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Dresdner Journal : 09.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990809
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-09
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 09.08.1899
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Vezug-Preis. Mr Dresden vierteljährlich: 2 Mark bo Ps, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; auhcr- halb des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr.-Anschluß:Rr 12V5. Nrrsdmr Mmml. AntündigungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Ps. Unter ,,Eingesandt" die Zeile SO Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Kvnigliche Expedition de» DreSdner Journal» Dresden, Zwingerstr. SV. Fernfpr -Anschluß: Nr. 12-5- ^183 18SS Mittwoch, den 9. August abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Sekretär Planitz, vormals bei der AmtS- hauptmannschaft Borno, bei seinem Uebertritt in den Ruhestand das Albrechtskreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Postschaffner Neumann in Dresden und Briefträger Großmann in Kamenz bei ihrem Uebertritt in den Ruhestand das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu ver leihen geruht. Das Ministerium des Innern hat auf Grund von 8 6 Absatz 3 der Allerhöchsten Verordnung vom 16. September 1856 der Rostocker Viehversicher ungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit zu Rostock den weiteren Geschäftsbetrieb in Sachsen unter- sagt- Dresden, am 25. Juli 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Vodel. Effler. Srveuuuuge«, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im EeschäftSberetche des Ministeriums de« Kultus and öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die neu- gegrtlndcte Direktorstelle in Lichtentanne. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: Svov M einschließlich Svv M WohnungSgeld. Gesuche sind unter Beifügung sämt licher PrüfungS- und AmtSführungSzcugnisse bis zum 28. August bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichcn. Nichtamtlicher Teil. Die „bürgerlichen Parteien" gegenüber der Sozialdemokratie. Die „Kreuzztg." stellt heute fest, daß die „Kölnische Volkszeitung" mit ihr einer Meinung darüber ist, daß die Sozialdemokratie einen wesentlichen Teil ihrer Erfolge der Lässigkeit und Gleichgiltigkeit ihrer Gegner verdanke uud daß die „bürgerlichen Parteien" un gleich mehr thun könnten, als sie thuv, um der „Umstürzler" Herr zu werden. Unseres Erachtens aber, bemerkt das konservative Blatt weiterhin, liegt bei verschiedenen Parteien der Schwerpunkt nicht darin, daß sie zu wenig thun, sondern vielmehr, daß sie vieles nicht unterlassen, was ge eignet ist, die Sozialdemokratie zu fördern. Wir ver sprechen uns darum eine Belebung des Kampfes gegen die Partei der rolen Fahne nicht von der besseren Einsicht jener Parteien, sondern von den Wählern im Lande, denen ihr Gewissen, ihr National gefühl und ihre monarchische Gesinnung „scharf gemacht" werden muß, damit sie die Lässigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber der schwersten Gefahr, die unsere heiligsten Güter bedroht, abstieifen. Die .Kölnische Volkszeitung" hält es für einen „uto- pistischen Gedanken", die Bevölkerung für den einen Zweck der Bekämpfung einer Partei zu sammeln. Dieser Gedanke aber ist bekanntlich schon einmal zur That geworden, und wenn nicht Parteieigensucht und Jndifferentismus bei unseren Wahlen eine so große Rolle spielten, hätte die Losung für die „wirtschaft liche Sammlung" ohne Zweifel längst