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WHMßMMM Machen- und KachrichlMM zugleich EeWs-Anzchtr ßr hsWorf, Mttitz, Bmshsrf, Wims, Zt. KOicii, Htimichsart, Maricmii mi> Mülsm. Amtsblatt für -e« Stadtrat zu Lichtenstein. ——— —— —— — — — 4«. Jahrgang. — —-——- Nr. 163. Donnerstag, den 17. Juli 1890. Lieser Blatt erscheint täglich (anher Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis I Mark 2b Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen anher der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!« Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszetle oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekanntmachung. Das Königliche Ministerium des Innern hat auf Vorschlag des Plenums der Brandversicherungs-Kammer genehmigt, daß auch am zweiten — Oktober- — Termine dieses Jahres bei den Brandversicherungs-Beiträgen der Gebuude- Versicherungs-Abteilung der Erlaß eines halben Pfennigs von der Beitrags-Ein heit stattfinde. Die Beiträge für diese Versicherungs-Abteilung sind daher am 1. Oktober d. I. nur mit Einem Pfennig von der Beitragseinheit zu erheben. Dresden, den 12. Juli 1890. Königliche Brandversicherungs Kammer. Keil. Leonhardi. Auktion. Künftigen Sonnabend, den IS. Juli 18S«, von vormittags S Uhr ab, sollen die zum Nachlaß der verehel. Pöschel gehörigen Gegenstände, als: Möbels, Betten, Kleider, Wäsche und andere Haushaltungsgegenstände am Park Nr. 323 gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Lokalgerichte Lichtenstein, am 14. Juli 1890. — Schmidt. Sparkassen - Expedittonstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Deutschland und Oesterreich-Ungarn werden in naher Zeit wieder an die Frage heran treten müssen, wie es mit ihren Handelsbeziehungen in Zukunft werden soll. Seit vier bis fünf Jahren besteht zwischen den beiden so eng verbündeten und befreundeten Reichen bereits ein Provisorium, von welchen kein Teil Nutzen, beide Teile aber Schaden haben. Der deutschen Industrie ist die Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn vielfach schwierig gemacht, man muß mit sehr geringem Nutzen verkaufen, um die Geschäftsverbindungen nur so lange aufrecht zu erhalten, bis ein besseres Verhältnis eintritt, und den österreichischen und ungarischen Produzenten geht es just ebenso. In Berlin, wie in Wien und Pest empfindet man das lebhafte Bedürfnis, einen vorteilhafteren Zustand herbeigeführt zu sehen, aber von Jahr zu Jahr haben sich die geführten Ver handlungen als resultatlos zerschlagen. Das poli tische Bündnis beider Staaten garantiert nun aller dings dafür, daß es wegen der verschiedenen An sichten über diese Zollfragen nicht zum Konflikt kommen wird, aber trotzdem ist die Herstellung eines festen Verhältnisses und die Beseitigung des Pro visoriums dringend zu wünschen. Je reger und er giebiger der Handelsverkehr zwischen beiden Ländern ist, um so fester wird sich auch die Politische Freund schaft gestalten. Es giebt kein festeres Band zwischen Nationen als gleiche politische und gleiche materielle Interessen. Deutschland und Oesterreich-Ungarn sind zudem durch ihre geographische Lage auf ein ander angewiesen, und es ist nun ganz natürlich, daß sie den Gewerbefleiß ihrer Bürger unter einander zum Austausch bringen. Der Abschluß eines neuen festen Handelsver trages zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn ist bisher verhindert worden durch die deutschen Getreidezölle, welche die Einfuhr ungarischen Ge treides nach Deutschland beschränkt haben. Daß