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Movauer B Tageblatt und Anzeiger Wochenblatt für gsch « pa « und Amgegend D«S „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger" ist da» zur BerössenUlchung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmaunschast Flöha und de» Stadtrai» zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blutt «nb enthält die amtlichen Bekanntmachungen de» Finanzamt«» Zschopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e. G. m. b. H.gschopau. Gemeindegirokonto: Zschopau Nr. r? Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42884— Fernsprecher Nr. 7IL Zeitung für di« Orte: «rumhermerödors, Waldkirchen, Börnichen, Hohndorf, Wiltschthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdors, Scharfenstein, Schlößchen Porschendort 11«. 44 D!«n»tag, 22. 1988 199. Da» .gschapauer Tageblatt und Anzeiger, «Heint werttögitch. Lonatl.B«-ua»p?.is 1.70 NM. Zustellgeb. 20 Pfg. Bestellungen werdeu in uns. GeschäftSst.,von den Boten, sowievon allenPostanstalten angenommen VoKWGe Spannung in London Lord Halifax üvernaym Edens Amt In London hat der plötzliche Rücktritt des Außen- ministerS Eden und des Unterstaatssekretärs im ÄuS- wärtigen Amt, Lord Cranborne, und die vorläufige Betrauung von Lord Halifax mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Außenministers größte Spannung her- vorgerufcn. Man hat allgemein den Eindruck in London, daß Ministerpräsident Chamberlain die Besprechungen Uber das Berhüllnis zwischen England und Italien mög lichst umgehend einleitcn will. Der italienische Botschafter ^n London, Gras Grandi, hatte bereits am Montag- Vormittag mit dem englischen Premierminister wieder eine Unterredung, an der auch Lord Halifax tcilnahm. Anläßlich seines Rücktritts hat Eden an Chamberlain «inen Bries gerichtet, in dem er erklärt, daß die Ereignisse der letzten Tage eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem Premierminister offenbart hätten, und zwar in einer Entscheidung von großer Bedeutung. Eden sagt dann, er sei sich einer Verschiedenheit in den An sichten zwischen ihm und dem Premierminister bewußt ge worden, die He internationalen Fragen des Tages betreffe und ebensy die Methoden, sie zu lösen. In einem Antwortschreiben hat Chamberlain den Entschluß Edens bedauert, um so mehr, als die Meinungsverschiedenheiten, wie es in dem Brief heißt, keineswegs die endgültigen Ziele oder Grundlagen der englischen Politik beträfen. Der entscheidende Punkt, von dem Eden glaube, ihn nicht annehmen zu können, sei der, ob der gegenwärtige Augenblick für den Beginn der englisch-italienischen Unterhaltungen ge eignet sei. * Die Krise im englischen Kabinett ist verhältnismäßig überraschend gekommen. Bereits vor zehn Tagen war in London ein Gerücht im Umlauf, daß sich starke Gebensähe zwischen dem Premierminister und dem Außenminister er geben hätten, und zwar wegen der Methoden der künf tigen Außenpolitik in Großbritannien. Die Gegensätze, die damals bereits zweifellos entstanden sind, konnten jedoch noch einmal überbrückt werden. Als Chamberlain dann, so verlautet in englischen Kreisen, erneut eine Unter redung mit dem italienischen Botschafter hatte, seien diese Gegensätze wieder verstärkt aufgelebt. Das habe dazu geführt, daß am Sonnabend zu einem ganz ungewöhn lichen Zeitpunkt eine Kabinettssitzung elnberufen wurde. Da es am Sonnabend nicht gelang, die Gegensätze zu überbrücken, wurde eine neue Kabinettssitzung für Sonn- tag einberufen. Da auch in dieser Sitzung keine Einigung erzielt werden konnte, trat dann Eden zurück. Bewegte SWg Unter dem Eindruck des