einen lebhaften Widerhall gefunden. Der Umstand aber, daß die verschiedensten Parteirichtungen wohl als scharfe Gegner der Sozialdemokratie sich bezeichnen, aber sofort gegenseitig in Zwist geraten, wenn mit dem Kampfe gegen den gemeinsamen Feind Ernst gemacht werden soll, hat in der Sozialdemokratie vor allen Dingen die Idee ihrer Unüberwindlichkeit, die große Siegeszuversicht, mit der sie in jede Art von Wahlen zieht, gezeitigt und zum Wachstum der sozial demokratischen Gefolgschaft nicht wenig beigetrogen. Daraus ist auch ein guter Teil des Jndifferentismus entstanden, dem die Sozialdemokratie ihre Erfolge verdankt. In der Hauptsache aber ist die Lässigkeit und Gleichgiltigkeit der staatSerhaltenden Elemente hervorgerufen und gefördert worden durch die Art, wie ein großer Teil unserer Presse das Urteil der Bevölkerung über das Wesen und die Ziele der Sozialdemokratie zu bestimmen sucht. Wenn man dem Volke erzählt, die sozialdemokratische Bewegung sei „ungefährlich", wenn man die schroffsten Führer derselben gewissermaßen als einflußlose Sonderlinge, denen die „Mauserungen" der Partei rasch über den Kopf wachsen würden, bezeichnet, so muß natürlich ein Aufruf, besondere Anstrengungen zu machen, um eine solche Richtung zu bekämpfen, die angeblich die rote Fahne nur als bedeutungsloses Dekorationsstück hin und wieder einmal schwingt, fruchtlos bleiben. Für diejenigen Zeitungen und Parteien, welche sich als unermüdliche Anwälte der Sozialdemokratie be mühen — und darunter gehört ab und zu auch die „Kölnische Volkszeitung" — giebt es unseres Er achtens nur ein Entweder — oder: Entweder sie halten thatsächlich die Sozialdemokratie für ungefährlich und ihre Klassenhetze für unschädlich, dann haben sie keine Veranlassung, gegen sie besonders kräftig m die Schlachttrompete zu stoßen, — oder sie er blicken in der religionS- und monarchenfeind lichen Sozialdemokratie, in ihrer Verhetzung und ihrer Untergrabung der Autorität eine Gefahr für unser Volks- und Stoatsleben; dann haben sie die Pflicht, der Bevölkerung diese Gefahr offen und deutlich vor Augen zu führen. Nur der gegenwärtige unklare Stand der Parteien gegenüber der Sozial demokratie, der sogar das Zentrum in Bayern zu einem festen Bündnisse mit den Sozialdemokraten bewegen konnte, ist schuld daran, daß es nicht gelingen will, die Bevölkerung so zu sammeln, wie eS zum Heile des Vaterlandes nötig wäre. Ständen diejenigen Parteien, welche aus Sonderinteressen die Sozial demokratie unter der Hand begünstigen, offen an deren Seite, so wäre der Kampf mit einem Schlage leichter, und die Lässigkeit und Gleichgiltigkeit würden schwinden. Tie Baren-Insel. Einem Stockholmer Briefe der „Münchener Allg. Zeitung" entnehmen wir folgendes: Die amtliche Eröffnung, die der deutsche Reichskanzler durch Vermittelung des Tromsöer Konsulats dem Kaufmann und Polarsahrer Theodor Lerner hat zugehcn lassen, hat endlich die verworrene Situation in der Bärcn-Jnsel-Frage in erwünschter Weise geklärt. Hr. Lerner ist darüber unterrichtet worden, daß er bei rintretcndcn Verwickelungen infolge feine» Auftretens aus dem polaren Eilande nicht aus den Schutz deS Deutschen Reiches rechnen könne und daß das letztere keine un mittelbare Veranlassung sehe, sich sür seine kolonisatorischen Bemühungen offiziell zu verpflichten. Ein großer Teil der deutschen und ausländischen Presse hatte sich von Anfang an den Fehler zu schulden kommen lassen, die persönlichen Ambitionen des vorgenannten Polar- sahrerS mit den Erwägungen zu verwechseln, die an verant wortlicher