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Nummer 282 — 28. Jahrgang »r,ch,»» »mal u>»»en«t» «it den Illustrierte» «rattddeUaa»» .Die «eil' und .Mi »Niere steinen Leute'. Io»ie den r»t>- btUagen .St. Penno-Bi-tl'. .Unterhastu», und Wisse»'. .Die Weit der Mm,'. .«lerjUicher Ratgeber'. .Da» guie Buch". .Filmruudlchau'. Manaittcher Bezugspreis». Ml.eiuschl. Bestellgeld, ikluzelnumnier 10 1 Eountagnummer!SU 1> HoupNchrlitleiter, Dr. «. DeSezNk, Dresden. SüchWie Mittwoch, -en 7. Dezember 1927 BerlogSgrt, Dresden ««zetgrnpr.iie! Die igetpatiene Beiiiz>-tte!»,» z. Familie», an,eigen und Stellengesuche »«» z. Die PcttlreNamezeile. Ni Millimeter drei«. » ofserlkugeblldr «v Z Im Fall« höherer Bemalt erlischt sede t!erl>flichi»»g aus Lielerung towi« ürstillung v. «iijeigeii-Aiislriigeii u. Lei,lang v Schadenersatz, »eichaslltcher r«U: Rriur Leu,. Dresden. itzeschastSftrll». Druau-Berlag: Germania. A.-u». svr Verlag und Druchcret, Filiale Dresden. DreSdeu-A I. PaiierlirageN. Fern»,I2NN2. Bosiichecfloiiio Dresden rinz Bautkouto Stadibant Dresden »!r «UI» Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen BolkSzeituug Dresden Altstadt I. Potieislraste l t. Fernrut M7II und »><»2 Das Donauproblem Von Wilhelm Renner. Der Kompf um di« Kompetenzen der Europäischen Donaukommission, dessen Beendigung kürzlich von dem Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag aber mals vertagt werden mutzte, weckt aufs Neue das Be dauern um die Strangulierung dieses wichtigsten mittel europäischen Wirtschaftsgebietes, das nicht ohne Berech tigung vor mehr als einem halben Jahrhundert von den Grotzmächten Europas zu einer Art von autonomen Wirt schaftsreich ausgestaltet wurde oder doch wenigstens so aus gestaltet werden sollte. Die Werkzeuge dieser Ausgestal tung waren: die Europäische Donaukom- Mission, di« nach dem Ende des Krimkrieges 1856 von den Grotzmächten ins Leben gerufen wurde, und die Internationale D o n a u k o in m i s s i o n, die erst nach Errichtung des Donaustatuts vom Jahre 1921 zu stärkerer Bedeutung gelangte. Mitglied staaten der Europäischen Donauknmmission, die mit souve räner Machtvollkommenheit das Mündungsgebiet der Donau und die angrenzenden Teile des Schwarzen Meeres von Sandbänke» und anderen Hindernissen für die Schiss fahrt befreien und sie in einem für den Verkehr mit grossen Schiffen geeigneten Zustand halten sollte, waren zunächst Deutschland. Frankreich, England, Italien, Oesterreich-Un zar», Nutzland und die Türkei. Im Jahre 1878, nach der Anerkennung der Selbständigkeit Rumäniens, trat auch dieses in die Kommission ein. Während des Weltkrieges ruhten die Funktionen der Europäischen Donaukommission. Sie wurde dann im Versailler Beitrag 1919 aufs neue be stätigt. Von nun an zählten zu ihren Mitgliedern nur >nehr Frankreich, England, Italien, Nuniänien, Griechen land und Belgien. Streng zu scheiden von der Europäischen Danaukom- nissionen sind so unglücklich wie nur möglich, denn die Ausführungsorgan des D o n a u st a t u t s n o m 2 8. I u l i l 9 2 1 fungiert. Die Bezeichnungen für diese beiden Kom- lniissonen sind so unglücklich wie nur möglich, denn die Funktionen der sogenannten Europäischen Doiiaukommissioii ind recht eigentlich internationale, während diejenigen der »genannte» Internationalen Kominission ganz speziell :uropäische Funktionen sind. Das heitzt, die Internationale Donaukommission hat speziell für den LaufderDona > o o „ U l m b i s V r a i l a zu sorgen, darauf zu achten, das! sie Dvnauschiffahrt auf dieser Strecke durch keinerlei Hin sernisse, gleichgültig ob natürliche oder aus Matznahmen von Userstaaten stammende, gehemmt wird, das; die Gleich heit aller Flaggen auf der Donau unangetastet bleibt ,Die Koinmission besitzt daher" — wie ihr Präsident, der italienische Delegierte Admiral Carlo Roselti anlätzlich der diesjährigen Tagung der Kommission in