Rücktritts des Außen ministers Eden trat das englische Unterhaus Montag nachmittag im Zeichen ungeheurer Spannung und Er- regung zusammen. Der Sprecher des Hauses hatte große Mühe, erst einmal für Rub? zu sorgen. Nur wenige Minuten währte das Schweigen. Als sich Schatzkanzler Simon, der vor wenigen Jahren ebenfalls Außen minister gewesen war, erhoben hatte, um die noch an Eden gerichteten außenpolitischen Anfragen namens der Negierung zu beantworten, wurde er von der Opposition einfach n i e d e r g e s ch r i e n, während die Regierungs bänke in Gcgenrufe ausbrachcn. Als schließlich Premier- .w'nisier Chamberlain erschien, wurde er von den R o>erungspartcien mit einer langanhaltenden Ovation herzlich begrüßt. (Z.ne Er klärung Edens Ter zurückgctrctene Außenminister Eden wurde von seinen Anbängern im Parlament mit herzlichen Zurufen bedacht, als er sich von einem der Hinteren Plätze erhob und zu einer persönlichen Erklärung das Won nahm. Zu- nächst müsse er klar und deutlich und auch endgültig fest- stellen, Parlament und Negierung seien in dem Hauptziel englischer Außenpolitik, der Aufrechterhaltung des Frie dens, völlig einig. Wie das Parlament wisse, so fuhr er fort, habe zwischen den Negierungen Englands und Ita liens über die Eröffnung von offiziellen Verhandlungen ein gewisser Meinungsaustausch statigefnnden. Zu diesen habe sich England prinzipiell bereitgefunden, nachdem zwischen Chamberlain und Mussolini im letzten Sommer auch ein Briefwechsel vor sich gegangen sei. Heute aber erhebe sich die Frage, ob solche offiziellen Verhandlungen schon jetzt in Nom beginnen sollten oder nicht. Nach seiner eigenen Meinung, so stellte Eden fest, sei die Haltung der italienischen Regierung zu den internaiionalcn Problemen im allgemeinen und zu England insbesondere noch nicht so, daß solche Verhandlungen schon gerechtfertigt seien. Er habe sich dem Unterhaus gegenüber verpflichtet, keine Be sprechungen mit Italien zu beginnen, bis dessen „feind liche Propaganda" gegen England aushörc. Hinsichtlich der Lösung des Spanien-Problems seien 'viele Versprechungen gemacht worden, jedoch kaum Fort schritte erzielt worden. Im Interesse einer Besserung des internationalen Verstehens seien Verhandlungen mit Ita lien oder mit sonst einer Negierung nicht abzulehnen, sie müßten aber einen wahrscheinlichen, wenn nicht gewissen Erfolg haben. Bevor die englische Negierung die offi ziellen Verhandlungen mtt Italien eröffne, müsse England aus dem spanischen Gebiet einen neuen Fortschritt er zielen. Gerade bet der heutigen ernsten internationalen Laae müßte England fest bleiben. Es sei eine traditio- -es MMes nelle Methode der Diplomatie, Verhandlungen vor ihrer offiziellen Eröffnung vorzubereiten. In dieser Frage habe er mit Chamberlain nicht mehr übereingestimmt, so daß er darum einem anderen Außenminister Platz ge macht habe. Eden erklärte weiter, daß noch andere Fragen zwischen ihm und dem Premierminister stünden. So sei innerhalb der letzten Woche in einer der wichtigsten Entscheidungen der Außenpolitik, die sich nicht nur auf Italien beziehe, eine fundamentale Meinungsverschiedenheit festzustellen gewe sen. Zwischen ihm und dem Premierminister bestehe eine grundsätzliche Verschiedenheit der Ansichten und der Me thoden. Rach Eden erklärte der ebenfalls zurückgetretene Unter, staatssekretär im englischen Auswärtigen Amt, Cran borne, daß er mit Edens Erklärung Wort für Wort i übereinstimme, und daß er, wie Eden, noch immer an dem Grundsatz des guten Glaubens in der internationalen I Politik festhalte. Lhamberlaln begründet selne poM Ministerpräsident