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Dresdner Journal : 21.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189603214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-21
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.03.1896
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Dresdner Mmml 67 1896 Sonnabend, den ^21. März, abends Äiiltlicher Teil. zu Sk Be- llichtnmtlichtr Lcil tiuuk uud Wissenschaft. Hau- l bcz. uhrn ibach ergS wcr- eine «erde eine igen kbar Schneeberg- Intereffc — ti-nahme -u N zu den nmen. etzt. lasse acht Pro- i der mit mit traut neuerimq der Bestellungen, da wir sanft die Lieferung vollftäudiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abnehmer nicht gewähr leisten können. Königs. Expedition des Dresdner Journals. thnt. ngen der WWMMWMMWMWWWW Dresden, 18. März. Se. Majestät der König babcn Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer am Real gymnasium in Döbeln, Professor l)r. i'lnl. Kurt Wunder das Ritterkreuz l. Klasse iwm Albrechts ordcn zu verleihen. Le. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Königlich Italienischen Konsul Georg Wilhelm Arnstaedt in Dresden das Ritterkreuz I. Klasse des Albrechtsordens zn verleihen. Zum Jubiläum drs Drulschen Reichstages. Ein Vierteljahrhundert ist heute seit dem Tage, vergangen, an welchem sich die Vertreter des Deutschen Reiches zum ersten Male um den Thron des Deutscheu Kaisers schaarten. Es war ein Akt von weltgeschicht- Nnkün»i««n,^ehthve»'. Mr den Raum nun grspal- trnen Zeit« Ntinrr «chrift iw Pf. Unter „Linaesandt" die Zeile bo Pf. Bei Labcüen - und Zifierusatz rnUprechender Ausschlag HcrauSseter: Königliche Lrpedit»on des Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr.ro Heruspr. Anschluß: Nr LAAt. > ei in den 'N habe, so ülligt habe, uch erwähnt ' verkrachten .getreten sei, noch Dank- n Opitz ge- hof sei der kn, d»e Opitz r. 1 ge- und of in ggon Vor ¬ altwirksamer Schwank „Der Kurmärker und die Picarde", von Frl Grimaldi (Marie) und Hrn. Scheidemantel (Fr. Wilhelm Schulze) mit großem Erfolge wiederaegeben. A. St Sr»«s»rets; Mr Dresden oi-rre',Ehrlich > Mork »0Pk, bei de« Kaiser» kch deutschen Postanstaltru «nerteljLhrlich »Mark; anher, halb des Drulschen Reiche» Post- und StempelHuschla, Einzeln« Rammern. 10 Pf Erfcheiae«: Täglich mit Ausnahme der Sono - und Feiertage atentz« Ktrnspr.Anschluß: «rl»^ Erntuuungc», Versekzuttgen re. im öffentliche» Dienste. Tcpnrtemtlit Ser Finanzen. Bei der Verwaltung der Königlich Sächsischen Staatseijenbahnen sind ernannt worden: Friedrich Wilhelm Theodor Schroeter, zeither Biirea»- Ussistent, als Betriebs-Sekretär in Dresden; Gustav Albin Wiedemann, zeither Stations-Assistent tl. Kl-, alsStations- Aisistent I Kl., in Zittau; Robert Vater, zeither Aussetzer II Kl, als Aussetzer I Kl. in Pausa; Ernst Oskar Dähnert, ze.lhcr ErveditionS-Hilssarbeitcr, als Bureau-Assistent in Dres den: Bruno Paul Günther, zeither Expeditions-Hilfsarbeiter und Emil Karl Stein, zeither Diätist, als Stations-Assistenten II. Kl in Plauen i. V. und Oelsnitz i. E.; Johann Karl Moritz Härtel, zeuher Packer, als Bodenmcister in Riesa. Bei der Staatseisenbahn-Verwaltung sind ernannt worden: Karl Augnst Dämmig, zeither Eisenbahnsekretär prädiz. Materialienrevisor, als Bureanvorsland der Haupt verwaltung prädiz Wirlschastsinspcktor, Gustav Emil Leschner, zeither BctriebssekrelSr, als Eisenbahnsekretär. Halbinsel sich entzündet hätte, Österreich-Ungarn und Rußland aneinander geraten waren Es ist möglich, daß iu einer solchen Lage die Repuplik den Ausschlag hätte geben und die Führung in dem Weltkriege übernehmen können, sei cs durch militärische Kühnheit oder diplomatisches