Prag ausführte — „kein Programm, das als abgeschlossen betrachtet werden kann, sondern sie übt vielmehr eine dauernde Uebcrwachuno ins. Jeder Tag bringt neue Fragen technischer, juristischer wirtschaftlicher und finanzieller Art. Es lätzt sich höchstens »in Generalprogramm für die Regulie rung s a r b e i t e n an der ganzen Donaustrecke zwischen tllm und Braila aufstellen." Im Zusammenhang damit kam dann Roselti allerdings darauf zu sprechen, datz gegen wärtig die wirtschaftliche Lage der Uferstaaten nicht ge statte, jene Mittel aufzuwenden, die derartig« Regnlie- cungsarbeiten erfordern würden. In dem Bestreben, diese Situation als verhältnismässig unerheblich und vorläufig nicht allzu schwerwiegend hinzustellen, erklärte Rosetti dann, datz die Schiffahrt auf der Donau gegenwärtig nicht !o beträchtlich sei, um die Ausführung zu großzügiger Arbeiten als unbedingt notwendig erscheinen zu lassen. Hier liegt ganz unzweifelhaft ein« Verwechselung vor Ursachen und Folgen vor. wobei man wahrscheinlich be rücksichtigen mutz, datz ein Vertreter Italiens, als eines an der Donauschiffahrt nicht nur nicht positiv, sondern — wenn auch wahrscheinlich unbewusst — sogar negativ inter- essierten Landes, kein sonderliches Interesse an einem raschen und durchgreifenden Wiederaufbau dieses gewal tigen Wirtschaftsgebietes haben kann. Wenn auch die Folgen eines solchen Wiederaufbaues für Italiens nörd liche Häfen von geringer Bedeutung wären, so würden sich diese Folgen doch irgendwie bemerkbar machen. Somit kann man schlechterdings einem Vertreter Italiens kein« Kompetenz für die Beurteilung der Bedeutung des ganzen Donau-Problems für Mitteleuropa zusprechen. Auch di« Hinweise darauf, dass während der fünf Jahre, während derer die Internationale Donaukommission nun auf Grund ihres neuen Statuts in Tätigkeit ist, immerhin einige Er folge erzielt werden konnten, datz die Verzögerungen in- folge der sechsfachen Grenzüberschreitungen zwischen Ulm und Braila vermindert wurden, datz höchst lästig« Polizei- und Zollformalitäten ausgeschaltet wurden, dass eine ge wisse Verminderung der Frachtkosten erzielt wurde können nicht darüber täuschen, datz unter den gegenwärtige» Umständen die Donauschiffahrt unfruchtbar ist und bleiben mutz, solange eben jener Konflikt, mit dem sich Mitte Ok tober der Ständige Internationale Gerichtshof im Haag »u beschäktiaen hatte, nicht gelöst ist. Eine kurze Ratstagung? Der Abfchlih für Sonnabend vorgesehen — Etappenweise Regelung polnisch-titanischen Konflikts des Genf, S. Dezeniber. Der Völkerbundsrat ist heute vormittag kurz nach 1l Uhr unter dem Vorsitz des chinesischen Botschafters m Paris, Lsckeng Loh. zunächst, wie üblich, in einer nichtösjentlichcn Sitzung zu seiner 18. Tagung zusammengetreten. Nach der Rege lung einer Reih« administrativer Angelegenheiten bildete die polnisch-litauische Streitfrage, über die übrigens der lito»>'e Ministerpräsident Woldemaras am gestrigen tzpätabend noch eine zweistündige Unterredung mit Litwinow hatte, den Gegen stand der weiteren Aussprache. Mit einer ösfcntlichen Sitzung im heutigen Vormittag wird kaum mehr gerechnet. Die Eröffnungssitzung des Volkernndes war kurz vor 12.3» Uhr z» Ende. In der geheimen Sitzung hat der Rat den bisherigen Leitei oer Mittderheitcnsektion des Völkerbundes, Sekretär Colban. ;um Direktor der Abrüstungsscssion des Völkerbundes ernannt. Hierbei wurde Colban von Chamberlain. Dr. Stresemann und Briand anerkennende Worte für seine bisherige Tätigkeit in oer Minderheitensession ausgesprochen. Ferner beschloß der Völkerbundsrat. den ungarisch-rumänischen Streitfall auf die Märziagung des Rates zu vertagen, du nach der Mitteilung der rumänischen Delegation Augenminister Titulescu infolge Krankheit verhindert ist, an der gegenwärtigen Ratstagung toilzunehmen. Von maßgebender deutscher Seite verlautet, das; i» den Verhandlungen