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Dienstag. 30. 21. April 1863. Erscheint - Preis Dienstags und 4 p^o Quartal LWerßernz-Sertuna. L. anstalten. I >»-" 8 Pfg. Amts- und Anzcigt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter «ad Stadträthe M Dippoldiswalde. Frauenflein «ad Ittenberg. Verantwortlicher Siedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 20. April. Gestern Abend in der 10. Stunde röthete sich der Himmel, und die Sturmglocken zeigten ein Feuer auf dem Lande an. Heute erfahren wir/ daß in Sadisdorf die Gebäude des Hausbesitzers Zönnig esu Raub der Flammen ge worden sind. — Die Tyroler Sänger, welche am 14. d. Mts. in Oberhäsclich sich prodncirten, werden nächsten Sonntag wieder fingen; aber wo, das können wir den Lesern nicht mittheilen. Im Jnseratentheile des heu tigen Blattes "sind sie für Oberhäselich und auch für den Schießhaussaal hier engagirt, — beide wollen sie haben. Wir werden sehen, wer den Sieg und den — Profit davon tragen wird; machen aber auf die Sän ger nochmals aufmerksam. " Altenberg. Wie wir in der Zeitung gelesen, ist nunmehr, nachdem der Herr Bürgermeister Fischer emeritirt, die Wahl zu der dadurch erledigten Stelle ausgeschrieben worden. Man will diese womöglich mit einem Juristen besetzen, was wohl wünschenswerth, aber nicht nöthig sein dürfte. Die Hauptsache ist doch immer, daß der neue Bürgermeister ein tüchtiger Ver waltungsmann sei, und daß die städtischen Kollegien zum Wohle des Gemeinwesens Hand in Hand geben. Durchaus erforderlich aber ist es, daß ein intelli genter, unabhängiger, und, um mancher Unsitte zu steuern, auch ein energischer Mann gewählt werde, ein gemüthvoller, nicht bloS kalt berechnender Mann, ein Familienvater, welcher auch besonders ein Herz für die Armen und für die Schule und deren Lehrer hat. Das walte Gott! * Altenberg, den 19. April. Prachtvolle Tage haben wir in der vergangenen Woche gehabt, die be sonders bei unfern Brand-Calamitosen ein gar rühri ges Leben hervorgerufen haben. Mit Sehnsucht er warten dieselben die Brandverflcherungs-Commission. Wenn die meisten der eingeäscherten Wohnungen an 200 Jahre zählen, so muß man sich in der That wun dern, wie das dürftige Mauerwerk, blos mit Lehm zn- sammengekittet, so lange dem Zahne der Zeit yat trotzen können. — Bedenklich bleibt es allemal, auf die hin und wieder stehen gebliebenen Nudera zu bauen. Beim Schuttabräumen hat man da und dort Gold- und Silbermünzen und Pretiosen, ziemlich unversehrt, gefunden. In vergangener Nacht ist wiederum hier am Markte beim Steiger Hänig, der auch ein- flottes Ge flechtgeschäft betreibt, ein Einbruch durchs Fenster in die Wohnstube geschehen. Hänig, der in der Nebenstube geschlafen, ist erwacht; darauf haben die Diebe durch das Fenster die Flucht ergriffen, gleichwohl aber eine werthvolle Stutzuhr mitgenommen, die jedoch am andern Morgen von einem Bergmann in der Nähe der Bret- mühle wieder aufgefunden wurde. Aus Geising. Wir find wieder um eine Hoffnung ärmer geworden, um die Hoffnung, noch in diesem Jahre die GeisingSgrundstraße hergestellt zu sehen. Es ist dies wahrhaft betrübend für uns, und wir haben nun fast alles Vertrauen verloren, daß dem längst ge fühlten Bedürfnisse (die Straße ist nämlich bodenlos und der Verkehr aus derselben wächst fortwährend) je mals werde abgeholfen werden. Es beschleicht uns wirklich ein recht bitteres Gefühl, wenn wir sehen müssen, wie das Niederland, gegen welches wir ohne hin in so vielen Beziehungen so gar stiefmütterlich bedacht sind, mit Verkehrsmitteln in Hülle und Fülle, oft überflüssig bedacht ist, während man uns seit Jahren schon mit einer so kurzen Straßenstrecke hinhält, welche doch wahrhaftig nicht kostspielig ist. Es würde wohl das zweckmäßigste sein, wenn wir uns, wie schon vor vier Jahren, wieder einmal an unseru geliebten Lan- bcsvater wendeten. Eine gehörig begründete Vorstellung würde gewiß zum erwünschten Ziele führen. Warschau. Wie das Volk daS kaiserliche Manifest aufnimmt, beweisen zwei an und für sich unbedeutende kleine Demonstrationen. Es standen Jungen auf den Straßen und boten das Extrablatt feil, indem sie lächelnd riefen: „Bitte, meine Herren, für 10 Pfennige Amnestie". Im sächsischen Garten, dem Sammelplatz der Spaziergänger, wurde das Ex trablatt einem Hunde angebunden, der mit diesem kaiserlichen Geschenke durch den Garten getrieben wurde. Die Nationalregierung hat mit der ihr eignen Schnelligkeit schon ein Gegenmanifest erlassen. Dieselbe hält in Warschau ihre nächtlichen Sitzungen und hat sich erst neulich durch Aufnahme dreier Mitglieder ver stärkt. ES kann der Regierung niemals gelingen, die selbe aufznheben, da auch einem solchen Falle durch geeignete Nachfolger vorgesehen ist. — Die Sachen nehmen nach dem Osterfest hier einen ernstere »Character an, als sie bisher hatten, und nickt allein haben sich die Insurgenten soyohl in den Wäldern von Kazmierz, BiniSzewo, als auch in den Waldungen um Peysern, Wirst, Tulischkowo und ienseit Kolo wieder in größern Massen versammelt, sondern die Revolutionspartei trstt auch jetzt mit weit mehr Kühnheit in Bezug auf die Anforderungen zur Theilnabme an der Bewegung auf und bereit« sind eine Menge junger Polen, welche bisher sich ruhig zu