »« »v —» «»— MS—» v« Dr«t» fti »U »4 mm b«U« da M -0 'm» «lUkn,,!-«, ««dv»«« 1«), »5 ft, d>. « mm Sr«. ,1«. nuaam,,«n« so, »o», ft, dl« «o mm tr«u« «Hl. a«l»mi,«n, «r Ewdrii o» «.»«»vftnnl» V»tUch«a-a»»«»> vapzl« iw«. S«»»Iat«»»U»-S»al»i Sa.« Safts«, Nk. w. für Kinderspeisungen), für Lie weiter« Ausbeutung der Aermsten der Armen, für die Hungerzölle eintreten, und es wird ein Gerücht bleiben, daß der linke Flügel der Partei (die Richtung Seydewitz) sich abspalten werde, weil sie den Betrug am Bölke nicht mit ansehen könne. So wird also nicht ein- mal der Versuch gemacht werden, mit der vorhandenen Stimmenmehrheit der Linken den Zukunftsstaat aufzurichten. Unter, uns gesagt, das Interesse an diesem allerliebsten Ge- Amtliche Anzeigen B«schl»r. SIreifllchler. Mißerfolg in Paris. Deulschlan- ist vollkommen isoliert. Role Mehrheit im Reichstag — wo bleidt -er Zukunflsstaal? Bonzengeschichten. Immer noch „Gefesselte Justiz." Der GolleslSsterer am mitteldeulschen Mikrophon. «s werd« -Überbein verdssenlllchtr Bekanntmachungen der «adtrR. »« und «Lwanenbera und des Amtsgerichts zu Johanngeorgenstadt." " Verlag «. M. Sürlner. «ue, Sachse«. »«mftnfta! «« 41»1, «lmt ««) 440, oft«««»«, 10, Sch»«,«,»,,, «1» vmhftnsftchl! »E«MI» »»«ftfts«^ . I Tageblatt- SftUMft« dl«"sftk»I- Deranlworlung. ^Ilnler-rechunaen -a» Sa. schäskwetriebe» begründen deine Ansprüche. Del ^ablunoa- -.ft», -nd a-M,« R°b°^ nIft,?nL^ «U'. «»»ft». Sft»«!«, und In den Konkursverfahren über das Vermißen a) der offenen Handelsgesellschaft in Firma Gebrüder Bley tn Obermkttweida, Holzschleiferei, b) des Holzschleifers Rudolf Bley in Obermittweida als Mit inhaber der offenen Handelsgesellschaft Gebrüder Bley in Obermittweida, e) des Holzschleifers Willy Bley in Obermittweida al« Mit inhaber der offenen Handelsgesellschaft Gebrüder Mey in Obermittweida wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des jetzigen Konkursverwalters Rechtsanwalt Steib in Schwarzenberg oder die Wahl eines anderen Verwalters, zur Abnahme der Schluß- rechnungen des jetzigen Verwalters und zur anderweiten An hörung der Gläubiger über die Erstattung der Auslagen und Es wäre doch zu schade, wenn infolge des Anbruches des Zukunftsstaates, in d«m ja alle gleich sind, solche reizend« Geschichtchen nicht mehr möglich wären, wie di« folgend«, die wir d«m „FriLericus" entnehmen: Jubiläum in Rostock. Herr Friseur Wendt hat schon frühzeitig den ehrsamen Be ruf eines Derschönerungsrates aufgegeben und sich höheren Dingen zugewandt. So ist er allmählich Geschäftsführer der All gemeinen Ortskrankenkasse in Rostock i. Meckl. geworden. Daß diese Ortskrankenkasse in Rostock im sozialdemokratischen Fahr wasser segelt, versteht sich von selbst. Ebenso verständlich ist es, daß man in einer Feit, wo schon fünfjährige Amtsjublläen festlich begangen werden, de« Tages gedachte, an dem vor 25 Jahren Herr Friseur Wendt in den neuen Beruf umgesattelt ist. Da wir in einer Republik leben, in der es Titel und Orden nicht gibt, wurde Herr Geschäftsführer Wendt anläßlich seines 25jährigen Dienstjubiläums zum Direktor ernannt. Direktor ist bekanntlich teils «ine Amtsbezeichnung, teils, besonders in Berlin, ein jüdischer Dornam«. Direktor wevden, mag den Geist, das Herz, das Gemüt erfreuen, aber der Leib will auch etwas haben. And dechalb mußte der große Tag gebührend gefeiert werden. Schon um Alv Uhr morgens versammelten sich di« Ange stellten der Ortskrankenkasse im großen Sitzungssaal«, wo unter den Klängen eines Orchesters die Gratulationskur vor dem Direktor stattfand. Dabei wurden nicht nur schöne Worte ge sprochen, sondern auch wertvolle Geschenke überreicht. Da die Sozialdemokratische Partei in Rostock viele Bonzen hat, war die Zahl der Gratulanten sehr groß. Gratulieren und das Volk regieren macht hungrig. Des halb lud man die Gratulanten zu einem Frühstück ein. Die Herren verfügten schon am frühen Morgen über guten Appetit, denn nicht weniger als 660 halbe Brötchen, 18 Flaschen Sekt, SS Flaschen Weißwein, 25 Flaschen Rotwein, 60 Liter Bier in Siphons und sehr viel« Flaschen Bier, die man herbeiholen mußt«, da der Stoff nicht reichte, wurden dabei vertilgt. Leider hatten einig« Zeitgenossen