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R j esa er Magebklj Nr. 20. und Anzeiger GlbeblaN md Aytiger) Amtsblatt «-»E- der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa Z7t. Donnerstag. ZS. November 18S7, Mends S«. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unser« Träger frei in» HauS 1 Mark 50 Pfg., bet Abholung am Schalter der katserl. Postanstalten 1 Mart 25 Pfg., durch den Briefträger frei in» Haus 1 Mark 65 Pfg. Anzeigen-Anuahme für die Nummer de» Ausgabetage» bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle Kastanienstraße 5S. — Für die Redactton verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Anzeigen für daS „Riesaer Lageblatt" erbitten uns bi» spätestenr Vormittags v Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen Ernst August Lehman« eingetragenen Grundstücke 1. Fol. 537 des Grundbuchs für Strehla — das Schießhaus genannt — bestehend aus einem Wohnhause — in dem das Schankgewerbe betrieben worden ist — Tanzsaal, Kegel bahn und Schießhalle, Nr. 256 k* des Brandcatasters und Nr. 521 b des Flurbuchs, nach letz terem — 53,1 s groß, belegt mit 177,57 Steuereinheiten, geschätzt auf 29600 Mark — Pf. und 2. Fol. 549 des Grundbuchs für Strehla — Feld — Nr. 526 des Flurbuchs, nach letz terem — 15,9 s groß, belegt mit 8 86 Steuereinheiten, geschätzt auf 1000 Mark — Pf. sollen als ein zusammengehöriges auf 32600 M. geschätztes Besitzthum im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 4. Dezember 1897, Vormittags 1v Uhr als Bersteigerungstermin, sowie her 16. Dezember 1897, Vormittags 1v Uhr als Termin zu Verkündung des BertheilnngSptanS anberaumt worden. > Eine Uebersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältniffes kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Riesa, am 27. September 1897. Königliches Amtsgericht. Aff. Reichen. Akt. Sänger. Bekanntmachung. Die Stadtverordneten-Wahlliste ist revidirt worden und liegt im hiesigen Einwohner- Meldeamte zur Einsicht der Betheiligten 14 Tage lang und zwar vom 26. November a. c. ab öffentlich aus. Bis Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung kann gegen etwaige Unrichtigkeit dieser Liste hier Einspruch erhoben werden. Riesa, den 25. November 1897. Der Rath der Stadt Vetters. Hke. Verschiedene Ate eiserne re. gheräthe, sowie ca. 2600 tcx altes Eisen, 25 ttx altes Glas, 3,5 kg alles Messing und 60 lcx altes Zink, sollen Keeitag, de« 8 Dezember d. I., Vormittags 11 Uhr am Vorrathsgebäude, hier, öffentlich versteigert werden. Bedingungen werden vor der Versteigerung bekannt gegeben. Truppenübungsplatz Zeithain. Königliche Garnisonverwaltung. Vom Landtag. Die Zweite Kammer setzte gestern die allgemeine Bor- derathung über den Staatshaushaltsetat fort. Zunächst sprach Abg. Niethammer (nat.-lib.). Derselbe betonte, daß die Kammer darauf zu sehen habe, die bedrückten Bolksklaffen von den Steuern zu entlasten, doch sei die Arbeiterbevölkerung nicht so schlecht daran, als wie es oft geschildert werde. Er wolle keine socialdemokrarische Debatte hier anschneiden, doch muffe er sich gegen die Ausführung des Abgeordneten Gold stein «enden. Die Ausgabe im Eisenbahn- und Forstetat seien doch eigentlich nur für die Arbeiter. Der Herr Redner findet die Aeußerungen der Arbeiter in der Presse für be denklich, denn eine solche Agitation errege Mißtrauen und man stehe den Forderungen dann nicht mehr mit den nöthigen Sympathien gegenüber. Die socialdemokratische Partei sei mit Klagen und Versprechungen nicht sparsam und könne schließlich immer sehr wenig halten. Es sei bedauerlich, daß sich die Socialdemokratie immer nur als die Vertreterin der Arbeiter aufspiele. Auch seine Partei vertrete die Interessen derselben, aber vielleicht in aufrichtigerer Weise. Die Sccial« semokratie lebe nur von der Uneinigkeit der übrigen Parteien. Die DotationSsrage für den Prinzen Albert seh? er dem Standpunkte aus an, daß er jede Äettg'Nh.'it gern er greife, seine Anhänglichkeit an den Thron zu beweffcn. Be züglich des Eisenbahnperscnals meinte Redner, dasselbe zeichne sich durch Geschicklichkeit, durch Pflichttreue und durch guten Willen avS uud nirgends werden mehr Vorkehrungen für dce Sicherheit des Betriebes geschehen a'S in Sachsen, und er hoffe auch, daß die« in Zukunst geschehen möge. Er be- rührte dann noch verschiedene Vorlagen des Etats und be tonte u. A., daß die schmalspurigen Eisenbahnen wie eine 8a»S im Pelze sein. Abg. Bößneck (nat.