des heutigen Tages zwischen de» führenden .Ratsmitgliedcrn eine Einigung über die Lösung des litau isch-polnischen Konflikts in großen Linien erzielt wor den ist. Jedoch steht »och die endgültige Stellungnahme der litauischen Regierung aus. Rach der Einigung soll zunächst im Vülüerbundsrat >n erster Linie eine Erklärung Litauens ab gegeben werden, nach der der Kriegszustand zwiscip:» Polen und Litauen als beendet angesehen wind. Hieraus sollen weitere direkte Verl-andlungen zwischen Polen und Litauen eingelcilet werde», worauf dann in zweiter Lesung aus der Märztagung des Völkcrbundsrales die Beziehungen zwischen Polen und Litauen endgültig festgelegt werden. Dieser Rege lung Hut auch die sowsetrussische Delegation ihr« Zustimmung erteilt. Bon polnischer Seite wird gegenwärtig lediglich ge fordert. datz die Regelung der Beziehungen zwischen Polen und Litauen in Etappen vorgenommen werde. Wie weiter nutgeleilt wird, dürfte nunmehr feststeh«», datz Marschall Pilsudski am Freitag in Genf eintrefsen und die polnisck>e Regierung im Völkerbundsrat vertrelen wird. Somit werden die polnisch litauischen Verhandlungen im Völkerbundsrat voraussichtlich erst Ende der Woche be ginnen. Der litauische Ministerpräsident Woldemaras lptt im Laufe des heutigen Abends längere Unterredungen mit Cham- berloin, Briand und Litwinow, ferner eine einstündige Unter redung mit Dr. Stresemann geführt. Man rechnet gegenwärtig vielsach damit, datz die gegen wärtige Tagung des Bölkerbundsrales bereits am TonnabenU zu Ende gehen wird. Die ergebnislose Aussprache Chamberlain Litwinow Gens. ». Dezember lieber die Zusammenkunft zwischen dem russischen stell vertretende» Volkskommissar für auswärtige Angelegenhei- len Litwinow und dem englischen Slaalssekrelär des Aeutzeren Chamberlain, die gestern nachmittag am Sitze der englischen Delegation stattgefunücn hat. wurde von eng lischer Seite folgende Mitteilung ausgegeben: „Nachdem Herr Litwinow Sir Austen Chamberlain um eine Besprechung gebeten hatte, fand heute nachmittag in Hotel Beau Rivage eine Zusammenkunft zwischen beiden statt. Tie Unterredung gab Gelegenheit zu einem freimütigen Mei nungsaustausch über die Beziehungen zwischen de» Regie rungen von Sowjelrntzland und Großbritannien Indessen zeigte es sich nicht als möglich, während des Verlaufes dieser Besprechung zu irgendeiner Grundlage für eine Vereinbarung zu gelangen." lieber den Inhalt der Unterredung werden von gut informierter Seite folgende Mitteilungen gemacht: Chamber lain soll in der Unterredung Litwinow den bekannten Stand punkt der englischen Regierung in großen Zügen dargelegt haben. Die englische Regierung sei nach wie vor bereit, in neue Verhandlungen mit der Moskauer Regierung einzu- rrcleii, jedoch müsse die englische Negierung als Grundvoraus setzung ei r Neuregelung der Beziehungen die Forderung ans völlige E nstellung der kvmmunistischün Propaganda im ge- samien Osten, vor allen, in China und Nordwesiindien stellen. Bon russischer Seite ist keine Erklärung über den 'Ver lauf und das Ergebnis der Unterredung abgegeben worden. Litwinow verläßt heute abend Genf. Es handelt sich dabei um die Donau st reck« zwischen Braila und Galat;, für die Rumänien weder die Rechte der Internationalen, »och die der Euro päischen Donaukommission anerkennen will. Rumänien hat somit sozusagen die Hand an der Gurgel der Donau schiffahrt und ist imstande, sie abzudrosseln, wann es ihm beliebt. Es ist zwar nur eine rund 20 Kilometer lange Strecke, aber sie genügt naturgemätz, um den wichtigsten Effekt des ganzen Donaukommissionswesens illusorisch zu machen, nämlich den. datz die V i n n e n st aa t e n Oe st erreich, Ungarn und die Tschecho slowakei auf diese Weise ihren Ausgang zum Meere erhalten. Die Ursachen dieser Unstimmigkeiten liegen in der falschen Rücksichtnahme der siegreichen Groß mächte, auf die Empfindlichkeiten