die Gelegenheit für günstig gehalten, etwas mehr zu trinken, als sie vertragen konnten, war dazu führt«, daß man auch nach Schluß der Festlichkeit noch «iniges von dem festlichen Geist« spürte, so daß der Sitzungssaal erst am dritten Tage wieder voll gebrauchsfähig war. Nachdem man auf diese Weise das biedere Volk an dem Ereignis des Tages hatte teilnehmen lassen, zogen die großen Bonzen, di« Prominenten, sich zurück und labten sich an einem ausgiebigen Festmahl. Dieses Festmahl sand nicht etwa in irgendeinem Parteilokal statt, sondern man wählte das Hotel Fürst Blücher in Rostock, das als «in sehr vornehmes, ja sogar feudales Haus allgemein bekannt ist. Für vornehme Gaststätten scheinen die Genossen in Rostock überhaupt etwas übrig zu haben, denn anstatt von dem ihnen politisch sehr nahestehenden Konsumverein die Leckerbissen für das schön« Fest im Sitzungs saal »u brühen, hatten sie auch diese Sachen »um großen Teil beim Hotel Fürst Blücher erstanden. Jedenfalls sind sie in der verständlichen Besorgnis «wesen» daß „ihr Konsum", wie e» Schweiuezwischenzählung am 2. März 1S81. Nach einer Verordnung des Sächs. Wirtschaftsministertums vom 13. Februar 1931 hat am 2. März 1931 eine Schweine zwischenzählung stattzufinden. Im hiesigen Stadtbezirk wird diese Zählung durch unser« Polizeiorgane vorgenommen. Die Drehbesitzer sind zur streng sten Genauigkeit der Angaben verpflichtet, Diejenigen Viehbesitzer, bei denen eine Zählung ihres vorhandenen Viehbestandes unterblieben sein sollte, sind ver- Wie unseren Freunden bekannt ist, kommt in der Schrift „Gefesselte Justiz" die Bonzokratie nicht besonders gut weg. Alle Mann werden auf Deck gepfiffen, um den Schaden zu reparieren. Darunter auch der preußische Iustizminister Dr. Schmidt, ein braver Zentrums mann, von dem bisher die Oeffentlichkeit nur gehört ' hat, daß sein Schwager das Glück gehabt hat, schon mit 35 Jahren (d. h. 15—20 Jahre früher als andere Richter) Landgerichts, oirektor zu werden.. Also Herrn Schmidt ist der Brief, in dem der Reichsgerichtsrat Müller sich abfällig über die in Lem genannten Buche aufgefiihrten Vorfälle äußert, scharf an die Nieren gegangen. Er hat sich deshalb Lei dem Verwalter des Reichsjüstizministeviums Staatssekretär Dr. IM über Müller in einem Schreiben beschwert, in dem es u. a. heißt:- Vorbehaltlich meiner eigenen etwa zu ergreifenden Schritt« wär« ich für «ine gefällige baldig« Mitteilung dankbar, ob und gegebenenfalls zu welchen Maßnahmen gegen den Verfasser das genannte Schreiben Ihnen Anlaß gegeben hat. Trotz das anmutigen Stiles (selbst Iustizminister schrei ben noch Juristendeutsch) hat IM nichts gegen Müller zu unternehmen versucht und dadurch bewiesen, daß es noch hohe Beamt« gibt, für welch« di« verfassungsmäßig gewähr leistet« frei« Meinungsäußerung nicht nur auf dem Papier steht. . Auffällig war es, wie in Verbindung mit dem Ansturm gegen die „Gefesselte Justiz" plötzlich Lie deutsche Recht sprechung Lobredner selbst auf der Linken fand. Freilich ist's mit der Liebe gleich vorbei, wenn mal einem Genossen auf die Zehen getreten wird. So hat es, als vor kurzem ein Zwickauer jüdischer Schriftsteller in der 2. Instanz zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, einen ungeheuren Aufruhr gegen die „Klassenjustiz" in der roten Presse gegeben. Man muß anerkennen, die Leute halten zusammen, und zu ihnen hält die Leitung des Mittel deutschen Rundfunks, die, wohl zur Belohnung, den Gotteslästerer bei ihrer demnächst stattfindenden Veranstaltung „Zwickau im Rundfunk* als Repräsentan- ten für die Kultur der alten SchMonenstadt mit eigenen Werken an das Mikrophon stellt! , die Gewährung einer Vergütung an die Mitglieder des Gläu-, bigerausschusses Termin vor dem unterzeichneten Gericht auf den 25. März 1S31, vormittags 810 Uhr bestimmt. Die dem jetzigen Konkursverwalter zu erstattenden Aus- lagen werden auf insgesamt 33,74 RM. und die ihm zu ge- währende Vergütung auf 200 RM. festgesetzt. K 3—5/28 immer so schön heißt, st« mit Defri«rfl«ischwurst aus der Ham burger Droßeinkaufsstell« Deutscher Konsumverein« versorg«» könnt«. Und die mag wohl für di« Arbeiter gut sein, aber den Bonzen bekommt sie nicht. Ein« weitere