-lib.) hält es nicht für richtig, daß der Abg. Dr. Mehnert betont habe, man muffe alle Aus gaben beschränken, weil es jetzt der Landwirthschaft schlecht gehe. ES sei ein Jrrthum, wenn man glaube, daß sich die Industrie in einem Aufschwünge befinde. ES giebt eine ganze Menge Industrieller, deren Lage keine rosige sei, doch habe die Industrie nicht die Gewohnheit, zu klagen, wenn einmal schlechter Geschäftsgang einrrere. Der Herr Redner tritt dann noch für die Verbesserung der Flußläufe ein. Abg. Fräßdorf (soc) wendete sich gegen einige Aus führungen des Abg. Dr. Mehnert und betont, daß die Social demokratie noch nie eine Forderung habe fallen lassen, die sie im Landtage zu vertreten versprochen habe. Er nehme für sich das in Anspruch, daß Niemand die Arbciterverhält- nisse in Sachsen besser kenne, als er. (Oho!) Er bedaure es, daß man in Sachsen noch so viel indirekte Steuern zahle. Weiter verlange die socialdemolraüsche Fraktion eine bessere Progression der Steuern. Auch die ConsumvereinSsteuer sei eine eigentliche indirekte Steuer, welche er für eine ungerechte hatte. Ferner erklärt sich der Redner für eine Vermögens, und ErbschastSstiUer. Abg. Roll fuß (nat.-Iib.) befürwortet die Reform der Güter- und Personcnrarife als eine dringliche. Die hier von andere« Bundesstaaten gemachten Ber,uchr müßten Sachsen zur Nachfolge aneifern. Natürlich müsse eine solche Reform eine einheitliche und in Deutschland allgemeine sein. Er empfehle der Königlichen Regierung eine solche Reform, die auf Aufhebung de« Freigepäcks, Herabsetzung der Gepäcktaxe und aller Personengeldtarife auf mindestens die Hälfte hin auslaufen müsse, zu dringender Befürwortung bei anderen Bundesregierungen. Abg. Uhl «mann (kons.) hegt das größte Bedenken gegen eine Gehaltserhöhung der Lehrer an den Mittelschulen aus Sorge vor den unausbleiblichen Konsequenzen. Vor zwei Landtagen habe man erst eine gleichmäßige GehaltS- staffel aufgestellt, die jetzt schon wieder durchbrochen werde. Infolgedessen würden auch andere Kategorien Forderungen erheben. Das Wohlbefinden des Landes sei aber jetzt kein derartiges, um mit solchen Erhöhungen vorzugehen. Gegen über dem Abz. Fräßdorf wies Redner daraus hin, daß die Verhältnisse derselben sich durch die gesammte volkSwirth- schaftliche Entwickelung, die Versicherung-« und Wohlfahrts gesetze, wesentlich gebessert lätten, jedenfalls eine viel bessere sei, als die der kleinen Landwirthe. Wenn aber der Leipziger Maurer nicht mehr für 50 Pfg. die Stunde arbeiten wolle, so sei das eine Sünde. Die Sozialdemokratie beklage sich immer, "aß sie keine politischen Rechte mehr habe; auf d.r anderen Seite aber wolle sie keine Leistungen übernehmen. Wer soll dann die Lasten tragen? DaS Verlangen nach kürzerer Ar beitszeit sei auch nur Agitation. Man möge doch daran denken, daß Diejenigen, die vielleicht nach zehnstündiger Ar beitszeit einer kurzen Erholung nachgingen, Abends die Soige mit ins Bett nehmen, wie sie weiterhin für ihre Arbeiter Brot zu schaffen hätten, («ehr richtig.) — Der Redner beantragte schließlich, die Kammer wolle beschließen: „Vom ordentlichen Staatshaushaltsetat die Abrheilung 6 (Allgemeine StaatSbedürsniffe), Capitel 22 bis 24 (Livillifle, Apanagen rc.) und 27 bis 31 (Domänenetat, Landtagskosten, stenographische» Institut), die Äbtheilung O, Capitel 32 bis 37 (Gesammtmrnisterium), sowie die Ab« theilung Capitel 102 und 103 (Ministerium de» Aus wärtigen und Gesandtschaften), in Schlußberathung zu nehmen und die übrigen Abtheüungen der Finanzdeputa tion L., vom außerordentlichen Etat die Titel 1 bez. 11 derselben Deputation und alle übrigen Titel der Finanz deputation 8 zur Berichterstattung zu überweisen." Vizepräsident Dr. Streit (Fortschr.) trat in längeren Ausführungen für Straßenbahnen mit elektrischem Betriebe ein und tadelt, daß diesbezügliche Eingaben der Elektrizitäts gesellschaft Zwickau und" des dortigen StadtratheS von der zuständigen Stelle in Dresden erst nach 16 Monaten be- schieden seien. Secrctär Ahn ert (nat.