Geschick. Aber das Schicksal ging einen anderen Weg. Jeder weiß, daß iu den drei letzten Lebensjahren Alexanders Rußland in schwerster Weise durch Hungersnöte und Volksepidemien heimgesucht wurde Die Unmöglichkeit jeder Aktion nach außen gesellte sich zu der persönlichen Friedensliebe des Zaren, um ihn jede Ver schärsnng der europäischen Gegensätze vermeiden zu lassen Wenn ihm die tückische Krankheit, die seine scheinbar so kräftige Natur mit furchtbarer Schnelligkeit untergrub, noch einen freie» Ausblick über die Welt gestaltete, so richtete sich dieser seit dem Augnst des Jahres 18S1 auf die Wandlungen Ostasiens. Der chinesisch-japanische Krieg hat die russischen Interessen sür eine geraume Weile von Europa abge lenkt. Die Allianz mit Frankreich hat dadurch nicht an Wert, aber an unmittelbarer Bedeutung verloren. Aus dem ostasiatischen Schauplatz spielt die Republik nur eine unter geordnete Rolle Es ist bezeichnend für den Umschwung der Ansichten, daß sich die russische Diplomatie mit Deutschland wegen eines Friedensvorschlags an Japan inS Einvernehmen setzte Wie sich die sranzösischeu Schiffe im Sieler Hasen bei der Eröffnung des Nordostfeekannls gleichsam unter den Schutz der russischen stellten, jo leistet die sranzösische Politik überall der russischen Folge Sie hat dadurch eine große Freiheit der Bewegung in allen kolonialen Angelegenheiten gewonnen nnd ist offenbar durch den russischen Rückhalt vor jeder Einmischung Englands bei dem Feldzuge gegen die Howas iu Madagaskar bewahrt geblieben. Auf der anderen Seite hat sie in den LcbenSsragrn der europäischen Politik aus eine selbständige Haltung »nd Äußerung verzichtet — sie, die unter Napoleon IU. alle Staaten, bis zu den kleinen herab, in beständiger Unruhe und Bewegung erhielt Aber » an irrte doch, woll c man diese Enthaltsamkeit e nzig auf d e veränderten Umstände n d aus das verminderte Prestige Frankreichs zurückiühren. Sie legen wohl der Meinung u. d dem Pcrkebr der Regierung einen Zügel auf, doch nicht der Bonlrvarb-P-esse. Sw überlaßt sich ja auch in ihrer Unver- aMwortiich'eit den gröbste r Schmähungen nnd Heransforderungen oft genug WoS daS Interesse sür d e auswärtige Politik irr Frankreich zurück^ecrängt hat, ist d.r Mar ge! an fäh ge r po.i- tischeu Köpfer, und das Bcdenlliche der inneren Lage. Über dies hat in Fra. kreich seit dem Bo:la ger-Abentearr das per sönliche Element d c fachliche Behandlung der staatlichen An gelcgenhcucn so seor in den Hintergrund verdrängt, daß einer Politik im großen Stile, die doch nicht gleich zwischen heute und morgen Erfolge zeitigen könnte, nicht nur der Staats mann, sondern auch der Nesonnanzboden im Volke fehlen würde. Tie Franzofen leiden an der gefährlichsten Krankheit der Demokraten, dem Neide und der Versolgungssucht Jeder politische Mann sängt an für bestechlich und unehrenhaft zu gelten, jeden, wird eine jämntzige Geschichte nachcrzählt, in jedem Hause das Skelett aufgezeigt. Von dem Panamaschwindel b s zur Ausbeutung des armen reichen „Soldaten" Lebandu durchzieht die französische TageSgeschichic eine Kette von Skandalen, Verleumdungen und berechtigten Anklagen, die nicht abreißen will. Wer sich zu seinem Unglück in einer vielen Blicken an-gesetzten, von Vielen begehrten Stellung befindet, braucht nichr auf den Volkssreund zu warten, der iyn anklagt. Überall ist Gist und Vitriol bei der Hand, um gegen ihn verspritzt zu werden. Eine Anzahl Blätter treiben diese Verdächtigungen und Anzapfungen mit einer Kunst, um die sie die Tennnvanteu im kaiserlichen Rom hüllen beneiden können, andere leben ausschließlich von diesem journalistischen Rcvolverlum. Das unsauberste Handwerk, die nichtswürdigste Gesinnung