Rumäniens, das ja ohne sonderliches Verdienst in die Reihe der Siegermächte trat und Ansprüche stellte, die in schlechtem Verhältnis zu den militärischen Leistungen Rumäniens während des Krieges standen. Galten die Kompetenzen oer Europäischen Donaukommission ursprünglich nur für das Mündungs gebiet der Donau bis herauf nach Galat;, so wurde durch Beschluss der Mehrheit der Curopüisct)en Donaukommissions mächte im Jahre 1888 in London eine Revision des Statuts der Kommission vorgenommen, durch die ihr Wirkungsbereich bis nach Braila hinauf verschoben wurde. Rumänien protestierte damals gegen den Vertrag, rati- fiziert« ihn auch nie. ließ aber gleichwohl zu. datz bis 191-1 ous ree-.v.ene Statut bura-geingcl wuroe. ^>m ^e-jn.i^r Vertrag nun wurde bestimmt, daß die Europäische Donau- kommission die „gleichen Befugnisse erhalte, wie vor dem Kriege" (Art. 316), auch wurde hinzugefügt, datz diese Kompetenzen Gültigkeit besitzen sollten „auf der maritime» Donaustrecke von der Mündung des Flusses bis dahin, wo die Kompetenzen der Internationalen Donaukommission (für die Flutzschiffahrt) beginnen". Die Versailler Mächte gaben sich mit diesen Bestimmungen zufrieden, obwohl von vornherein fcststand. dass Rumänien sie auch jetzt wiedei sabotieren werde. Es ist dabei von nicht geringem Inter esse. datz bei den Gerichtsverhandlungen im Haag Frank reich in der Person des ehemaligen französischen Staats. Präsidenten Millerand, der als Verteidiger des rumänischen Standpunktes fungierte, auf Rumäniens Seite stand iUeniastena darr man wobl annekmen. datz Millerand ssck nicht zum Anwalt einer Sache geinacht haben würde, wenn rr nicht sicher war, damit zugleich französische Interessen zu vertreten. »ach Möglichkeiten Umschau, die das mit teleuropäische Wirtschaftsgebiet von diesem unheilvolle» stagnieren der Donauschiffahrt befreien könnte», so wäre sie nächstliegendste, zugleich aber auch aussichtslosest« naturgemäß die einer friedlichen Einigung sämt1iä>er so wohl an der Europäischen wie an der Internationalen Donaukommission beteiligten Staate». Nach der bis- herigen Haltung Rumäniens mutz es sehr fraglich er- icheinen, ob es in einem solchen Falle auf seine intransigente Haltung verzichten würde. Immerhin ist cs vielleicht nicht ohne Bedeutung, datz gerade von Rumänien die Anregung ausgegangen ist, die Europäische Kommission aufzu'- lösen und ihren Wirkungsbereich in dem der Jnternatio- ,->G» Komm-ssipn antiar« lichkeit bietet ein Projekt, dessen Durchführung zwar äußerst unwahrscheinlich, in Zukunft aber doch einmal möglich werden könnte. Sie liegt in dem Vorschlag von deutscher Seite, Rumänien eine zinsenfreie An leihe in Höhe von ca. 200 Millionen Goldmark zur Regu lierung des Donaudcllas zu gewähre», wogegen Rumänien sich verpflichten sollte, die durch eine solche Regulierung ge wonnenen umfangreichen Gebiete in Form einer lang fristigen Konzession deutschen Siedlern als Kulturland zu überlasse». Wären diese oder ähnliche Projekte undurch führbar und sollten weitere Lösungsverjuche an Rumäniens Haltung scheitern, so wäre es möglich, das; i» absehbarer Zeit ein wirtschaftlich wieder erstarktes Mitteleuropa aus einen Plan znrückgrisfe, den vor fast 20 Jahren im Auf träge des serbischen Fürsten Lazarovich-Hrbelianovich der Belgrader Professor Stamenkovich ausarbeitete. Noch diesem Plan sollte unter Aufwand von rund einer ballien Milliarde G.-M. unter Benutzung des Morava- und des Vardartales eine neue künstliche Donaumündung bei Salo niki geschaffen werden. Dcrnsue Unterlauf der Donau würde dann bei Semeudria, ca. 75 Kilometer unierhalb Belgrads von der Donau abzweigen und über 612 Kilo meter Gesamtlänge mit Hilfe 101 Staustufen mit Schleusen anlagen das Aegäische Meer bei Saloniki erreichen. Aber das ist Zukunftsmusik; solange Europa unter seiner gegen- wärtiaen Wirtlckastskrisi» »u leiden bat. wird man ver»