Chamberlain erhob sich hier- ans unter dem Beifall seiner parlamentarischen Freunde und stellte zunächst einen Vertagungsantrag. Dann sagte er, daß das Parlament mit größter Aufmerksamkeit und tiefster persönlicher Sympathie Edens persönliche Erklä rung angehört hätte. Edens Rücktritt sei der Mehrheit des Parlaments überraschend gekommen. Der Premierminister fuhr fort, er wolle noch einmal seine Ansichten darlegen. Bereits früher einmal habe er erklärt, daß die britische Politik auf drei Grundsätzen be ruhe: 1. Schutz britischer Interessen und des Lebens britischer Staatsangehöriger: 8. Aufrechterhaltung vcS Friedens, soweit das möglich sei; Regelung von Meinungsverschiedenheiten durch friedliche Mittel und nicht durch Gewalt; 3. Förderung freundschaftlicher Beziehungen zu anderen Völkern, die bereit sind, solche freundschaftlichen Ge fühle zu erwidern, und die sich an jene Regeln inter nationalen Verhaltens halten wollen, ohne die eS weder Sicherheit noch Stabilität in der Welt geben kann. Es sei nicht gut, daß man allgemeine Grundsätze festlege, wenn man den Frieden verwirklichen wolle. Seiner Ansicht nach müsse man alle Anstrengungen machen, um die Gründe festzustellen und wenn möglich zu beseitigen, die den Frieden bedrohten. „Wir in diesem Lande sind jetzt mit einem gigantischen Aufrüstungsplan beschäftigt, von dem die meisten von uns glauben, daß er wesentlich d^r j Erhaltung des Friedens dient. Dies« Wledrrarrfrüfttistg ist uns ausgezwungen worden, weil andere Länder sich fürchten, abzurüsten, und weil wir nicht Opfer irgendeines bewaffneten Nachbarn werden wollen." Bei gutem Willen und Entschlossenheit müßte es mög lich sein» wirkliche Beschwerden und Verdächtigungen, oie ganz unbegründet sein können, auLzulöschen. Aus diesen Gründen wünschten er und seine anderen Kollegen, irgend eine Gelegenheit zu finden, mit Deutschland und Italien in Verhandlungen zu treten, um festzustcllen, ob nicht doch ein gemeinsamer Boden zur Verwirklichung einer allge meinen Befriedung Europas vorhanden sein könnte. Oie englifchtttalienifchen Beziehungen Nach einer kurzen Erwähnung des Halifax-Besuches wieS Chamberlain auf das Gentleman-Abkommen mit Italien vom Jahre 1936 hin sowie auf die Vorgänge im Inli des vorigen Jahres, die ihn veranlaßt hätten, eine persönliche freundliche Adresse an Mussolini zu richten. Der britische Botschafter in Nom sei daraufhin angewiesen worden, der italienischen Negie rung milzutcilcn, daß die britische Negierung Hosse, die Be sprechungen im September des Jahres beginnen zu können. Jedoch hätten sich darauf verschiedene Zwischenfälle un Mittel meer ereignet, die es nach britischer Ansicht unmöglich gemacht hätten, die Besprechungen mtt irgendeiner Aussicht aus Erfolg zu eröffnen. Dann sei das Nyon-Abkommen gekommen, das wieder Hossnungen erweckt habe. Aber wieder sei man ent täuscht worden. Chamberlain betonte dabei, es sei notwendig, die Mentalität des Auslandes in Rechnung zu stellen. Die ganze Zeit über sei in No u der Verdacht gewachsen, daß Eng land keine Besprechungen »volle und daß Großbritannien seine Rüstungen vollende in der Absicht, sich für die italienische Er oberung Abessiniens zu rächen. Das erschiene allen in England als phantastisch, und daran habe man niemals gedacht. AuS Gerüchten seien dann wieder Verdachtsmomente aufgestiegen, die zu gewissen italienischen Aktivitäten geführt hätten. Wäh rend der sich ständig verschlechternden Atmosphäre hab« sich plötzlich jedoch die Möglichkeit zu einem Ausgleich ergeben. Am 10. Februar habe der italienische Botschafter nach «Iner Besprechung zwischen ihm