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Wochenblatt M Ar Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. 26. Sonnabend, den 3. Juli I960. . , Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werdm in der Expedition Meichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Nabenstein entgegcngenommen und pro Ispaltige Petitzerle mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzcigeu-Annahme i» der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags S Uhr, bei den Annahmestelle» bis nachmittags 2 Uhr. Bereinöinserate müssen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingcgangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Bekanntmachung. Gelegentlich des Quartalwechsels nimmt man Veranlassung, die Einwohnerschaft auf die pünktliche Bewirkung der An-, Um- und Abmeldungen von Personen jeden Alters, innerhalb 3 Tagen, sowohl im eigenen als auch im Interesse einer geordneten Meldeamtsverwaltung hinzuweisen. An- und Abmeldungen sind tunlichst persönlich zu bewirken. Ist jedoch hierorts zugezogenen Personen die persönliche Anmeldung nicht möglich, so haben sic im hiesigen Einwohnermeldeamt — Rathaus, Zimmer 5 — einen Personalbogen zu entnehmen und denselben nach eigenhändiger, genauer Aus füllung in leserlicher Schrift unter Beifügung von Legitimationspapieren «Familienstammbuch, Trau- und Geburtsschein. Militärpapiere, Arbeits- und Dienstbuch pp.) sofort wieder daselbst einzureichen. Legitimationspapiere sind stets, auch bei persönlicher Anmeldung vorzulegen. Um- und Abmeldungen sind unter Vorlegung des Wohnungsmeldescheins zu bewirken. rechtzeitige An- und Abmeldungen ihrer Ab- bez. Untermieter mit verantwortlich sind. Die Nichtbeachtung der Vorschriften zieht Bestrafung nach sich. Der Gemeindevorstand zu Nabenstcin, den 1. Juli 1909. Kirschen-Berpachtung. Die diesjährige Kirschennutzung an der Forst- und Kurzestraße soll in Ranfts Restauration und diejenige an der Röhrsdorfer- und Bergstraße in Kuhns Restauration Sonntag, den II. Juli ds. Js. nachm. 5 Uhr unter den im Termin bekannt zu gebenden Bedingungen an den Meistbietenden gegen Barzahlung öffentlich versteigert werden. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, den 2. Juli 1909. Bekanntmachung. Am 15. dieses Monats ist der 3 Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes für das laufende Jahr fällig. d- ^ zun, IS. Juli IMS Neustadt, am 10. Juni 1909. Der Gcmciiidevorstand. Geißler. Bekanntmachung. ^ l 14. Juli dieses Jahres Neustadt^ am^^Juli^lÄ^ ^"Uiingc die zwang.u. eise Bctt.cibung emgclencl Der Gemcindcvorstand. I. V.: Starke, 1. Gemeindeältester. Die Sparkasse zu Neustadt T.lephon Nr. S5. Am, Siegmar. unter Garantie der Gemeinde verzinst Einlagen mit 3 Vs o/g. Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Durch die Post eingehende Einlagen werden sofort expediert. Neustadt, am 4. Januar 1909. Der Gcmeindevorstand. Geißler. Sitzung -es Gemcinderatcs zu Reichcnbränd vom 29. Juni 1909. 1. Der Gcmeinderat nimmt Kenntnis: von der Verfügung der Königlichen ^itshauptmannschaft, Weitergenehmigung des Wert- Gemeindeschlcuse genehmigt. ^ 5. Ein Gesuch um Fortgewährung von Unterstützung wird abgelehnt. 6. Don Unterbringung eines hiesigen Einwohners in die Bezirks- anstalt Altchemniß wird nachträglich genehmigend Kenntnis genommen. 7. Schätzung Zugezogener. 8. Gin Gemeindeabgaben-Erlaßgesuch wird abgelehnt. Bericht über die Sitzung des Gcmeinderatcs zu Neustndt vom 17. Juni 1909. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. 