Stelle über die Thunlichkeit einer arktischen Nieder lassung gepflogen wurden. Aus Grund von Ausschlüssen, die mir aus unansechtbarer Quelle zur Verfügung gestellt worden sind, darf in diesem Zusammenhänge zunächst sestgestellt werden, daß in dem Augenblicke, wo die ersten privaten Schritte in Be gleitung der noch in srischcr Erinnerung stehenden wuchtigen Reklame zu grinsten der Bären-Insel unternommen wurden, aus feiten der ReichSregierung bereits alle Erörterungen — diplomatischer wie technischer Art — abgeschlossen waren, soweit dieselben aus die formelle Besitznahme eines arktischen Territoriums Bezug hatten. Man war zu der Auffassung «e- langt, daß die offenkundige Unzulänglichkeit einer dauernden Verbindung zwischen der eventuell anzulegenden Polarstation und der Heimat, wie ferner auch die Schwierigkeit, für eine solche maritime Niederlassung daS besonders geeignete Flotten- material abzuzweigen, al« so wesentliche Gegengründe inS Ge wicht fallen, daß zu einer realen Berwirkttchung jener Idee keine weitere Beranlasfung mehr vorliegen konnte. Für beide Erwägungen mußte nach der Natur der obwaltenden Verhält nisse eine eingehende Prüfung der Sachlage durch die hierfür berufenen Organe an Ort und Stelle enifcheidend auS- sallen. Der deutsche Kreuzer „Olga", der im Vorsommer ver- lloflenen Jahre» eine längere RekognoSzierungSsahrt nach den südlicheren Teilen deS Polarmeeres unternahm, hat durch um- sa 'ende Untersuchungen Klarheit darüber beschafft, daß eine arktische Marinestation, die, etwa im Sinne der neuen russischen KriegShasenanlage von Jekaterinsk (Alexandrowsk) an der Murmanlüste, aus der Bären-Insel errichtet werden würde, durchaus keine so verlockende Aussicht — weder in allgemein maritimer, noch strategischer Beziehung — eröffnen könnte, wie in einem Teile der in- und ausländischen Presse dargestellt worden ist. Ohne auf da- weitschichtige Material näher ein zugehen, welcher von den damals entfandten Fachmännern der Regierung zur Verfügung gestellt wurde, läßt sich aus dem Gesamtergebnis der angestellten Nachforschungen kurz andeuten, daß, im Falle da- Reich dem Gedanken einer arktischen Nieder lassung wirklich hätte näher treten wollen, hierdurch al» nächste Wirkung eine starke Engagierung »u Gunsten der skandinavi schen Union im Gegensatz zu Rußland herbeigesührt werden würde... Rußland selbst hat, wenn man von den unkontrollier baren Auslassungen einer gewissen Presse absieh«, in der ganzen Angelegenheit eine Haltung eingenommen, die keinen Zweifel darüber ließ, daß man eine Besetzung der Bären Insel von russischer Seite nicht nur nicht plant, sondern auch jedem Widerspruch gegen deutsche Unternehmungen, soweit diese nicht da» unmittelbare Interessengebiet der Nordküste — und hierzu zählt die „Bären-Jnsel" nicht — berührt, fernsteht. Ganz unabhängig von dem politischen Teile ihrer Ausgabe, ließ die deutsche Regierung der privaten Unternehmungslust un gehinderten Spielraum. In richtiger Würdigung des Um stände-, daß vom rein völkerrechtlichen und geschichtlichen Stand punkte aus für die Besitzsrage im Eismeere keinerlei Prioritäts rechte von irgendwelcher Seite geltend gemacht werden können, hat man der Expansion deutschen Kapitals und deutscher Arbeitskraft aus der Bären-Jnsej nicht das geringste Hindernis in den Weg gelegt. Die Regierung billigte beispielsweise in jeder Hinsicht den Vorsatz des Deutschen Fischercivereins, durch eine gründliche wissenschaftliche und zugleich praktische Unter suchung die Aussichten eines regelmäßig im großen Maßstabe