die großen ungarischen Grundbesitzer in Wien, wie in Pest einen schweren Stein im Brett haben, ist bekannt, und ihre Forderung, Ermäßigung der deutschen Getreidezölle, ist darum auch von der österreichischen, wie von der ungarischen Regierung alsVorbedingung für ein Entgegenkommen Oesterreich- Ungarns gegen Deutschland hingestellt worden. Auf der anderen Seite ist nun aber klar, daß heute weder die Reichsregierung, noch der Reichstag, noch der Bundesrat einer durchgreifenden Herabsetzung der Getreidezölle zustimmen werden, eine Einigung über diesen Punkt durch Bewilligung der ungarischen Forderung ist also nicht zu erwarten, jedenfalls nicht früher zu erwarten, als bis nicht die ländliche Steuergesetzgebung einer energischen Reform unter zogen ist. Man braucht in diesem Falle aber nicht gleich zu sagen: Biegen oder Brechen, es giebt immer noch einen Mittelweg, auf welchem Oesterreich- Ungarn und das deutsche Reich sich begegnen können. Es lassen sich einige Erleichterungen schon ermög lichen, welche auch an der Donau die Neigung zu Gegenleistungen erwecken würden. Jedenfalls trifit auch für diesen wirtschaftlichen Zwiespalt das be kannte Wort zu, nach welchem ein magerer Vergleich besser als ein fetter Prozeß ist.- In Oesterreich-Ungarn darf man auch nicht die Gefahren verkennen, welche aus der im nächsten Jahre bevorstehenden, ziemlich allgemeinen Kündig ung der europäischen Handelsverträge entstehen können. Frankreich, sowie eine ganze Anzahl kleinere Staaten, die bisher ein gutes Äbsatzgebietz darboten, wollen und werden zum entschiedenen Schutzzollsystem übergehen, wie Rußland es schon gethan hat. Und wie sehr sich der deutsche Export nach Rußland gleich dem aller anderen Staaten vermindert hat, ist ja bekannt. Gegenüber solchen Gelüsten nach unübersteigbaren Zollsperren thut Einigkeit unter den größeren Staaten erst recht not, und ein festes Zusammenstehen von Deutschland und Oesterreich- Ungarn kann manche Zollschrauberei verhindern. Zu einem Zusammenstehen der beiden verbündeten Staaten auch auf wirtschaftlichem Gebiete gehört keine Zollunion, die wegen der Getreidezölle absolut un durchführbar ist, dazu gehört aber ein fester und solider Handelsvertrag. Man hat bisher die Handelsvertragsverhandlungen in Wien und in Berlin noch nicht so sehr ernst genommen, doch nun ändert sich die Lage, und eine Verständigung wird Notsache. Es ist auch zu hoffen, daß die beteiligten Regierungen ihr Interesse erkennen und berücksichtigen werden. Tagesgsschichte. *— Lichtenstein, 16. Juli. Soviel wir hören, ist die Einweisung unsers neuen Herrn Oberpfarrers Seidel für den 3. August, als den 9. Sonntag nach Trinitatis, in Aussicht genommen. — Es dürfte vielen Lesern erwünscht sein, von einer ministeriellen Verordnung Kenntnis zu erhalten, welche über die Anordnung der Farben bei den Fahnen in den Landesfarben Aufschluß erteilt. Dieselbe ist datiert vom 2. Mai 1887 und lautet wörtlich folgendermaßen: Zur Hebung vonZweifeln, welche darüber entstanden waren, in welcher Reihen folge die Landesfarben zu ordnen seien, haben auf Allerhöchsten Befehl Sr. Maj. des Königs archiva lische Nachforschungen stattgefunden. Nach dem Ergebnisse derselben und im Sinne des allgemeinen Grundsatzes, daß die Zählung der Farben von oben nach unten zu erfolgen hat, und daß die Hauptsarbe der Nebenfarbe vorangeht, sind die sächsischen Landes farben als Weiß-Grün, nicht als Grün-Weiß zu be zeichnen und daher so zu ordnen, daß die weiße Farbe der grünen vorangeht. Es