drapieren sich mit dem Mantel der Bolksfrcund- lichkeit und Volkstümlichkeit Zugleich wird die persönliche Eitelkeit der leitenden Männer gegen einander gereizt; wie Tnpuy Perier, müht sich Bourgeois Faure au die Wand zu drück.n. Diese Tinge beschästig.n die Parlamentarier, weil ls jedem von ihnen an Freiheit und Ruf gehen kann, die Preise, ganz Paris. Daß sich die radikalen und sozialistischen Parteien ihrer bemächtigt haben nnd sie als eine Art moralischer Guillotine gegen die opportunistischen Republikaner gebrauchen, gicbt d.m, waS ursprünglich ein bloßer Skandal war, die Be deutung einer Staatsaktion. Das radikale Ministerium Bour- gcois-Eavaignac lebt einzig von dirser Furcht der eingeschüch- terlen Mehrheit der Depuiiertenkammer. Niemand will zu denen gehören, die einer Regierung der „Ehrlichkeit und Red lichkeit" Schwierigkeiten in d.n Weg häufen, niemand v rhrndrrn, daß die ganze „Wahrheit" an den Tag komme. Zahlreiche Existenzen in den Provinzen, in Städten und aus den Dörsein, sind durch den Panamafturr schwer geschädigt worden, die laut um eine Sühne dieser abscheuliche» Veruntreuungen schreien. An den Anklagen gegen die herrschende Partei schärst sich die sozialdemokratische Unzufriedenheit gegen die bestehende Ordnung und die Verteidiger dieser Ordnung lassen unter der Wucht der Beschuldigung, daß sie alle ihre Hände in Panama-Golde ge waschen hätten, immer bedenklicher und hoffnungsloser in der Ab wehr nach Ob daS Land wirklich der bürgerlichen Republik abhold und überdrüssig ist, ob es sich den radikalen Tendenzen zuneigt und de» Sprung in das sozialistische Eyaos wagen will, könnte erst eine allgemeine Wahl, nnd auch diese nur annähernd, dar- thun: denn in Frankreich pflegt die Wahl meist nachdem Sinne " Die „Frkf. Ztg " veröffentlicht folgende« Schreiben Richard Wagners über Beethovens „Neunte", welches an die bekannte Firma Schotts Söhne in Mainz gerichtet ist und lautet: „Leipzig, den 5 Oktober 18NO Wohl- grborner Herr. Schon lange habe ich mir Beethovens letzte herrliche Symphonie zum (fiegenstand meine» tiefsten Studium« gemacht, und je mehr ich mit dem hohen Lverte de« Werkes bekannt wurde, desto mehr betrübte es mich, daß dies noch vom größten Teile de» musikalischen Publikum» so sehr verkannt, so sehr unbeachtet sei. Der Weg nun, dieses Meisterwerk eingängiger zu machen, schien mir eine zweckmäßige Einrichtung für den Flügel, die ich zu meinem großen Bedauern noch nie antraf (denn jenes Ezernysche vierhändig? Arrangement kann doch füglich nimmer genügen). In großer Begeisterung wagte ich mich daher selbst an einen Versuch, diese Symphonie für zwei Hände einzurichten, und so ist cS mir bi» jetzt gelungen, den ersten und saft schwierigsten Satz mit möglichster Klarheit und Fülle zu arrangieren. Ich wende mich daher jetzt mit diesem Antrag an die resp. Ver lagsbuchhandlung, indem ich frage, ob sie geneigt sein würde, ein solches Arrangement aufzunehmen? (Denn natürlich möchte ich mich jetzt nicht ferner einer so mühevollen Arbeit ohne diese Gewißheit unterziehen) Sobald ich dieser versichert sein werde, setze ich mich un vorzüglich an die Arbeit, um Vas Angefangenc zu vollenden. Daher bitte ich ergebens! un, schleunige Antwort, was mich betrifft, soll Ew Wohlgeb. des größten Eifers ver sichert sein Ew. Wohlgeb ergebener Diener Richard Wagner." Als Wagner diesen Brief schrieb, war er 17 Jahre alt nnd kann, dem Gymnasium entwachsen, denn erst 18(1 l bezog er die Leipziger Universität, um sich einige Jahre später ganz der Musik zu widmen. Den großen Wert des Beethovcn'schen Werkes ganz zu würdi gen. war damals nur wenigen beschieden, und selbst acht bare Komponisten jener Zeit waren in der Beurteilung