betriebenen Polaisangcs zu studieren. Würde bei diesem geichästlich wertvollen Unternehmen von fremder Seite der Versuch unternommen werden, den Fortgang der deutschen Arbeiten in der einen oder anderen Weise zu hindern, so würde selbstredend auch sofort die gebührende Schvtzleistung durch die SicherheitSorgane deS Reiches zur See erfolgen. Bei dem Vorgehen des Hrn. Lerner liegen die Dinge in sofern anders, als sich letzterer nicht auf den Rahmen eines einfachen Handelsunternehmens zu beschränken ver mochte, sondern durch ein an Hartnäckigkeit grenzendes Auf treten der Regierung die offizielle Besitznahme eines ganz bestimmten arktischen Terrain» gleichsam zu oktroyieren suchte. Man beschritt an leitender Stelle in Berlin unter solchen Umständen den nächstliegenden Weg. indem man jeder unfrucht baren Konjekturenmacherei durch die erwähnte Erklärung des Reichskanzleramtes die Spitze abbrach Auch in Et. Petersburg, ebenso in Stockholm, mußte die öffentliche Kundgebung im Anschluß a» den vorausgegangenen Notenaustausch den besten Eindruck hinterlassen. Thatsächlich liegen die Dinge gegenwärtig so, daß weder Deutschland noch Rußland daran denkt, sich aus der Bären- Jnsel in ein maritime» Experiment einzulassen, welches in finanzieller Hinsicht Ansorderungen stellen würde, die da» Maß wirtschaftlicher und politischer Interessen, welche das Deutsche Reich im hohen Norden zu wahren hat, sicherlich überschreiten müßten. Der bloße Besitztiiel über das kaum zwölf Quadrat- meilcn große, öde und völlig unwirtliche Polarland kann aber an sich kaum als ein Aequivalent betrachtet werden, um dessen willen jener materielle Aufwand gut zu heißen wäre. Damit foll nicht bestritten werden, daß außerhalb Deutschlands und Rußlands noch auf anderen Seilen, wo man gewissen Ex- pansionswünschen nur durch das geringe Maß äußerer Be wegungsfreiheit eine erzwungene Beschränkung auszuerlegen gewohnt ist, die Tragweite dieser rein praktischen Gesichtspunkte nicht geteilt wird. Erfreulicherweise hat der gegenwärtig ab geschlossene Meinungsaustausch zwischen Berlin und St Peters burg den Erfolg gehabt, daß beide Mächte für die Zukunft dafür Sorge tragen, jeder von dritter Seite angestrebten Ver änderung des »Intus guo im Polarmeere durch genau formu lierte Gegenmaßnahmen gemeinsamer Art entgcgcnzutreten. Tagesgeschichte. DeatscheS Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser hörten im Schlöffe Wilhelmshöhe gestern vormittag den Vortrag de» Chef» de« MilitärkabmettS, General» v. Hahnke, und empfingen den geh Baurat Spitta. — Die drei ältesten Kaiserlichen Prinzen sind heute von Schloß Wilhelmshöhe nach Plön abgereist — Der deutsche Botschafter in Pari» Graf Münster ist in den Fürstenstand erhoben worden. — Am Montag vormittag fand im festlich geschmückten Hauptsaale de« Konversation-Hause« die feierliche Eröffnung de« siebenten Internationalen Tierärztlichen Kongresses in Baden-Baden statt. Nach Erledigung der üblichen Begrüßung« - und AntwortSreden wurde in die wissenschaftlichen Verhandlungen eingetreten. Auf der Tagesordnung stand die Beratung über die Schutzmaß- regeln gegen die Verbreitung von Tierseuchen im Gefolge des internationalen Viehverkehr«, die in der Sektionssitzung am Sonntag eingehend vorbereitet war. Dm Vorsitz führte Geh. Rat Köhler-Berlin, der von den Herren Prof. Noyet-Bern und Direktor Malm- Christiania unterstützt wurde. Da eine Einigung zwischen den Referenten nicht erzielt worden war, so vertraten die Hauptreferenten ihren in der Sektionssitzung entwickelten Standpunkt