niedlich« Bonzengeschichte aus der selben Quelle wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten: f Da, Unglück. Al» ein Klassenlehrer am Gymnasium zu Kottbu» de» Morgens das Klassenzimmer betrat, wär« «r beinahe auf den Rücken gefallen. Denn auf der Wandtafel stand groß und deut lich von Schülerhand geschrieben das Wort „Deutschland erwache!" Das ist unerhört. Denn es ist hochverräterisch Wird Deutsch land, d. h. das deutsche Volk, wirklich einmal wach, dann dürfte» die letzten Minuten des parteipolitischen Systems gekommen sein. Nachdem der Lehrer sich von seinem Schreck erholt hatte, erstattet«. er pflichtgemäß Anzeige. Es fanden Verhör« statt. ProvinziolschuKollegkum wurde beweglich Dezernenten schrieben Aktenbogen voll. Alles, was der Staat innerhalb der Schul- behörde an Macht und Majestät besitzt, war fieberhaft bemüht, des Verbrechers habhaft zu werden. Endlich hatte man den Lümmel. Aber das Triumphgeschrei, das man so oft hört, wenn es den Großen dieses Systems ge lungen ist, einen politischen Degner zu erwischen und zu be strafen, blieb aus. Kein Minister redete und warf ihn hinaus. Kein sozialdemokratisches Blatt trompetet« den unerhörten Vorfall in seine Leserschaft, kein Parteigenosse stand am Rednerpult und quasselt« von der Verworfenheit der Reaktion. Denn der junge Mensch der die entsetzlichen Wort« „Deutschland erwache!" an di« Wandtafel im Gymnasium zu Kottbus geschrieben hatte, war der Sohn eines hohen Beamten, des Akademiedirektors Zylmann in Kottbus, der in der Sozialdemokratischen Partei fiih'end tätig ist. Der junge gylmann, der seinen Vater hoffentlich noch bekehrt, gehört zu der deutschen Jugend, von der die Sozial demokrat!« so viel redet, Lie sie aber nicht besitzt. Im Reichstag, auf dem die seit einem reichlichen Jahrzehnt so mißglückte Außenpolitik schließliche sitzen bleibt, ist nun nach der Sezession der Rechtsopposition der von der Sozialdemo kratie so brennend herbeigesehnte Glücksfall eingetreten, daß eine sog. rein proletarisch« Mehrheit vorhanden ist. Bisher hat eine solche ja gefehlt, deshalb konnte bekannt, lich keine ausgesprochene „Dolks"politik gemacht werden. Wird das nun also auf der ganzen Linie losgehen und alles Ver säumte nachgeholt werden? Eigenartigerweise scheinen die Führer der Sozialdemokratie mit soviel Glück nichts Rech- tes anfangen zu können. Man hat sogar den Eindruck, als käme es ihnen sehr ungelegen. Herr Breitscheid hat den un- angenehmen Auftrag erhalten, den Parteikindern zu erzählen, warum es trotz allem mit dem zum Greifen nahen g u - kunftsstaat nichts ist. Er schreibt also einen Artikel: Verständigung tut not", in dem es ganz bescheiden heißt: Die militärischen, soMen und agrarischen Fragen dürfen im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht jede für sich gesondert betracht«! wevden. Desamtpolitische Erwägungen haben in dem Vorder grund zu sichen, und ihnen sind die Einzelproblem« unterzu- »rdn«n. Wer nehmen will, muß zu geben, bereit sein, und wer dann verächtlich von einem Kuhhandel spricht, der trägt einer Situation nicht Rechnung, in d«r um der Erhaltung de« Gänzen willen ein Austausch pon Leistungen und Gegenleistungen auch über die Grenzen des Ressorts hinweg geboten ist. Dor Les Genossen Breitscheid geistigen Darmverschlin gungen alle Hochachtung! In verständliches Deutsch, übersetzt bedeuten sie schlicht: Man wirb Mr den Danzerkveu-er (statt pflichtet, spiest«»» «» »um S. Mär, 1931, mittags 12 Ahr in der hiesigen Polizeiwache (Stadthaus) Meldung zu erstatten. Wer vorsätzlich ein« Angabe, zu der er auf Grund der vor. genannten Verordnung aufgefordert wird, nicht erstattet oder wiffentlick unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit den in 8 4 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 30. Januar 1917 angedrohten Strafen bestraft. Schwarzenberg, am 25. Februar 1931. Der Rat der Stadt — Polizeiamt. , Da» Konkursverfahren über das Vermögen der Handels, gerichtlich nicht eingetragenen Firma Albin Wappler, Inh. Ullmann L Seidel, Alpaka-, Besteck- und Dlechwarenfabrik in Grünhain wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. K4/30 Schwarzenberg, den 25. Febr. 1931. Amtsgericht.