des Werkes sehr verschiedener Meinung. Das Urteil des jungen Wagner stand jedoch fest, denn sonst hätte er sich nicht einer der schwierigsten Ausgaben unterzogen, einen Klavierauszng für zwei Hände von Beethovens „Reunter" zu schreiben So viel wir wiffen, ist dieses Arrangement nicht gedruckt worden Das Manuskript ist auf Ersuchen der Frau Eosima Wagner schon vor Jahren derselben zurückaeqeben worden k. -Hofthentcr. — Altstadt. — Am 20 d. Mts: Mil Allerhöchster Genehmigung. Zum Besten des Krüppel Heims: „Pestalozzi in Stanz". Charakterbild in drei Aufzügen von Fedor Sommer. Dargestcllt von Mit gliedern der Dresdner Lehrerschaft. — „Der Kurmärker und die Picarde". Genrebild in einem Akt von L Schneider. (Neu einstudiert ) Ter gestrige Abend sah — als seltene Ausnahme — eine Gesellschaft kunsteisriger Dilettanten auf den Breitem der Königl. Hosbühne. Zum Besten des Krüppelheims wurde mit Allerhöchster Genehmigung das schon ander wärts aufgeführte Charakterbild „Pestalozzi in Stanz" von F. Sommer durch Mitglieder der Dresdner Lehrerschaft dargestcllt. DaS Stück dialogisiert eine Episode au» dem Lebe» des Reformator« der Pädagogik, die hauptsächlich durch Heinrich Zschokke« „Selbstschau" allgemeiner bekannt geworden ist, in der Weise, daß der einfache Vorgang zum Spiegel der ganzen Persönlichkeit Pestalozzi«, seiner waunherzigen Liebe zu den Bedrängten, feiner selbstlosen Hingabe an das große Werk der Erziehung, seiner genialen Instinkte, zugleich aber auch seiner Welt- und Menschenunkunde dienen muß. Auf die Dichtung und auf ihre durch den Darsteller de« Titelhelden Hrn P Mürbe vorbereitete und geleitete Darstellung einzugehen, dürfte unter den oben angegebenen Umständen nicht Aufgabe der Kritik sein, und man hat sich lediglich zu freuen, daß der woblthätige Zweck durch ein zahlreich besuchte», wenn auch nicht völlig auSverkausteü Haus ohne Frage gefördert worden ist Der besonderen Vorstellung folgte noch Schneiders licher Bedeutung, der sich am 2l. März 1871 im Weißen Saale des Berliner Schlosses vollzog, es war gleichsam das Echo der Kaiserproklamation in Versailles. Nachdem deutsche Heldenkraft auf französischen Schlacht feldern mit Blut und Eisen das Band der Einheit zusammengeschweißt, nachdem der Spruch der Fürsten d'en neuen Bund geweiht und durch die Wieder errichtung des Deutschen Kaisertums gekrönt hatte, stellte das Volk aus sich »heraus den zweiten Träger des nationalen Neubaus, den Reichs tag. Und in die erste Sitzung des Parlaments schlug noch die volle Woge der großen Zeitstimmung hinein. W:e bei dem feierlichen Vorgang in Versailles durchrann das Hochgefühl alle Herzen, daß nun das lange Sehnen der Väter knüllt, daß das deutsche Volk wieder geeint und Herr seiner Geschicke sei. Aus diesem Geiste heraus war auch die Thronrede ent standen, welche daS in gewaltigen Wafsengängen Er reichte nochmals mit Dank für des Allmächtigen Bei stand zusainmensaßte nnd dem künftigeu Leben und Wi-ken der Nation das Programm mit de» schönen Worten vorzeichnete: „Möge die Wiederher stellung des Deutschen Reiches für die dcntsche Nation auch nach innen das Wahrzeichen neuer Größe sein: möge dem dentschen Reichskriege, den wir so ruhm reich geführt, ein nicht mindcr glorreicher Ncichsfriede folgen und möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zn er weisen" Der Wunsch des ersten Dent chcn Kaiseis ist in Erfüllung gegangen. Seit der Deutsche Reichstag be steht, lagert Friede über unseren dentschen Ganen. Und daran hat auch die Volksvertretung ihren guten Anteil, denn in jedem Zeitpunkt ist die Friedens politik der Reichs!eginung immer des einhelligen Beifalls im Porlamert sicher gewesen, in allen Fragen und