vor der Hauptversammlung noch einmal. Geh Rat Dammann-Hannover vertrat zunächst seinen ge meinsam mit Geh Rat Dieckerbof eingebrachten Antrag. Der erste Absatz hat inzwischen auch die Zustimmung von Prof. Hutyra gefunden. Dagegen wünscht der letztere, den Absatz 2 durch folgenden Antrag zu ersetzen: „In Ver folgung und zur Verwirklichung diese« von den tierärzt lichen Kongressen wiederholt einmütig geäußerten Stand punktes ersucht der Kongreß die hohe deutsche Reichs regierung, sie möge eine internationale Regelung der leitenden Grundsätze für die Bekämpfung der Viehseuchen, namentlich auch mit Rücksicht auf den internationalen Viehverkehr, sowie für die Regelung de« Ceuchennachrichten- diensteS bei den Regierungen der übrigen Staaten an bahnen." Nach längerer Debatte wurde der Antrag Dammann mit 1l9 gegen 87 Stimmen angenommen. — Der gestrigen Sitzung de« Kongresse« wohnte Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Baden, der von der Insel Mainau eingetroffen war, bi« zum Schluffe bei. Der Großherzog hielt eine kurze Ansprache in französischer Sprache, in der er seiner Freude darüber Ausdruck gab, an den Verhandlungen teilnehmen zu können, und die Teilnahme und da« Interesse bekundete, das er dem Kongresse entgegenbringe. Der Kongreß faßte folgenden Beschluß: Im Interesse der wirksamen Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche liegt eS 1) die wissenschaftliche Erforschung dieser Seuche mit allen Mitteln zu betreiben, 2) daS verseuchte Gebiet vom Viehverkehr abzusperren, 3) den Verkehr mit HandrlSvieh einer strengen veterinärpolizeilichcn Ueberwachung zu unter werfen dergestalt, daß daS Vieh von Viehhändlern vor dem Feilbieten einer polizeilichen Beobachtung unter worfen wird. — Wenn gegenwärtig von einem Rundschreiben des Reichsversicherungsamtes an die Berufsgenoßen- schaften in Sachen der Pariser Weltausstellung 1900 berichtet wird, so handelt eS sich in demselben wesentlich darum, für eine anfänglich gehegte Absicht der Darstellung der Arbeiterversicherung des Deutschen Reiche«, die sich nicht hat durchführen lassen, einen Ersatz zu finden Ur sprünglich bestand die Absicht, die Unfallverhütung haupt sächlich durch Modelle darzustellen, die bemerkentwerte Betriebsanlagen mit Sicherheitsvorkehrungen zeigen sollten. Von der Ausführung dieses Planes mußte jedoch Ab stand genommen werden, nachdem die inzwischen ge pflogenen Verhandlungen ergeben hatten, daß nur ein verhältnismäßig kleiner Raum sür die diesseits zu ver anstaltende Ausstellung zur Verfügung gestellt werden kann. Der Arbeitsausschuß der technischen Untergruppe hat daher beschloßen, im wesentlichen sich auf eine Aus stellung einer großen Zahl von Photographien zu be schränken, welche Maschinen und andere Betriebseinricht ungen, die mit Schutzvorkehrungen versehen sind oder durch eigenartige Gestaltung Schutz gegen die Betriebs gefahren bieten, sowie Geräte zur unfallsicheren Bedienung Kunst und Wissenschaft. * JntonationSstörungen und Stimmverlust. Unter diesem Titel liefert Ur. Th. S. Flatau (Lehrer der Stimmphysiologie und Gesangshygiene an Ler Königl. akademischen Hochschule für Musik zu Berlin) allgemein- interessante Beiträge zur Lehre von den Stimmstörungen der Sänger Diese Lehre gelangt erst jetzt zu ihrem wissenschaftlichen Ausbau. Bei dem Studium diese» Ge biete« ergeben sich wichtige physiologische Beziehungen, die bisher unbeachtet geblieben sind Es ist nicht zu leugnen, daß in den Kreisen der Berufssänger ein gewißes Miß trauen gegen die ärztliche Behandlung ihrer Stimm