«lib.) bemerkte, ihm sei die be drängte Lage der Landwtrthschaft aus eigener Anschauung bekannt, er verstehe also auch die Klagen, meine aber doch, daß man von vornherein diejenigen untüchtigen Elemente ausscheiden müsse, denen kein Staat und kein Privatmann Hel en könne. (Bravo!) Dankbar wäre es gewesen, wenn neben den Klagen zum Ausdrucke gebracht worden wäre, wir denn der Landwirthschaft nachhaltig geholfen werden könne. Redner erklärte, er sei nicht einverstanden mit einer namhaften Hinaufsetzung der für Wasserläufe- und User bauten ausgeworfenen 50 000 Mk., wie sie Dr. Mehnert gefordert habe. Abg. Steyer (kons.) drückt im Interesse der arbeiten den Bevölkerung von Freiberg und Umgegend den dringenden Wunsch au«, den Bergbau an und für sich noch so lange zu halten, bis eine andere Industrie in der Gegend Platz ge griffen und die Leute in ihr Unterkommen und Brot gefun den hätten. Vicrpräsident Georgi (national!.) wie« dem Abg. Gold stein nach, daß eins Neuorganisation der Gehälter und Löhne bei den Eisenbahnen auf Anregung der «ammermehrheit schon 1891 vorgenommen worden sei. Die Behauptung Gold steins, dem es an Klarheit über den Unterschied von Gehalt und Lohn fehle, die Erhöhung der Beamtengehälter sei eia Werk seiner Partei, könne jedem Eingeweihten nur lächerlich Vorkommen. Die Erhöhung der Beamtengehälter sei nur eine Folge der vorauSgegangensn Lohnerhöhung der Arbeiter. Abg. Opitz (kons.) bemerkte gegen Abz. Ahnert, man habe mehr eine Verbesserung der Wege al- der Wasserläufe in Aussicht zu nehmen, und wendet sich in längeren Aus führungen gegen einzelne Stetten aus der Rede des Abg. Fräßdorf. Die jetzige Beseitigung der untersten Steuerklasse sei auf eine Anregung des Abz. Georgi zuriickzuführen. Im Prinzip verwerfe er cins weitere Ausdehnung der Steuer befreiung nicht, aber gerade in der Klasse bis 600 Mk. Ein kommen seien nicht die verhriratheten Arbeiter, sondern un- verheirathete und Dienstboten, deren Steuern vielfach von der Dienstherrschaft verlegt werden. Daß die Eisenbahnar beiter allzu schlecht gestellt seien, könne nicht der Fall sein, da de^- Andrang außerordentlich groß sei. Bei den jüngsten Wahlen habe man nichts von einer Entrüstung gegen die Wahlcechtsverkürzung, von der Abg. Fräßdorf sprach, ver- spült. Er bat die Finanzdeputation L. in Erwägung zu ziehen, ob man nicht den Bergbau, welcher dem Staate in 10 Jahren ein Opfer von 22 Millionen auferlegt habe, ganz cinstellen oder so einschränken wolle, daß nur die unbedingt erforderlichen Ausgaben gemacht werden. Abg. Träber (Fortschr.) erklärte sich bei steigender Unaufmerksamkeit der Kammer für' die Gehaltserhöhung der VolkSschullehrer und für die Uebernahme der Alterszulagen auf den Staat, aber gegen die Vermögenssteuer. Abg. Kluge-Deutsch-Neudorf (kons.) meinte, er dürfe schon mit Rücksicht aus seinen Namen nicht zufrieden sein. Er halte die Verringerung der Belegschaft unserer Berg werke für stark genug, als daß ihr Tempo noch beschleunigt werden könne. Bor der Sozialdemokratie dürfe man keine allzu große «enzstlichkeit haben, sondern müsse einrreten für Religion, Sitte und Ordnung trotz Fräßdorf urd Genossen. Hierauf wurde gegen 11 Stimmen ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. »Einige persönliche uns berichti gende Bemerkungen der Abgg. Leupold, Fräßdorf unv Gold stein folgten. Dann wurde der Antrag Uhtemann einstimmig angenommen und Ueberweisung des Dekrets an dir Rechen- schaftSdeputation beschlossen.