Verhältnissen, die andere Nationen vielleicht nicht ohne Hitzigkeit behandelt haben würden, ist die Friedens! ebe immer zuerst und znm lautesten »nd über zeugendsten Ausdruck gekommen. Diese Erscheinungwollen wir heute besonders hervorhebcn und im übrigen von langer Kritik an den Leistungen des Reichstags während des abgelanfenen Vierteljahrhuudcns absehcn. Viele gute Thate« unserer Volksvertretung wuchern in er sprießlichen staatlichen Einrichtungen fort und was an minder guten geschehen, was Notwendiges und Wün schenswertes abgeschwächt oder vereitelt worden ist, soll dem Jubilar heute nicht vorgehaltcn werden. Auch bei dem großen Abstand des Gesamtbildes des erst,« Reichstags von dem des jetzigen wollen wir nicht ver weilen und ferner die geringe Teilnahme weiter Volks- kreise an dem heutigen Feste nur andeuteu: wer wirk lich in der Gegenwart lebt, der weiß, wie viel unser Parlament an schöpferischer Kraft nnd Freudigkeit, au klarem Blick und Willen für die Interessen der Gesamtheit und vor allem an der Eintracht nationaler Gesinnungen gegen einst verloren hat. Wir sprechen an dem ersten Erinnerungsseste des Dentschen Reichs tages nur die Mahuuug und den Wunsch ans, daß die deutsche Volksvertretung cs in Zukunft nicht an dem allgemeinen angespannten Eifer fehlen lassen möge, welchen die schweren Aufgaben der Zeit erheischen. Auf allen Gebieten unseres staatlichen und gesellschaftlichen Lebens häufen sich entscheidende Fragen, die nur von den besten Kräften der Nation gelöst werden können, und wie der weitere Ausbau des Reiches im Innern er fordert auch die Kräftigung desselben nach Außen nenerdivgs das beispielgebende patriotische Vorgehen der Volksvertreter. Möge das Gefühl für die Ehre und Bedeutsamkeit ihres Amtes und für die Trag weite ihrer Entscheidungen wieder mehr und mehr in den Männern erstarken, denen wir heute am ersten Jubelfeste des Reichstages die Worte zurufen: Des Volkes Würde ist in Eure Hand gegeben, bewahret sie! r das « sich, ^stellt nach Linie er 3k nach l eine ation ächtS, »erde, sung Abstellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstruszc Nr. 20), für auswärts.' bei den Postanstalten des betreffen den Orts zum Preise von Z M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhondlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, wo auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und wo, ebenso wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), Herrn Kauf mann Simon, Cirkusstr. 24 (Ecke Pillnitzer Straße), Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 2 und Fran verw. Siegmeier, Alaunstr. 19, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haften sind. irische. (Aha! Schönderg- i, aber nicht Frankreich uud die allgemeine Lage überschreibt sich ein Aufsatz der „Nat.-Ztg." in welchcm die Thatsache, daß die französische Republik seit dem letzte« Herbst eine auffallende Zurückhaltung in der auswärtigen Politik bekundet, zu erklären gesucht wird. Die bezüglichen Ausführungen greifen sach gemäß auf die allgemeine Lage in Europa über und bieten ein so charakteristisches und nach Möglichkeit abgerundetes Situationsbild, daß wir sie m den Hauptstellen nachfolgend wiederzugeben für zweckmäßig erachten. Es heißt in der Betrachtung: Gegenüber der nervösen Unruhe, in die Frankreich bei jeder politischen Verwickelung in irgend einem Teile der Welt sonst zu geraten pflegte, ist die Zurückhaltung um so merk würdiger, die es seit den» Oktober des vergangenen Jahres bei allen Ereignissen bewahrt Mau wird nicht behaupten wollen, daff die Bewegungen im türkischen Reiche, die so unverhüllt auftretenden Bestrebungen Englands, das ganze östliche Süd afrika unter seine