störungen besteht, da» vielfach auf üblen Erfahrungen mit den Leistungen der bisherigen Behandlungsmethoden beruht In der That sind die wenigsten im stände, eine Singstimmstörung richtig zu beurteilen Man muß hierzu in dieses besondere Gebiet eindringen und die Natur und Eigenart der Singstimmstörung studieren. Da stellt sich denn alsbald heraus, daß es nicht genügt, die Stimm werkzeuge zu besichtigen. Die Aufgabe ist vielmehr die, eine etwa wahrgenommene Form oder Bewegung«anomalie al« Ursache der Funktion-Veränderung zu erweisen Anderseit« besteht eine große Reihe von Funktions veränderungen, die bei den gewöhnlichen optischen Untersuchung»methoden völlig negative Ergebnisse bieten Es ist daher zur Entwickelung einer vernünftigen Diagnostik diese« Gebiete« geboten, neben der ge wohnten optischen die akustische Untersuchung zu entwickeln Freilich gewinnt man diese Fähigkeit nicht durch die bloße Einsicht von ihrer Notwendigkeit. Wa« man so im Sprachgebrauch des täglichen Leben« unter musikalischem Gehör versteht, vermittelt jene Fähigkeit, schließt sie aber noch nicht in sich Selbst singen können ist zu ihrer Erlangung weder nötig, noch von besonderem Vorteil Nach diesem allgemein orientierenden Ueberblicke kommt der Verfaßer zu dem eigentlichen Thema: DaS Wesen der JntonationSstörung besteht darin, daß, wenn der gewohnte JnnervationS- impul« einsetzt, der sonst in der bestimmten Stellung den gewollten Ton rein erzeugte, nunmehr eine Differenz zwischen Wollen und Sollen akustisch wahrnehmbar wird. Um einen typischen Fall al« Beispiel zu geben, wollen wir annehmen, daß die Störung nur akustisch nach weisbar sei, ferner, daß sie nur an ein oder zwei eng umschriebenen Stellen deS Stimmumfänge« bei leisem Einsatz wahrzunehmen und endlich, daß der entstandene Ton tiefer sei, als der gewollte Dem geschulten, aus gebildeten Sänger pflegen nun die JntonationSstörungen gerade in ihren leisen Anfängen nicht zu entgehen, da gegen scheinen die meisten Gesanglehrer diesem Stadium verständnislos gegenüberzustehen. In vielen, vielen Fällen mußte vr. Platau leider feststellen, daß auf die deutlichen Angaben der Schüler von den Gesangmcistern geraten wurde, nur tüchtig weiterzusigen. Geschieht das, so ist der Verlauf der Stimmstörung ganz gewöhnlich der, daß die ursprünglich fleckenreiche vorhandene JntonationSstörung allmählich von den beiden genannten Stellen de« Umfange« in die Tiefe weitrrgeht, bi« die umschriebene Störung mehr und mehr eine diffuse Gestalt bekommt In vorgeschrittenen Fällen der Art kann schließlich da« Gebiet de« ganzen Stimmumfanges betroffen werden. Wie erwähnt, vermag die große Mehrzahl der Sänger den Beginn dieser Störungen wohl zu bemerken; ihr noch intakte« musikalische« Tongefühl unterrichtet sie am Beginne von der Funktions störung. In der Folge, wenn die Gehörsignale aus eigener Thorheit oder durch die Unkenntnis des Lehrers vernach lässigt werden, tritt aber eine unheilvolle Gewöhnung an da« eigene Detonieren ein, und e» wird nun ebenso als richtig empfunden, wie ein Pianist, der andauernd ein verstimmtes Klavier zu spielen genötigt wäre, sich schließ lich üver Vie falschen Töne deruhlgt, tue rhn vielleicht an fang« zur Verzweiflung brachten In den ältesten und schwersten Formen der JntonationSstörungen beobachtet man an den zuerst ergriffenen Stellen des Umfanges bei dem Versuche des Einsätze« ein völlige« Versagen, dem dann endlich ein stark vertiefter Ton folgt. Sowie eine Störung soweit gediehen ist, fällt sie schon unter den Begriff des StimmverlusteS; sicher