1. Es wird Kenntnis genommen: a) von der Antrittsanzeige des neugewähltcn Kassierers Otto und der vertretungsweisen Dienstleistung des früheren Gemeinde-Kassierers Falkner von Siegmar; b) von einer Einladung des Kommandos der freiwilligen Feuerwehr zu der am 20. d. M. stattfindenden Inspektion; c) von einer Verfügung der Königlichen Amtshauptmannschaft Ehemnitz, Wertzuwachssteuer-Regu lativ betr., und weiter davon, daß vom Königlichen Amtsgericht Ehemnitz die Wertzuwachssteuer als örtliche Abgaben bei Besitzver änderungen anerkannt worden ist; cl) von einem Artikel in der Volksstimme bezüglich des angeblichen Zustandes in der Bezirksanstalt Altchemnitz. 2. Die Entwässerung der Straßenbahngleise in die Gemeindeschleuse wird nach Gehör des Bauausschusses bedingungsweise genehmigt. 3. findet ein Gemetndeanlagen-Erlaßgesuch Genehmigung, sowie einige Reklamationen Erledigung. 4. Die Vorschläge des Sparkafsenausschufses, die Beleihung einiger Grundstücke betr., werden zum Beschluß erhoben. 5. Für dm Rathausneubau stimmt man dem Einbau von Fenstern in den nach Süden gelegmm Schlafstuben des 1. Stockes rc. zu. 6. werden die Reinigungsarbeiten für das Rathaus vergeben. 7. werden die Mieten für die Wohnungen im Rathause festgesetzt und ein Gesuch um Ermietung einer Wohnung dem Bauausschuß überwiesen. 8. Die Angelegenheit des Bauhebms wird dem Bauausschuß zur Erledigung überwiesen. Sitzung vom 25. Juni 1909. 1. Es wird Kennmis genommen: s) von dem Einbau eines Wassermessers in einem Grundstück; b) von der Vermietung von 2 Wohnungen im Rathaus. 2. wird zu einem Gesuche um Genehmigung zur Errichtung eines Schankzeltes anläßlich des Turnvereins-Jubiläums auf dem Festplatze die Bedürfnisfrage anerkannt und das Gesuch befürwortet. 3. Zum Ankauf eines Krankentransportwagens wird eine Kom- Mission, bestehend aus den Herren Gemeindevorstand Geißler, 1. Ge meindeältester Starke. Kempter und Backhaus gewählt, welche sich mit dieser Angelegenheit weiter befassen sollen. ^ 4. finden verschiedene Beschlüsse des Wasserwerksausschusses Firma Earl Wiesel Nachf. in Sachen des Eichelbergweges.^ 6. Ein Baudispensationsgesuch wird befürwortet. Reichenbrand. Nach den Statistiken des hiesigen Einwohner meldeamts betrug die überschriebene Einwohnerzahl am 31. Mai 1909: 3863. Im Iuni wurden 36 Zuzüge nut einer Personmzahl Juni d. I. 173 Einzahlungen im Betrage von 35,950 Mark 60 Pfg. 65 Rückzahlungen im Betrage von 20235 Mk. 46 Pfg. Die Gesamtein nahme betrug 79679 Mk. 08 Pfg., die Gesamtausgabe 63657 Mk. 20 Pf., und der bare Kassenbestand am Schlüsse des Monats 16021 Mk. 88 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Juni 1909 beziffert sich auf ^,33^6 ^k.^28sPf^.. ^ ^ ^ g ^ , r^'tt ^ 8. 12 Uhr streng geheim behandelt. Neustadt. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juni 1909 181 Einzahlungen im Betrage von 35211 Mk. 07 Pf. und Rückzahlungen im Betrage von 4721 Mk. 46 Pf. geleistet. Eröffnet wurden 29 neue Konten. Die Gesamteinnahme betrug 112577 Mk. 61 Pf., die Gesamtausgabe 104443 Mk. 94 Pf. und der bare Kassen- bestand am Schluffe des Monats 8133 Mk. 67 Pf. Der gesamte Geldumsatz im Monat Juni beziffert sich auf 217021 Mk. 55 Pf. Bernhard von der Eiche. Roman von Baronin Gabriele von Schlippenbach. „Der Korb geht nicht hinauf," bemerkte der Hausknecht die Stiege musternd, die eigentlich mehr eine schmale Leiter war. „Du mußt Deine Sachen auspacken und hinauftragen. Warum hast Du auch so viel mitgebracht. Ich kann meine Habe bequem in ein Köfferchen packen. Na, ich merke schon, Du mußt Dir manches abgcwöhnen, liebes Kind." Eine ältliche Frau, der graues, spärliches Haar unter einer großen, weißen Nachthaube hervorquoll, öffnete eine auf den Flur mündende Tür. Thea stellte sie als Wirtin, Frau