Herrschaft zu bringen, und die Niederlage der Italiener bei Adua für feine Jnleresjen in Gegenwart und Zukunft gleichgiltig wäre». In» Gegenteil, cs kann nicht auf seinen Einfluß in Syrien und iein Protektorat über die katho- jischen Missionen dort und in Palästina, auch nicht zu Gunsten des russischen Freundes, verzichten. England, einmal im un bestrittenen Besitze SüdafnkaS, würde eine beständige Be drohung der französischen Stellung in Madagaskar sein Der Rückzug der Italiener aus Kassala uud Abessqnicii^wäre viel mehr eine Gesahr sür Englands Hegemonie in jenen Gegenden, als sür den Dreibund, der sür das aftilanische Unternehmen der Italiener keine Garantie übernommen hat und leinen Vorteil van ihm zieht, und würde zweisellos die Franzoien zu cincni Versuche ansporne», iu den Sudan und an die Nilquellcn vor- zudringcn. Trotzdem behandel» selbst die Pariser Zeitungen, die sonst die lautesten Schreier bei jeder auswärtigen Ver wirrung sind, diese Tinge mit ausfälliger Kühle und die sranzö- sifche Diplomatie enthält sich jedes emscheidendcn Schrittes Tie Möglichkeiten, die Italiens Schlappe sür den Dreibund haben könnte, erscheinen ihnen wichtiger als tue unausblcibüchen FolsC», die sie sür die ägyptische Frage haben muß, wenn nicht eine iür Italien günstige Wendung einlritt. Frankreich steht eben noch in dem Banne des Revanchc- gedankeaS. Es sucht an dein politischen Horizonte nach dem einen Punkt, der eine unmittelbare oder zukünftige Schwächung Deutschlands anzudcnten scheint. Alle anderen Aussichten kommen ihm erst in zweiter Linie. Tie Erfahrungen, welche die Franzosen im letzten Kriege gegen uns qcmacht haben, sind zu schmerzlich gewesen, als daß die Einflüsterung englischer Zeitungen, sie sollte» es jetzt einmal wieder gegen uns versuchen, bei den Franzosen aus fruchtbaren Bode» fallen könnte. Sie sind belehrt worden, daß sie ohne Bundesgenossen keinen Krieg mehr mit Deutschland zu sühreu im stände sind Und dieser Bundesgenosse dars nicht wie die Gramonlschrn Bundesgenossen von 1870 sich zurückziehcn, wenn das Signal zum Kriege ge geben wird, sondern muß mit der Republik vereint los schlagen. Bis dahin, wiffen sie recht gut, muß die Rache sich gedulden. Um so angenehmer ist cs, sich vorzuspiegcln, wie viel der Gegner durch die politischen Ereignisse etwa verloren hat Nur von diesem Gesichtspunkte aus betrachten die Fran zosen jetzt noch die europäische Politik Ihre Freundschaft oder ihr Bündnis mit Rußland, geschrieben oder ungeschrieben, hat sie überdies jeder kräftigeren Einwirkung aus die großen Angelegenheiten beraubt. Seil Rußland nach dem ungünstigen Ausgang de- türkischen Feldzuges sich in einen gewissen Gegen satz zu Deutschland und zu Österreich - Ungarn versetzt sah und seine Unzufriedenheit mit sich selbst nach außen trug, schwebte eine Annäherung zwischen ihm und Frankreich in der Lust. Aber zunächst dachte weder Rußland daran, Frankreichs Politik in das Schlepptau zu nehmen, noch die Republik, Rußland Vasallendienste zu leisten Unabhängig von dem Willen Beider haben sich die Tinge aus ihrer Natur heraus in dieser Weife entwickelt. Der Zar war ter Umworbene und der Mächtigere; nickt er, die Franzofen fürchteten, ihres bösen Gewissens wegen, einen deutschen Angriff und suchten einen Schutz dagegen Daß die Ruffen aus ihren Wink hin in Ostpreußen und Posen ein brechen würden, haben vielleicht die Pariser in dem Rausch der Vcrbrüderungsseste geglaubt, jeder Verständige erkannte deutlich, daß nicht Frankreich, sondern der Zar Krieg und Frieden in der Hand habe und mit jedem weiteren Jahre des Bündniffes noch sestrr bekommen würde. Welchen Ehrgeiz Alexander III. besitze», welch geringe Sympatbie er gegen