geht aus dieser Verordnung klar hervor, daß bei den weiß-grünen Fahnen Weiß oben und Grün darunter zu stehen hat, eine Verordnung, die wohl nur wenigen unserer Leser bekannt gewesen sein dürfte. — Das Darniederliegen des Bauhandwerks dürfte dazu beitragen, daß Heuer von der den Land wirten zugestandenen Ermächtigung, sich im Bedarfs fälle zur Mithilfe bei den Erntearbeiten aktive Soldaten zu erbitten, nur selten Gebrauch gemacht werden wird. Eine ziemliche Anzahl der bereits jetzt beschäftigungslosen Maurer und Zimmer leute waren vor Erlernung des Banhandwerks als Knechte beschäftigt und treten nun in Ermangelung anderer Arbeitsgelegenheit gern wieder als Tage löhner usw. bei den Gutsbesitzern in Arbeit. — Die soeben für 1889 veröffentlichte statistische Erhebung der deutschen Turnerschaft, welche die Vereine Deutschlands und Oesterreich umfaßt, zeigt wiederum gegen die Vorjahre eia er freuliches Wachstum nach außen und innen. Die deutsche Turnerschaft ist in 17 Kreisen eingeteilt, unter denen die Vereine Sachsens den 14. Kreis bilden. Folgende Zahlen, von denen die einge klammerten sich auf unser engeres Vaterland be ziehen, gestatten einen Einblick auf Umfang und Einrichtung der seit 1869 bestehenden Körperschaft. 3992 (689) Vereine bilden- 227 (29) Gaue und zählen 388 513 (78 605) Mitglieder mit 195 375 (45 709) Turnern einschließlich der 52 551 (13 207) Zöglinge und 19 634 (4044) Vorturner. 555 (131) Vereine besitzen Turnplätze, 262 (70) Turnhallen, 827 (93) turnen in Schulturnhallen. 272 (43) Vereine sind neugegründet worden, 71 (6) einge gangen. Außerdem giebt es 442 (26) Vereine, welche der deutschen Turnerschaft nicht angehören. Gauvorturnerstunden wurden 1075 abgehalten. Auf 100 turnfähige Leute der Einwohner in den 3340 (569) Vereinsorten kommen 4 Turner. — Die diesjährigen Manöverübungen der Sächsischen Truppen werden sich auf eine wesentlich kürzere Zeitdauer als im Vorjahre beschränken, und überdies wird das XII. Kgl. Sächs. Armeekorps nicht im Korpsverbande, sondern teils ge trennt, teils auch mit Preuß. Truppen manöverieren. — Es ist noch keineswegs entschieden, ob Helgoland zu Schleswig-Holstein kommen, d. h. Preußen einverleibt werden wird. So einfach und naturgemäß auch diese Lösung der staatsrechtlichen Frage erscheinen mag, so stehen ihr doch erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Dieselben gründen sich auf die im Artikel 12 des deutsch-englischen Ab kommens den Helgoländern zugesicherten Rechtedenr Deutschen Kaiser gegenüber. Wird Helgoland ein Teil der preußischen Monarchie, so würde es auf die Dauer seine Sonderrechte schwerlich behaupten können. Es wird daher wohl nichts übrig bleiben, als die Insel Helgoland zu einem deutschen Kron lande zu machen, wie sie ja thatsächlich auch von England, nicht an das Reich, sondern an den deutschen Kaiser persönlich abgetreten wird. In staatsrechtlicher Beziehung würde Helgoland damit dieselbe Stellung einnehmen, welche die deutschen Kolonien dem Reiche gegenüber haben. Als Kron land würde Helgoland alsdann einem kaiserlichen Gouverneur oder Statthalter unterstellt werden, der bei der vorwiegend militärischen Bedeutung der Insel ein höherer Offizier und also gleichzeitig der Kommandant von Helgoland sein müßte. In politischen Kreisen wird diese Lösung der staatsrecht lichen Seite der Angelegenheit mehr und mehr für die wahrscheinlichere gehalten. Daß Bundesrat und Reichstag derselben ohne Weiteres zustimmen würden, ist wohl mit Sicherheit anzunehmen.