ist das der Fall, wenn sich das Versagen nicht mehr auf einzelne Töne be schränkt, sondern über einen einigermaßen beträchtlichen Teil des Stimmumfanges gegangen ist In der That führt jede diffuse JntonationSstörung auf der Grundlage einer chronischen Kehlkopsmuskelschwäche schließlich früher oder später mit Sicherheit zum Verluste der Singstimme, um so schneller, je eifriger in diesem Stadium weiter geübt wird. v. N.O. Geh Rat Prof. Wilh. Foerster über die Möglichkeit des Vorhandensein« bisher un bekannter Erdmonde. Als vor nunmehr einem Jahre an die Kieler Sternwarte die Nachricht von der Ent deckung des neuen Planetoiden „Eros" auf der Stern warte der Berliner Urania durch den Astronomen G Witt kam, da war man wohl im ersten Augenblicke erstaunt, wie un« diese» Weltkörperchen, da« sich doch gar nicht so weit entfernt von un» befand, bei der so sorgfältigen Beobachtung des Himmel» in unserer Zeit hatte entgehen können. Aber Zweifel an der Richtigkeit der Thatsache zu erheben war hier nicht möglich, denn der neue Plane toid hatte sich bereits auf der photographischen Platte ein „leuchtende« Denkmal" gesetzt, und e« stellte sich auch bald h-rau», daß er bereits de» öfteren photographiert morsen war Nicht allzu lange vor dieser Entdeckung durch lief eine andere Nachricht in Zeitungen und Flugblättern die Welt, die indes nicht so sichere Dokumente für ihre Richtigkeit aufzuweisen vermochte wie die oben erwähnte, daß nämlich unser alter treuer Begleiter der Erde, unser Mond, nicht da» einzige Kind unsere« Planeten sei, son dern daß sich weit draußen, ungekannt und ungesehen noch Geschwister von ihm bewegten, von denen bis dahin keine Kunde zu un« gedrungen sein sollte. Ist e« wirklich wahrscheinlich, daß unser Planet noch andere Trabanten al« den uns bekannten besitzt? Prof. W Foerster äußert sich in einem Artikel der letzten Nummer der „Mitt. der Vereinigung von Freunden der Astr. und koSm Physik" ablehnend über diese Frage. Drei Punkte waren eS seiner zeit vornehmlich, auf die sich der Hamburger Verkünder der neuen Monde stützte; erstens: die bisher nickt genaue Uebereinstimmung der astronomischen Angaben und Vorausberechnungen bezüglich der Mondorte mit den wahren Orten de« Trabanten; zweitens: Vorübergänge dunkler Körper vor Sonnen- und Mondscheibe, und endlich drittens: das zuweilen zu beobachtende Auftauchen leuch tender Körper am Tageshimmel. Wenn nun auch alle die angeführten Thatsachen bestehen, so sehen wir uns doch immer erst dann veranlaßt, da» Vorhandensein eines uns nicht sichtbaren Himmelskörpers anzunehmen, wenn wir ohne diesen nicht mehr im stände sind, die beobachteten Thatsachen zu erküren. Daß wir bisher dazu nicht ge zwungen waren, werden wir aus den folgenden Zeilen von selbst erkennen. Die angedeuteten Mängel in der Uebcreinstimmung der theoretisch berechneten und der praktisch beobachteten Mondorte ist zwar nickt fortzu leugnen, indes einmal sind diese Abweichungen sehr klein, und dann genau au« den Meßungen erkennbar, sodaß man sie bei Berechnungen für kommende Zeiten nur aus früheren zu entnehmen und den theoretischen einzufügen braucht, wodurch man eine für praktische Zwecke völlig ausreichende G-nauigkeit erhält Von Veränderungen aber, wie sie ein zweiter Trabant unserer Erde hervor bringen müßte, läßt fick auch nicht die geringste Spur erkennen. DeS weiteren deutet auch die Bewegung der Erde um den Schwerpunkt des Systems Erde-Mond in keiner Weise auf da« Vorhandensein eines neuen Erd-
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