und Eden erklärt, sein» Regie rung habe ihn mitzuteilen angewiesen, daß sie zu jeder Zett bereit fei, Verhandlungen mit Großbritannien zu beginnen. Sie hege den Wunsch, daß di« Besprechungen so umfaßend wie möglich sein und daß sie natürlich di« Frage der formellen Anerkennung des italienischen Imperium» umfassen sollten, aber Spanien nicht etwa ausschlössen. In Beantwortung dessen habe Eden erklärt, daß Großbritannien al» Mitglied der Gen fer Liga handeln müsse. Er habe hinzugefügt, daß eine Ueber- einkunft zwischen Großbritannien und Italien einen Beitrag zum Frieden nnd zur allgemeinen Beruhigung darstellen würde. Aus vieser Besprechung, fuhr Chamberlain fort, ergebe sich, daß sie Möglichkeiten für Besprechungen eröffnet habe. Eine Woche später sei mitgeteilt worden, daß die italienische Regie rung Grandt angewiesen habe, sich für einen baldigen Beginn der Besprechungen einzusetzen. Am gleichen Tage habe er, Chamberlain, bei Eden angeregt, daß es zweckmäßig sei, wenn sie beide eine Unterredung mit Grandi hätten. Der Premierminister snhr fort. Eden fei in einem Punkt« seiner Erklärung nicht ganz sair gewesen. Er habe es so dar- gestellt, als ob die italienische Regierung Großbritannien auf- gesordert habe, jetzt oder nie Besprechungen zu beginnen. „Nichts", erklärte Chamberlain unter Beifall dazu, „hat es in dem Meinungsaustausch zwischen uns und der italienischen Regierung gegeben, was meiner Ansicht nach eine derartig« Darstellung rcchiserligt." Tie angeküudigten Unterredung mit Grandi habe stattge« fundcn. und nachher habe er bei ver Erörterung der Frage mit Eden, welche Schlußfolgerungen aus den Besprechungen gezogen werden mußten, das Empfinden gehabt, das Mei nungsverschiedenheiten zwischen ihnen bestünden. „Ich war überzeugt, daß eine Abweisung des italienischen Wunsches, Be sprechungen sosorl beginnen zu lassen, als Bestätigung des Ver dachtes ausgcsaßt werden würde, daß man niemals ernstlich in den Besprechungen verhandelt hat." linier diesen Umständen habe er, Chamberlain, das Kabi nett siir Sonnabendabend cinberusen und Grandi miigeleilt, daß er ihm eine endgültige Entscheidung nicht vor Montag übermitteln könne. Chamberlain äußerte sich dann über seine letzten Bespre chungen mit dem italienischen Botschafter. Grandi habe erklärt, von seiner Negierung angewiesen zu sein, eine Mitteilung zu überreichen, In der cö heiße: Der italienische Botschafter freue sich, Mitteilen zu können, daß die, italienische Regierung di« britische Formel über die Zurückziehung der ausländischen Freiwilligen angenommen habe. Bet der Ucbcrgabe dieser Mitteilung habe der italienisch« Botschafter erklärt, daß sie den guten Willen seiner Negierung, die Besprechungen zu beginnen, zum Ausdruck bringe. Er, Cbamberlain, habe seinerseits den italienischen Boischäslcr über die englische KavinettMung informiert und ihm mitge- teilt, daß auch die britische Negierung bereit sei, Besprechungen zu beginnen. Da dies» Besprechungen in Rom stattfindcn soll ten, sei es notwendig, daß der britische Botschafter, der sie zu sichren habe, vorher nach London komme, um Instruktionen zu erhallen. Chamberlain fuhr fort, er befasse sich mit der Zukunft unt nicht mit der Vergangenheit. Die Frage, um die es sich dreh» sei, ob man Verhandlungen ausnebmen wolle oder nickt. ,MI bin", erklärte er, „niemals vollständiger von der RichligkW eines Kurses, den Ich »ingeschlagen habe, überzeugt gewesen a« heute von der Richtigkeit der Entscheidung, zu der da» Kabln« gekommen ist. Wa» wir zu tun versuchen, ist, «in» allgcm»lwj «eruhlgung tn Europa zu «rzitl«n, bi» «n» Fri«d«n Ltbt,