Barbara Huber, vor. Mandel war in sein Zimmer verschwunden, das neben dem Atelier lag. „Wie unangenehm," dachte Herta, „dieser Mensch scheint auch hier zu leben." Frau Huber leuchtete und kletterte zuerst zur Mansarde empor. Mit einer einladenden Handbewegung forderte sie ihre neue Mieterin auf, näher zu treten. Herta stolperte, als sie die steilen Stufen hinauf klomm. Eine bleierne Müdigkeit machte sich geltend; sie wäre gern allein geblieben, aber Thea rief ihr nach: „Ich erwarte Dich zum Abendessen. Komme bald, wir sind hungrig!" Aus dem „wir" schloß Herta, daß der Kamerad an der Mahlzeit teilnehmen sollte. Oben fand sie ein schmales Zimmer nüt einem kleinen Fenster, ein eisernes Bett mit grauer Wolldecke, zwei wacklige Stühle, einen mit Oel gestrichenen, abgenutzten Kleiderschrank, einen runden Tisch und eine Waschkommode mit brüchigem Geschirr und einen blinden Spiegel, das war alles. In Randenhagen wohnten die Dienstboten bester. Es mußte im Sommer unerträglich heiß, im Winter eisig kalt sein in der Mansarde. Frau Huber stellte die Lampe auf den Tisch. Mit wohlgefällig igekreuzten Armen stand sie da. Eine dumpfe Luft war im Zimmer. „Bitte, öffnen Sie das Fenster," sagte die junge Frau beklommen atmend. Die gestickte ziemlich unsaubere Gardine paßte zu dem Nebligen. „Nun, wie gefällt Ihnen das Zimmer?" fragte die Wirtin. „Gar nicht." Es schwebte Herta auf der Zunge, cs zu sagen, aber es lag ein so gutmütiger Ausdruck in dem runden, freundlichen Gesicht der Frau Huber, daß ihre Mieterin sie nicht kränken mochte. „Es geht an," sagte Herta zögernd. Dann fragte sie nach dem Preise; er war nicht hoch. So entschloß sie sich, vorläufig auf drei Monate im Voraus zu bezahlen, wie es verlangt wurde. Mit einem: „Ich danke auch schön" empfahl sich die Vermieterin. Herta trat an das offene Fenster und blickte hinaus auf die fremden Straßen, auf die Dächer der großen Stadt, in der sie leben sollte. Ein Gefühl der Angst würgte sic. Wird sie finden, was sie sucht? Hat sie nicht allzu Großes aufgcgeben? Jagt sie nicht einein Phantom nach? lind plötzlich sah sie ihr verlassenes stolzes Heim vor sich, sah die festen, schützenden Mauern des alten Schlosses, ihr trauliches Zimmer mit den eleganten Möbeln und das reizende Boudoir, das ihres Mannes Liebe für sein junges Weib eingerichtet hatte. Und sie schloß die heißen, überwachten Augen. Aber da taucht Friedrich Randens Antlitz deutlich in ihrer Erinnerung auf. Jeder Zug war da, nur erschien er ihr edler, anders, wie sie ihn im Leben gesehen hatte. Ist es so? Ist sie blind gewesen, weil sie blind sein wollte? Jemand stieß die Tür zur Mansarde auf. Es war Thea. „Nun, kommst Du endlich?" fragte sie etwas ungeduldig. Herta erwachte aus ihren Gedanken. Sie säuberte Hände und Gesicht vom Staub der Reise; dann folgte sie schon der vorangeschrittenen Malerin in die untere Region. In dem „Salon" Theas herrschte eine geniale Unord nung. Auf den mit buntem, fleckigem Zeug bezogenen Sofa lagen ihr Regenmantel und ihr Hut. Die Malerin selbst hatte ein dunkelrotes Reformkleid angezogcn, ihr Haar kräuselte sich in wirren Locken um ihren Kopf. Auf dem Fußboden lagen Zigarettenstummel, Schwcfclhölzer und Asche, eine grobe getigerte Katze machte cs sich auf deui Polster eines Sessels bequem; ihre grünlichen Augen blinzelten schläfrig. — Herta hatte sich vorgenommc», ihre Mienen bester zu beherrschen; sie mochte es nicht mit der einzigen bekannten Person in der großen fremden Stadt verderben. Kalter Aufschnitt, Brot Butter und Käse standen auf dem Tisch, dazu ein großer Krug braunen Bieres. Teller und Schüssel waren aus schadhaftem Fayence und die Gabeln