das Deutsche Reich hegen mochte, von dem sanatischen Haffe und Rachegelüst dec Franzosen sühlte er sich völlig srei. Im Grunde seines Herzens waren ihm, wie es nicht anders sein konnte, die beiden Monarchien, trotz aller politischen Reibungen mit ihnen, lieber, als die Republik, die immer weiter die schiese Ebene zum Sozialismus hinabglitt Er schätzte sie als einen mächtigen Faktor, den er in den allgemeinen Dingen dah n schob, wohin es ihm beliebte Sich von ihr schieben zu lasten, fiel ihm nicht rin. Nun wäre vielleicht eine Änderung dieses Verhältnisses zu Gunsten Frankreichs ein^ctreten, wenn das Zcrwürsnis Ruß lands mit Bulgarien sich verschärft, ein Krieg auf der Balkan- Tonkünstlcrvcrein. Der gestrige dritte Aufführ- ungöabcnd, welchem Ihre König!. Hoheiten Prinz Georg und Prinzessin Mathilde beiwohnten, wurde mit dem kx-ckur - Septett sür Trompete, Streichquartett, Kontrabaß und Klavier von Saint-Sa> ns eröffnet. Dasselbe ist eine geistreiche, schon mehrfach auf ihre Wirkung hin erprobte Komposition, welche durch die Heranziehung und diskrete Behandlung der Trompete einen ganz besonderen, aber nicht den einzigen Reiz erhält, vielmehr auch ohne Trom pete durch ihre melodisch angenehme, rythmisch lebensvolle und im Satz bei aller Eleganz äußerst aediegen und immer klang voll gestaltete Musik interessieren würde. Hr Werner führte die vorwiegend in tieferen Töncn liegende, keineswegs durch Pasfagcn und lange Gänge virtuos hervortretende Trom pelenpartie vortrefflich au», Hr Karl Heß waltete seiner dankbaren Aufgabe am Flügel mit geschmackvoll be- hcrrschter Bravour und mit diesen Beiden wirkte» die Herren Blumer, Schlegel, Wilhelm, Böckmann und Rüdiger sicher und leicht zusammen. Von den vier knappen Sätzen de» al» Unterhaltungsmusik hochstehenden Septett« gelang ihnen gerade der wertvollste (da« Andante) am allerbesten Zum ersten Male im Tonkünstlervercin kamen eine Sonate (F-äur) für Pianoforte und Violine von Cäsar Franck rind ein Divertimento (1) <lur) für Oboe, zwei Hörner und Streichorchester von Mozart zum Dortrag. Die Sonate ist ein nachgelassene« Werk de« Pariser Kom ponisten, durchweg achtbar in der technischen Arbeit aber schwach in der Erfindung, vielfach schwülstig und über reizt in der Harmonik nnd in allen Sätzen ohne kräftige Kontraste. Noch am ehesten sagen un» die Ccksätze zu, die sich deiee je mit einem Thema begnügen, und von diesen das beschaulich dahingleitende erste Allegro wieder mehr al» das an sich rythmiscb gehobene Finale, welchem ein Schumannschcr Zug wshlanstcyt Unter den Jnncnsätzen macht das Allegro — ein pathetischer Satz, ver seinen Platz mit dem ersten Stücke tauschen könnte — durch seine unruhigen Modulationen den Hörer geradezu nervös, inan sieht die angespannteste Bemühung eines Komponisten, der alle möglichen Schritte versucht und doch nicht vom Flecke kommt, weil ihm die triebkrästigen Ideen fehlen Die Herren Shcrwood und Feiger! setzten ihr bestes Können für die Komposition ein Mozarts Divertimento ist ein Jugendwerk, worauf die spärlichen kleinen Anläufe zu thematischer Behandlung Hin weisen. Aber in Melodie und Klang ungemein frisch und freundlich, ruft es insgesamt einen wohlthuenden Eindruck hervor, namentlich wenn e« so Herzhaft bi» zur äußersten Grenze statthaft rascher Zeitmaße gespielt wird, wie das gestern unter Hrn. Schuchs Leitung geschah. Hr Pietzsch blies die Partie der Oboe, die ohne zu konzertieren sich mannig fach geltend macht, während die beiden Hörner in der Hauptsache nur koloristisch verwendet sind. DaS (unnötig stark besetzte) Streichorchester wurde von Mitgliedern der Königl Kapelle gestellt P
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