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Wienstag. 29. 11. April 1865 Preis pro Quartal 1v Ngr, Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Ml der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zn Dippoldiswalde, /raveastein und Attenberg. Weißeritz-Aeitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne In Dippoldiswalde. TageSgefchiehte. Dippoldiswalde. Das rasche Thauen des Schnees in den letzten Tagen der vergangene» Woche bat nicht nur bei uns und in den an der Weißeritz gelegenen Orten, sondern wohl in allen Ortschaften, da sämmtltche Dorfbäche zu einer seit langen Jahren nicht in solchem Maße vorgekommenen Höbe angrschwollrn waren, be deutenden Schaden augrrichtet. Da namentlich am Donnerstag die Wässer von höher gelegenen Feldern mit nicht geahnter Schnelligkeit und in so großen Massen in die niedergelegenen Ortschaften strömten, so konnten Viele die Keller, Ställe rc. nicht räumen und mußten anderwciten Schaden leiden, um nur das Vieh i» Sicherheit zu bringen. — In Tharand bat Has Wasser, das bis ans den Markt stand, eine Brücke weggerissen und großen Schaden im ganzen Planenschen Grund angerichtet. -In Dresden war die Weißeritz aus den Ufern getreten und hatte die Promenaden der Friedrich stadt und das sog. Gehege überschwemmt. Am Sonn abend zeigte der Pegel der Elbbrücke in Dresden früh 8 Uhr: 5 Ellen 16 Zoll über Null, Nachm. 2 Uhr: 6 Ellen, Nachm. 4 Uhr: 6 Ellen 4 Zoll. Das Wasser reichte bereits bis zum Expeditionsgebäude der Dampf- schifffahrtsgesellschaft. Die Dampfschiffe konnten die Brücken nicht mehr passiren. — Am Sonntag hat sich der Wasserstand bedeutend erhöht und ist bereit 7^/e E. Über Null gestiegen. In Helbig'S Restauration sind die Keller- und Küchenräume bereits voll Wasser, das Mobiliar mußte aus die Straße geschafft werden. Die Nachrichten au« Böhmen lassen noch weiteres Steigen des Wassers vermuthen. — Am 9. April wurden in und um Dippoldis walde die erste» Schwalben gesehen. Attenberg. Auch in dem Bezirke des hiesigen Gerichtsamtes hat die Urwahl zur Gewerbeka mmer stattgefunden. Dabei sind durch die Mehrheit der Stimme» die Herren Stadtrath Büttner in Altenberg, Handelsmann Bachmann ebendaselbst, Mühlenbesttzer Voigt in Geising, Bürgermeister Richter ebendaselbst, Stadtältester Kerzendörfer in Altenberg, Bürgermeister Grnmpelt in Geising, als Wahlmänner gewählt worden. Wie wir auf An frage erfahren haben, giebt eS im Gerichtsamtsbezirk überhaupt 175 stimmberechtigte Urwähler, davon sollen 144 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Die Stimmen waren sehr zersplittert, und nicht Einer hat es bis zum dritten Theil der Abstimmenden ge bracht. Man ersteht daraus, daß irgend eine Bespre chung und Verständigung unter den Urwählern über die zu ernennenden Wahlmänner nicht stattgefunden haben kann. Seit mehreren Tagen ist bei uns sehr milde- Wetter eingetreten und sogar die Nachtfröste haben sich verloren, und wir erfreuen uns bei Hellem Himmel sehr milder Frühlingstage. Dagegen find die Wege bodenlos und das Fortkommen sehr gefährlich. Der Schnee schwindet mit aller Gewalt zusammen, und schafft selbst da Wasser, wo wir seit Monaten keinen' Tropfen gesehen haben. Wie mag eS aber in den Niederungen aussehen, durch welche sich Flüsse ziehen, die auf ihrer langen Reise jetzt übermäßig mit Schnee wasser gespeist werde»? * Altenberg, den 9. April. So hat doch endlich der April die erstarrte Natur eröffnet und seinem Namen Ehre gemacht. Mildere Lüste, ohne Regen, haben die Schneemasscn derb angegriffen, des Wassers genug gemacht und, zur Freude des Bergmanns, das Räder werk an unserem Mühlberge wieder in vollen Gang gebracht. Trotzdem daß der, in Wäldern ellenhoch liegende Schnee »och wenig geschmolzen ist, ko find doch die Gewässer, als die Müglitz, die beiden Wei- ßeritzen, Flöha und Mulde bedeutend angeschwvllen und haben, da sic ans ihrem Bette getreten, nicht unbedeutenden Schaben gemacht. Zerstörungen an Brücken, wie in Tharandt, sind mehrfach vorgekommen. Wenn aucb nun die eingezogenen Frühlingsherolde jeg licher Gattung auf einen baldigen Lenz schließen lassen, so wollen wir doch bei der hin und wieder auftauchen- den rauhen Luft nicht recht daran glauben. Sind wir doch nur zu oft getäuscht worden. Es ist freilich bitter, wenn man nach sechSmonatlichcr Dauer eines strengen Winters den Frühling nur im Kalender hatl — Vor den eingeführten Holzauktionen hatte man doch noch wohlfeileres Holz, um sich eine warme Stube machen zu können, anders ist es jetzt. Es ist und bleibt eine traurige Existenz, seine Tage auf der rauhen Alp ver lebe» zu müssen! Frankftlkt a. M. In der Bundesversammlung am 6. April wurde der von Baiern, Sachsen und dem Großherzogthum Hessen bezüglich der Herzog thümer- frage eingebrachte Antrag mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. Der Antrag lautet: „Hohe Bundesver sammlung wolle unter Vorbehalt weiterer Beschluß fassung die vertrauensvolle Erwartung auSsprechen, eS werde den höchsten Regierungen von Preußen und Oester reich gefallen, dem Erbprinzen von SchleSwitz-Hdlstein- Sonderburg-Augustenburg das Herzogthum Holstein in eigene Verwaltung nunmehr zu übergeben, bezüglich